Geschmacksverlust als Ursache und Symptom von Demenz

Der Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns kann ein frühes Anzeichen für Demenz sein, insbesondere für die Alzheimer-Krankheit. Veränderungen im Geruchsinn, wie ein nachlassendes Riechvermögen oder das Wahrnehmen von nicht vorhandenen Gerüchen, können Jahre vor den ersten kognitiven Einschränkungen auftreten. Es ist wichtig, diese Veränderungen ernst zu nehmen und ärztlich abklären zu lassen, da sie auf eine beginnende neurodegenerative Erkrankung hindeuten können.

Frühe Anzeichen und Symptome

Ein schwindender Geruchssinn kann ein frühes Symptom von Demenz sein. Neurologen haben festgestellt, dass Veränderungen im Geruchsinn, wie das Nicht-mehr-Wahrnehmen schwacher Düfte oder das Auftreten imaginärer Duftattacken, frühe Anzeichen für Alzheimer sein können. Diese Veränderungen können Jahre vor den ersten kognitiven Einschränkungen auftreten.

Fallbeispiel: Neurologe Daniel Gibbs

Ein Beispiel hierfür ist der Neurologe Daniel Gibbs, bei dem 12 Jahre vor seiner Alzheimer-Diagnose Veränderungen im Geruchssinn auftraten. Er konnte schwache Düfte nicht mehr wahrnehmen und wurde von imaginären Duftattacken befallen. Eine DNA-Untersuchung bestätigte schließlich die Diagnose Alzheimer.

Wahrnehmung von Geschmacksstörungen

Geruchsstörungen werden oft auch als Geschmacksstörungen wahrgenommen, da Geschmacks- und Geruchssinn eng miteinander verbunden sind. Dies erklärt, warum beispielsweise stark Verschnupfte weder riechen noch schmecken können.

Ursachen für Geschmacksverlust bei Demenz

Degeneration des Riechkolbens

Der Hauptgrund für den Geschmacksverlust bei Demenz liegt in der Rückbildung des Riechkolbens. Der Riechkolben ist das Riechzentrum im Gehirn und für die Verarbeitung der Sinnesreize aus der Nase verantwortlich. In der frühen Phase der Alzheimer-Demenz degenerieren bestimmte Hirnbereiche in einer bestimmten Reihenfolge, wobei Geruchsstörungen oft als erste Symptome auftreten.

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Neurologische Erkrankungen

Riechstörungen können nicht nur Vorboten für Alzheimer, sondern auch für andere neurodegenerative Krankheiten wie Parkinson sein. Studien haben gezeigt, dass ein großer Teil der Parkinson-Patienten ebenfalls von Riechstörungen betroffen ist.

Weitere Ursachen

Es gibt über sechzig verschiedene medizinische Ursachen für einen nachlassenden Geruchssinn, von denen viele im Alter häufiger auftreten. Dazu gehören Infektionen der Atemwege, Schädel-Hirn-Traumata und Neurodegeneration der Riechzellen. Auch Rauchen kann den Geruchssinn stark beeinträchtigen.

Bedeutung der Früherkennung

Die frühzeitige Diagnose der Alzheimer-Demenz ist von großer Bedeutung, da so frühzeitig mit gezielten Therapien begonnen werden kann. Der Verlust des Geruchssinns kann ein wichtiges Warnsignal sein, das auf die Entwicklung einer Demenzerkrankung hinweist.

Forschungsergebnisse

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ältere Menschen mit schlechten Ergebnissen in standardisierten Geruchstests ein höheres Risiko für die künftige Entwicklung einer Demenzerkrankung haben.

Interview mit Prof. Dr. Ronald Petersen

Prof. Dr. Ronald Petersen betont, dass ein nachlassender Geruchssinn nicht sofort Panik auslösen sollte, da es viele Ursachen dafür geben kann. Ein Facharzt kann jedoch feststellen, ob die Geruchsstörung durch eine Infektion, ein Trauma oder eine Neurodegeneration verursacht wird. Er weist auch darauf hin, dass standardisierte Geruchstests in Zukunft vor kostspieligeren Tests angeordnet werden könnten, um Demenzerkrankungen frühzeitig zu erkennen.

