Die Handmassage ist eine sanfte und wirkungsvolle Methode, um das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz zu steigern und die Kommunikation zu fördern. In diesem Artikel werden wir uns detailliert mit der Durchführung, den Vorteilen und der Anwendung von Handmassagen bei Demenz auseinandersetzen.
Bedeutung der Kommunikation in der Pflege
Die zwischenmenschliche Kommunikation bildet die Grundlage für das alltägliche Leben und ist ein elementarer Bestandteil der Pflege. Eine qualitativ hochwertige Pflege basiert auf der Kommunikation zwischen Pflegenden und Patient:innen. Wenn die verbale Kommunikation abnimmt, ist es umso wichtiger, weiterhin mit den Pflegebedürftigen in Kontakt zu bleiben.
Basale Stimulation als non-verbale Kommunikationsform
Die basale Stimulation bietet eine Möglichkeit der non-verbalen Kommunikation, indem verschiedene Reize ausgelöst werden, um alle fünf Sinne anzusprechen. Dieses Konzept beruht auf dem Auslösen unterschiedlicher Reize, um stark beeinträchtigte Menschen in ihren Fähigkeiten (z.B. Wahrnehmung, Kommunikation, Bewegung) zu fördern. Die basale Stimulation hat insbesondere in der Pflege von älteren Menschen eine große Bedeutung, wobei ein spezielles Augenmerk auf der non-verbalen Kommunikation liegt.
Die Ziele der basalen Stimulation liegen in der Verbesserung der Eigenwahrnehmung sowie der erhöhten Kommunikationsfähigkeit von körperlich und/oder geistig eingeschränkten Menschen. Dabei wird der oder die Betroffene unterschiedlichen Reizen ausgesetzt, um den eigenen Körper besser wahrzunehmen und die Möglichkeit der non-verbalen Kommunikation auszuschöpfen.
Die Methoden der basalen Stimulation stützen sich auf das Ansprechen der unterschiedlichen Sinne und sollten dabei individuell auf die Bedürfnisse und Einschränkungen des oder der Betroffenen angepasst werden.
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Somatische Stimulation
Bei der somatischen Stimulation, also der Stimulation des Körpers, können einfache und alltägliche Methoden angewendet werden. Bei der Körperpflege kann zum Beispiel Druck unterschiedlich ausgeübt werden oder unterschiedliche Waschlappen, Schwämme oder ähnliches verwendet werden. Auch durch wechselnde Wassertemperaturen kann der Körper stimuliert werden.
Anwendungsgebiete der basalen Stimulation
Die basale Stimulation findet viele unterschiedliche Anwendungsgebiete. Die unterschiedlichen Sinne können je nach Einschränkung stimuliert werden und so die Kommunikation zwischen Patient:in und der pflegenden Person verbessern und aufrechterhalten. Für schwer demente Patient:innen kann basale Stimulation einen Weg aufzeigen, mit der Außenwelt in Kontakt zu bleiben. Außerdem können olfaktorische oder gustatorische Stimulationen sowie akustische und visuelle Reize dabei helfen, verloren geglaubte Erinnerungen zu wecken.
Basale Stimulation in der Palliativpflege
In der Palliativpflege geht es um die Begleitung eines Menschen beim Sterben. Wenn alle Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind und eine Heilung nicht mehr in Aussicht ist, geht es darum, den oder die Patient:in ohne Schmerzen und Angst zu begleiten. Dabei kann die basale Stimulation auch in der Palliativpflege von großem Nutzen sein. Zum einen kann durch non-verbale Kommunikation die Verbindung zur Außenwelt aufrechterhalten werden. Zum anderen können sterbende Menschen so angenehme Körpersensationen erfahren, welche ein Gefühl von Geborgenheit geben und Angst nehmen.
Die taktile Wahrnehmung und ihre Bedeutung
Die taktile Wahrnehmung findet vor allem über die Hände und die Haut, unser größtes Sinnesorgan, das sogenannte Kontaktorgan, statt. Sie ist verantwortlich für das Tasten, Fühlen und Greifen, also für die Kontaktaufnahme. Tasten und Fühlen bedeutet Ergreifen, Begreifen, Empfinden, Spüren und Erleben von verschiedenen Oberflächen und Texturen, aber z. B. auch von Wärme, Kälte und Nähe. Es geht um das Erleben, Erfahren und Wahrnehmen der Außenwelt, der unmittelbaren Umgebung.
Oft wird die Haut auch als Spiegelbild der Seele gesehen. Im Volksmund sagt man, jemand „ist dickhäutig“ oder „hat eine dünne Haut“. Hier wird der Zusammenhang zur Seele offensichtlich. Im Alter verändert sich die Haut. Sie wird u. a. meist dünner und im Pflegealltag wird die Haut der Senior*innen immer wieder von vielen fremden Händen berührt. Deshalb sollte vor allem auch dein Tastsinn geschult und sensibilisiert sein, um in der Pflege, Betreuung und der Zuwendung mit genügend Achtsamkeit und Bewusstsein diesem wertvollen Sinnesorgan und damit letztlich dem Menschen zu begegnen. Mach dir also bewusst, wie du berührst und wie du begegnest - ganz trivial beispielsweise, ob mit kalten oder warmen Händen, ruckartig-grob oder sanft und vorsichtig.
