Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die sich schleichend entwickelt und auf unterschiedliche Weise äußern kann. Ein häufiges, aber oft übersehenes Frühsymptom ist der Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für Geschmacksverlust bei Parkinson-Patienten und zeigt Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten auf.
Einleitung
Die Parkinson-Erkrankung betrifft weltweit Millionen von Menschen, wobei allein in Deutschland etwa 400.000 Menschen betroffen sind. Die Erkrankung manifestiert sich durch eine Reihe von motorischen und nicht-motorischen Symptomen. Zu den bekanntesten motorischen Symptomen gehören Zittern, verlangsamte Bewegungen, Muskelsteifheit und Gleichgewichtsstörungen. Nicht-motorische Symptome, wie Riechstörungen, Schlafstörungen, Verstopfung und auch Geschmacksveränderungen, können jedoch bereits Jahre vor den motorischen Symptomen auftreten und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.
Ursachen für Geschmacksverlust bei Parkinson
Der Geschmacksverlust bei Parkinson ist oft auf eine Kombination verschiedener Faktoren zurückzuführen:
- Riechstörungen: Ein charakteristisches Frühsymptom der Parkinson-Erkrankung ist eine Riechstörung, von der etwa neun von zehn Patienten betroffen sind. Da die Sinneseindrücke beim Essen in Nase und Zunge entstehen und die feinen Aromen hauptsächlich über die Nase wahrgenommen werden, führt eine eingeschränkte Geruchswahrnehmung dazu, dass das Essen fade schmeckt. Das Zusammenspiel von Geschmacks- und Geruchssinn ist essenziell für ein volles Geschmackserlebnis.
- Neuropathologische Veränderungen: Bei Parkinson-Patienten gehen in bestimmten Hirnregionen Nervenzellen unter, was zu einem Mangel des Botenstoffs Dopamin führt. Dopamin ist für die Weiterleitung von Nervenreizen notwendig. Diese Veränderungen können auch die Nervenbahnen des Geruchs- und Geschmackssinns beeinträchtigen.
- α-Synuclein-Ablagerungen: Pathogenetisch kommt es bei Morbus Parkinson zu α-Synuclein-Ablagerungen im Gehirn, aber auch in der Haut und in der Schleimhaut des Darms. Diese Ablagerungen können die Funktion der Nervenzellen beeinträchtigen, die für die Geschmacks- und Geruchswahrnehmung verantwortlich sind.
- Medikamentöse Therapie: Einige Medikamente, die zur Behandlung der Parkinson-Krankheit eingesetzt werden, können den Geschmackssinn beeinträchtigen.
- Weitere Faktoren: Auch andere Faktoren wie Alter, Mundtrockenheit, mangelnde Mundhygiene oder andere Erkrankungen können zu Geschmacksstörungen beitragen.
Weitere Symptome der Parkinson-Krankheit
Neben dem Geschmacksverlust gibt es eine Reihe weiterer Symptome, die auf die Parkinson-Krankheit hindeuten können:
- Motorische Symptome:
- Zittern (Tremor): Oftmals sind die Hände betroffen, aber das Zittern kann auch in den Beinen oder im Unterkiefer auftreten. Zu Beginn der Erkrankung ist oft nur eine Körperseite betroffen, später beide.
- Verlangsamte Bewegung (Bradykinese): Betroffene sind deutlich weniger beweglich.
- Muskelsteifheit (Rigor): Die Muskeln versteifen sich, was sich oft schon beim Gehen bemerkbar macht.
- Gleichgewichtsstörungen: Können im späteren Verlauf der Erkrankung auftreten.
- Nicht-motorische Symptome:
- Riechstörungen: Ein charakteristisches Frühsymptom, das oft Jahre vor den Bewegungssymptomen auftritt.
- Schlafstörungen: Ein- und Durchschlafprobleme, ungesteuerte Beinbewegungen sowie Krämpfe können auftreten.