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Auswirkungen auf die Lebensqualität

Verlust von Genuss und Sicherheit

Der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Betroffene können Speisen, Getränke und Düfte nicht mehr wie gewohnt genießen und haben möglicherweise Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich. Sie sind auch nicht mehr in der Lage, Warnsignale und Gefahren wie verdorbene Lebensmittel, giftige Dämpfe oder Brandgeruch wahrzunehmen.

Psychische Belastung

Riechstörungen können auch zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angstzuständen und Essstörungen führen. Qualitative und quantitative Riechstörungen können dazu führen, dass gewohnte Gerüche in Ausmaß und Qualität verändert wahrgenommen werden, was zu Verunsicherung und Irritationen führen kann.

Beeinträchtigung im Berufsleben

Im Berufsleben kann ein fehlender oder eingeschränkter Geruchs- und Geschmackssinn das Aus bedeuten, insbesondere in Branchen, in denen Lebens- und Genussmittelherstellung, Beduftung und Aromatisierung eine Rolle spielen.

Psychotherapeutische Hilfe

Psychotherapeuten können dazu beitragen, den Leidensdruck der Betroffenen zu verringern und ihre Anpassung an das Handicap zu erleichtern. Sie können Patienten darauf aufmerksam machen, dass sie künftig in einigen Bereichen auf die Hilfe anderer angewiesen sein werden und ihr soziales Umfeld entsprechend instruieren müssen. Auch sollten Patienten sich ihrer Gefährdung in einigen Bereichen bewusster werden und für entsprechende Maßnahmen wie Rauchmelder und Vorsichtsmaßnahmen beim Verzehr von Lebensmitteln sorgen.

Strategien zur Verbesserung der Lebensqualität

Es gibt verschiedene Strategien, um die Lebensqualität trotz Riechstörungen zu verbessern. Dazu gehören:

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  • Konzentration auf Ressourcen statt auf Defizite
  • Schärfen aller anderen vorhandenen Sinne
  • Weniger Bedeutung beimessen dem Riechen und Schmecken

Veränderungen im Essverhalten bei Demenz

Auswirkungen auf Geschmack und Vorlieben

Eine Demenz kann das Ess- und Trinkverhalten deutlich verändern. Manche Menschen verlieren den Appetit, während andere scheinbar ohne Hemmungen essen, oft bevorzugt Süßes. Demenzpatienten können in fortgeschrittenem Krankheitsstadium oftmals nicht mehr sagen, wo sie Schmerzen oder Probleme haben, was zu Gewichtsverlust führen kann.

Forschungsprojekt „Geleebohne“

Ein Forschungsprojekt mit dem Namen "Geleebohne" hat gezeigt, dass Demenzpatienten Schwierigkeiten haben, dem Geschmack der verzehrten Geleebohne einen Namen zu geben und nicht einschätzen können, ob bestimmte Geschmacksrichtungen zusammenpassen.

Umgang mit verändertem Essverhalten

Für Angehörige ist ein gestörtes Ess- und Trinkverhalten oft mit Stress und Sorge verbunden. Es ist wichtig zu verstehen, dass viele dieser Probleme krankheitsbedingt sind. Wenn Menschen mit Demenz zu wenig essen und/oder trinken, kann das viele Gründe haben, wie z.B. Probleme mit der Zubereitung, fehlendes Hungergefühl oder Veränderungen im Geruchs- und Geschmackssinn.

