Schwindel ist ein weit verbreitetes Symptom, das viele Menschen im Laufe ihres Lebens erfahren. Er ist jedoch keine eigenständige Krankheit, sondern ein Anzeichen für eine Vielzahl möglicher gesundheitlicher Probleme. Als Alarmsignal des Gehirns kann Schwindel auf eine Störung im Gleichgewichtssystem hinweisen, die von harmlos bis bedrohlich reichen kann. Die Ursachen für Schwindel sind vielfältig, was die Diagnose manchmal erschwert.
Wie entsteht Schwindel?
Schwindel entsteht, wenn widersprüchliche Informationen von den Sinnesorganen, die für die räumliche Orientierung und das Gleichgewicht zuständig sind, an die Gleichgewichtszentrale im Hirnstamm oder Kleinhirn gelangen. Diese Informationen stammen vom Gleichgewichtsorgan im Innenohr (Vestibularapparat), den Augen und den Sensoren in Gelenken, Sehnen und Muskeln. Das Gehirn versucht, diese widersprüchlichen Informationen zu verarbeiten und in Einklang zu bringen. Gelingt dies nicht, entsteht das Gefühl von Schwindel.
Formen von Schwindel
Es gibt verschiedene Arten von Schwindel, die sich in ihren Ursachen und Symptomen unterscheiden:
Peripherer Schwindel: Diese Form ist weitaus häufiger als zentraler Schwindel und geht vom Gleichgewichtsorgan im Innenohr aus.
Zentraler Schwindel: Dieser Schwindel entsteht durch Schädigungen (Läsionen) im Gehirn und tritt oft zusammen mit Sprech- oder Gleichgewichtsstörungen oder Doppeltsehen auf.
Lesen Sie auch: Behandlungsmöglichkeiten nach einem leichten Schlaganfall bei Frauen
Benommenheitsschwindel: Hierbei handelt es sich nicht um einen eigentlichen Schwindel im neurologischen Sinne, sondern um ein schwer zu beschreibendes Gefühl.
Kleinhirnschwindel (zerebellärer Schwindel): Diese Form stellt eine besondere Herausforderung in der Abgrenzung zu peripheren Schwindelformen dar.
Ursachen von Schwindel
Die Ursachen für Schwindel sind vielfältig:
Gutartiger paroxysmaler Lagerungsschwindel: Kleine Steinchen im Gleichgewichtsorgan des Innenohrs verursachen Drehschwindel, insbesondere bei schnellen Kopfbewegungen.
Morbus Menière: Hierbei kommt es zu heftigen Drehschwindelattacken mit schweren Gleichgewichtsstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Hörminderung oder Hörverlust und/oder Ohrgeräuschen (Tinnitus).
Lesen Sie auch: Demenzrisiko nach leichtem Schlaganfall
Neuritis vestibularis: Eine Entzündung des Gleichgewichtsnervs, vermutlich durch Viren, führt zu anhaltendem Drehschwindel, Übelkeit und Erbrechen.
Vestibuläre Migräne: Schwindelattacken treten zusammen mit Übelkeit, Erbrechen und starken Kopfschmerzen auf.
Zentrale Schwindelformen: Schädigungen des Gehirns, wie z.B. ein Hirnstamminfarkt, ein Schlaganfall, Multiple Sklerose oder ein Gehirntumor, können Schwindel auslösen.
Funktionelle (somatoforme, psychogene) Störungen: Diese sind häufiger bei Menschen zwischen 20 und 60 Jahren zu finden und äußern sich als bewegungsabhängiger Schwankschwindel mit Stand- und Gangunsicherheit.
Schlaganfall: Schwindel kann auch eine Folge eines Schlaganfalls sein, insbesondere wenn der Schlaganfall im Bereich des Kleinhirns oder Hirnstamms aufgetreten ist.
Lesen Sie auch: Ursachen und Risikofaktoren für Schlaganfälle bei Katzen
Warnsignale und Symptome
Schwindel kann sich auf unterschiedliche Weise äußern:
Drehschwindel: Das Gefühl, als würde sich die Umgebung drehen.
Schwankschwindel: Das Gefühl, als würde der Boden schwanken.
Lift-Gefühl: Das Gefühl, als würde man in einem Aufzug fahren.
Benommenheit: Ein Gefühl von Unwirklichkeit oder Desorientierung.
Gangunsicherheit: Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten.
