Die neurologische Rehabilitation in Heidelberg bietet ein breites Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten für Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichsten neurologischen Erkrankungen. Von der Akutversorgung bis zur beruflichen Wiedereingliederung werden Betroffene in allen Phasen ihrer Erkrankung umfassend betreut. Im Folgenden werden die verschiedenen Aspekte der neurologischen Rehabilitation in Heidelberg detailliert dargestellt.
Einrichtungen und Netzwerke
Heidelberg hat sich als ein Zentrum für neurologische Rehabilitation etabliert, wobei verschiedene Einrichtungen und Netzwerke eng zusammenarbeiten, um eine optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten. Federführend wurde das Parkinsonnetzwerk Heidelberg mit aufgebaut, und das Schlaganfallnetzwerk ist momentan in Planung. Diese Netzwerke ermöglichen einen schnellen und unkomplizierten Austausch von Informationen und eine koordinierte Behandlung der Patientinnen und Patienten.
Die Kliniken Schmieder Heidelberg sind ein Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg und eine Akademische Kooperationseinheit. Sie kooperieren außerdem mit der Universitätsklinik Mannheim, dem Klinikum Ludwigshafen und dem St. Josefskrankenhaus in Heidelberg. Unter dem Dach der RehaZentren Baden-Württemberg sind neun Einrichtungen der medizinischen Rehabilitation mit individuellen Profilen zusammengeführt. Diese Kliniken erbringen ein breites Spektrum an rehabilitativen und präventiven Dienstleistungen und ergänzen sich gegenseitig, sodass wertvolle Synergieeffekte entstehen.
Behandlungsspektrum
In Heidelberg werden sämtliche neurologischen Erkrankungen behandelt. Das Behandlungsspektrum umfasst die medikamentöse Behandlung neurologischer Erkrankungen einschließlich internistischer Behandlung. Die neurologische Therapie nach Bobath und PNF (Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation) sind zwei unterschiedliche Ansätze der neurologischen Behandlung. Die sehr spezifisch ausgerichteten neurologischen Therapieformen nach Bobath und PNF werden eingesetzt, wenn der behandelnde Arzt eine Schädigung von Hirn oder Nerven vermutet.
Die Schwerpunkte neurologischer Therapien sind Folgeerscheinungen von Durchblutungsstörungen des Gehirns im chronischen Status und entzündliche/degenerative Erkrankungen des Gehirns oder des Rückenmarks. Hierzu gehören beispielsweise Multiple Sklerose, Schlaganfall oder Morbus Parkinson. Neben den Erkrankungen des zentralen Nervensystems finden auch Verletzungen des peripheren Nervensystems ihre Behandlungsmöglichkeit in der Physiotherapie in Heidelberg.
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Häufig erreichen die Kliniken Anfragen ausländischer Patienten, die eine schwere neurologische Erkrankung wie Schlaganfall, Hirnblutung, Encephalitis oder ein Trauma erlitten haben, nach einer Zweitmeinung, einer zusätzlichen Differentialdiagnose oder einer geeigneten Rehabilitation. Die Neurologische Universitätsklinik Heidelberg kann keine Patienten zur Rehabilitation aufnehmen, bietet aber zusammen mit einigen der besten Kliniken für Rehabilitation in Deutschland ein Komplett-Paket an.
Diagnostik
Ihre erfolgreiche Behandlung beginnt mit einer präzisen Diagnose. Darauf baut alles auf. Um das Krankheitsbild genau zu bestimmen, bieten die Heidelberger Kliniken das gesamte Spektrum neurologischer Diagnostik an. Dies umfasst beispielsweise die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, der elektrischen Potenziale aus der Muskulatur, der Gehirnströme (EEG) sowie Ultraschalldiagnostik mit modernsten Geräten. Neurologische Bewegungsstörungen wie bei den Parkinson Syndromen erfordern detaillierte Kenntnisse über die Bewegungsabläufe. Im SRH Kurpfalzkrankenhaus wird das MobilityLab® genutzt. Dies ist das erste tragbare System zur objektivierten Bestimmung von dynamischen Bewegungsabläufen samt Aufzeichnung in Echtzeit.
