Epilepsie bei Hunden ist eine neurologische Erkrankung, die durch unkontrollierte Entladungen im Gehirn gekennzeichnet ist. Diese Anfälle können unterschiedliche Ursachen haben, wobei die genaue Ursache oft unbekannt ist, insbesondere bei primärer Epilepsie. Sekundäre Epilepsie kann durch andere Erkrankungen ausgelöst werden, die dann als reaktive Epilepsie bezeichnet wird. In solchen Fällen treten neben den Anfällen auch Symptome der zugrunde liegenden Erkrankung auf. Epilepsie ist leider nicht heilbar, aber durch ein entsprechendes Management können Häufigkeit und Schwere der Anfälle reduziert werden. Ein wichtiger Aspekt dieses Managements ist die richtige Ernährung des Hundes.
Ursachen und Diagnose von Epilepsie beim Hund
Die Ursachen für Epilepsie bei Hunden sind vielfältig und nicht immer eindeutig zu bestimmen. Bei der primären oder idiopathischen Epilepsie ist die genaue Ursache unbekannt. Im Gegensatz dazu wird die sekundäre oder reaktive Epilepsie durch andere Gesundheitsprobleme verursacht. Ein fokaler Anfall muss nicht zwangsläufig mit Bewusstseinsverlust einhergehen, kann aber mehrere Stunden andauern.
Eine genaue tierärztliche Diagnose ist entscheidend, um die Ursache der Epilepsie zu ermitteln und eine geeignete Behandlung einzuleiten.
Die Rolle der Ernährung bei Epilepsie
Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle im Management von Epilepsie bei Hunden. Eine tierärztliche Ernährungsberatung ist unerlässlich, um den individuellen Bedürfnissen des Hundes gerecht zu werden. Bestimmte Ernährungsansätze können helfen, die Anfallshäufigkeit und -schwere zu reduzieren.
Getreidefreies Hundefutter: Eine Option bei Epilepsie?
Unter Tierhaltern kursiert die Annahme, dass getreidefreies Hundefutter positive Auswirkungen auf Hunde mit Epilepsie haben kann. Statistisch gesehen reagieren viele allergische Hunde auf Getreide wie Weizen, weshalb getreidefreies Futter in Verdachtsfällen sinnvoll sein kann.
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Dr. med. vet. Konrad Jurina weist jedoch darauf hin, dass es bisher keine validen veterinärmedizinischen Studien gibt, die diese Annahme belegen. Er erwähnt eine Fallserie, in der ein Effekt einer hypoallergenen Diät vermutet wurde, betont aber, dass die geringe Fallzahl mit Vorsicht zu genießen ist, da der Plazebo-Effekt bei Studien mit epileptischen Hunden gut nachgewiesen wurde.
Dennoch ermutigt Jurina Patientenbesitzer, eine hypoallergene oder getreidefreie Ernährung auszuprobieren, sofern keine anderen Probleme dagegen sprechen. Er warnt jedoch vor zu hohen Erwartungen hinsichtlich der Beeinflussung der Anfälle.
Zu vermeidende Inhaltsstoffe
Bestimmte Inhaltsstoffe im Hundefutter können potenziell Anfälle auslösen und sollten daher vermieden werden:
- Künstliche Geschmacksstoffe und Konservierungsmittel: Diese sind generell nicht gesund für Hunde und können bei anfälligen Tieren Anfälle auslösen.
- Xylitol (E967): Dieser natürliche Süßstoff, der in vielen zuckerfreien Produkten enthalten ist, kann bei Hunden zu einem niedrigen Blutzuckerspiegel und in der Folge zu Anfällen und Leberversagen führen.
- Hoher Salzgehalt: Bei Hunden, die Medikamente mit Kaliumbromid erhalten, sollte der Salzgehalt im Körper konstant gehalten werden, da Salz die Ausscheidung von Kaliumbromid beschleunigt.
- Aspartam und Mononatriumglutamat: Diese Zusatzstoffe sollten vermieden werden.
Ketogene Diät
Eine weitere Ernährungsstrategie ist die ketogene Diät, die sich durch einen hohen Fettanteil und einen niedrigen Anteil an Kohlenhydraten und knapp bedarfsdeckenden Anteilen an Protein auszeichnet. Ziel ist es, eine Ketose zu induzieren, wie sie im Hungerstoffwechsel vorkommt. Einige Studien deuten darauf hin, dass durch eine ketogene Diät eine reduzierte Häufigkeit und Schwere der Anfälle bei Epilepsie erreicht werden kann.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine ketogene Diät für Hunde umzusetzen, z. B. durch die Fütterung von MCT-Öl (mittelkettige Triglyceride) bzw. Kokosöl (60%). Es ist jedoch wichtig, die Risiken zu beachten, da die Bauchspeicheldrüse vermehrt belastet wird.
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Barfen und selbst gekochtes Essen
Auch Barfen (biologisch artgerechtes rohes Futter) oder selbst gekochtes Essen sind grundsätzlich Optionen für Hunde mit Epilepsie. Allerdings ist Vorsicht geboten, da durch Barfen eine Infektion mit Neosporose möglich ist, die durch Toxoplasma gondii verursacht werden kann. Diese Parasiten können über rohes Fleisch, im Essen sowie über Nachgeburten und Abortmaterial von Pflanzenfressern auf den Hund übertragen werden. Auch eine Übertragung von Welpen intrauterin oder galaktogen über die Mutterhündin ist möglich.
Weitere Faktoren im Management von Epilepsie
Neben der Ernährung spielen auch andere Faktoren eine wichtige Rolle im Management von Epilepsie bei Hunden:
- Medikamentöse Therapie: In vielen Fällen ist eine medikamentöse Behandlung notwendig, um die Anfälle zu kontrollieren. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass nur ein kleiner Prozentsatz aller Hunde mit Epilepsie vollständig anfallsfrei bleibt, meist aufgrund der Medikamenteneinnahme.
- Regelmäßige tierärztliche Kontrollen: Um den Verlauf der Epilepsie zu überwachen und die Behandlung gegebenenfalls anzupassen, sind regelmäßige Besuche beim Tierarzt unerlässlich.
- Stress vermeiden: Stress kann Anfälle auslösen, daher sollte eine ruhige und stressfreie Umgebung geschaffen werden.
- Beruhigungsmittel: In manchen Fällen können Beruhigungsmittel oder Sedativa helfen, die Anfallshäufigkeit zu reduzieren.
- Nahrungsergänzungsmittel: Einige Nahrungsergänzungsmittel wie Magnesium, Taurin, Mangan und Omega-3-Fettsäuren können unterstützend wirken.
Fallbeispiele und Erfahrungen von Hundehaltern
Unter Hundehaltern gibt es unterschiedliche Erfahrungen mit der Fütterung von Hunden mit Epilepsie. Einige berichten von positiven Effekten durch die Umstellung auf getreidefreies Futter oder spezielle Diäten, während andere keine Veränderungen feststellen konnten.
Einige Hundehalter berichten, dass ihre Hunde seit der Futterumstellung weniger und nur noch sehr leichte Anfälle haben und keine Medikamente mehr benötigen. Andere wiederum haben trotz Medikamente und teurem Spezialfutter keine Reduzierung der Anfälle feststellen können.
Es ist wichtig zu betonen, dass Epilepsie sehr individuell ist und was bei einem Hund funktioniert, muss nicht zwangsläufig bei einem anderen Hund helfen.
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