Ein Hirntumor im Sehzentrum kann erhebliche Auswirkungen auf das Sehvermögen haben. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte von Hirntumoren, insbesondere Gliomen, im Zusammenhang mit Sehstörungen, basierend auf den bereitgestellten Informationen und allgemeinem medizinischem Wissen.
Einführung
Das Gehirn ist ein komplexes Organ, das für die Steuerung vieler Körperfunktionen verantwortlich ist, einschließlich des Sehens. Tumore im Gehirn, insbesondere im Bereich des Sehzentrums, können diese Funktionen beeinträchtigen und zu verschiedenen Sehstörungen führen.
Was sind Hirntumoren?
Als Hirntumor bezeichnet man Raumforderungen im Gehirn, die verschiedene Ursachen haben können. Hier unterscheidet man Tumorzysten, gut abgegrenzte Tumore, aber auch Tumore, die aus dem Hirngewebe selbst entstehen. Viele dieser Tumore sind gutartig und durch eine komplette operative Entfernung zu heilen. Aber auch bei den nicht gutartigen Tumoren gibt es heute viele therapeutische Möglichkeiten.
Gliome: Ursprung und Klassifizierung
Gliome sind eine Gruppe verschiedener Hirntumoren, die aus entarteten Gliazellen entstehen können. Gesunde Gliazellen unterstützen normalerweise die Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn. Gliome werden nach folgenden Kriterien eingeteilt:
- Histopathologisch: Untersuchung einer Gewebeprobe unter dem Mikroskop
- Molekulare Analyse: Untersuchung von genetischen Merkmalen
Diffuse Astrozytome können anhand einer bestimmten Genmutation unterschieden werden.
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Häufigkeit und Alter
Das Glioblastom zählt unter den Hirntumoren zu den häufigsten Formen, die bei Erwachsenen auftreten. Das Astrozytom Grad 4 wird deutlich seltener diagnostiziert. Glioblastome treten am häufigsten im fortgeschrittenen Alter auf. Ungefähr 7 von 10 Glioblastomen werden im Alter zwischen 55 und 80 Jahren diagnostiziert. Bei Menschen unter 40 Jahren ist dieser Hirntumor sehr selten.
Ursachen und Entstehung
Es sind bis heute keine eindeutigen Ursachen für die Entstehung von Glioblastomen und Astrozytomen Grad 4 bekannt. Es gibt Hinweise darauf, dass ionisierende Strahlung in hoher Dosis, wie sie zum Beispiel bei der Strahlentherapie für andere Tumoren im Kopfbereich eingesetzt wird, das Risiko erhöht, an einem Gehirntumor zu erkranken.
Symptome von Hirntumoren
Nicht jeder Hirntumor verursacht die gleichen Symptome. Je nachdem, in welcher Hirnregion ein Hirntumor entsteht und wächst, können unterschiedliche Symptome zum Vorschein kommen. Verschiedene Regionen im Gehirn steuern viele unterschiedliche Körperfunktionen. Gliome WHO-Grad 4, wie Glioblastome und Astrozytome Grad 4, beeinträchtigen in der Regel zunächst die Gehirnareale, die an den Tumor angrenzen. Oft leiden Hirntumor-Patientinnen und -Patienten zunächst an unspezifischen Symptomen. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Kopfschmerzen: Neu auftretende Kopfschmerzen, die über einige Tage oder Wochen immer heftiger werden und im Liegen zunehmen, sind ein verdächtiges und typisches Anzeichen, das meist zuerst bei Hirntumoren auftritt.
- Übelkeit und Erbrechen: Treten oft zusammen mit Kopfschmerzen auf und sind in der Regel morgens am stärksten.
- Sehstörungen: Ein Hirntumor kann die Sehbahnen beeinträchtigen und zu Gesichtsfeldausfällen oder Doppelbildern führen.