Neurologische Schluckstörungen nach Schlaganfällen oder bei Erkrankungen von Nerven und Muskeln in der Frührehabilitation oder Schluckstörung bei neurodegenerativen Erkrankungen wie bei Parkinson Syndromen gehören zum klinischen Alltag in Heidelberg. Mithilfe eines dünnen Fiberendoskops sind die Ärzte in der Lage, den Schluckakt der Patienten durch die Nase mit Blick auf den Kehlkopf einzusehen. Diese fiberendoskopische Schluckaktuntersuchung ermöglicht eine detaillierte Analyse des Schluckaktes. Sollte eine Nervenwasseruntersuchung benötigt werden, kann diese im Rahmen eines eintägigen stationären Aufenthaltes durchgeführt werden.
Therapiemethoden
Das Behandlungskonzept setzt sich aus verschiedenen Therapiemethoden zusammen. Eine spezielle Bewegungstherapie bei Parkinson, die gegen die krankheitsspezifische Verlangsamung (Bradykinese) und Verkleinerung (Hypokinese) von Alltagsbewegungen, z.B. des Gehens, vorgeht. Posturale Therapieformen zur Verbesserung des Gleichgewichts, Lokomotionstherapie zur Verbesserung der Gehfähigkeit, Defizitorientiertes Training von Muskelfunktion, Ausdauer und Bewegungskoordination durch eine neurologisch orientierte Medizinische Trainingstherapie und Therapieformen auf der Grundlage des „Motorischen Lernens“.
Am Anfang steht dabei immer eine individuelle Beurteilung (Assessment) des Patienten mit standardisierten Testverfahren, die auch zur Erfolgskontrolle im Verlauf der Therapie eingesetzt werden. Diese Verfahren dienen nicht nur dazu, Einschränkungen zu kompensieren, sondern zielen darauf ab, den Krankheitsverlauf zu beeinflussen. Man spricht hier von einer „neuroprotektiven bzw. einer neuroregenerativen Wirkung“.
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Physikalische Therapie, Physiotherapie (Evidenzbasierte Therapieverfahren, Laufbandtherapie, Funktionelle Elektrostimulation, alltagsorientiertes Training, Hilfsmittelversorgung, Krafttraining, Atemtherapie), Muskeltherapie, Long Covid, Tele-Reha-Nachsorge für Rehabilitanden ausgewählter Kostenträger (DRV), Ergotherapie, Sprachtherapie, Neuropsychologische Übungstherapie, Psychotherapie, Tanz- und Bewegungstherapie, Kunst- und Gestaltungstherapie und Integrierte psychotherap.-neurolog. werden angeboten.
Phasen der Rehabilitation
In Heidelberg werden Patient:innen der Phasen A bis E rehabilitiert. Die Akutbehandlung erfolgt nach einem Unfall oder einer Erkrankung gegebenenfalls unter intensivmedizinischen Bedingungen. Entscheidend ist, dass den Patient:innen schnell geholfen wird. Die ersten Stunden nach einem akutneurologischen Ereignis und die Versorgung der Patient:innen in diesem Zeitraum sind von großer Bedeutung. Oft sind Vitalfunktionen erheblich eingeschränkt. Eine schnelle wie auch fachlich qualifizierte Behandlung ist daher unerlässlich.
In der Frührehabilitation wird die Behandlung und rehabilitative Förderung schwerstgeschädigter Patient:innen durchgeführt. Auf Grund der Schwere sind noch intensivmedizinische Überwachungs- und Behandlungsmaßnahmen erforderlich. Viele verschiedene Berufsgruppen (Ärztlicher Dienst, Therapeut:innen, Pflegefachkräfte, Sozialdienste u.a.) arbeiten mit den Patient:innen und Angehörigen zusammen, um wieder Vitalfunktionen, Sensomotorik und Koordination sowie mentale, kognitive und psychische Funktionen wiederherzustellen.
