Multiple Sklerose und Stressauslöser: Ein umfassender Überblick

Stress ist ein allgegenwärtiger Bestandteil des modernen Lebens. Er kann jedoch bei Menschen mit Multipler Sklerose (MS) eine besondere Rolle spielen. Dieser Artikel beleuchtet die komplexen Zusammenhänge zwischen Stress und MS, untersucht die potenziellen Auswirkungen von Stress auf den Krankheitsverlauf und stellt Strategien zur Stressbewältigung vor.

Stress: Freund oder Feind?

Stress ist ein natürlicher Mechanismus, der unseren Körper kurzzeitig leistungsfähiger macht. Kurzzeitiger Stress ist eigentlich etwas Positives, denn er umfasst alle geistigen und körperlichen Reaktionen, die dabei helfen sollen, außergewöhnliche Situationen und Herausforderungen zu bewältigen. Der Pulsschlag steigt, die Atmung wird schneller, unsere Sinne sind hellwach - Stress hilft uns dabei, zur Höchstform aufzulaufen und Herausforderungen in allen Lebenslagen zu meistern.

Die Kampf-Flucht-Reaktion setzt ein, in dem die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet werden. Die Aktivierung des Nervensystems macht uns aufmerksamer und handlungsfähiger, um schnell reagieren zu können. Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, die Atmung wird schneller und Muskeln spannen sich an - all unsere Sinne werden geschärft. In nur einem Bruchteil einer Sekunde laufen all diese Reaktionen in unserem Körper ab.

Stress steigert unsere Aufmerksamkeit, Kraft und unsere Reaktionsfähigkeit. Er wirkt wie Training auf unseren Organismus, denn wir lernen dadurch, bestimmte Situationen zu bewältigen. Treten uns ähnliche Herausforderungen erneut gegenüber, ist die Stressreaktion weniger ausgeprägt und wir fühlen uns weniger belastet.

In der heutigen Gesellschaft, in der Stressoren und Reize allgegenwärtig sind, kann chronischer Stress jedoch problematisch werden. Wird Stress aber zum Dauerzustand, macht er uns krank. Folgen auf Anspannung keine Phasen der Entspannung und Erholung, leiden Körper und Seele.

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Der Zusammenhang zwischen Stress und MS

Schon vor über 100 Jahren vermutete der französische Neurologe Jean-Jaques Charcot - der als Erstbeschreiber der MS gilt -, dass psychischer Stress wie Trauer oder Ärger MS-Schübe auslösen kann. Mittlerweile stützen verschiedene Studien diese Vermutung. Sie zeigen, dass ein Zusammenhang zwischen Stress und einem erhöhten Risiko für Schübe bei MS besteht. Stress kann die für Multiple Sklerose typischen Schübe auslösen - das haben früher Studien gezeigt.

Wissenschaftler an der Charité konnten sogar feststellen, dass Stress den Verlust von Hirnvolumen (Hirnatrophie) fördert. Neue Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen stressinduzierter Hirnaktivität und Erkrankungsschwere zeigten, dass sowohl motorische Beeinträchtigungen als auch ein Verlust an Hirnsubstanz die Reaktion des Gehirns auf Stressreize widerspiegeln. Die Befunde könnten eine Erklärung für einen Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und dem Fortschreiten von Multipler Sklerose liefern, der bereits in früheren Studien vermutet wurde.

Mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie untersuchte Dr. Martin Weygandt, Wissenschaftler am NeuroCure Clinical Research Center der Charité, gemeinsam mit Kollegen die Hirnaktivität von 36 an Multipler Sklerose (MS) erkrankten Patienten und 21 gesunden Kontrollprobanden. Während der Untersuchung wurden die Teilnehmer der Studie mildem psychologischem Stress ausgesetzt. Ihre Aufgabe bestand darin, anspruchsvolle Kopfrechenaufgaben durchzuführen, für die sie mit Schulnoten bewertet wurden. Dabei zeigte sich ein Zusammenhang zwischen stressbedingter Aktivität in bestimmten Gehirnregionen einerseits und dem Verlust an Hirnvolumen (Hirnatrophie) sowie der motorischen und kognitiven Beeinträchtigung der Patienten andererseits. Interessanterweise zeigte sich in der gleichen Hirnregion auch bei gesunden Studienteilnehmern eine Verknüpfung zwischen dem Hirnvolumen und stressbedingter Aktivität des Gehirns. „Unsere Daten legen nahe, dass sich der Zusammenhang von reduziertem Hirnvolumen und stressbedingter Hirnaktivität bei Patienten nicht ausschließlich aus einer gesteigerten Stresssensitivität als Folge der Erkrankung herleiten lässt“, erklärt Dr. Weygandt die Ergebnisse. Für ein tiefergehendes Verständnis der gefundenen Zusammenhänge wollen die Forscher nun Verlaufsstudien durchführen. „Nur Langzeitstudien werden genauere Hinweise darüber liefern können, ob psychischer Stress tatsächlich ursächlich an neurodegenerativen Prozessen der MS beteiligt ist“, erklärt Prof. Dr. Friedemann Paul vom NeuroCure Clinical Research Center. „Hier erhoffen wir uns außerdem Erkenntnisse über die mögliche Eignung neuronaler Stressresponsivität als prognostischer Marker für den MS-Erkrankungsverlauf“.

Wie Stress MS verschlimmern kann

Wie genau Stress eine MS verschlimmern kann, ist noch nicht genau erforscht. Untersuchungen zeigen aber, dass Stress das Immunsystem beeinflusst und Entzündungen fördert. Stress kann die Produktion von Entzündungsmediatoren im Körper erhöhen. Diese Entzündungsreaktionen sind normalerweise dazu da, den Körper vor Infektionen und Verletzungen zu schützen. Bei Menschen mit MS kann jedoch eine übermäßige Entzündung zu einer Verschlechterung der Symptome führen und im schlimmsten Fall auch zu einem MS-Schub. Die Verbindung zwischen Stress und MS-Schüben ist besonders bedeutsam. Die übermäßige Entzündung und die verstärkte Autoimmunreaktion, die durch Stress verursacht werden, können Schübe auslösen oder deren Schweregrad erhöhen. Dies macht es für Menschen mit MS besonders wichtig, Stress zu reduzieren.

Das Darmmikrobiom spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Immunsystems, da es eine Vielzahl von Immunzellen beherbergt und eine Barriere gegen Krankheitserreger darstellt. Wenn Stress das Verdauungssystem beeinträchtigt, kann dies auch Auswirkungen auf das Immunsystem haben.

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Stress als möglicher Auslöser von MS?

