Das menschliche Gehirn ist ein faszinierendes und komplexes Organ, dessen vollständige Funktionsweise noch immer nicht vollständig entschlüsselt ist. Es dient als Steuerzentrale des Körpers und ist für lebenswichtige Aufgaben wie Atmung, Kreislauf und Schlaf-Wach-Verhalten zuständig. Darüber hinaus steuert es komplexe Funktionen wie Denken, Lernen, Emotionen und Handlungsabläufe. Dieser Artikel bietet einen Einblick in den grundlegenden Aufbau, die Funktionen und die Lernprozesse des Gehirns und geht dabei auf verschiedene Aspekte ein, von den Gehirnstrukturen bis hin zur neuronalen Plastizität und den Auswirkungen von Krankheiten.
Der Aufbau des Gehirns
Das Gehirn befindet sich im Kopf, geschützt durch die knöcherne Schädeldecke, und geht im Bereich des Hinterkopfs in das Rückenmark über. Das Nervengewebe des Gehirns ist von drei Hirnhäuten (Meningen) umgeben, die es zusätzlich schützen. Ähnlich wie das Rückenmark besteht das Gehirn aus zwei verschiedenen Gewebeanteilen: der grauen und der weißen Substanz.
- Graue Substanz: Sie enthält die Zellkörper der Nervenzellen. Bei Groß- und Kleinhirn bildet die graue Masse die umhüllende Rinde. Außerdem befindet sie sich in der weißen Substanz.
- Weiße Substanz: Sie enthält die Nervenfasern, also die Axone der Nervenzellen. Beim Gehirn befinden sich die Nervenzellkörper also vor allem in den äußeren Bereichen und die Axone liegen im inneren Teil des Gehirns.
Das Gehirn lässt sich in verschiedene Bereiche unterteilen, die jeweils spezifische Aufgaben erfüllen:
- Großhirn (Cerebrum): Das größte Gehirnareal, dessen Oberfläche durch zahlreiche Windungen (Gyri) und Furchen (Sulci) stark vergrößert ist. Die Großhirnrinde besteht aus 52 Rindenfeldern, die nach verschiedenen Funktionen eingeteilt werden.
- Zwischenhirn (Diencephalon): Liegt zwischen Großhirn und Mittelhirn. Es besteht aus dem Thalamus, der als "Tor zum Bewusstsein" fungiert und Sinneswahrnehmungen an das sensorische Rindenfeld weiterleitet, und dem Hypothalamus, der den Hormonhaushalt und wichtige Funktionen wie Schlaf-Wach-Rhythmus, Körpertemperatur und Sexualverhalten steuert. Zum Zwischenhirn gehört auch die Hypophyse, die Hormondrüse am Gehirn.
- Kleinhirn (Cerebellum): Liegt unterhalb des Großhirns und hinter dem Hirnstamm. Es ist für das Gleichgewicht und die Steuerung von erlernten Bewegungsabläufen verantwortlich.
- Hirnstamm (Truncus encephali): Bildet den untersten Teil des Gehirns und ist für die Verschaltung von Sinneseindrücken verantwortlich. Im Nachhirn überkreuzen sich viele Nervenbahnen der beiden Körperhälften.
Die Funktionen des Gehirns
Das Gehirn steuert alle lebenswichtigen Funktionen des Körpers, indem es Informationen von Organen und aus der Umwelt aufnimmt, speichert und verarbeitet. Es gibt viele verschiedene Gehirnregionen mit speziellen Aufgaben, die zusammenarbeiten müssen. Die linke Gehirnhälfte steuert die rechte Körperseite, während die rechte Gehirnhälfte die linke Körperseite steuert.
Das Gehirn ist ein hochaktives Organ, das etwa 20 % des gesamten Sauerstoffbedarfs des Körpers benötigt, obwohl es nur 2 % des Körpergewichts ausmacht. Die Durchblutung des Gehirns erfolgt über zwei große Arterienpaare: die innere Halsschlagader (Arteria carotis interna) und die Wirbelarterie (Arteria vertebralis). Eine spezielle Barriere, die Blut-Hirn-Schranke, schützt das Gehirn vor schädlichen Substanzen, die aus dem Blutkreislauf in das Nervengewebe gelangen könnten.