Im Mittelpunkt der Behandlung in der Phase C (postprimäre Rehabilitation) steht die Förderung der Alltagskompetenzen. Die Patient:innen sind kooperationsfähig und medizinisch stabil, doch zum Teil bedürfen sie noch erheblicher pflegerischer Betreuung. In der Phase D/E wird die berufliche Wiedereingliederung vorbereitet. Die Patient:innen sind alltagspraktisch weitestgehend selbstständig. In der Phase D/E stehen beispielsweise die Prüfung der Arbeits- und Berufskompetenz im Vordergrund, aber auch das Training mentaler und psychischer Funktionen, die soziale Kompetenz sowie die Freizeitkompetenz.
Bobath und PNF
Mit „Bobath“ wird ein Konzept bezeichnet, das nach den Begründern Berta und ihrem Ehemann Karel Bobath benannt wurde. Die Physiotherapeutin und der Neurologe legten größten Wert auf den Einbezug aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse in ihre Therapieform. Dadurch entwickelt sich das Konzept stetig weiter. Die Therapeuten in Heidelberg besuchen regelmäßig entsprechende Fortbildungsveranstaltungen, um immer auf dem neuesten Stand zu sein. Die Grundlage für diese Therapieform bildet die Annahme, dass das menschliche Gehirn die Fähigkeit besitzt sich „umzuorganisieren“. Man geht davon aus, dass Hirnschädigungen nicht die eigentlichen Kontrollbereiche lahm legen, sondern lediglich Verbindungswege unterbrochen werden. PNF steht für Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation. Diese Behandlungsmethode wird sowohl im logopädischen wie im ergo- bzw. physiotherapeutischen Fachbereich gelehrt und angewendet. Sie kommt zum Einsatz, wenn der Bewegungsablauf gestört ist. Das kann zum Beispiel nach einem Unfall oder einer Verletzung der Fall sein. Oft wird PNF auch nach einer Operation oder bei altersbedingten Degenerationserscheinungen eingesetzt. Im Alter verschlechtert sich durch Bewegungsmangel oder Abnutzung das Zusammenspiel von Nerven und Bewegungsapparat. Die PNF setzt bei den sogenannten Propriozeptoren an. Das sind die Nervenzellen der Sinnesorgane, die sich im Bereich der Muskeln, Sehnen und Gelenke befinden. Mit einer PNF-Therapie soll erreicht werden, dass bestimmte Bewegungsmuster (wieder) leichter ablaufen - das Fachwort hierfür lautet Fazilitation. Dabei werden die betreffenden Sinneszellen gezielt stimuliert, um das Zusammenspiel zwischen Muskeln und Nerven zu fördern.
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Spezialisierte Versorgung
Parkinson- und Tremor-Syndrome
Im Bereich der allgemeinen Neurologie werden in Heidelberg im Wesentlichen Menschen mit Bewegungsstörungen, vor allem mit Parkinson- und Tremor-Syndromen, behandelt. Hierfür steht eine spezielle Bewegungstherapie zur Verfügung, die gegen die krankheitsspezifische Verlangsamung (Bradykinese) und Verkleinerung (Hypokinese) von Alltagsbewegungen, z.B. des Gehens, vorgeht.
Schlaganfall
Die Heidelberger Stroke Unit ist eine der größten Stationen zur akuten Behandlung von Schlaganfallpatienten in Europa. Ein spezialisiertes Behandlungsteam aus Pflegepersonal, Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten, Sozialarbeitern und Ärzten stellt Diagnostik, kontinuierliche Überwachung und Therapie auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft sicher. In der Abteilung Neuroradiologie im selben Gebäude stehen rund um die Uhr alle modernen Diagnoseverfahren wie Computertomographie, Kernspintomographie oder Angiographie zur Verfügung.
