Der Mini-Mental-Status-Test (MMST) ist ein weit verbreitetes Instrument zur Erfassung kognitiver Störungen, insbesondere bei älteren Menschen. Er dient als Schnelltest und hat eine hohe Aussagekraft bei der Diagnose von Demenz. Der MMST, auch bekannt unter der englischen Abkürzung MMSE (Mini-Mental State Examination), wurde 1975 von Marshal F. Folstein entwickelt. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass der MMST keine ärztliche Diagnose ersetzt, sondern lediglich einen ersten Hinweis auf mögliche kognitive Beeinträchtigungen geben kann.
Der Mini-Mental-Status-Test (MMST) im Detail
Der MMST besteht aus einem Gespräch zwischen einem geschulten Experten und der betroffenen Person. Der Test umfasst verschiedene Kategorien, in denen Fragen beantwortet oder Aufgaben erledigt werden müssen. Für jede richtige Antwort oder gelöste Aufgabe wird ein Punkt vergeben, sodass maximal 30 Punkte erreicht werden können. Die Bearbeitungszeit beträgt in der Regel bis zu 30 Minuten, oft geht es aber schneller.
Ablauf des MMST
Der MMST umfasst verschiedene Bereiche, die unterschiedliche kognitive Fähigkeiten prüfen:
- Orientierung: Hier geht es um das Wissen über Zeit und Ort. Der Testperson werden Fragen zum aktuellen Datum, Wochentag, Jahreszeit, Jahr, dem Ort, dem Bundesland und der Stadt gestellt.
- Gedächtnis: Zunächst wird die Testperson gebeten, sich drei Begriffe zu merken. Diese werden laut und deutlich genannt und müssen von der Testperson wiederholt werden. Es gibt sechs Versuche, bis alle drei Begriffe korrekt wiederholt werden.
- Aufmerksamkeit und Rechnen: Die Testperson soll, ausgehend von 100, fünfmal in Folge 7 abziehen. Alternativ kann auch das Wort "S-T-U-H-L" rückwärts buchstabiert werden.
- Abruf: Nun soll die Testperson die drei Begriffe nennen, die sie sich zu Beginn des Tests merken sollte.
- Sprache und Konstruktion: Dieser Teil umfasst verschiedene Aufgaben:
- Benennen von Objekten (z.B. Stift und Uhr)
- Nachsprechen eines Satzes ("Keine Wenn und Aber")
- Befolgen von Anweisungen (z.B. ein Blatt Papier nehmen, falten und auf den Boden legen)
- Lesen und Befolgen einer Anweisung ("Augen zu")
- Schreiben eines vollständigen Satzes
- Nachzeichnen eines Bildes (zwei sich überschneidende Fünfecke)
Auswertung des MMST
Die Auswertung erfolgt durch Zusammenzählen der Punkte für jede richtig gelöste Aufgabe. Anhand der erreichten Gesamtpunktzahl kann eine erste Einschätzung der kognitiven Leistungsfähigkeit vorgenommen werden:
- 27 bis 30 Punkte: Höchstens leichte Beeinträchtigungen des Denkvermögens
- Komplett gesunde und geistig fitte Menschen: Sollten 30 Punkte erreichen.
Es ist wichtig zu beachten, dass der MMST lediglich ein Screening-Instrument ist und keine umfassende Diagnose ersetzen kann. Bei auffälligen Ergebnissen sollte immer eine weitere ärztliche Abklärung erfolgen.
Lesen Sie auch: Voraussetzungen für neurologische Beurteilungen in verkehrsmedizinischen Gutachten
Bedeutung des MMST in der Demenzdiagnostik
Der MMST wird häufig als erster Test bei Verdacht auf Demenz eingesetzt. Er liefert ein zuverlässiges Bild der kognitiven Leistungsfähigkeit und kann helfen, den Verlauf einer Demenz zu messen. Dafür wird der Test in regelmäßigen Abständen wiederholt.
