Ginkgo Biloba bei Demenz: Wirksamkeit, Anwendung und Evidenz

Der Ginkgo-Baum (Ginkgo biloba), ein „lebendes Fossil“ mit einer faszinierenden Entwicklungsgeschichte, ist nicht nur ein Blickfang in Parks und Alleen, sondern auch ein viel diskutiertes pflanzliches Arzneimittel, insbesondere im Zusammenhang mit altersbedingten kognitiven Beeinträchtigungen und Demenz. Dieser Artikel beleuchtet die Wirksamkeit von Ginkgo biloba bei Demenz, basierend auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und unter Berücksichtigung verschiedener Studien und Expertenmeinungen.

Der Ginkgo-Baum: Ein Überlebenskünstler mit einzigartigen Inhaltsstoffen

Ginkgo biloba zeichnet sich durch seine außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit aus. Er überdauerte Eiszeiten und Umweltverschmutzung und ist somit ein Symbol für Unbesiegbarkeit und Hoffnung. Seine Blätter enthalten einzigartige Inhaltsstoffe, darunter Ginkgolide und Bilobalid (spezifische Terpenlactone), sowie einen hohen Gehalt an Flavonoiden. Diese Inhaltsstoffe sind Gegenstand intensiver Forschung hinsichtlich ihrer pharmakologischen Effekte.

Ginkgo-Extrakte bei Demenz: Was sagt die Wissenschaft?

Die Wirksamkeit von Ginkgo-biloba-Blattextrakt bei altersbedingten Hirnleistungsstörungen ist seit langem Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Studien deuten darauf hin, dass die tägliche Einnahme von Ginkgo-Trockenextrakt bei älteren Menschen mit kognitiven Einbußen Fähigkeiten wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentration verbessern kann. Es wurden auch Verbesserungen der Alltagskompetenz, des emotionalen Befindens und der Lebensqualität festgestellt.

Studienlage und Evidenz

Einige Studien, insbesondere solche, die den Ginkgo-Spezialextrakt EGb 761® (z. B. in Tebonin® konzent® 240) untersuchten, zeigen positive Ergebnisse bei Alzheimer und vaskulärer Demenz. Andere standardisierte Ginkgo-Blattextrakte (z. B. Gingium® extra 240 mg, Ginkgo-Maren® 240 mg, Ginkobil® ratiopharm 240 mg) erfüllen ebenfalls die Arzneibuchanforderungen und sind zur symptomatischen Behandlung von hirnorganisch bedingten Leistungseinbußen bei demenziellem Syndrom bzw. zur Verbesserung altersassoziierter kognitiver Beeinträchtigung und der Lebensqualität bei leichter Demenz zugelassen.

Eine Meta-Analyse von 18 randomisierten, kontrollierten Studien mit 1.642 Teilnehmern deutet darauf hin, dass Ginkgo biloba-Präparate in Kombination mit Donepezil eine vielversprechende Option für die Alzheimer-Therapie sein könnten.

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Einschränkungen und Kontroversen

Trotz der positiven Ergebnisse gibt es auch Studien, die keinen Nutzen durch Ginkgo nachweisen konnten, was die Frage nach der tatsächlichen Größe des Effekts aufwirft. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) kam in einem Abschlussbericht zu dem Ergebnis, dass die Studienpopulationen sehr verschieden sind, was die Vergleichbarkeit der Ergebnisse erschwert.

Eine Studie, die im Journal of the American Medical Association veröffentlicht wurde, konnte nicht bestätigen, dass die Einnahme von Ginkgo die Entwicklung einer Demenz aufhalten oder verzögern kann. Es ist wichtig zu beachten, dass sich diese Studie auf die Vorbeugung von Demenz bei Personen ohne bestehende Demenz konzentrierte, während sich die IQWiG-Analyse auf bereits an Alzheimer Demenz erkrankte Personen bezieht.

Dosierung und Anwendungsdauer

In der Tagesdosierung von 240 mg sind Ginkgo-Extraktpräparate bei Demenz verordnungs- und erstattungsfähig - gemäß OTC-Ausnahmeliste: Ginkgo-biloba-Blätter-Extrakt (Aceton-Wasser-Auszug, standardisiert, 240 mg Tagesdosis) nur zur Behandlung der Demenz. Die Präparate müssen regelmäßig und ausreichend lange - über mindestens acht Wochen - eingenommen werden, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Empfehlenswert ist eine Einnahmedauer von mindestens zwölf Wochen.

Wirkmechanismen von Ginkgo-Extrakt

Die positiven Effekte von Ginkgo-Extrakt werden auf verschiedene synergistische Wirkansätze zurückgeführt:

  • Verbesserung der Fließeigenschaft des Bluts: Insbesondere die Mikrozirkulation im Gehirn wird verbessert.
  • Bessere Versorgung der Nervenzellen: Nervenzellen werden besser mit Glucose und Sauerstoff versorgt und dadurch leitungsfähiger.
  • Schutz der Mitochondrien: Die Funktion der Mitochondrien, die für die Energiebereitstellung essenziell sind, wird geschützt und verbessert.
  • Inaktivierung von Sauerstoffradikalen: Sauerstoffradikale werden inaktiviert.
  • Erhöhung der synaptischen Plastizität: Der permanente Umbau von Synapsen wird gefördert, was die Grundlage für Lernvorgänge ist.

Weitere Anwendungsgebiete und Sicherheitshinweise

Aufgrund seines breiten Wirkspektrums ist Ginkgo-Extrakt auch für folgende weitere Einsatzgebiete zugelassen: Tinnitus, Schwindel und periphere arterielle Verschlusskrankheit. Die Tagesdosis beträgt hier jeweils 120 bis 240 mg.

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Ginkgo-Extrakt-Präparate sind in der Regel gut verträglich und können jahrelang eingenommen werden. Als Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, leichte Magen-Darm-Beschwerden und allergische Hautreaktionen möglich. Da Ginkgo-Extrakt die Viskosität des Bluts leicht verringert, ist bei gleichzeitiger Einnahme blutgerinnungshemmender Medikamente Vorsicht geboten und eine Absprache mit dem Arzt erforderlich.

Qualität und Sicherheit von Ginkgo-Präparaten

Um das therapeutische Potenzial von Ginkgo optimal zu nutzen und unnötige Risiken zu vermeiden, ist eine hochwertige, standardisierte Extraktqualität entscheidend. Der Extrakt muss eine festgelegte Mindestmenge an wirksamkeitsrelevanten Ginkgoliden, Bilobalid sowie Flavonoiden enthalten. Gleichzeitig müssen die toxischen und allergenen Ginkgolsäuren auf eine Menge von höchstens 5 ppm reduziert werden. Nicht apothekenpflichtige Ginkgo-Präparate (meist Nahrungsergänzungsmittel) erfüllen diese Voraussetzungen häufig nicht.

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