Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem das Bewegungssystem beeinträchtigt. Neben medikamentösen Behandlungen rücken zunehmend auch gerätegestützte Therapien in den Fokus, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Eine dieser Therapien ist die GIGER MD® Therapie. Dieser Artikel beleuchtet die GIGER MD® Therapie bei Parkinson, geht auf Erfahrungsberichte ein, erklärt die Anwendung und stellt die wissenschaftlichen Grundlagen dar.
Ganzheitlicher Ansatz in der Parkinson-Therapie
Im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes spielen gerätegestützte Therapien eine wichtige Rolle. Durch die Analyse der Gehirnstromkurven werden Möglichkeiten geschaffen, physische Symptome und Funktionen zu verbessern. Zu den eingesetzten Methoden gehören:
- Gezielte elektrische Muskelstimulation mit kognitiver Ansteuerung
- Spezielle Massagetherapie mit einem vibrierenden Applikator, um muskuläre Verspannungen, Spastik, Lähmung und Schmerzen positiv zu beeinflussen.
- Ausdauer- und Koordinationstraining an verschiedenen Trainingsgeräten mit Feedbackfunktion.
- Vibrationstherapie, die im Sitzen und auch im Stehen durchgeführt werden kann. Die Indikationen hierfür sind Spastik, chronische Schmerzen, Blasenentleerungsstörungen oder auch muskuläres Training.
- Speziell für neurologische Erkrankungen (z.B. Querschnittlähmungen und Parkinson) entwickeltes Koordinationstraining, das auch ganzheitlich eingesetzt werden kann.
- Möglichkeit der Ausdauerschulung und Koordinationsschulung. Zusätzlich können durch die hohen Wiederholungszahlen die Schrittlänge, Belastungsphasen und das motorische Lernen verbessert werden.
- Der Patient hat die Möglichkeit, an bestimmten Trainingsgeräten nach einer therapeutischen Einweisung selbstständig zu trainieren.
Was ist die GIGER MD® Therapie?
Die GIGER MD® Therapie ist eine Therapiemethode, die seit über dreißig Jahren erfolgreich in Arzt- und Physiotherapiepraxen, Spitälern oder zu Hause bei Patienten angewandt wird. Sie zielt darauf ab, durch koordinierte und geführte Bewegungen das zentrale Nervensystem (ZNS) zu reorganisieren. Die Therapie basiert auf der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass das ZNS, auch nach Verletzungen oder Erkrankungen, in der Lage ist, neue neuronale Verbindungen zu schaffen und sich auf neue Bewegungsmuster zu programmieren.
Anwendungsbereiche der GIGER MD® Therapie
Zahlreiche medizinische Studien belegen die Wirksamkeit der GIGER MD® Therapie bei neurologischen Erkrankungen und Verletzungen wie:
- Parkinson
- Zerebralparese
- Spina Bifida
- Hirnverletzungen
- Schlaganfall
- Para- und Tetraplegie
- Multiple Sklerose
Zusätzliche Indikationen, die erfolgreich behandelt werden können, sind:
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- Arthrosen
- Arthritis
- Arthrogryposis
- Gelenk- und Rückenprobleme
- Durchblutungsstörungen
Wirkungsweise der GIGER MD® Therapie
Die GIGER MD® Therapie basiert auf der Vorstellung vom Zentralnervensystem als einem neuronalen Netzwerk, das sich durch räumlich-zeitlich koordiniertes Feuern der Neuronen selbst organisiert und in seiner Organisation durch Umlernen veränderbar ist. Solche Lernprozesse regen wiederum die Neubildung von Nervenzellen an und steuern sie. Das schließt koordinierte rhythmische Bewegungen (motorisches Lernen) ein. Daneben ist das integrative Lernen, Speichern und Abrufen von Netzwerkzuständen die zweite Funktionsmöglichkeit des menschlichen ZNS (neben der relativ lokalisierten). Sie ermöglicht eine Reorganisation des verletzten ZNS.
Die Therapie soll das für die Selbstorganisation des ZNS zentrale frequenz- und phasenkoordinierte Feuern von Neuronen nach einer Verletzung des ZNS teilweise verloren geht. Mithilfe von GIGER MD® Therapieinstrumenten kann es wieder erlernt werden. Damit kann die Grundstruktur der Organisationsweise des zentralen Nervensystems wieder hergestellt und so auch bei schweren Schäden deutliche Verbesserungen erreicht werden. Der Schlüssel dazu ist das wiederholte Ausführen exakt koordinierter Bewegungen mithilfe von High-Tech-Therapieinstrumenten. Das repetitive Element der Therapie besetzt dabei eine zentrale Rolle. GIGER MD® Therapieinstrumente geben auf wenige Millisekunden genau Frequenz- und Phasenkoordination vor. Auf diese Art können motorische, vegetative und höhere geistige Funktionen wiedererlernt werden. Dies gilt besonders für Patienten mit Rückenmarkverletzungen, infantiler Zerebralparese, Parkinson, Schlaganfall und idiopathischer Skoliose.