Bergen - Ist Stress womöglich sogar Auslöser der chronisch-entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems? Dies haben Forscher aus Norwegen und den USA nun mit Hilfe der Daten von mehr als 200.000 Krankenschwestern analysiert. im Fachblatt "Neurology". "Wir wussten zwar, dass stressige Ereignisse im Leben nachweißlich das Risiko für Schübe erhöhen, waren aber nicht sicher, ob solche Stressfaktoren auch tatsächlich zur Entwicklung der Krankheit selbst führen können", erläutert Trond Riise von der Universität Bergen. Riise und Kollegen hatten das Erkrankungsrisiko für Multiple Sklerose - kurz MS - bei zwei Gruppen von Krankenschwestern untersucht, die an einer großen Gesundheitsstudie teilnahmen. Unter anderem waren die 238.371 Frauen nach grundsätzlichem Stress zu Hause und in der Arbeit befragt worden. Auch traumatische Erfahrungen wie etwa sexuellen Missbrauch in der Kindheit hatten die Forscher dabei berücksichtigt.369 der Krankenschwestern waren an MS erkrankt. Die Wissenschaftler fanden keine Belege dafür, dass ein unterschiedliches Stress-Ausmaß daheim oder am Arbeitsplatz einen Einfluss auf das MS-Risiko hatte. Das Ergebnis blieb auch dann bestehen, wenn sie in ihre Analysen andere Risikofaktoren für die Erkrankung einbezogen, zum Beispiel Alter, Herkunft oder Tabakkonsum. Das höchste Risiko stellten sie bei denjenigen fest, die von minimalem Stress zu Hause und leichtem Stress bei der Arbeit berichtet hatten. Die Wissenschaftler können nicht völlig ausschließen, dass ihre Einschätzung ganz spezielle Stressfaktoren oder Stressmechanismen nicht einbezogen hat, die vielleicht doch einen Einfluss haben könnten. Außerdem habe die Studie ausschließlich weibliche Teilnehmer erfasst, schreiben sie. Als erheblichen Risikofaktor könnten ihre Ergebnisse Stress aber klar ausschließen, sagt Riise.Die Ursachen von Multipler Sklerose bleiben weiterhin rätselhaft. Auch eine Gensequenzierung brachte nicht die erhofften Erkenntnisse. Sowohl die kranken als auch die gesunden Zwillinge entpuppten sich als genetisch völlig gleich. Die Mediziner vermuten daher, dass schädliche Umweltfaktoren entscheidend sind. Stresserkrankungen stehen sogar im Verdacht, MS auszulösen.

Positive Auswirkungen von Stressbewältigung

Dass sich eine gute Stressbewältigung positiv auf die MS auswirkt, haben amerikanische Forscher festgestellt. Sie teilten 121 MS-Betroffene entweder einer Therapiegruppe oder einer Kontrollgruppe zu. Die Therapiegruppe erhielt über 24 Wochen ein Training, in dem die Patienten lernten, Stress zu vermeiden sowie stressige Situationen besser zu bewältigen. In der anschließenden MRT-Untersuchung zeigten sich bei der Therapiegruppe deutlich weniger MS-typische Entzündungsherde als in der Kontrollgruppe. Das Anti-Stress-Training konnte die Krankheitsaktivität also offenbar bremsen. Allerdings stellten die Forscher fest, dass sich nach Abschluss des Trainings die Anzahl der Entzündungen im Gehirn wieder erhöhte. Bei der Bewältigung von Stress heißt es also dranbleiben!

Strategien zur Stressbewältigung

Eine der wichtigsten Strategien ist die Stressbewältigung durch Entspannungstechniken. Es gibt viele verschiedene Techniken, die helfen können, Stress abzubauen und die Lebensqualität zu verbessern.

