Herzinfarkt und Schlaganfall sind schwerwiegende Erkrankungen, die oft plötzlich auftreten und lebensbedrohliche Folgen haben können. In Deutschland erleiden jährlich etwa 300.000 Menschen einen Herzinfarkt und 270.000 einen Schlaganfall. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache und machen etwa ein Drittel aller Todesfälle pro Jahr aus. Es ist wichtig, die Risikofaktoren zu kennen, um präventive Maßnahmen zu ergreifen und die Gesundheit von Herz und Gefäßen zu schützen.
Schlaganfall: Keine reine "Alterskrankheit"
Ein Schlaganfall kann jeden treffen, vom Säugling bis zum älteren Menschen. Obwohl die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden, mit zunehmendem Alter steigt, ist es wichtig zu wissen, dass es sich nicht um eine reine "Alterskrankheit" handelt. Ursachen können sowohl beeinflussbare als auch nicht beeinflussbare Risikofaktoren sein.
Wechselwirkungen der Risikofaktoren
Die verschiedenen Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder arterielle Verschlusskrankheit können sich gegenseitig beeinflussen. Ein umfassendes Verständnis dieser Wechselwirkungen ist entscheidend für eine effektive Prävention.
Beeinflussbare Risikofaktoren
Bluthochdruck (Hypertonie)
Bluthochdruck ist der Hauptrisikofaktor für einen Schlaganfall. Je höher der Blutdruck und je länger er unerkannt und unbehandelt bleibt, desto größer ist das Risiko. Bereits eine Senkung des oberen Wertes um 10 mmHg kann das Schlaganfallrisiko um fast 40 Prozent verringern. Regelmäßige Blutdruckmessungen sind daher unerlässlich, da erhöhte Werte oft unbemerkt bleiben.
Empfohlene Messfrequenz:
- Tägliche Messung: Für Bluthochdruckpatienten bei Änderungen der Medikamente oder bei Beschwerden wie Schwindel, Kopfschmerzen, innere Unruhe und Nasenbluten.
- Monatliche Messung: Für Menschen mit Herzerkrankungen, um sicherzustellen, dass das Herz keinem zu hohen Druck ausgesetzt ist.
- Halbjährliche Messung: Ab dem 40. Lebensjahr, besonders bei Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, hohen Blutfettwerten, Bewegungsmangel und Stress. Bei familiärer Vorbelastung bereits ab dem 35. Lebensjahr.
Bewegungsmangel
Regelmäßige körperliche Aktivität und Sport sind wichtig für die Gesundheit. Bewegung trainiert Muskeln und Gefäße, und der Körper wird mit mehr Sauerstoff versorgt. Dies hält die Gefäße elastisch. Ausdauersport reguliert den Zuckerstoffwechsel und senkt Blutdruck- und Cholesterinwerte. Bewegungsmangel hingegen erhöht das Schlaganfallrisiko erheblich.
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Übergewicht
Übergewicht ist keine eigenständige Erkrankung, erhöht aber das Risiko für Folgeerkrankungen und unterstützt die Negativspirale der Faktoren, die Herzinfarkt und Schlaganfall hervorrufen können. Es steigert das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Arteriosklerose sowie für Diabetes und andere Stoffwechselerkrankungen.
Erhöhtes Cholesterin
Erhöhtes Cholesterin im Blut steigert das Risiko für Gefäßerkrankungen, verursacht jedoch zunächst keine Beschwerden. Die Fettstoffwechselstörung führt zu cholesterinhaltigen Ablagerungen an den Gefäßwänden und fördert somit Arteriosklerose und nachfolgenden Bluthochdruck.
Rauchen
Rauchen erhöht das Schlaganfallrisiko um das Zwei- bis Vierfache. Viele Schadstoffe belasten die Blutgefäße, insbesondere das Nikotin, das die Arterien verengt und die Herzaktivität steigert. Dies führt zu einer schlechteren Durchblutung und einem steigenden Blutdruck, was die Gefäße schädigt und Arteriosklerose fördert.
Vorhofflimmern
Vorhofflimmern ist eine spezielle Form der Herzrhythmusstörung, die sich durch einen unregelmäßigen Herzschlag äußert und das Schlaganfallrisiko massiv erhöht. Die unregelmäßigen Herzschläge sind meist nicht direkt spürbar, können aber zu gefährlichen Folgeschäden wie einem Schlaganfall führen, da sich Blutgerinnsel im Herzen bilden und mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen können. Die Einnahme von Gerinnungshemmern kann hier vorbeugend wirken.
Diabetes mellitus
Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, durch die die Zuckerwerte im Blut erhöht sind. Der hohe Zuckergehalt greift die Gefäßwände an und beschleunigt das Entstehen von Arteriosklerose. Diabetiker haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Schlaganfallrisiko. Wie beim Bluthochdruck wird die Krankheit oft erst spät entdeckt, da viele Diabetiker zu Beginn keine Beschwerden haben.
