Hämatom im Gehirn nach Sturz: Ursachen, Symptome und Behandlung

Ein Sturz oder Schlag auf den Kopf kann zu einem Hämatom im Gehirn führen. Oftmals treten die Symptome erst nach Wochen auf, was die Diagnose erschweren kann. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten eines Hämatoms im Gehirn nach einem Sturz.

Ursachen eines Hämatoms im Gehirn nach einem Sturz

Ein Hämatom im Gehirn, insbesondere ein subdurales Hämatom, entsteht, wenn eine Vene im Subduralraum zwischen der harten Hirnhaut (Dura mater) und der Spinngewebshaut (Arachnoidea) reißt. Dies kann durch einen Unfall, Sturz oder Schlag auf den Kopf verursacht werden. Ärzte sprechen in diesem Fall von einem Subduralhämatom. Auch kleinere Kopfverletzungen oder Stürze, sogenannte Bagatelltraumen, können insbesondere bei älteren Menschen oder Personen, die gerinnungshemmende Medikamente einnehmen, ein Subduralhämatom verursachen.

Ein epidurales Hämatom hingegen entsteht meist durch den Einriss einer Knochenarterie oder einer Arterie der harten Hirnhaut, oft in Verbindung mit einem Schädelbruch.

Arten von Hirnblutungen

Es werden zwei Haupttypen von Hirnblutungen unterschieden, je nachdem, wo die Blutung im oder am Gehirn auftritt:

  • Intrazerebrale Blutung: Die Blutung tritt direkt im Gewebe des Gehirns auf, oft durch lang anhaltenden Bluthochdruck verursacht. Dies kann zu einem "blutigen Schlaganfall" führen, bei dem Gewebe abstirbt. Etwa zehn bis 15 Prozent aller Schlaganfälle werden durch eine intrazerebrale Blutung verursacht.
  • Subarachnoidalblutung (SAB): Hier kommt es zu Einblutungen unterhalb der Spinnwebhaut (Arachnoidea), meist aufgrund eines Traumas oder eines Aneurysmas der hirnversorgenden Gefäße. Die Blutung kann sich bis ins Hirngewebe erstrecken und schwere neurologische Ausfälle verursachen. Etwa fünf Prozent aller Schlaganfälle sind auf eine Subarachnoidalblutung zurückzuführen.

Zusätzlich zu diesen beiden Haupttypen gibt es noch:

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  • Epiduralhämatom: Hier sammelt sich Blut auf der harten Hirnhaut (Dura mater), direkt unterhalb des Schädelknochens. Es tritt oft in Verbindung mit einem Schädelbruch auf.
  • Subduralhämatom: Bei dieser Art sammelt sich das Blut unterhalb der harten Hirnhaut, also zwischen der Dura mater und der mittleren Hirnhaut. Es wird ebenfalls oft durch Gewalteinwirkung von außen verursacht.

Risikofaktoren für ein Hämatom im Gehirn

Verschiedene Faktoren erhöhen das Risiko für ein Hämatom im Gehirn nach einem Sturz:

  • Hohes Alter: Ältere Menschen haben oft fragilere Blutgefäße, die leichter reißen können.
  • Einnahme von Gerinnungshemmern: Medikamente wie Warfarin oder Aspirin erhöhen das Blutungsrisiko.
  • Alkoholmissbrauch: Chronischer Alkoholkonsum kann zu Gewebeschwund des Gehirns führen, was den subduralen Raum vergrößert und das Risiko für ein chronisches subdurales Hämatom erhöht.
  • Demenz: Demenzielle Erkrankungen können mit einem cSDH verwandt sein, da beide Zustände zu ähnlichen neurologischen Symptomen führen können.
  • Erhöhtes Sturzrisiko: Personen mit Gleichgewichtsstörungen oder anderen Erkrankungen, die das Sturzrisiko erhöhen, sind gefährdeter.
  • Epilepsie: Epileptische Anfälle können zu Stürzen und Kopfverletzungen führen, die ein cSDH zur Folge haben können.
  • Bluthochdruck: Chronisch erhöhter Blutdruck (Hypertonie) kann zu Gefäßschäden und damit zu einem erhöhten Risiko für das Auftreten eines cSDH beitragen.
  • Diabetes: Diabetes kann zu Gefäßschäden führen, die das Risiko für Blutungen erhöhen.
  • Arteriosklerose (umgangssprachlich Arterienverkalkung), also eine Verhärtung der Blutgefäße kann zu einer verminderten Blutzufuhr zum Gehirn führen und damit das Risiko für ein chronisches subdurales Hämatom (cSDH) erhöhen.