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Achtsame Zuwendung und Handmassage
Achtsame Zuwendung oder Zugewandtheit ist die Basis jeder Begegnung, eine innere Haltung. Besonders regelmäßige Zuwendung in Form einer kleinen Handmassage kann Nähe und gegenseitiges Vertrauen fördern und den Umgang miteinander im nicht immer leichten Pflege- und Betreuungsalltag erleichtern. Die kleine Handmassage ist eine Streicheleinheit für Körper und Seele. Sie schenkt Berührung, Wärme und Nähe, regt die Durchblutung der Haut an und fördert sowohl Beweglichkeit als auch Entspannung. Gerade für Menschen, die beim Entspannen Schwierigkeiten haben und die unruhig und ängstlich sind, eignet sich die Handmassage sehr gut, weil die Berührung der Hände grundsätzlich etwas Vertrautes ist, das nicht so leicht überfordert.
Anleitung zur Durchführung einer Handmassage
Vorbereitung
- Hände: Achte darauf, dass deine eigenen Hände frisch gewaschen, trocken, warm und möglichst nicht rau sind. Deine Fingernägel sollten kurz und abgerundet sein. Lege auch deine Armbanduhr und weiteren Handschmuck ab, um die Person, die du massierst, nicht zu verletzen.
- Einverständnis: Kündige dein Vorgehen an. Hole auch, wenn möglich, das Einverständnis ein und achte darauf, ob deine Berührung angenommen wird oder ggf. missfällt.
- Öl: Verwende ein hochwertiges, kaltgepresstes Olivenöl, eventuell mit Lavendel versetzt.
Durchführung
- Waschschüssel: Tauche beide Hände für etwa zwei bis fünf Minuten in eine Waschschüssel mit warmem Wasser.
- Einwickeln: Wickle eine Hand in ein angewärmtes Handtuch ein. Empfohlen wird, beim Rechtshänder die rechte Hand, beim Linkshänder die linke Hand einzuwickeln.
- Massage: Massiere jeden Finger mit dem Daumen und Zeigefinger von der Nagelspitze ausgehend kreisend herzwärts. Wiederhole dies dreimal. Strecke anschließend die Hand aus, also eine großzügige Bewegung über die gesamte Hand. Beachte bei der Massage auch den Handrücken, Hauptaugenmerk liegt aber auf der Handinnenfläche. Achte bei der Massage auf einen gleichmäßigen sanften Druck. Die Bewegungen sollten gleichmäßig, flüssig und harmonisch sein, auf keinen Fall abgehackt.
- Warmhalten: Nachdem die Hand massiert ist (etwa fünf bis zehn Minuten), wird sie im Handtuch eingewickelt, um sie warm zu halten.
- Wiederholung: Nun beginnt die Massage für die andere Hand. Nach der Massage wird auch diese Hand wieder eingewickelt und beide Hände verbleiben vorerst im Handtuch, um sie noch warm und zugfrei zu halten. Zug oder Auskühlen könnten Krämpfe auslösen.
Abschließende Schritte
Nach der Massage bleiben beide Hände eingewickelt, um sie warm und zugfrei zu halten. Dies hilft, die Entspannung zu vertiefen und Krämpfen vorzubeugen.
Weitere Methoden der basalen Stimulation
Neben der Handmassage gibt es noch weitere Methoden der basalen Stimulation, die bei Demenz eingesetzt werden können:
- Vestibuläre Stimulation: Aktivierung des Gleichgewichtssinns durch Positionierungen oder Wiegen des Körpers.
- Vibratorische Stimulation: Stimulation tiefer liegender Körperebenen durch Vibrationen oder sanftes Klopfen.
- Orale Stimulation: Förderung der Mundmotorik durch Lebensmittel mit unterschiedlichen Texturen.
- Olfaktorische Stimulation: Aktivierung des Geruchssinns, um Erinnerungen und emotionale Reaktionen zu wecken.
- Auditive Stimulation: Nutzung von Geräuschen und Musik, um den Hörsinn anzuregen und Erinnerungen sowie Emotionen zu wecken.
- Visuelle Stimulation: Anregung des Sehsinns durch Familienfotos, farbige Lampen oder sich bewegende Lichter.
- Taktile/Haptische Stimulation: Ansprache des Tastsinns durch Gegenstände mit verschiedenen Texturen oder das Ertasten des eigenen Körpers.
Ziele der basalen Stimulation bei Demenz
- Förderung der Kommunikation
- Reduktion von Ängsten
- Steigerung des Wohlbefindens
- Vermittlung von Geborgenheit
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Handmassage
- Individuelle Situation des Betroffenen berücksichtigen
- Auf Fähigkeiten und Bedürfnisse eingehen
- Empathie und Feinfühligkeit
- Angenehme Atmosphäre
Reflexzonenmassage
Die Reflexzonenmassage basiert auf der Annahme, dass bestimmte Körperregionen über Nervenbahnen mit inneren Organen verknüpft sind. Durch die Massage dieser Zonen können das Wohlbefinden gesteigert und Entspannung gefördert werden.
Die Bedeutung von Berührung
Berührung ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis und kann eine tiefgreifende Wirkung auf unser Wohlbefinden haben. Sie kann Trost spenden, Angst reduzieren, Stress abbauen, Schmerzen lindern und zur Entspannung beitragen.
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