Weitere Demenz-Tests
Neben dem MMST gibt es weitere Testverfahren, die in der Demenzdiagnostik eingesetzt werden, darunter:
- Uhrentest: Hierbei wird die Testperson gebeten, eine Uhr mit einer bestimmten Uhrzeit zu zeichnen.
- MoCa-Test (Montreal Cognitive Assessment): Ein umfassenderer Test, der verschiedene kognitive Bereiche abdeckt.
- DemTect-Test: Ein systematisches Testverfahren, das eine Reihe kognitiver Funktionen untersucht.
Jeder dieser Tests hat individuelle Vor- und Nachteile und kann je nach Fragestellung und Patient individuell eingesetzt werden.
Herausforderungen bei der Begutachtung von Demenzpatienten
Die Begutachtung von Menschen mit Demenz stellt besondere Herausforderungen dar. Die Erkrankung führt zu Einschränkungen und Beeinträchtigungen, die sich auf den Alltag auswirken. Dazu gehören:
- Veränderungen des Gedächtnisses und des Denkvermögens: Schwierigkeiten, neue Informationen aufzunehmen und abzurufen.
- Orientierungsprobleme: Schwierigkeiten, sich in der Umgebung zurechtzufinden.
- Kommunikationsschwierigkeiten: Schwierigkeiten, Gedanken und Bedürfnisse auszudrücken oder andere zu verstehen.
- Schwierigkeiten bei alltäglichen Aktivitäten und der Selbstversorgung: Probleme beim Anziehen, Essen, Duschen oder Toilettengang.
- Verhaltensänderungen und Persönlichkeitsveränderungen: Emotionale Labilität, Angst, Aggression, Halluzinationen oder Wahnvorstellungen.
Umgang mit Verhaltensänderungen
Ein einfühlsamer und geduldiger Umgang mit den Verhaltensänderungen ist von entscheidender Bedeutung. Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Veränderungen nicht bewusst oder absichtlich vom Patienten herbeigeführt werden, sondern eine Folge der Erkrankung sind. Eine vertraute und ruhige Umgebung kann dazu beitragen, den Patienten zu beruhigen und mögliche Reizüberflutungen zu reduzieren.
Lesen Sie auch: Ihr Weg zum neurologischen Gutachten
Verlust der Autonomie
Der Verlust der Autonomie ist eine weitere Herausforderung, mit der Demenzpatienten konfrontiert sind. Da die kognitiven Fähigkeiten abnehmen, sind viele Patienten nicht mehr in der Lage, eigenständige Entscheidungen zu treffen oder Informationen zu verstehen. Der Umgang mit dem Verlust der Autonomie erfordert eine einfühlsame und respektvolle Kommunikation.
Wahrung der Würde und der individuellen Bedürfnisse
Die Wahrung der Würde und der individuellen Bedürfnisse von Demenzpatienten ist von zentraler Bedeutung bei der Begutachtung. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, mit Respekt und Achtung behandelt zu werden, unabhängig von den Einschränkungen, die die Demenzerkrankung mit sich bringt.
Beurteilung der Pflegebedürftigkeit bei Demenz
Die Beurteilung der Pflegebedürftigkeit bei Menschen mit Demenz stellt eine große Herausforderung dar. Die üblichen Instrumente und Kriterien zur Bewertung der Pflegebedürftigkeit sind oft nicht ausreichend, um die spezifischen Bedürfnisse und Beeinträchtigungen von Menschen mit Demenz angemessen zu erfassen.
Schwierigkeiten bei der Selbsteinschätzung
Eine der Hauptschwierigkeiten besteht darin, dass Menschen mit Demenz Schwierigkeiten haben, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und auszudrücken. Sie können Probleme haben, ihre körperlichen Beschwerden oder ihren Hilfebedarf verbal mitzuteilen.
Schwankungen im kognitiven Zustand
Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Schwankungen im kognitiven Zustand bei Menschen mit Demenz die Beurteilung der Pflegebedürftigkeit erschweren. Ihre Fähigkeiten und Einschränkungen können von Tag zu Tag variieren.