Verbesserungen durch die GIGER MD® Therapie
Durch regelmäßiges und intensives Training profitieren Patienten von:
- Verbesserung der motorischen Funktionen (z.B. Gehen oder Greifen)
- Stärkung der Muskeln und des Gleichgewichts
- Reduktion von Fehlstellungen
- Reduktion von Spastizität, Rigor und Tremor
- Verbesserung der kardiovaskulären Funktionen und Atemfunktionen
Die GIGER MD® Therapie bei Parkinson im Detail
Die GIGER MD® Therapie stellt eine Möglichkeit dar, trotz Parkinson eine möglichst hohe Lebensqualität zu erhalten und zurückzugewinnen. Zusätzlich können Betroffene häufig ihre Medikamentendosis senken und so Nebenwirkungen verringern.
Studien zur Wirksamkeit
Eine wissenschaftliche Studie von Dr. Giselher Schalow mit acht Patienten, bei denen die Parkinson-Krankheit fünf bis zehn Jahre zuvor ausgebrochen war, zeigte positive Ergebnisse. Die Patienten trainierten zweieinhalb Monate lang durchschnittlich vier Stunden pro Woche mit der GIGER MD®-Therapie. An der Arzneimitteleinnahme wurde nichts verändert, auch ein regelmäßig betriebenes, konventionelles Fitnesstraining von bis zu zwei Stunden pro Woche blieb beibehalten.
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Unmittelbar nach Studienende verbesserte sich die Funktion des Zentralnervensystems (ZNS) der Parkinson-Patienten um 35 Prozent, quantifiziert anhand der gemessenen Dynamik der Bewegungskoordination. Drei Monate nach Beendigung der GIGER MD®-Therapie ergaben erneute Messungen, dass die ZNS-Funktion sich um 21 Prozent wieder verschlechtert hatte, obwohl Arzneimitteleinnahme und konventionelles Fitnesstraining exakt wie zuvor beibehalten wurden.
Ablauf der Therapie
Die Behandlung erfolgt in vier grundlegenden Schritten:
- Erlernen der Therapie: Der Patient erlernt die GIGER MD®-Therapie in einem entsprechend ausgestatteten, zertifizierten Zentrum. Dies erfordert nur wenige Tage.
- Tägliches Training zu Hause: Im Anschluss übt er täglich allein zu Hause.
- Aufzeichnung und Auswertung: Das Training wird mit dem PC aufgezeichnet, ausgewertet und kontinuierlich angepasst. Dies gewährleistet höchstmögliche Effizienz.
- Fortschrittskontrolle: Die Fortschritte werden elektronisch erfasst und mit denjenigen anderer Patienten verglichen.
Kosten und Verfügbarkeit
Eine Verordnung mit expliziter Bezugnahme auf diese Therapiemethode zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung ist nicht möglich. Allerdings können Ergo- und Physio-Therapeuten, die im Besitz eines GIGER MD® Geräts sind, dieses zur Behandlung im Rahmen einer ärztlich verordneten Therapie einsetzen. Den Mehraufwand, z.B. für die Nutzung des Geräts, trägt der Patient nach Vereinbarung mit dem Therapeuten selbst.
Erfahrungen mit der GIGER MD® Therapie
Im Internet finden sich verschiedene Erfahrungsberichte von Anwendern der GIGER MD® Therapie. Einige Nutzer berichten von positiven Effekten auf ihre Symptome, während andere keine oder nur geringe Veränderungen feststellen konnten. Es ist wichtig zu beachten, dass die Erfahrungen individuell variieren können und von verschiedenen Faktoren abhängen, wie z.B. dem Stadium der Erkrankung, der individuellen Konstitution und der Therapietreue.
Einige Anwender berichten von einer Verbesserung der motorischen Fähigkeiten, einer Reduktion von Muskelverspannungen und einer Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens. Es gibt auch Berichte von Eltern, die die Therapie bei ihren Kindern mit Zerebralparese einsetzen und positive Veränderungen feststellen konnten.
