Epilepsie: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch plötzliche, unkontrollierte elektrische Entladungen im Gehirn, die zu vorübergehenden Störungen der Gehirnfunktion führen. Die Anfälle können sich auf unterschiedliche Weise äußern, von kurzen Aussetzern bis hin zu schweren Krämpfen mit Bewusstseinsverlust.

Was ist Epilepsie?

Die Epilepsie ist eine chronische Erkrankung des Gehirns, die durch das wiederholte Auftreten epileptischer Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle sind Folge von plötzlichen, synchronen Entladungen von Nervenzellen im Gehirn. Ein epileptischer Anfall ist ein plötzliches Ereignis, das durch eine vorübergehende Funktionsstörung des Gehirns verursacht wird. Die Symptome eines Anfalls können sehr unterschiedlich sein und hängen davon ab, welcher Bereich des Gehirns betroffen ist.

Epilepsie ist nicht gleichbedeutend mit einem einmaligen epileptischen Anfall. Fünf Prozent aller Menschen erleben bis zum 20. Lebensjahr einen solchen Anfall. Von einer Epilepsie spricht man erst, wenn Anfälle wiederholt auftreten oder ein erhöhtes Risiko für weitere Anfälle besteht.

Ursachen von Epilepsie

Die Ursachen für Epilepsie sind vielfältig und oft nicht eindeutig zu identifizieren. Grundsätzlich gilt, dass jedes Ereignis, das einen Schaden im Gehirn verursacht, ein potenzieller Auslöser für ein epileptisches Anfallsleiden sein kann. Die Medizin unterscheidet hier strukturelle, infektiöse, metabolische, genetische und immunologische Ursachen.

  • Genetische Ursachen: Bei manchen Menschen ist die Veranlagung zu epileptischen Anfällen genetisch bedingt. Die Forschung geht davon aus, dass bei diesen Patienten ein oder mehrere Gene defekt sind, die als Ursache der Epilepsie anzusehen sind. Häufig sind die betroffenen Gene nicht bekannt, und es müssen bestimmte Gen-Konstellationen vorliegen, damit es zu einer Epilepsie kommt. Daher sind diese Epilepsie-Ursachen meist nicht vererbbar, auch wenn sie neuerdings als genetische Epilepsien bezeichnet werden. Die meisten genetischen Epilepsien sind nicht ererbt, sondern beruhen auf spontanen, schicksalhaften Mutationen.
  • Strukturelle Ursachen: Strukturelle Veränderungen am Gehirn, wie sie beispielsweise durch Schlaganfälle, Tumore, Hirnverletzungen oder Entzündungen entstehen können, können ebenfalls Epilepsie auslösen. Diese Veränderungen können zu einem erhöhten Hirndruck oder Durchblutungsstörungen führen, die dann epileptische Anfälle begünstigen.
  • Infektiöse Ursachen: Infektionen des Gehirns, die beispielsweise durch Viren oder Bakterien verursacht werden, können ebenfalls eine Epilepsie auslösen.
  • Metabolische Ursachen: Stoffwechselstörungen, wie beispielsweise seltene Stoffwechselerkrankungen, können ebenfalls mit Epilepsie in Verbindung stehen.
  • Immunologische Ursachen: In seltenen Fällen können Entzündungsvorgänge im Gehirn, die durch Autoimmunerkrankungen verursacht werden, eine Epilepsie auslösen.

In vielen Fällen bleibt die Ursache der Epilepsie jedoch unbekannt. Diese Fälle werden als kryptogene Epilepsien bezeichnet.

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Es ist wichtig zu beachten, dass es sich bei den genannten Auslösern einer Epilepsie nicht um die gleichen Faktoren handelt, die einzelne Anfälle "triggern" können. Trigger sind bestimmte Reize oder Situationen, die bei manchen Menschen mit Epilepsie Anfälle auslösen können, wie z. B. Flackerlicht, Alkohol, Schlafmangel oder Stress. Diese Reize sind jedoch nicht die eigentliche Ursache der Epilepsie.