- Neurologische Ausfälle: Störungen der Motorik, Lähmungen, Empfindungsstörungen, Sprachstörungen oder Krampfanfälle.
- Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens: Patienten werden möglicherweise schneller reizbar, frustriert oder aggressiver als zuvor.
- Anhaltende Müdigkeit, Erschöpfung oder Antriebslosigkeit: Kann auftreten, wenn durch das Gliom WHO-Grad 4 Teile des Frontalhirns geschädigt werden. Es kann auch zu Depressionen oder Angstgefühlen kommen.
- Epileptische Anfälle: Können bei einem Gliom WHO-Grad 4 neu auftreten, wenn gesundes Hirngewebe in den Randbereichen des Hirntumors erregt wird.
Sehstörungen im Detail
Beim Sehen werden Informationen von der Netzhaut der Augen aufgenommen und über Nervenbahnen bis ins Sehzentrum im Hinterkopf geleitet und dort verarbeitet. Ein Hirntumor wie ein Gliom WHO-Grad 4 kann diese Prozesse beeinträchtigen. Es kann z.B. zu Gesichtsfeldausfällen kommen, bei denen bestimmte Bereiche des Gesichtsfelds nicht mehr wahrgenommen werden. Am Anfang bemerken Erkrankte solche Symptome oft gar nicht, weil das menschliche Gehirn die fehlenden Bildinformationen berechnet und das Bild weitestgehend vervollständigt. Erst bei größeren Arealen gelingt dies nicht mehr und ein schwarzer Fleck entsteht.
Diagnose von Hirntumoren
Hirntumore wie das Glioblastom oder das Astrozytom Grad 4 verursachen relativ unspezifische Symptome. Eine Diagnose nur anhand der Symptome ist daher nicht möglich. Ein Hirntumor wird in der Regel anhand eines MRT-Bildes oder CT-Bildes des Kopfes entdeckt.
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Bildgebende Verfahren
- Magnetresonanztomographie (MRT): Das MRT ist ein bildgebendes Verfahren, das detaillierte Bilder des Gehirns liefert und es ermöglicht, die Lage, Größe und Beschaffenheit des Tumors zu beurteilen.
- Computertomographie (CT): Die Computertomographie ist eine spezielle Röntgenuntersuchung, die den Körper im Querschnitt zeigt und darüber informiert, wo der Tumor sich befindet und wie groß er ist.
- Positronenemissionstomographie (PET): Die Positronenemissionstomographie ist ein bildgebendes Verfahren, das die Stoffwechselaktivität der Zellen sichtbar macht.
Liquoruntersuchung
In manchen Fällen ist bei Verdacht auf einen Gehirntumor eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquor) erforderlich. Bei einigen Hirntumoren (etwa dem Medulloblastom) können sich Tumorzellen ablösen und über den Liquorraum im Rückenmarkkanal verteilen.
Behandlung von Hirntumoren
Es gibt mehrere Therapien, die für die Behandlung von neu diagnostizierten Glioblastomen und Astrozytomen Grad 4 zur Verfügung stehen und die Lebenserwartung positiv beeinflussen können. Dennoch sind diese Hirntumoren relativ schwer zu behandeln und bis heute nicht heilbar. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Operative Entfernung
Viele Hirntumore können mikrochirurgisch komplett entfernt werden. Aber auch die Teilentfernung eines Tumors kann sinnvoll sein. Die meisten Eingriffe am Gehirn werden neuronavigiert oder robotergestützt durchgeführt. Manchmal zeigt sich bei der computerunterstützten Vorplanung einer Operation eine unmittelbare Nachbarschaftsbeziehung des Hirntumors zu einem Hirnareal mit sehr wichtiger Funktion (Bewegungszentrum, Sehzentrum, Sprachzentrum).
