Gliose im Gehirn: Therapie, Entwicklung und Erfahrungen

Nach einer Krebsbehandlung im Gehirn, wie Operation, Bestrahlung und Chemotherapie, können Veränderungen im Gewebe auftreten, die als Gliose und postradiogene/narbige Veränderungen bezeichnet werden. Dieser Artikel beleuchtet die Entstehung, Entwicklung und Behandlungsmöglichkeiten von Gliose im Gehirn, einschließlich der verwandten Thematik der Epiretinalen Gliose im Auge.

Gliose im Gehirn: Was ist das?

Eine Gliose im Gehirn ist eine Art Narbengewebe, das aus Gliazellen besteht. Gliazellen sind Stützzellen des Gehirns, die die Nervenzellen umgeben und bei der Reizweiterleitung unterstützen. Im Gegensatz zu Hautnarben, die aus Bindegewebszellen (Fibroblasten) bestehen, füllen Gliazellen bei einer Gliose die entstandenen Lücken im Hirngewebe auf, um dessen Stabilität zu erhalten. Neurone, die eigentlichen impulsgebenden Zellen, können sich nicht neu bilden.

Ursachen für Gliose

Gliose entsteht als Reaktion auf Schädigungen des Hirngewebes, beispielsweise nach:

  • Schlaganfall
  • Schädelverletzungen
  • Entzündungen
  • Erkrankungen wie Morbus Alzheimer oder Multiple Sklerose
  • Krebstherapien wie Bestrahlung

Entwicklung und Verlauf

Der Verlauf einer Gliose ist individuell verschieden. In manchen Fällen bleibt sie unbemerkt und hat keinen Krankheitswert. In anderen Fällen kann sie zu einer Störung des elektrischen Gleichgewichts im Gehirn führen und Epilepsie auslösen. Abhängig vom Ort des geschädigten Hirngewebes und dem damit verbundenen Verlust von Nervenzellen kann die Funktionalität der betroffenen Hirnregion beeinträchtigt sein.

Diagnose

Eine Gliose lässt sich in der Regel gut in der Magnetresonanztomografie (MRT) erkennen. Dabei handelt es sich um ein bildgebendes Verfahren, das Veränderungen im Gewebe sichtbar macht.

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Therapieansätze

In den meisten Fällen ist keine spezielle Behandlung der Gliose erforderlich. Wenn jedoch Symptome wie Epilepsie auftreten, kann eine operative Entfernung des Narbengewebes in Betracht gezogen werden, um den "Epilepsieherd" zu beseitigen.

Aktuelle Forschung

Die Forschung konzentriert sich zunehmend auf die Möglichkeit, Gliazellen in Nervenzellen umzuwandeln, um geschädigtes Nervengewebe zu ersetzen. Ein vielversprechender Ansatz ist die direkte Konversion oder Transdifferenzierung, bei der ausdifferenzierte Zellen in andere umgewandelt werden, ohne den Umweg über das Stammzellstadium zu nehmen.

Ein Forschungsteam der Charité - Universitätsmedizin Berlin hat gezeigt, dass das Protein Drebrin bei Hirnverletzungen die Astrogliose steuert. Astrozyten, die häufigsten Gliazellen im zentralen Nervensystem, nehmen eine zentrale Rolle beim Schutz des umliegenden Gewebes ein. Drebrin wird benötigt, damit Astrozyten als Kollektiv Narben bilden und das umliegende Gewebe schützen können. Der Verlust von Drebrin führt zu einer Unterdrückung der normalen Astrozyten-Aktivierung und kann dazu führen, dass sich Verletzungen ohne schützende Narbenbildung ausbreiten und Nervenzellen absterben.

Erfahrungen von Patienten

Viele Langzeitpatienten berichten von Vernarbungen im Gehirn nach Operationen und Bestrahlungen. Ob diese harmlos verlaufen oder zu Beeinträchtigungen führen, ist individuell verschieden. Regelmäßige MRT-Kontrollen sind wichtig, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls zu behandeln.

Epiretinale Gliose: Eine verwandte Erkrankung im Auge

Eine Epiretinale Gliose ist eine Erkrankung der Netzhaut im Auge, bei der sich eine Membran auf der Netzhautoberfläche bildet. Diese Membran besteht hauptsächlich aus Gliazellen und kann zu einer Auffaltung der Netzhaut führen, was zu erheblichen Sehstörungen führen kann.

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Ursachen und Symptome

Häufig tritt die Epiretinale Gliose in fortgeschrittenem Alter ohne erkennbare Ursache auf. Sie kann aber auch durch Erkrankungen oder Operationen verursacht werden. Typische Symptome sind eine verzerrte Wahrnehmung im zentralen Sichtfeld, Wellen, schiefe Linien oder Doppelbilder.

Diagnose

Die Diagnose erfolgt durch eine augenärztliche Untersuchung mit dem Spaltlampenmikroskop und modernen Diagnoseverfahren wie der optischen Kohärenztomographie (OCT).

Behandlung

Eine medikamentöse Behandlung ist nicht möglich. Bei deutlichen Sichteinschränkungen kann eine Operation (Pars Plana Vitrektomie) durchgeführt werden, bei der der Glaskörper und die Membran auf der Netzhaut entfernt werden.

Prognose

Durch eine Operation lässt sich das Sehvermögen meist erheblich verbessern. Je früher operiert wird, desto größer ist in der Regel der Behandlungserfolg.

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