Symptome von Epilepsie

Die Symptome von Epilepsie sind vielfältig und hängen davon ab, welcher Bereich des Gehirns von den elektrischen Entladungen betroffen ist. Einige der häufigsten Symptome sind:

  • Krampfanfälle: Krampfanfälle sind das typischste Symptom der Epilepsie. Sie können sich in Form von Zuckungen, Verkrampfungen oder Bewusstseinsverlust äußern.
  • Absencen: Absencen sind kurze Bewusstseinsaussetzer, die meist nur wenige Sekunden dauern.
  • Myoklonien: Myoklonien sind plötzliche, kurze Muskelzuckungen.
  • Auren: Auren sind Vorboten eines Anfalls, die sich in Form von ungewöhnlichen Gerüchen, Geschmäckern, visuellen Wahrnehmungen oder Gefühlen äußern können.
  • Automatismen: Automatismen sind unwillkürliche Handlungen, wie z. B. Schmatzen, Nesteln oder zielloses Umhergehen.

Diagnose von Epilepsie

Die Diagnose von Epilepsie basiert auf einer sorgfältigen Anamnese, einer körperlichen Untersuchung und verschiedenen technischen Untersuchungen. Zu den wichtigsten diagnostischen Verfahren gehören:

  • Elektroenzephalogramm (EEG): Das EEG misst die elektrische Aktivität des Gehirns und kann epileptietypische Veränderungen aufzeichnen.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT ist ein bildgebendes Verfahren, mit dem strukturelle Veränderungen im Gehirn, wie z. B. Tumore oder Narben, dargestellt werden können.
  • Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen können helfen, Stoffwechselstörungen oder Entzündungen als Ursache der Epilepsie zu identifizieren.
  • Genetische Tests: In manchen Fällen können genetische Tests durchgeführt werden, um eine genetische Veranlagung für Epilepsie nachzuweisen.

Behandlung von Epilepsie

Die Behandlung von Epilepsie zielt darauf ab, die Anfälle zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die wichtigsten Behandlungsmethoden sind:

  • Medikamentöse Therapie: Die medikamentöse Therapie ist die häufigste Behandlungsform der Epilepsie. Es stehen verschiedene Antiepileptika zur Verfügung, die die Erregbarkeit der Nervenzellen im Gehirn reduzieren und so Anfälle verhindern können. Die Wahl des Medikaments richtet sich nach der Art der Epilepsie, dem Alter des Patienten und möglichen Begleiterkrankungen.
  • Chirurgische Therapie: In manchen Fällen, insbesondere bei fokalen Epilepsien, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden, um den Bereich des Gehirns, der die Anfälle auslöst, zu entfernen.
  • Vagusnervstimulation: Die Vagusnervstimulation ist eine alternative Behandlungsmethode, bei der ein Schrittmacher unter die Haut im Brustbereich implantiert wird, der elektrische Impulse an den Vagusnerv abgibt. Diese Impulse sollen die Überaktivität der Nervenzellen im Gehirn hemmen.
  • Ketogene Diät: In einigen Fällen kann eine ketogene Diät, eine spezielle Form der Ernährung mit einem hohen Fettanteil und einem niedrigen Anteil an Kohlenhydraten und Proteinen, helfen, Anfälle zu reduzieren.

Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall

Bei einem epileptischen Anfall ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und den Betroffenen vor Verletzungen zu schützen. Folgende Maßnahmen sind hilfreich:

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  • Sorgen Sie für eine freie Atemwege: Entfernen Sie beengende Kleidungsstücke und drehen Sie den Kopf des Betroffenen zur Seite, um zu verhindern, dass er an Erbrochenem erstickt.
  • Schützen Sie den Kopf: Legen Sie eine weiche Unterlage unter den Kopf des Betroffenen, um Verletzungen zu vermeiden.
  • Versuchen Sie nicht, den Anfall zu stoppen: Lassen Sie den Anfall seinen natürlichen Verlauf nehmen. Versuchen Sie nicht, die Muskeln des Betroffenen zu kontrollieren oder ihm etwas in den Mund zu schieben.
  • Beobachten Sie den Anfall: Achten Sie auf die Art der Bewegungen, die Dauer des Anfalls und eventuelle Begleitsymptome. Diese Informationen können dem Arzt bei der Diagnose helfen.
  • Rufen Sie den Notruf (112), wenn:
    • Der Anfall länger als fünf Minuten dauert.
    • Mehrere Anfälle kurz hintereinander auftreten.
    • Der Betroffene sich während des Anfalls verletzt.
    • Der Betroffene nach dem Anfall nicht ansprechbar ist.
    • Es sich um den ersten Anfall handelt.

Leben mit Epilepsie

Epilepsie kann das Leben der Betroffenen und ihrer Familien stark beeinträchtigen. Es ist wichtig, sich über die Erkrankung zu informieren, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mit der richtigen Behandlung und Unterstützung können Menschen mit Epilepsie ein erfülltes Leben führen.

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