Lesen Sie auch: Voraussetzungen für ein neurologisch-psychiatrisches Gutachten
Soziale Unterstützung und Pflegeleistungen
Ein weiterer Faktor, der bei der Beurteilung der Pflegebedürftigkeit von Menschen mit Demenz berücksichtigt werden muss, ist die soziale Unterstützung und die Verfügbarkeit von Pflegeleistungen.
Rolle der Angehörigen
Als pflegender Angehöriger können Sie während der Begutachtung eine unterstützende und kommunikative Rolle einnehmen. Schaffen Sie eine vertraute Umgebung, bieten Sie emotionale Unterstützung, verwenden Sie klare und einfache Sprache und ergänzen Sie verbale Kommunikation mit nonverbaler Kommunikation. Bringen Sie vertraute Gegenstände mit und unterstützen Sie den Gutachter mit relevanten Informationen.
Begutachtung für einen Pflegegrad bei Demenz
Die Begutachtung für einen Pflegegrad bei Demenz ist ein wichtiger Schritt, um die Pflegebedürftigkeit einer Person zu erfassen und den entsprechenden Unterstützungsbedarf festzustellen.
Erhebung von Informationen zur Funktionsfähigkeit
Ein wesentlicher Schritt bei der Begutachtung für einen Pflegegrad bei Demenz ist die Erhebung von Informationen zur Funktionsfähigkeit und den Aktivitäten des täglichen Lebens. Dazu gehören:
- Mobilität: Fähigkeit, sich eigenständig zu bewegen.
- Körperpflege: Aktivitäten wie Waschen, Duschen, Zähneputzen, Haarpflege und Toilettenbesuche.
- Ernährung: Grad der Selbstständigkeit bei der Nahrungsaufnahme.
- Ausscheidungsfunktionen: Fähigkeit, die Toilette zu benutzen und mit Inkontinenz umzugehen.
- Selbstständige Bewältigung des Alltags: Grad der Selbstständigkeit bei alltäglichen Aufgaben wie Anziehen, Einkaufen, Haushaltsführung und Medikamenteneinnahme.
Erfassung von kognitiven Einschränkungen und Verhaltensproblemen
Der Gutachter wird verschiedene Methoden anwenden, um das Ausmaß der kognitiven Einschränkungen zu erfassen. Dazu gehören in der Regel standardisierte Tests wie Gedächtnis- und Orientierungstests. Darüber hinaus werden auch Verhaltensprobleme im Rahmen der Begutachtung erfasst.
Rechtliche Aspekte bei Demenz
Die Diagnose einer Demenz hat eine weitreichende, auch juristische Bedeutung. Mit der Diagnosestellung gehen wichtige praktische Implikationen für Patient, Angehörige und den Arzt einher.
Vorsorgevollmacht und Betreuung
Grundsätzlich gilt, dass jeder verantwortungsvolle Erwachsene, um die Endlichkeit des eigenen Lebens und der eigenen Gesundheit wissend, die rechtlichen Angelegenheiten, auch für den Krankheitsfall, regelt. Dies gilt umso mehr für eine Demenzerkrankung. Diese ist eine nicht heilbare Erkrankung, die im Krankheitsverlauf zu einer Minderung der Urteilsfähigkeit und damit auch Testierfähigkeit führt. Eine Vorsorgevollmacht ersetzt eine Betreuung. Ist ein zu Betreuender nicht in der Lage, seine Angelegenheiten selbst zu besorgen, können diese Aufgaben von einem in einer Vorsorgevollmacht Bevollmächtigten übernommen werden. Diese Vorsorgevollmacht kann nur zu Zeiten der gegebenen Urteils- und Testierfähigkeit erstellt werden.
Patientenverfügung
Auch eine Patientenverfügung bzw. ein Patiententestament befinden sich im Spannungsverhältnis zwischen dem Selbstbestimmungsrecht des Patienten und den ethischen Grundsätzen der medizinischen Leistungserbringer, insbesondere der Ärzte. Aus diesem Grunde bedarf es in diesem Bereich einer größtmöglichen Sorgfalt. Auch ist es ratsam, entsprechende Dokumente regelmäßig, zumindest alle fünf Jahre, zu überprüfen und ggf. neu zu bestätigen.