Begleitende Symptome können sein:
- Übelkeit und Erbrechen
- Fallneigung
- Augenzittern (Nystagmus) mit Doppelbildern
- Hörstörungen
- Sehstörungen
- Kopfschmerzen
- Neurologische Ausfallsymptome (z.B. Sprechstörungen, Lähmungen)
Wann ist Schwindel gefährlich?
In den meisten Fällen ist Schwindel harmlos, aber es gibt Warnsignale, bei deren Auftreten medizinische Hilfe gesucht werden sollte:
- Akut auftretender, heftiger Schwindel
- Begleitende neurologische Symptome (z.B. Sprechstörungen, Lähmungen, Sehstörungen)
- Schwere körperliche Beeinträchtigung durch den Schwindel (z.B. wiederholtes Erbrechen)
- Dauerschwindel von mehr als einer Stunde
Diagnose
Um die Ursache von Schwindel zu ermitteln, führt der Arzt eine neurologische Untersuchung durch, um den Ort der Schädigung zu definieren: Geht der Schwindel vom Gleichgewichtsorgan im Innenohr (peripher-vestibulär) oder den Hirnzentren (zentral-vestibulär) aus?
Zusätzlich können folgende Untersuchungen durchgeführt werden:
- Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns: Diese Bildgebung ist erforderlich, wenn begleitende neurologische Auffälligkeiten bestehen oder eine Zuordnung des Schwindels nicht möglich ist.
- Hör- und Gleichgewichtsprüfungen: Diese werden von einem HNO-Arzt durchgeführt, insbesondere bei Verdacht auf Morbus Menière.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Ursache des Schwindels:
Gutartiger paroxysmaler Lagerungsschwindel: Körper- und Kopflagerungsübungen, um die Otolithen (Steinchen) aus den Bogengängen zu entfernen.
Neuritis vestibularis: In der Regel klingt die Entzündung nach ein bis zwei Wochen von selbst ab. Medikamente gegen Übelkeit und Kortison können die Symptome lindern.
Morbus Menière: Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Häufigkeit der Attacken zu reduzieren.
Vestibuläre Migräne: Die Behandlung ähnelt der Migränebehandlung.
Zentrale Schwindelformen: Die Behandlung richtet sich nach der Grunderkrankung (z.B. Schlaganfall, Multiple Sklerose).
Funktionelle Störungen: Physiotherapie und Psychotherapie (insbesondere Verhaltenstherapie) können hilfreich sein.
Schwindel nach Schlaganfall: Konsequente Rehabilitationsbehandlung ist wichtig, um die Gleichgewichtsstörungen zu verbessern.
Was Sie selbst tun können
Vermeiden Sie auslösende Faktoren: Wenn Sie wissen, was Ihren Schwindel auslöst, versuchen Sie, diese Faktoren zu vermeiden.
Führen Sie Gleichgewichtsübungen durch: Regelmäßiges Training kann helfen, Ihr Gleichgewicht zu verbessern und Schwindel zu reduzieren.
Achten Sie auf Ihre Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Flüssigkeit können helfen, Schwindel vorzubeugen.
Reduzieren Sie Stress: Stress kann Schwindel verstärken. Entspannungsübungen können helfen, Stress abzubauen.
Suchen Sie psychotherapeutische Hilfe: Wenn der Schwindel Ihre Lebensqualität stark beeinträchtigt, kann eine Psychotherapie helfen, mit der Angst umzugehen und den Alltag besser zu bewältigen.
Verlauf und Prognose
Der Verlauf und die Prognose von Schwindel hängen von der Ursache ab. Viele Schwindelerkrankungen haben unter Behandlung eine gute Prognose. Beim benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel bilden sich die Symptome meist nach Tagen bis Wochen wieder vollständig zurück. Die Neuritis vestibularis klingt in der Regel nach ein bis zwei Wochen ab. Der Krankheitsverlauf bei Morbus Menière ist sehr unterschiedlich.
Schwindel nach Schlaganfall
Viele Menschen klagen auch noch Jahre nach einem Schlaganfall über Schwindelzustände, die z.B. in Situationen mit körperlicher Aktivität oder bei starker Konzentration zunehmen. Ob Schwindel nach einem Schlaganfall auftritt, hängt unter anderem davon ab, in welcher Hirnregion der Schlaganfall aufgetreten ist. Wichtig für die Therapie des Schwindels nach Schlaganfall ist eine konsequente Rehabilitationsbehandlung.
tags: #leichter #schlaganfall #schwindel #ursachen