Wach-OP
Während einer Wach-OP wird das Hirnareal, in dem operiert wird, mit elektrischen Impulsen stimuliert. Anhand der Reaktion der Patientinnen und Patienten auf diese Impulse können die Operierenden genau lokalisieren, bis wohin sie Schnitte setzen können, ohne irreversible Schäden der Hirnfunktion anzurichten.
Strahlentherapie
Je nach Wachstumsmuster wird die operative Therapie durch die Strahlentherapie und/oder Chemotherapie ergänzt. Aber auch die alleinige Strahlentherapie und/oder Chemotherapie kann ein Therapiekonzept sein. Es gibt Hinweise darauf, dass ionisierende Strahlung in hoher Dosis, wie sie zum Beispiel bei der Strahlentherapie für andere Tumoren im Kopfbereich eingesetzt wird, das Risiko erhöht, an einem Gehirntumor zu erkranken.
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Chemotherapie
Je nach Wachstumsmuster wird die operative Therapie durch die Strahlentherapie und/oder Chemotherapie ergänzt. Aber auch die alleinige Strahlentherapie und/oder Chemotherapie kann ein Therapiekonzept sein.
Interdisziplinäre Tumorkonferenz
Um das bestmögliche Behandlungsergebnis zu erreichen, besprechen wir in der Hirntumorklinik jeden Fall im Rahmen einer interdisziplinären Tumorkonferenz. Spezialisten aus den Fachgebieten Neurologie, Neurochirurgie, Strahlentherapie, Onkologie, Radiologie und Pathologie beschäftigen sich mit jedem Einzelfall und erarbeiten eine individuelle Therapie-Empfehlung, die sich an den aktuellen Leitlinien und Forschungsergebnissen orientiert, aber auch die bestmögliche Lebensqualität der oder des Einzelnen nicht aus den Augen verliert.
Fallbeispiel Melanie Jödecke
Melanie Jödecke kämpft seit 2005 mit einem Hirntumor und den Folgen wie Epilepsie. Ihre Krankheitsgeschichte zeigt, wie komplex die Behandlung von Hirntumoren sein kann und wie wichtig eine individuelle Therapieplanung ist.
Krankheitsverlauf und Prognose
Der Krankheitsverlauf und damit die Prognose des Glioblastoms und des Astrozytoms Grad 4 ist sehr individuell und hängt ab von verschiedenen Faktoren wie dem Alter, dem allgemeinen Gesundheitszustand und bestimmten Eigenschaften des Tumors (molekulare Marker) ab. So sind Glioblastome sogenannte IDH-Wildtyp-Tumoren und wachsen besonders schnell, was in der Regel mit einer geringeren Lebenserwartung verbunden ist. Astrozytome Grad 4 als IDH-mutierte Tumoren dagegen wachsen zwar ebenfalls schnell, haben jedoch eine etwas bessere Lebenserwartung. Statistiken bilden den Durchschnitt der Lebenserwartung ab und haben nur eine sehr eingeschränkte Aussagekraft für den Einzelnen.
Umgang mit Sehstörungen nach der Operation
Auch nach der Operation können Sehstörungen bestehen bleiben oder sich verändern. Es ist wichtig, die Veränderungen des Sehvermögens genau zu beobachten und dem behandelnden Arzt mitzuteilen.
Persönliche Erfahrungen
Die im Text erwähnte Person berichtet von einer Gesichtsfeldeinschränkung nach links aufgrund eines Astrozytoms Grad 3. Nach der Operation trat eine komplette Hemianopsie beider Augen nach links auf. Trotz der Operation und der anschließenden Behandlungen sind die Sehstörungen nicht stabil, sondern schwanken.
Hilfsmittel und Anpassungen
- Schriftgröße anpassen: Die Schrift extra groß einstellen, um das Lesen zu erleichtern
- Vorlesefunktion nutzen: Die Optionen mit Vorlesen und Diktieren verwenden
- Gesichtsfeldtraining: Übungen zur Verbesserung des Gesichtsfelds können hilfreich sein.
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