- Verstopfung: Eine häufige Begleiterscheinung, da auch die Darmtätigkeit von den steifen Muskeln beeinträchtigt ist.
- Blasenprobleme: Vor allem häufiger Harndrang.
- Kognitive Einschränkungen: Leichte Gedächtnisprobleme können bereits am Anfang der Erkrankung bestehen.
- Psychische Probleme: Depressionen, Angststörungen und Demenz können im Verlauf der Erkrankung auftreten.
Diagnose von Geschmacksverlust und Parkinson
Wenn Menschen feststellen, dass ihr Geruchssinn beeinträchtigt ist, sollten sie einen HNO-Arzt aufsuchen, um die Ursache abzuklären und gegebenenfalls behandeln zu lassen. Im Alter ist Geruchsverlust zwar häufig, aber es können auch Krankheiten wie Parkinson oder Alzheimer dahinterstecken. Betroffene sollten sich daher frühzeitig an ihre Hausarztpraxis wenden, damit im Fall der Fälle die zugrundeliegende Krankheit schnell behandelt wird.
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Die Diagnose der Parkinson-Krankheit wird meistens durch einen Neurologen gestellt. Dieser untersucht den Patienten körperlich und achtet dabei besonders auf Parkinson-Symptome wie Zittern, verlangsamte Bewegungsabläufe und Muskelsteifheit. Zudem kann der Arzt einen Riechtest, eine Ultraschalluntersuchung einer bestimmten Hirnregion oder ein MRT durchführen.
Behandlungsmöglichkeiten bei Geschmacksverlust und Parkinson
Die Behandlung von Geschmacksverlust bei Parkinson zielt darauf ab, die zugrunde liegenden Ursachen zu behandeln und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Es gibt verschiedene Ansätze, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden können:
- Medikamentöse Therapie: Die Parkinson-Krankheit selbst ist nicht heilbar, aber die Symptome können mit Medikamenten gelindert werden. Das älteste medikamentöse Therapieprinzip ist die Zufuhr von Dopamin, dem Botenstoff, der bei Parkinson-Betroffenen nicht mehr in ausreichender Menge vom Körper produziert wird. Das Mittel Levodopa ist bereits seit den frühen 70er Jahren zur Behandlung der Parkinson-Erkrankung zugelassen und verbessert die typischen Parkinson-Symptome wie das Zittern, die verlangsamten Bewegungen und die Steifheit der Muskeln. Allerdings kann die Einnahme über viele Jahre zu plötzlichen und unerwarteten Bewegungsstörungen führen. Weitere Medikamente wie Dopaminagonisten, Monoaminooxidase-B-Hemmer (MAO-B-Hemmer), Adenosin-Rezeptor-Antagonisten und COMT-Inhibitoren können ebenfalls eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern.
- Nicht-medikamentöse Therapien: Unterstützend werden nicht-medikamentöse Therapien wie Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie eingesetzt. Diese Therapien können helfen, die Beweglichkeit zu verbessern, die Muskeln zu stärken und Schluckbeschwerden zu lindern.
- Riechtraining: Neuere Untersuchungen zeigen gute Ergebnisse bei einem intensiven Riechtraining über einen Zeitraum von mindestens vier bis sechs Monaten. Dabei müssen Patienten täglich früh und abends an vier verschiedenen Düften riechen, und zwar an Zitrone, Eukalyptus, Nelke und Rose. Dieses Training basiert auf der Erkenntnis, dass der Geruchssinn nur auf Änderungen des Geruchs reagiert.
- Ernährungstherapie: Eine zielgerichtete Kost und bestimmte Maßnahmen können die Lebensqualität der Betroffenen steigern und auch den Genuss und die Freude am Essen wiederfinden. Da Parkinson-Patienten häufig unter Schluckstörungen, Verdauungsstörungen und vermindertem Geruchs- und Geschmacksempfinden leiden, ist eine angepasste Ernährung wichtig. Bei der Einnahme des Parkinson-Medikamentes L-Dopa ist außerdem Vorsicht beim Verzehr von Eiweiß geboten, da Eiweiß die Aufnahme von L-Dopa hemmen kann.