Testament
Ein eigenhändiges Testament ist ein vom Betroffenen selbst eigenhändig geschriebenes Testament, mit vollem Namen unterzeichnet. Um juristische Gültigkeit zu erlangen, muss diese Niederschrift Ort und Datum enthalten. Ein öffentliches Testament hingegen ist eine Niederschrift, die vom Notar angefertigt wird. Der Notar berät hierbei über Form und Inhalt der Urkunde. Diese wird dann auch im Notariat aufbewahrt.
Fahrtauglichkeit
Die Fahrtauglichkeit von Demenzerkrankungen stellt ein erhebliches juristisches Spannungsfeld dar. Wenngleich die Diagnose einer Alzheimer Erkrankung nicht gleichbedeutend ist mit einer absoluten Fahruntauglichkeit, kann eine solche Erkrankung schon im Frühstadium die Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigen. Dabei sind es weniger körperliche als geistige Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Konzentration, Orientierung und Gedächtnis, die die Fahrtauglichkeit mindern.
Geschäftsunfähigkeit
Mit fortschreitender Krankheit sinkt die Fähigkeit des Erkrankten, alltägliche Rechtsgeschäfte richtig beurteilen zu können. Doch ab wann gilt ein Demenzkranker als geschäftsunfähig? Welche Folgen hat dies für den Alltag und wer übernimmt die Rechtsgeschäfte und Vermögensverwaltung im Falle einer festgestellten Geschäftsunfähigkeit? Folglich sind Demenzkranke, deren Urteilsvermögen und freie Willensbestimmung durch die Krankheit erheblich eingeschränkt sind, geschäftsunfähig. Dies ist vor allem dann zu bejahen, wenn der Erkrankte die Tragweite von Geschäften und Käufen im Alltag nicht mehr richtig beurteilen kann.
DemTect-Test: Ein weiteres Instrument zur Früherkennung von Demenz
Der DemTect-Test ist ein systematisches Testverfahren, mit dem eine Reihe kognitiver Funktionen (z. B. Wahrnehmung, Lernen, Erinnerungsvermögen, Denkvermögen) untersucht wird. Den DemTect-Demenz-Test (auch „Demenz-Detektions-Test“ oder „Demenz-Detection“ genannt) gibt es seit dem Jahr 2000.
Ablauf des DemTect-Tests
Der DemTect-Test besteht aus fünf Aufgaben:
- Wortliste: Dem Testteilnehmer werden zehn Wörter vorgelesen, die er sich merken soll.
- Zahlen umwandeln: Der Testteilnehmer soll Zahlen in Wörter und Wörter in Zahlen umwandeln.
- Supermarkt-Aufgabe: Der Testteilnehmer soll so viele Dinge wie möglich nennen, die es in einem Supermarkt gibt.
- Zahlenreihen: Der Testteilnehmer soll Zahlenreihen in umgekehrter Reihenfolge wiederholen.
- Wortabruf: Der Testteilnehmer soll sich an die Wörter aus der ersten Aufgabe erinnern.
Auswertung des DemTect-Tests
Für jede Aufgabe werden Punkte vergeben, die dann in Testwerte umgewandelt und addiert werden. Die Anzahl der gewichteten Testwerte beim DemTect-Test zeigt, ob eine kognitive Beeinträchtigung oder eine Demenz wahrscheinlich sind.
Bedeutung des DemTect-Tests
Der DemTect-Test ist ein Screening-Verfahren zur Früherkennung von Demenz und Alzheimer. Der Test dauert nicht lange und kann auch von Personen ohne Fachkenntnisse durchgeführt werden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der DemTect-Test keine ärztliche Diagnose ersetzt, sondern lediglich dazu dient, einen Verdacht auf Demenz zu erhärten oder zu zerstreuen.