Intensivmedizinische Versorgung
Nach der akuten Versorgung ernster neurologischer Erkrankungen wird auf der Intensivstation die anspruchsvolle Behandlung mit hochqualifiziertem Fachpersonal und modernster Gerätschaft weitergeführt. Ein motiviertes Team aus Intensivmediziner:innen und Intensivpflegekräften, speziell geschulten Therapeut:innen aus Physiotherapie, Logopädie und Psychologie begleitet die Patientinnen und Patienten auf dem Weg zurück zur eigenständigen Atmung und legt damit den Grundstein für eine bestmögliche neurologische Rehabilitation. Es wurde auf Basis medizinischer Leitlinien ein eigenes Entwöhnungsprotokoll entwickelt, mit dem der Fortschritt der Beatmungsentwöhnung der Patientinnen und Patienten dokumentiert wird. Das Protokoll berücksichtigt und erfasst alle relevanten Parameter, wie zum Beispiel die nächtlichen Ruhephasen, den oftmals gestörten Tag-Nacht-Rhythmus sowie einen ausgewogenen Ernährungsplan.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Interdisziplinäre Teams aus den Bereichen Medizin, Pflege und Therapie sowie der klinischen Sozialarbeit begleiten die Menschen und ihre Angehörigen über die ganze Aufenthaltsdauer. Jeder ist nicht nur fachlich, sondern auch menschlich besonders qualifiziert - für jede noch so anspruchsvolle Aufgabe. Beim strukturierten Aufnahmegespräch lernen die Patienten das hochqualifizierte, multidisziplinäre Team kennen und erarbeiten gemeinsam ihre Ziele für die Rehabilitation.
Das bio-psycho-soziale Modell
Das SRH Kurpfalzkrankenhaus hat eine komplexe Strategie der neurologischen Frührehabilitation erarbeitet und umgesetzt, in dessen Mittelpunkt immer der Patient mit seiner Erkrankung in seinem sozialen Umfeld steht. Dieses bio-psycho-soziale Modell wurde in den letzten Jahren durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Frührehabilitation integriert. Damit werden transparent die therapeutischen Erfolge der Patientinnen und Patienten verbessert. Dieses Modell der Weltgesundheitsorganisation wird in der sogenannten Internationalen Klassifikation für Funktionsstörung, Behinderung und Gesundheit, kurz ICF, beschrieben. Damit verfügen die Therapeuten über eine international verstandene Sprache, in der sich alle Therapeutinnen und Therapeuten in den Reha-Einrichtungen verständlich ausdrücken können.
Qualität und Weiterbildung
Ihre Gesundheit liegt den Kliniken am Herzen. Aus diesem Grund ist es wichtig, den Mitarbeitenden der Abteilung für Neurologie regelmäßig Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten. Die Kliniken Schmieder Heidelberg sind eng mit der Neurologischen Universitätsklinik vernetzt. Die Abteilung für Frührehabilitation arbeitet seit vielen Jahren mit der Stroke Unit zusammen und verbindet so Akutmedizin mit Rehabilitationsmedizin. Den Patient:innen wird messbare, hochwertige und verbindliche Qualität - von der Aufnahme bis zur Entlassung geboten.
Weitere Angebote
Die Rehaklinik Heidelberg-Königstuhl ist seit vielen Jahren bekannt für ausgezeichnete medizinische Expertise in der Kardiologie. Sie leiden immer noch an den Folgen einer Corona-Erkrankung? Unsere speziellen Reha-Programme helfen sowohl bei körperlichen als auch bei psychischen Beschwerden. Unsere spezielle Reha für alle, deren Erkrankung das Berufsleben beeinträchtigt. Sie können Ihre Gesundheit aktiv stärken! Mit den kostenfreien Trainingsprogrammen RV Fit in Zusammenarbeit mit der Deutschen Rentenversicherung unterstützen wir Sie auf ihrem Weg in eine gesunde Zukunft. Digital via App oder vor Ort in unseren Kliniken. Sie möchten eine Rehabilitationsmaßnahme wahrnehmen und trotzdem nicht darauf verzichten, abends zuhause zu sein?
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