Tipps für Angehörige

  • Prüfen Sie die Versorgung mit Essen und Trinken
  • Bieten Sie Getränke und kleine Snacks zum Mit-der-Hand-Essen an
  • Erinnern Sie sich an Lieblingsgerichte aus früheren Zeiten
  • Verwenden Sie reichlich Geschmacksträger

Bedeutung der richtigen Ernährung

Bedarf an Energie und Nährstoffen

Grundsätzlich gibt es für Menschen mit Demenz keine speziellen Energie- und Nährstoffbedarfe im Vergleich zu anderen älteren Personen. Eine gesunde Ernährung mit Obst, Gemüse, Vollkornprodukten sowie magere, eiweißreiche Lebensmittel ist daher immer zu empfehlen, da sie auch die Kognition unterstützen kann.

Gestaltung des Speise- und Getränkeangebots

Das Speise- und Getränkeangebot sollte so gestaltet sein, dass es genügend Energie und Nährstoffe enthält und auch gewisse Vorlieben, Wünsche und Gewohnheiten berücksichtigt. In manchen Fällen können auch Nahrungsergänzungsmittel oder Trinknahrung sinnvoll sein, um beispielsweise einen Mangel an Omega-3-Fettsäuren oder Vitaminen wie Vitamin D oder B12 zu vermeiden.

Geschmacksbeeinträchtigung durch Zahnprothesen

Auswirkungen der Prothesenbasis

Wenig bekannt ist die Tatsache, dass auch Zahnprothesen zu einer erheblichen Geschmacksbeeinträchtigung führen können. Die Prothesenbasis, meist aus Kunststoff oder Metall angefertigt, liegt sehr dicht auf der Schleimhaut der Ober- und Unterkiefer an und kann die Geschmacksempfindung beeinträchtigen oder ganz lahm legen.

Probleme mit schlecht sitzenden Prothesen

Manchmal verursachen auch schlecht sitzende Zahnprothesen Druckstellen am Kiefer, die schmerzhaft sind und zur Essensverweigerung führen können. Demenzkranke, die an Gewicht verlieren, sollten deshalb einem Zahnarzt vorgestellt werden.

Maßnahmen zur Verbesserung des Geschmackserlebnisses

Aufpeppen von Speisen

Um fad schmeckende Speisen aufzupeppen, ist es keine gute Idee, die Salzmenge unbegrenzt zu steigern. Durch geschicktes, kräftiges und abwechslungsreiches Würzen lässt sich die Attraktivität des Essens erhöhen. Besonders frische Kräuter, Würzgemüse und Gewürze helfen mit ihren zahlreichen Aromen, Geschmack und Geruch besser wahrzunehmen.

Bedeutung der Textur

Lässt der Geschmackssinn nach, gewinnt häufig der Tastsinn an Bedeutung. Die Textur der Speisen und damit das Mundgefühl werden wichtiger. So lassen sich zartschmelzende, cremige Speisen gern essen.

Essatmosphäre

Appetitlich angerichtete, kontrastreiche und farbenfrohe Speisen, ein schön gedeckter Tisch, nette Tischnachbarn und eine angenehme Essatmosphäre regen Appetit und Speichelbildung an und fördern damit die Geschmackswahrnehmung.

Umgang mit Nahrungsverweigerung

Ursachen für Nahrungsverweigerung

Im Laufe einer Demenz kann es aus unterschiedlichen Gründen zur Nahrungsverweigerung kommen. Zum einen können Zahnschmerzen, eine schlecht sitzende Zahnprothese oder Entzündungen im Mund-Rachen-Raum dazu führen, dass das Essen abgelehnt wird. Zum anderen können Schluckstörungen, Depressionen oder Angst vor dem Ersticken eine Rolle spielen.

Maßnahmen bei Schluckstörungen

Sobald Schluckbeschwerden auftreten, sollte eine logopädische Behandlung verordnet werden. Bei einem solchen Schlucktraining wird die richtige Haltung beim Essen und Trinken und das Konzentrieren auf den Kau- und Schluckvorgang geübt.

Auf Zwang verzichten

So wichtig die Nahrungsaufnahme auch ist: Zwingen Sie bitte niemals einen Menschen mit Demenz zum Essen! Lebensmittel und Getränke sollten immer wieder ohne Druck angeboten werden.

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