Gerd Müller und die Alzheimer-Krankheit: Eine Fußballlegende kämpft gegen das Vergessen

Die Nachricht von Gerd Müllers Alzheimer-Erkrankung schockierte im Oktober 2015 Fußball-Deutschland und die Welt. Der „Bomber der Nation“, einer der größten Stürmer aller Zeiten, kämpfte gegen die heimtückische Krankheit des Vergessens. Dieser Artikel beleuchtet die Erkrankung von Gerd Müller, die Auswirkungen auf sein Leben und die möglichen Zusammenhänge zwischen seiner Karriere als Profifußballer und dem erhöhten Risiko für Demenzerkrankungen.

Die Diagnose und ihre Folgen

Wenige Wochen vor seinem 70. Geburtstag, am 3. November 2015, gab der FC Bayern München die erschütternde Diagnose öffentlich bekannt: Gerd Müller litt an Alzheimer. Seit Februar 2016 lebte er in einem Pflegeheim, da er eine Rundumbetreuung benötigte. Seine Frau Uschi beschrieb seinen Zustand später als „Er schläft seinem Ende entgegen. Er isst so gut wie nichts mehr, kann kaum mehr schlucken, liegt fast 24 Stunden im Bett, hat nur wenig wache Momente".

Die Alzheimer-Krankheit ist eine unheilbare Störung des Gehirns und die häufigste Form der Demenz. Sie führt zu Gedächtnisverlust, Veränderungen im Wesen des Betroffenen und schließlich zum Verlust der Fähigkeit, alltägliche Aufgaben zu bewältigen. Im Endstadium sind Essen, Anziehen, Gehen, Sitzen und Sprechen kaum oder gar nicht mehr möglich.

Gerd Müllers Karriere: Eine Legende des Fußballs

Gerd Müller, geboren in Nördlingen, war einer der erfolgreichsten Stürmer in der Geschichte des Fußballs. Er erzielte in 427 Bundesliga-Spielen unglaubliche 365 Tore - ein bis heute unerreicht Rekord. In der Saison 1971/72 traf er allein 40 Mal. Mit dem FC Bayern gewann er viermal die Meisterschaft, holte vier Pokalsiege und wurde siebenmal Torschützenkönig. Mit der Nationalmannschaft wurde er 1974 Welt- und 1972 Europameister. Seine Tor-Quote beim DFB (68 Tore in 62 Länderspielen) ist legendär.

Karl-Heinz Rummenigge, Bayern-Boss, sagte: "Ohne seine Tore wären der FC Bayern und der deutsche Fußball nicht das, was sie heute sind. Gerd Müller ist einer der ganz Großen des Weltfußballs.“

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Nach seiner aktiven Karriere brachte Müller seine Erfahrung als Nachwuchstrainer ein und prägte so zum Beispiel spätere Weltmeister wie Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller.

Alzheimer und Fußball: Ein möglicher Zusammenhang?

Die Erkrankung von Gerd Müller warf die Frage auf, ob es einen Zusammenhang zwischen seiner Karriere als Profifußballer und seinem erhöhten Risiko für Alzheimer geben könnte. Insbesondere die vielen Kopfbälle, die er im Laufe seiner Karriere ausführte, standen im Verdacht, die Entstehung der Krankheit begünstigt zu haben.

Studien haben gezeigt, dass Profifußballer ein erhöhtes Risiko haben, an Demenz zu erkranken. Eine schottische Studie ergab, dass sie ein fünfmal höheres Risiko haben. Eine spezielle Form der Demenz, die Chronisch-Traumatische Enzephalopathie (CTE), wird mit wiederholten Schlägen und Stößen gegen den Kopf in Verbindung gebracht. CTE wurde ursprünglich als "Boxer-Krankheit" bezeichnet.

Schädel-Hirn-Traumata können das Risiko erhöhen, an Alzheimer oder einer anderen Demenzform zu erkranken. Bei der CTE werden Fortsätze von Nervenzellen durch Erschütterungen verletzt, was zu Stauchungen oder Dehnungen führen kann. Die Symptome und die Krankheit treten oft erst Jahre oder Jahrzehnte später auf.

Alzheimer in Deutschland: Eine wachsende Herausforderung

In Deutschland leben rund 1,6 Millionen Menschen mit Demenz, die meisten von ihnen leiden unter Alzheimer. Die Zahl der Erkrankten wird sich bis zum Jahr 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen erhöhen, sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt.

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Die Betreuung von Alzheimer-Patienten stellt eine große Herausforderung für Angehörige dar. Es gibt zwei verschiedene Formen von Patienten: passive und aktive. Passive Patienten sind eher ruhig und lassen sich gut helfen, während aktive Patienten viel herumlaufen und spontan handeln können, was die Betreuung erschwert.

Frühzeitige Hilfe und Unterstützung können jedoch dazu beitragen, dass Patienten länger zu Hause bleiben können. Externe Tagespflege oder zusätzliche Betreuung im Haus können die Belastung für die Familie reduzieren.

Risikofaktoren und Prävention

Die Forschung hat eine Reihe von Risikofaktoren für Demenz identifiziert, von denen einige beeinflussbar sind und andere nicht.

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren:

  • Alter: Ab dem 60. Lebensjahr verdoppelt sich die Demenzhäufigkeit alle fünf Jahre.
  • Geschlecht: Frauen sind eher demenzgefährdet als Männer.
  • Genetische Faktoren: Eine bestimmte Variante des ApoE-Gens erhöht das Risiko, an Alzheimer zu erkranken.

Beeinflussbare Risikofaktoren:

  • Diabetes
  • Bluthochdruck
  • Adipositas
  • Bewegungsmangel
  • Rauchen
  • geringe Bildung
  • Depression

Neu entdeckte Risikofaktoren:

  • Small Vessel Disease: Einblutungen in den kleinen Gehirngefäßen
  • Psychischer Stress in mittleren Jahren
  • Leben ohne Partner
  • Kurzer REM-Schlaf
  • Überzuckerte Getränke

Eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung, sozialer Interaktion und geistiger Aktivität kann dazu beitragen, das Demenzrisiko zu reduzieren.

Frühe Anzeichen von Demenz

Es ist wichtig, die frühen Anzeichen von Demenz zu erkennen, um frühzeitig Hilfe und Unterstützung zu erhalten. Zu den frühen Anzeichen gehören:

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  • Zunehmende Vergesslichkeit von Verabredungen
  • Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen
  • Probleme, sich an den Inhalt von Gesprächen zu erinnern
  • Schwierigkeiten, sich in vertrauter Umgebung zurechtzufinden
  • Probleme, Mahlzeiten zuzubereiten oder Aufgaben zu erledigen, die mehrere Schritte erfordern
  • Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und Texte zu verstehen
  • Zunehmende Schusseligkeit und Nachlässigkeit
  • Wortfindungsschwierigkeiten

Das Vermächtnis von Gerd Müller

Gerd Müller war nicht nur ein außergewöhnlicher Fußballer, sondern auch ein Mensch, der für Werte wie Freundschaft und Fairplay stand. Seine Alzheimer-Erkrankung hat viele Menschen berührt und das Bewusstsein für diese Krankheit geschärft. Sein Vermächtnis wird weiterleben, sowohl auf dem Fußballplatz als auch im Kampf gegen das Vergessen.

Thomas Müller sagte über Gerd Müller: "Seine Torquote wird in Deutschland niemand mehr erreichen. Dennoch ist er total bescheiden und hat sich nie darauf etwas Besonderes eingebildet."

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