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Stress
Stress ist eine subjektive Empfindung, die jeder anders wahrnimmt. Mögliche Folgen sind die Ausschüttung von Stresshormonen, Verengung der Blutgefäße, Zunahme der Herzfrequenz, Anstieg von Blutdruck und Blutzuckerspiegel sowie Erhöhung der Blutgerinnungsneigung (Thromboseneigung).
Alkoholkonsum
Die Meinung, dass ein Gläschen in Ehren der Herz-Kreislauf-Gesundheit nicht schaden kann, ist weit verbreitet. Studien haben gezeigt, dass leichter bis mäßiger Alkoholkonsum das Schlaganfallrisiko senken kann, allerdings nur für den Hirninfarkt, also den Schlaganfall, der durch mangelnde Durchblutung der Hirngefäße entsteht.
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren
Vererbung
Wenn in der Familie bereits ein Schlaganfall aufgetreten ist, erhöht sich das Risiko, selbst einen Schlaganfall zu erleiden. Dies gilt besonders, wenn vererbbare Erkrankungen bekannt sind.
Lebensalter
Das Schlaganfallrisiko steigt mit zunehmendem Lebensalter deutlich an.
Geschlecht
Männer haben ein deutlich höheres Schlaganfallrisiko als Frauen, besonders im mittleren Lebensalter. Bei Frauen ereignet sich der Schlaganfall meist in einem späteren Lebensabschnitt, wodurch die Folgen oft schwerwiegender sind und die Sterblichkeit höher ist.
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Verbindungen zwischen Herz und Gehirn
Herz und Gehirn stehen in enger Verbindung. Erkrankungen des einen Organs können sich auf die Gesundheit des anderen auswirken.
Das "Stroke-Heart-Syndrom"
Neurologe Jan Scheitz, Leiter der Arbeitsgruppe Integrative Kardio-Neurologie an der Charité - Universitätsmedizin Berlin, beobachtet bei Schlaganfallpatienten häufig eine Mitbeteiligung des Herzens. In den ersten Tagen nach einem Schlaganfall ist der Troponin-Wert im Blut bei vielen Betroffenen leicht erhöht, was auf eine Herzmuskelschädigung hindeutet. Scheitz spricht daher von einem „Stroke-Heart-Syndrom“.
Takotsubo-Syndrom
Hirnerkrankungen können eine spezielle Form des akuten Herzversagens auslösen: das Takotsubo-Syndrom (Broken-Heart-Syndrom). Dabei zieht sich die Muskulatur der linken Herzkammer vorübergehend nur noch eingeschränkt zusammen. Die Beschwerden ähneln denen eines Herzinfarkts, sind aber nicht durch verstopfte Herzkranzgefäße bedingt.
Erhöhte Troponin-Werte
Erhöhte Troponin-Werte nach einem Schlaganfall sind keine Seltenheit und können auf verschiedene Herzprobleme hinweisen. Eine genaue Diagnose ist wichtig, aber oft schwierig.
PRAISE-Studie
In der PRAISE-Studie des DZHK wird ein klinischer Algorithmus entwickelt, um die Vorhersage eines akuten Koronarsyndroms bzw. eines Herzinfarktes bei Schlaganfallpatienten zu ermöglichen.
Die Rolle von Virusinfektionen
Studien zeigen, dass Virusinfektionen das Risiko für akute Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöhen können. Insbesondere Grippe- und Coronaviren erhöhen das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Risikoerhöhungen nach Virusinfektionen:
- Grippe: Fünffach erhöhtes Schlaganfallrisiko und vierfach erhöhtes Herzinfarktrisiko in den vier Wochen nach der Infektion.
- Sars-Cov-2: 3,1-fach erhöhtes Herzinfarktrisiko und 2,9-fach erhöhtes Schlaganfallrisiko in den vier Wochen nach der Infektion.
- HIV: 60 Prozent erhöhtes Herzinfarktrisiko und 45 Prozent erhöhtes Schlaganfallrisiko.
- Hepatitis C: 27 Prozent erhöhtes Herzinfarktrisiko und 23 Prozent erhöhtes Schlaganfallrisiko.
- Gürtelrose: 12 Prozent erhöhtes Herzinfarktrisiko und 18 Prozent erhöhtes Schlaganfallrisiko.
Prävention und Früherkennung
Gesunder Lebensstil
Ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung, ausgewogener Ernährung und dem Verzicht auf Rauchen kann das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte deutlich reduzieren.
Behandlung von Risikofaktoren
Die konsequente Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes, erhöhten Cholesterinwerten und anderen Risikofaktoren ist entscheidend für die Prävention.
Achtsamkeit auf Schlaganfall-Warnzeichen
Es ist wichtig, Schlaganfall-Warnzeichen richtig zu deuten und bei Verdacht sofort den Notruf zu wählen.
Schlaganfall-Warnzeichen:
- Plötzliche Schwäche oder Taubheit einer Körperseite
- Sprachstörungen
- Sehstörungen
- Schwindel
- Starke Kopfschmerzen
Regelmäßige Kontrollen
Regelmäßige ärztliche Kontrollen und Blutuntersuchungen helfen, Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
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