Lesen Sie auch: Faszination Nesseltiere: Wie sie ohne Gehirn leben
Lernen und neuronale Plastizität
Eine der wichtigsten Eigenschaften des Gehirns ist seine Lernfähigkeit. Bis vor kurzem glaubte man, dass sich das Gehirn eines Erwachsenen nicht mehr verändert. Heute weiß man jedoch, dass das Gehirn bis ins hohe Alter laufend umgebaut wird. Manche Neurobiologen vergleichen es sogar mit einem Muskel, der trainiert werden kann.
Lernen findet an den Synapsen statt, den Verbindungsstellen zwischen Nervenzellen. Synapsen können die Effektivität der Signalübertragung variieren, ein Phänomen, das als synaptische Plastizität bezeichnet wird. Durch ständiges Wiederholen können Synapsen verstärkt werden (Langzeitpotenzierung, LTP), indem sie mehr Botenstoffe ausschütten oder mehr Botenstoffrezeptoren bilden. Synapsen können aber auch neu gebildet oder abgebaut werden. An wenigen Stellen im Gehirn, wie zum Beispiel im Riechsystem, können sogar zeitlebens neue Nervenzellen gebildet werden.
Diese Plastizität ermöglicht es dem Gehirn, sich an neue Erfahrungen anzupassen und Schäden zumindest teilweise zu reparieren. Nach einem Schlaganfall können beispielsweise benachbarte Hirnregionen die Aufgaben des betroffenen Gebiets zum Teil übernehmen.
Forschungsmethoden zur Untersuchung des Gehirns
Wissenschaftler setzen verschiedene Techniken ein, um den Aufbau und die Funktionsweise des Gehirns zu untersuchen:
- Elektroenzephalografie (EEG): Misst die elektrische Aktivität des Gehirns über Elektroden, die auf der Kopfhaut platziert werden.
- Magnetresonanztomografie (MRT): Erzeugt detaillierte Bilder des Gehirns, die zur Diagnose von Schädigungen und zur Untersuchung der Gehirnstruktur verwendet werden können.
- Funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT): Misst die Gehirnaktivität, indem sie Veränderungen im Blutfluss erfasst.
- Konnektomik: Kartiert die Verbindungen zwischen Nervenzellen im Gehirn, um das "soziale Netzwerk" zu verstehen, das unser Denken, Fühlen und Handeln steuert.
Erkrankungen des Gehirns
Das Gehirn kann durch verschiedene Ursachen in seiner Funktion gestört oder beschädigt werden. Einige häufige Erkrankungen sind:
Lesen Sie auch: Lesen Sie mehr über die neuesten Fortschritte in der Neurowissenschaft.
- Schlaganfall: Eine Durchblutungsstörung im Gehirn, die zu Sauerstoffunterversorgung und Schädigung des betroffenen Gebiets führt.
- Hirntumor: Eine abnorme Wucherung von Zellen im Gehirn, die gutartig oder bösartig sein kann.
- Demenz: Eine Abnahme von Gedächtnis- und Denkleistungen, wobei Alzheimer eine häufige Form der Demenz ist.
- Parkinson: Eine neurodegenerative Erkrankung, bei der Nervenzellen im Gehirn absterben, was zu einem Mangel an Dopamin führt.
Unterrichtsmaterialien und Lernmethoden
Um Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die Funktionsweise des Gehirns zu geben, können verschiedene Unterrichtsmaterialien und Lernmethoden eingesetzt werden:
- Filme und Dokumentationen: Filme wie die dreiteilige Reihe "Dein Gehirn" oder Dokumentationen über den Aufbau und die Funktionsweise des Gehirns können komplexe Sachverhalte anschaulich vermitteln.
- Gruppenpuzzle: Schülerinnen und Schüler erarbeiten in Gruppen Expertenwissen zu verschiedenen Bereichen des Gehirns und geben dieses Wissen anschließend an ihre Mitschüler weiter.
- Modellieren eines Gehirnmodells: Durch das plastische Modellieren eines Gehirnmodells können Schülerinnen und Schüler die verschiedenen Hirnregionen und ihre Funktionen besser verstehen.
- Spiele: Spiele, bei denen Schülerinnen und Schüler Botenstoffe zuordnen oder Situationen darstellen, in denen bestimmte Botenstoffe aktiv werden, können das Gelernte festigen und anwenden.
Lesen Sie auch: Tinnitus und Gehirnaktivität: Ein detaillierter Einblick