Die Diagnose Demenz ist eine Herausforderung - für die Betroffenen selbst, aber auch für ihre Familien und Freunde. Die Krankheit wirft viele Fragen auf, und der Umgang damit ist oft von Unsicherheit und Ängsten geprägt. Dieser Artikel soll dazu beitragen, das Verständnis für Demenz zu vertiefen, praktische Ratschläge für den Alltag zu geben und aufzuzeigen, wo Betroffene und Angehörige Unterstützung finden können.
Was ist Demenz?
Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen des Gehirns, die mit einem fortschreitenden Verlust der geistigen Fähigkeiten einhergehen. Dazu gehören Gedächtnis, Denkvermögen, Sprache und Orientierung. Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Krankheit. In Deutschland sind rund 1,6 Millionen Menschen an Demenz erkrankt, Tendenz steigend.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen von Demenz sind vielfältig und noch nicht vollständig geklärt. Bei der Alzheimer-Krankheit spielen Ablagerungen von bestimmten Proteinen im Gehirn eine Rolle. Es gibt aber auch andere Faktoren, die das Risiko für eine Demenz erhöhen können, wie zum Beispiel:
- Hohes Alter
- Genetische Veranlagung
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Diabetes
- Bluthochdruck
- Übergewicht
- Rauchen
- Bewegungsmangel
- Soziale Isolation
Diagnose und Behandlung
Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, um die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten. Es gibt verschiedene Diagnoseverfahren, wie zum Beispiel Gedächtnissprechstunden, neuropsychologische Tests und bildgebende Verfahren des Gehirns.
Eine Heilung von Demenz ist derzeit noch nicht möglich. Es gibt aber Medikamente, die die Symptome lindern und den Verlauf der Krankheit verlangsamen können. Darüber hinaus spielen nicht-medikamentöse Therapien eine wichtige Rolle, wie zum Beispiel Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie und Gedächtnistraining.
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Leben mit Demenz
Das Leben mit Demenz stellt Betroffene und Angehörige vor große Herausforderungen. Es ist wichtig, die Erkrankung offen anzusprechen und sich frühzeitig Unterstützung zu suchen.
Offenheit und Kommunikation
Oft versuchen Angehörige, so lange wie möglich den Schein der Normalität zu wahren. Jutta Kindereit vom Vorstand der Alzheimer Gesellschaft Region Harz weiß aus Erfahrung: "Man glaubt, dass Freunde und Nachbarn nicht bemerken, wenn jemand im Umkreis sich verändert. Aber alle merken es." Die meisten allerdings schweigen mit und ziehen sich zurück. Aus Höflichkeit. Aus Verlegenheit. Offenheit ist ein erster Schritt, die Isolation zu überwinden und die Unsicherheit zu mildern, vor die eine Demenz Töchter, Söhne und Partner stellt.
Unterstützung für Angehörige
Angehörige von Demenzkranken sind oft stark belastet. Es ist wichtig, dass sie sich nicht überfordern und sich rechtzeitig Hilfe suchen. Es gibt verschiedene Angebote, die Angehörige entlasten können, wie zum Beispiel:
- Alzheimer-Telefon: Hier erhalten Ratsuchende Informationen über lokale Angebote.
- Pflegestützpunkte: Sie bieten Beratung und Unterstützung bei allen Fragen rund um die Pflege.
- Ambulante Dienste: Sie übernehmen die Pflege zu Hause.
- Tagespflege-Einrichtungen: Sie bieten Betreuung und Beschäftigung für Demenzkranke tagsüber.
- Angehörigenkurse: Sie vermitteln Wissen und praktische Tipps für den Umgang mit Demenz.
- Selbsthilfegruppen und Internet-Foren: Hier können sich Angehörige austauschen und gegenseitig unterstützen.
Wohnen und Pflege
Im Verlauf der Demenz kann es notwendig werden, dass Betroffene nicht mehr alleine zu Hause leben können. Es gibt verschiedene Wohnformen, die auf die Bedürfnisse von Demenzkranken zugeschnitten sind, wie zum Beispiel:
- Betreutes Wohnen: Hier leben Demenzkranke in einer eigenen Wohnung und erhalten bei Bedarf Unterstützung.
- Wohngruppen: Hier leben Demenzkranke in einer Gemeinschaft und werden von Pflegekräften betreut.
- Seniorenheime: Sie bieten umfassende Pflege und Betreuung für Menschen mit Demenz.
Sabine Jansen, Geschäftsführerin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft in Berlin, hat Anregungen, wie sich ein Eindruck "vom Geist einer Einrichtung" gewinnen lässt: "Wie viel Zeit nehmen sich die Mitarbeiter für die Betreuten? Welche Gruppenangebote gibt es? Wie willkommen sind Angehörige? Können sie an Aktivitäten teilnehmen?"
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Rechtliche Vorsorge
Nützlich ist es, wenn Vertrauenspersonen schon vor oder im Anfangsstadium einer Demenz eine Vorsorgevollmacht bekommen. An vielen Orten gibt es "Wohnberater", die Gefahren in Haushalten mit dementen Bewohnern entdecken und entschärfen. Oft hilft Technik. Etwa ein Überlaufschutz im Waschbecken. Sicherheitsschlösser, die auch zu öffnen sind, wenn innen ein Schlüssel steckt. Herde und Bügeleisen mit Abschaltautomatik.
Tipps für den Umgang mit Demenzkranken
- Den Dementen ihre Würde lassen!
- Mit Geduld und nicht mit Ärger auf sie reagieren!
- Sie von gefährlichen Impulsen durch sanftes Umlenken abbringen, statt panisch zu werden!
- Den komischen Seiten von Alzheimer mit Humor begegnen!
Solche Ratschläge sind leichter gegeben als befolgt. Zu oft geraten Angehörige im Alltag in die Situation, dass die Demenz ihres Familienmitglieds das eigene Leben völlig vereinnahmt. Die Gedanken kreisen dann 24 Stunden am Tag nur noch um Betreuung und Angst. Der Ton wird rauer. Der Kontakt zu Freunden reißt ab. "Wenn Pflegende an ihre Grenzen kommen, ist eine Entscheidung gefragt", sagt Jutta Kindereit, die seit 23 Jahren in einem Seniorenheim arbeitet, das Menschen mit Demenz in eigenen Wohngruppen betreut. Jedes Schicksal ist anders; nicht immer ist eine Pflege zu Hause bis zum Ende möglich und sinnvoll. Familien sollten sich frühzeitig Heime anschauen.
Demenzfreundliche Kommunen
In Kommunen wie der nordrhein-westfälischen Stadt Arnsberg sind Demenzkranke aktiv ins öffentliche Leben eingebunden. Die Busfahrer sind geschult, mit vergesslichen Senioren umzugehen. Den "Karneval der Generationen" feiern Demente mit. Es gibt Patenschaften "von Mensch zu Mensch" und Kooperationen zwischen Kita und Seniorenwohnheim. Ein Labrador und zwei Dutzend als "Klinik-Clowns" ausgebildete Kinder lassen Senioren ihre Schwächen vergessen. Eine "Musikgeragogin" leitet einen für Demente offenen Gospelchor.
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