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Weitere Therapieansätze bei Parkinson
Neben der GIGER MD® Therapie gibt es eine Vielzahl weiterer Therapieansätze, die bei Parkinson eingesetzt werden können. Dazu gehören:
- Medikamentöse Therapie: Die medikamentöse Therapie ist ein wichtiger Bestandteil der Parkinson-Behandlung. Sie zielt darauf ab, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen und die Symptome zu lindern.
- Physiotherapie: Durch gezielte Übungen können die Beweglichkeit, Kraft und Koordination verbessert werden.
- Ergotherapie: Die Ergotherapie unterstützt Patienten dabei, ihren Alltag besser zu bewältigen und ihre Selbstständigkeit zu erhalten.
- Logopädie: Die Logopädie hilft bei Sprach- und Schluckstörungen, die bei Parkinson auftreten können.
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Die THS ist ein neurochirurgisches Verfahren, bei dem Elektroden in bestimmte Hirnbereiche implantiert werden, um die Symptome zu lindern.
Was können Patienten selbst tun?
Neben den genannten Therapieansätzen können Patienten auch selbst aktiv werden, um ihren Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Dazu gehören:
- Schlafhygiene: Achten Sie auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus und schaffen Sie eine entspannende Schlafumgebung. Vermeiden Sie Bildschirmaktivitäten und schwere Mahlzeiten vor dem Schlafengehen.
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung ist wichtig, um die Beweglichkeit zu erhalten und die Muskeln zu stärken. Geeignete Sportarten sind z.B. Walking, Schwimmen, Tanzen oder Yoga. Frank Elstner trainiert auch unter Anleitung des Physiotherapeuten Marc Hohmann auf dem Ganzkörpertrainer „Giger MD“, einer Schweizer Erfindung.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken. Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen. Die jüngsten ärztlichen Ernährungsempfehlungen fokussieren auf die sogenannte „mediterrane Ernährung“. Antiinflammatorische Ernährungsweisen, wie die mediterrane Ernährung oder die Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren und Vitamin E können den Krankheitsverlauf von Patienten mit Morbus Parkinson positiv beeinflussen, indem sie die Inflammation vermindern.
- Soziale Kontakte: Pflegen Sie Ihre sozialen Kontakte und nehmen Sie an Aktivitäten teil, die Ihnen Freude bereiten. Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann ebenfalls hilfreich sein.
Vitamine und Parkinson
Ein Mangel an Vitamin B12 bei Patienten, die an Parkinson leiden, ist womöglich auf eine Therapie mit L-DOPA zurückzuführen. Dieser Mangel kann das Risiko erhöhen, eine Neuropathie, z. B. ein Kribbeln in Armen und Beinen, Missempfindungen und Taubheitsgefühle, zu entwickeln. Ein Vitamin B12- sowie Vitamin B6-Mangel muss als mögliche Folge einer L-Dopa Therapie angesehen werden, wobei der genaue Pathomechanismus nicht sicher bekannt ist. Professor Thomas Müller, Klinik für Neurologie am St. Joseph Krankenhaus, Berlin-Weißensee, empfiehlt die Gabe von B-Vitaminen bei entsprechendem Mangel während einer Duodopa-Therapie [1]. Doch auch bei oraler Applikationsform von Levodopa macht die Vitaminsubstitution bei Langzeittherapie Sinn. Er empfiehlt seinen Patienten mit Parkinson-Syndrom bei Therapie mit Levodopa oder Duodopa ein Vitamin-B-Mischpräparat oder 5 mg Folsäure pro Tag wie in der Schwangerschaft.
Frank Elstner und sein Kampf gegen Parkinson
Fernsehlegende Frank Elstner erhielt 2016 die Diagnose Parkinson. Er machte seine Krankheit öffentlich und veröffentlichte das Buch „Dann zitter ich halt - Leben trotz Parkinson“. Er ist Mitglied im Beirat der Parkinson-Stiftung und engagiert sich stark für andere Betroffene. Frank Elstner trainiert auch unter Anleitung des Physiotherapeuten Marc Hohmann auf dem Ganzkörpertrainer „Giger MD“, einer Schweizer Erfindung. Er ist fest davon überzeugt, dass es für jeden Menschen einen positiven Effekt hätte, mehr Sport zu treiben. Das Training kombiniert mit Physiotherapie, welches genau auf ihn abgestimmt wurde, hat sein persönlicher Assistent und Sportwissenschaftler André Inthorn zusammen mit Marc Hohmann und ihm erarbeitet. Die Beiden bieten dieses Trainingsprogramm jetzt auch anderen Betroffenen in einer zweiwöchigen Intensivtherapie im Medical Center in Baden-Baden an.
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