Entspannungstechniken

  • Meditation: Die regelmäßige Meditation fördert Entspannung und innere Ruhe. Durch das Fokussieren auf den Atem oder positive Gedanken können Stresshormone reduziert und die Entzündungsreaktionen im Körper gehemmt werden. Für den Start eignen sich geführte Meditationen mit Hilfe einer App. Die Meditations-App 7Mind bietet einige kostenlose Meditationen, entscheidest du dich für ein Abo ist nach Absolvierung eines zertifizierten Präventions-Kurses eine Erstattung über die Krankenkasse möglich. Eine gute Alternative ist die App Insight Timer.
  • Progressive Muskelentspannung: Diese Technik zielt darauf ab, Muskelverspannungen im Körper bewusst zu erkennen und durch gezielte Entspannung zu lösen. Dies hilft nicht nur, körperliche Spannung abzubauen, sondern hat auch positive Auswirkungen auf das Nervensystem. Außerdem lernst du dabei, deinen Körper wieder bewusster wahrzunehmen.
  • Yoga: Yoga kombiniert körperliche Bewegung mit Atemkontrolle und Meditation, wodurch es eine ganzheitliche Entspannungsmethode ist. Es kann dazu beitragen, die Flexibilität zu verbessern, den Stress abzubauen und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Yoga ist nicht nur etwas für fitte und bewegliche Menschen, sondern viele der Übungen sind auch mit Einschränkungen möglich.
  • Autogenes Training: Bei dieser Methode lernt man, seinen Körper und Geist gezielt zu entspannen, indem man sich auf bestimmte Formeln und Vorstellungen konzentriert. Autogenes Training kann Stress reduzieren und die Selbstregulation des Körpers fördern. Ein gutes Beispiel dafür ist die Schwereübung.
  • Atemübungen: Durch bewusste Atemübungen kann Stress abgebaut und das Nervensystem beruhigt werden. Das Ein- und Ausatmen in einem bestimmten Rhythmus kann zur Entspannung beitragen. Nutze z.B. Setze dich bequem auf einen Stuhl oder in einen Sessel. Atme nun 8 Sekunden lang kräftig und gerne geräuschvoll durch den Mund aus. Auch hier kannst du dich langsam steigern. Eine hilfreiche Atemübung ist z. B. die 4-7-8-Atmung, die viele aus dem Yoga kennen: Zählen Sie langsam bis 4 und atmen Sie währenddessen durch die Nase und tief in die seitlichen Rippen ein. Halten Sie auf 7 und atmen Sie auf 8 aus. Diese Übung wiederholen Sie einige Male.
  • Akupressur: Wer häufig mit Verspannungen im Schulterbereich zu tun hat, kann Akupressur einmal für sich ausprobieren. Die Akupressurmatte ist eine Schaumstoff Unterlage, die mit einem Nadelbett aus Kunststoff versehen ist. Sie soll die Durchblutung anregen, Muskeln lockern, die Nerven stimulieren und Schmerzen lindern. Außerdem hilft sie dabei Stress abzubauen. Du kannst die Matte einfach auf den Boden legen und dich mit freiem Oberkörper ca. 20 Minuten darauflegen. Wenn du es am Anfang zu schmerzhaft empfindest, lass gerne ein dünnes T-Shirt an. Decke dich zu und nimmt dir Zeit dich zu entspannen. Lenke dich nicht mit dem Smartphone oder TV in dieser Zeit ab. Konzentriere dich voll und ganz auf deinen Atem.
  • Wechselduschen, Vollbad oder Sauna: Temperaturreize aktivieren den Vagusnerv, welcher für Ruhe- und Erholung zuständig ist. Eine kalte Dusche am Morgen oder Wechselduschen helfen dabei, dich entspannt zu fühlen. Auch Wärme kann deinen Vagusnerv aktivieren. Je nachdem, mit was du dich wohler fühlst.