- Operative Maßnahmen: Wenn Polypen, eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung, eine verbogene Nasenscheidewand oder angeschwollene Nasenmuscheln die Ursache für eine Anosmie sind, kann eine Operation helfen. Für die operative Verkleinerung der Nasenmuscheln bieten sich Operationstechniken mit Laser oder Radiofrequenz an. Eine Operation der Nasennebenhöhlen hat zum Ziel, die engen Gänge der Nasennebenhöhlen zu erweitern, eventuell werden dabei auch Polypen entfernt.
- Tiefe Hirnstimulation: In bestimmten Fällen kann eine tiefe Hirnstimulation in Erwägung gezogen werden. Dabei werden Elektroden in das Gehirn implantiert, die elektrische Impulse abgeben und so die Parkinson-Symptome lindern können.
Ernährungsempfehlungen für Parkinson-Patienten mit Geschmacksverlust
Eine angepasste Ernährung kann dazu beitragen, den Geschmacksverlust auszugleichen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern:
- Abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung: Eine gesunde und ausgewogene Kost ist wichtig, damit der Körper mit Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Proteinen versorgt wird.
- Ballaststoffreiche Ernährung: Ballaststoffe verbessern die Verdauung und wirken so einer Verstopfung entgegen. Geeignete Lebensmittel sind Gemüse, Getreide und Obst.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie ausreichend Wasser, um eine Austrocknung zu vermeiden und die Verdauung zu fördern.
- Eiweißzufuhr beachten: Da Eiweiß die Aufnahme von L-Dopa beeinträchtigen kann, sollte die notwendige Eiweißmenge in kleinen Portionen über den Tag verteilt aufgenommen werden und nicht in einer großen Mahlzeit.
- Gewürze und Kräuter verwenden: Verwenden Sie Gewürze und Kräuter, um den Geschmack der Speisen zu intensivieren.
- Schonende Zubereitungsmethoden: Kochen Sie Fleisch und Fisch im eigenen Sud und verwenden Sie frische, duftende Zutaten.
- Appetit anregen: Gewürze und Kräuter in einem Mörser fein zermahlen - das regt den Geruchssinn an. Geben Sie einen kleinen Schuss Olivenöl zu zerkleinerten oder pürierten Speisen.
- Vitamin D und Kalzium: Achten Sie auf eine ausreichende Aufnahme von Vitamin D und Kalzium, um Osteoporose vorzubeugen.
- Regelmäßige Gewichtskontrolle: Kontrollieren Sie regelmäßig Ihr Körpergewicht, um einer Mangelernährung vorzubeugen.
Selbsthilfemaßnahmen für Parkinson-Patienten mit Geschmacksverlust
Neben den genannten Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten gibt es auch einige Dinge, die Parkinson-Patienten selbst tun können, um ihren Geschmacksverlust zu lindern und ihre Lebensqualität zu verbessern:
- Bewegung und Sport: Regelmäßige Bewegung und Sport können das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit hinauszögern und die allgemeine Gesundheit verbessern.
- Soziale Kontakte: Ein aktives Sozialleben mit vielen Kontakten, Gesprächen und gemeinsamen Aktivitäten kann der Entwicklung einer Demenz entgegenwirken.
- Austausch mit anderen Betroffenen: Der Austausch mit anderen Parkinson-Patienten kann hilfreich sein, um Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.
- Unterstützung suchen: Die Diagnose Parkinson stellt Patienten und Angehörige zunächst vor viele Herausforderungen und Fragen. Es ist wichtig, sich Unterstützung von Familie, Freunden und professionellen Helfern zu suchen.
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