Symptome eines Hämatoms im Gehirn

Die Symptome eines Hämatoms im Gehirn können vielfältig sein und hängen von der Größe und Lage des Hämatoms sowie der Geschwindigkeit der Blutansammlung ab.

Akutes Subduralhämatom

Bei einem akuten Subduralhämatom treten die Symptome meist direkt nach der Verletzung auf. Dazu gehören:

  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schläfrigkeit
  • Verwirrtheit
  • Unterschiedlich geweitete Pupillen
  • Bewusstseinsbeeinträchtigung bis hin zur Bewusstlosigkeit

Chronisches Subduralhämatom

Ein chronisches Subduralhämatom entwickelt sich langsamer, oft über Wochen. Die Symptome können schleichend auftreten und sind nicht immer sofort erkennbar. Betroffene können sich möglicherweise nicht mehr an das auslösende Ereignis erinnern. Häufige Symptome sind:

  • Kopfschmerzen
  • Konzentrationsschwäche
  • Müdigkeit
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Verwirrtheit
  • Gedächtnisstörungen
  • Wesensveränderungen
  • Rasch voranschreitende Demenz

Allgemeine Symptome einer Hirnblutung

Unabhängig von der Art der Hirnblutung können folgende Symptome auftreten:

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  • Sprach- und Sprechstörungen
  • Plötzlich sehr starke Kopfschmerzen
  • Nackensteifheit
  • Einseitig auftretende Lähmung am Körper, vor allem am Arm, Bein oder Gesicht
  • Generelles Taubheitsgefühl
  • Schluckstörung
  • Sehstörung und vorübergehender Sehverlust auf einem Auge
  • Pupillenerweiterung
  • Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme
  • Schwindel mit Gangunsicherheit
  • Verwirrtheit oder Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit oder Koma
  • Krampfanfälle

Diagnose eines Hämatoms im Gehirn

Die Diagnose eines Hämatoms im Gehirn erfolgt in der Regel durch bildgebende Verfahren.

  • Computertomografie (CT): Die CT des Kopfes ist die am häufigsten verwendete Methode, um ein Hämatom schnell und genau darzustellen. Sie ermöglicht eine Beurteilung der Größe, Lage und möglichen Auswirkungen auf das Gehirn. Zudem lässt sich durch die bildgebende Untersuchung beurteilen, ob es sich um eine frische Verletzung oder ältere Blutung handelt.
  • Magnetresonanztomografie (MRT): Die MRT bietet eine noch detailliertere Darstellung des Gehirns und wird insbesondere bei unklaren CT-Befunden oder zur Beurteilung von Begleitverletzungen des Gehirns eingesetzt.
  • Neurologische Untersuchung: Eine ausführliche neurologische Untersuchung hilft, neurologische Symptome zu erkennen und den Schweregrad der Verletzung einzuschätzen. Dabei werden die Bewusstseinslage und die Funktion verschiedener Nerven überprüft.
  • Blutuntersuchung: Eine Blutabnahme dient dazu, die Gerinnung zu messen und andere Ursachen auszuschließen.

Behandlung eines Hämatoms im Gehirn

Die Behandlung eines Hämatoms im Gehirn hängt von der Größe und Lage des Hämatoms, dem Zustand des Patienten und dem Vorliegen von Begleiterkrankungen ab.

Konservative Behandlung

Kleine Hämatome, die keine oder nur geringe Symptome verursachen, können unter Umständen konservativ behandelt werden. Dies beinhaltet:

  • Regelmäßige neurologische Kontrollen, um Veränderungen des Zustands zu erkennen.
  • Kontrolle des Blutdrucks, um weitere Blutungen zu verhindern.
  • Schmerzmittel zur Linderung von Kopfschmerzen.
  • Vorbeugung einer Hirnschwellung (Hirnödem)

Operative Behandlung

Größere Hämatome, die Druck auf das Gehirn ausüben oder zu neurologischen Ausfällen führen, erfordern in der Regel eine Operation. Es gibt verschiedene operative Verfahren:

  • Bohrlochtrepanation: Bei dieser minimalinvasiven Methode bohren Neurochirurgen ein kleines Loch in den Schädel, um das angesammelte Blut abzusaugen. Nach der Entfernung der Blutansammlung kann eine Drainage gelegt werden, die verhindert, dass das Hämatom sich erneut füllt.
  • Kraniektomie: In schwereren Fällen, insbesondere bei akuten Subduralhämatomen oder bei starker Hirnschwellung, kann eine Kraniektomie erforderlich sein. Dabei wird ein größerer Teil des Schädelknochens entfernt, um dem Gehirn mehr Platz zu verschaffen und den Druck zu entlasten. In manchen Fällen wird zusätzlich ein Katheter oder Shunt gelegt, um Nervenwasser abzuleiten. Damit wird verhindert, dass sich der Hirndruck weiter erhöht.
  • Ausschaltung eines Aneurysmas: Handelt es sich beim Auslöser dieser Hirnblutung um ein Aneurysma, wird bei einem operativen Eingriff dieses abgeklemmt. Häufiger jedoch wird das sogenannte „Coiling“ angewandt. Dabei wird eine Platinspirale über die Leistenarterie bis zum Aneurysma eingeführt, um die Blutung zu stoppen. Auch bei der Subarachnoidalblutung muss ein Shunt zum Ablassen des Nervenwassers gelegt werden, damit der Hirndruck gesenkt wird.

Weitere Maßnahmen

Zusätzlich zu den oben genannten Behandlungen können weitere Maßnahmen erforderlich sein:

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  • Intensivmedizinische Überwachung: Patienten mit schweren Hirnblutungen werden auf der Intensivstation überwacht, um Vitalfunktionen zu kontrollieren und Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
  • Beatmung: Bei Bewusstlosigkeit oder Atemproblemen kann eine künstliche Beatmung erforderlich sein.
  • Ernährung: Eine frühzeitige Ernährung über eine Magensonde oder Duodenalsonde ist wichtig, um den Körper mit ausreichend Nährstoffen zu versorgen.

Rehabilitation nach einem Hämatom im Gehirn

Nach der Akutbehandlung ist oft eine stationäre Rehabilitation sinnvoll. Der Rehabilitations- und Heilungsverlauf kann je nach Schwere der Verletzungen mehrere Monate bis Jahre dauern. Die Therapie zielt darauf ab, Folgeschäden wie Bewegungsstörungen, Sprachstörungen oder Gedächtnisstörungen zu behandeln und Strategien zu entwickeln, um mit den Einschränkungen im Alltag zurechtzukommen. Grundsätzlich gilt, dass je früher eine Rehabilitation nach einer Hirnblutung beginnt, desto größer sind die Erfolgsaussichten.

Komplikationen und Folgeschäden

Ein Hämatom im Gehirn kann zu verschiedenen Komplikationen und Folgeschäden führen, sowohl körperlicher als auch geistiger Natur. Einige der möglichen Folgeschäden sind:

  • Bewegungsstörungen
  • Sprachstörungen (Aphasie)
  • Sprechstörung (Dysarthrie)
  • Seh- oder Gedächtnisstörung
  • Epilepsie
  • Hirnwasserstörung
  • Posttraumatische Hygrome (Wasseransammlungen zwischen Gehirn und harter Hirnhaut)

Prävention

Obwohl nicht alle Fälle von Hämatomen im Gehirn vermeidbar sind, gibt es präventive Maßnahmen, die das Risiko reduzieren können:

  • Sturzprophylaxe: Vermeidung von Stolperfallen in der Wohnung, Gleichgewichtsübungen, gute Beleuchtung.
  • Sichere Umgebung: Entfernen Sie Stolperfallen in Ihrer Wohnung wie lose Teppiche oder Kabel.
  • Körperliche Aktivität: Integrieren Sie Gleichgewichtsübungen in Ihre tägliche Routine, um Stürze zu vermeiden.
  • Kontrolle des Blutdrucks: Regelmäßige Messung und Behandlung von Bluthochdruck.
  • Blutdrucküberwachung: Messen Sie regelmäßig Ihren Blutdruck, idealerweise täglich zur gleichen Zeit.
  • Blutzuckermanagement: Wenn Sie Diabetiker:in sind, halten Sie Ihren Blutzuckerspiegel im empfohlenen Bereich, um Gefäßschäden zu vermeiden.
  • Medikamentenmanagement: Bei Einnahme von Blutverdünnern regelmäßige Kontrollen durchführen, um die Dosierung anzupassen und Blutungen zu vermeiden.
  • Weniger bis keinen Alkohol: Beschränken Sie Ihren Alkoholkonsum auf die empfohlenen Grenzwerte von maximal 10 g reinen Alkohols pro Tag für Frauen und 20 g für Männer.
  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Omega-3-Fettsäuren, Vitaminen und Mineralstoffen ist, kann zur Gesundheit der Blutgefäße beitragen.
  • Check-ups: Nehmen Sie regelmäßig an medizinischen Vorsorgeuntersuchungen teil, um potenzielle Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
  • Schutzhelme: Tragen Sie beim Sport oder bei anderen Aktivitäten, bei denen ein Sturzrisiko besteht, einen Schutzhelm.

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