Weitere Strategien

  • Regelmäßige Pausen: In unserem Arbeitsalltag verbrauchen wir reichlich unserer Ressourcen. Daher ist es wichtig nach ca. 60-90 Minuten konzentrierter Arbeit eine kleine 5-minütige Pause einzulegen. Stehe kurz auf, strecke dich und lüfte einmal das Büro gut durch. Gönn deinen müden Augen eine kleine Regeneration: Reibe deine Handflächen aneinander, bis sie leicht warm sind. Schließe deine Augen und presse deine Handballen leicht auf deine Augenhöhle. Nimm drei tiefe Atemzüge und senke deine Hände wieder.
  • Echte Erholung: Gerade in der heutigen Zeit, des ständigen Medienkonsums und der damit verbundenen Reizüberflutung haben wir verlernt, was Erholung überhaupt ist. In Zeiten der „Entspannung“ legen wir uns vor den Fernseher, streamen Serien und scrollen durch soziale Netzwerke. Echte Erholung und Entlastung unseres Nervensystems funktioniert allerdings nur, wenn wir uns Pausen von all diesen Reizen nehmen. Erholung umfasst das Auffüllen und Regenerieren von körperlichen, seelischen und geistigen Kräften, daher ist es wichtig, sich in Entspannungsphasen von Ablenkungen frei zu machen. So kann ein Spaziergang in der Natur, ohne Smartphone oder Musik auf den Ohren dabei helfen, allein durch die frische Luft, die körperliche Bewegung, das viele Grün und die Naturgeräusche zu entspannen. Ein paar Minuten auf dem Sofa liegen, die Augen schließen und sich nur auf die Umgebungsgeräusche fokussieren. Oder aber einen festen Punkt in der Wohnung suchen und einfach den Blick ein paar Minuten dort ruhen lassen. Das Hilft dem Nervensystem dabei zu entspannen.
  • Gesunde Lebensweise: Eine gesunde Lebensweise spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität können dazu beitragen, den Körper widerstandsfähiger gegen Stress zu machen. Außerdem ist es wichtig, auf ausreichend Schlaf zu achten, da Schlafmangel die Stressbelastung erhöhen kann.
  • Stressoren identifizieren und angehen: Es ist auch ratsam, Stressoren im Alltag zu identifizieren und Strategien zu entwickeln, um mit ihnen umzugehen. Überlege dir einmal: Was stresst mich? Welche Situationen empfinde ich als stressig im Alltag, Beruf oder mit der Familie? Dies kann bedeuten, Prioritäten zu setzen, Aufgaben zu delegieren oder auch „Nein“ zu sagen, wenn es notwendig ist. Überlege dir auch, durch wen oder was du Kraft und Energie schöpfst. Was entspannt dich? Was/Wer tut dir gut?
  • Hobbys: Beim Stressabbau helfen vielen Menschen ihre Hobbys. Warum also nicht das Schöne mit dem Nützlichen kombinieren und ein Hobby finden, das die sensorische Wahrnehmung und Feinmotorik trainiert. Denn wer MS hat, der hat vielleicht schon einmal erlebt, dass sich die Finger, Hände oder Beine nicht mehr so gut steuern lassen. Voraussetzungen dafür sind, dass man das richtige Gefühl für die Bewegung, die passende Muskelspannung und ausreichend Kraft besitzt. Es ist nie zu spät, neben seinen üblichen Freizeitaktivitäten mit neuen Hobbys zu beginnen. Immer wenn unsere Finger etwas steuern oder bewegen, sprechen wir nicht nur unser Gehirn an, sondern fördern damit auch unsere Bewegungsgenauigkeit. Wer Noten liest, seine Finger bewegt oder im Rhythmus bleibt, ist beispielsweise ungemein aktiv in Hinblick auf die Feinmotorik. Oder wie wäre es mit Handwerken oder Basteln? Grußkarten für Geburtstage, Weihnachten oder Festtage können ganz leicht selbst gemacht werden. Das sieht nicht nur gut aus, sondern macht auch Spaß. Auch für Liebhaber von Detailarbeit gibt es viele Hobbys, z. B. Wer gerne kreativ ist, der mag vielleicht auch Töpfern. Man kann schöne Vasen oder Schalen für zu Hause, aber auch Deko für den Garten oder Geschenke selbst herstellen. Für die Handwerker gibt es das „Upcycling“ - alte Gegenstände neu verbauen oder einkleiden, wie z. B. einen alten Holzstuhl oder Alltagsgegenstände selbst bauen. Es sind nicht immer nur die „großen“ Aufgaben, die einen Trainingseffekt haben. Schon wenn man zum Spätsommer einen Pflaumenkuchen backt und die Pflaumen dazu selbst entkernt. Colorieren: Aus der Kindheit kennt man das Ausmalen noch gut. Für Erwachsene gibt es Mandalas oder Bilder zu vielen Themen und in verschiedenen Schweregraden. Falten von Origami-Kunstwerken braucht, neben Konzentration und Aufmerksamkeit, viel Fingerspitzengefühl.
  • Wohlfühloase schaffen: Um dem Stress im Alltag die Stirn zu bieten, kann man sich eine Wohlfühloase schaffen ‒ einen Rückzugsort, an dem man sich wohlfühlt und entspannen kann. Dies kann ein schattiges Plätzchen auf dem Balkon oder im eigenen Garten oder ein gemütliches Plätzchen im Wohnzimmer sein. Wie stellen Sie sich Ihre persönliche Wohlfühloase vor? Schaffen Sie sich Ihre eigene Wohlfühloase zu Hause, in der Sie sich jeden Tag oder dann, wenn Sie es brauchen, erholen können und neue Energie tanken. So können Sie in bester Urlaubsatmosphäre täglich entspannen.

Individuelle Wahrnehmung von Stress und MS

Die Wahrnehmung von Stress kann individuell sehr unterschiedlich sein. Das heißt, ob eine Situation bei jemandem Stress auslöst, hängt davon ab, wie die- oder derjenige diese beurteilt oder wie stressresistent die Person ist. Stress kann demnach sowohl als positiv (auch Eustress, der trotz Belastung nicht schadet und Gefühle von Erfolg und Anerkennung mit sich bringt) als auch als negativ (auch Distress, der schadet und etwa Selbstzweifel, Versagensängste oder Panik transportiert) empfunden werden.

Viele Menschen mit MS beklagen eine Zunahme der MS-spezifischen Symptome, wenn sie sich gestresst fühlen. Es gibt keine eindeutigen Beweise dafür, dass Stress einen Schub oder Pseudo-Schub/das „Uhthoff-Phänomen“ (also die Verschlimmerung der Symptome bei Erhöhung der Körpertemperatur, die sich bei Stress unweigerlich erhöht) auslösen kann, die Wissenschaft kümmert sich aber nun deutlich mehr um dieses Thema, und ihre Erkenntnisse zeigen klar in diese Richtung. So wird angenommen, dass der Energieaufwand, den man betreiben muss, um dem momentanen Stress standzuhalten, uns so viel Kraft und Energie raubt, dass es MS-Symptome nun leichter haben, hervorzutreten.

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MS und Nerven - eigentlich eine Farce, denn bei MS liegen die Nerven ja im wahrsten Sinn des Wortes wirklich BLANK! Blanke Nerven mögen keine zusätzliche Aufregung. Sie können dann nämlich gar nicht mehr reagieren. Nerven, was waren das noch einmal für Dinger? Bei MS-Betroffenen jedenfalls sind das: Feuerwerk, Tsunami und Hölle! Denn teilweise sind unsere Nerven so zerstört, dass sie nicht mehr funktionieren. Und dann wundert es auch nicht, dass die MS nicht mehr weiß, wo „oben und unten“, wo innen und außen, hinten oder vorne ist. Die MS scheint im Strudel, von einem Wirbel gepackt und irrt völlig verstört umher! Hört sich das komisch oder gar übertrieben an? Und wie erkläre ich das einem Außenstehenden? Dass meine Nerven gerade „am Ende“ sind? Das sind ja die Nerven vieler Menschen. Dass aber unsere Nerven schon vorab am Ende sind, bevor das Ereignis kommt, dass diese Form der Nervenbelastung für unsereins also ein regelrechter Tsunami darstellen kann - das kann man schwer erklärbar machen. Stress zu vermeiden, ist da ein gut gemeinter Ratschlag, was aber macht man, wenn einem der Stress von außen übergestülpt wird, man handlungslos, machtlos und vor allem eins ist: völlig hilflos? Sowohl negativer also auch positiver Stress bringt ja auch Emotionen mit sich, die verarbeitet werden müssen. Aber man kann auch mitten im Stress lernen: Denn der geschundene ausgebrannte MS-Körper und die Seele, sie schaffen es immer und immer wieder aufzustehen. Inmitten der MS kann man nämlich eine seltsam wirkende Kraft entwickeln, die uns zeigt: Wir können und werden das schaffen, wir werden noch viel schaffen, denn trotz MS hat man diese Situation überlebt und bewältigt!

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