Viele Menschen erleben gelegentlich ein Taubheitsgefühl in der Hand, oft begleitet von Kribbeln. In den meisten Fällen ist dies vorübergehend und harmlos. Wenn das Taubheitsgefühl jedoch häufiger auftritt, länger anhält oder von Schmerzen begleitet wird, könnte dies auf eine ernsthaftere Ursache hindeuten. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen für Taubheitsgefühle in der linken Hand, gibt einen Überblick über Diagnoseverfahren und zeigt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten auf.
Ursachen für Taubheitsgefühle in der linken Hand
Taubheitsgefühle in der Hand können verschiedene Ursachen haben, von harmlosen vorübergehenden Zuständen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:
Karpaltunnelsyndrom
Das Karpaltunnelsyndrom ist eine der häufigsten Ursachen für Taubheitsgefühle in der Hand. Der Karpaltunnel ist ein Kanal im Bereich der Handwurzel, der durch Knochen und Bindegewebe begrenzt wird. Durch diesen Tunnel verlaufen Sehnen und der Mittelnerv (Nervus medianus), der für die Empfindungsfähigkeit und Beweglichkeit des Daumenballens und von Teilen der Hand verantwortlich ist.
Wie entsteht das Karpaltunnelsyndrom?
Wenn das Gewebe im Karpaltunnel anschwillt, kann es auf den Mittelnerv drücken und ein Karpaltunnelsyndrom auslösen. Dies führt zu Empfindungsstörungen wie Taubheit oder Kribbeln, typischerweise im Daumen, Zeige-, Mittel- und Ringfinger. Oftmals treten die Beschwerden nachts oder am frühen Morgen auf.
Risikofaktoren für das Karpaltunnelsyndrom:
- Über- und Fehlbelastungen des Handgelenks, z. B. durch starke Druck-, Streck- oder Beugebewegungen
- Einseitige Tätigkeiten, wie die Arbeit mit einem Presslufthammer, die mit starken Vibrationen verbunden ist
- Bestimmte Erkrankungen, wie Rheuma, Diabetes mellitus oder Verletzungen im Bereich des Handgelenks
- Wiederholte Entzündungen der Sehnenscheiden
- Schwangerschaft, da sich in dieser Zeit mehr Flüssigkeit im Gewebe ansammelt
- Weibliches Geschlecht und Alter zwischen 40 und 70 Jahren
- Körperliche Arbeit
Symptome des Karpaltunnelsyndroms:
- Empfindungsstörungen: Taubheit oder Kribbeln (Ameisenlaufen) in Teilen der Hand, insbesondere Daumen, Zeige-, Mittel- und Ringfinger
- Schmerzen in den Fingern, der ganzen Hand oder Ausstrahlung in den Arm
- Nächtliches Einschlafen der Hand
- Im Spätstadium: Muskelschwund am Daumenballen
Nervenreizungen und Nervenquetschungen
Nervenreizungen und Nervenquetschungen können ebenfalls zu Taubheitsgefühlen in der Hand führen. Eine falsche Schlafposition kann beispielsweise zu harmlosen nervalen Reizungen in den Bandscheiben der Halswirbelsäule führen. In den meisten Fällen ist die Durchblutung vorübergehend unterbrochen oder ein Nerv gequetscht.
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Wie entstehen Nervenreizungen und Nervenquetschungen?
Die empfindlichen Nerven und Nervenenden in der Haut schicken Reizwahrnehmungen an das Gehirn. Wenn die eingehenden Signale nicht eindeutig zugeordnet werden können, entsteht ein unangenehmes Prickeln, eine Überempfindlichkeitsreaktion überaktiver Leitungsbahnen (Parästhesie).
Ursachen für Nervenreizungen und Nervenquetschungen:
- Falsche Schlafposition
- Knöcherne Enge im Wirbelkanal
- Bandscheibenvorfall oder andere Erkrankungen der Halswirbelsäule
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Sporadisch auftretende Missempfindungen sind in der Regel harmlos. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn die Missempfindungen regelmäßig auftreten, von Dauer sind oder von weiteren Symptomen wie Lähmungen begleitet werden.
Polyneuropathien
Polyneuropathien sind Erkrankungen des peripheren Nervensystems, die in der Bevölkerung relativ häufig auftreten. Sie können durch verschiedene interne und externe Ursachen ausgelöst werden.
Symptome von Polyneuropathien:
- Taubheitsgefühl
- Kribbeln
- Gefühl der Unsicherheit beim Gehen
Ursachen für Polyneuropathien:
- Diabetes mellitus (diabetische Neuropathie)
- Alkoholmissbrauch
- Vitaminmangel (insbesondere Vitamin B12)
- Nierenerkrankungen
- Chemotherapie
- Infektionen
- Autoimmunerkrankungen
- Genetische Faktoren
Diagnostik und Therapie von Polyneuropathien:
Eine neurologische Abklärung mit laborchemischen und neurophysiologischen Untersuchungen ist unerlässlich, um die Ursache der Polyneuropathie zu ermitteln und eine geeignete Therapie einzuleiten. Ziel der Therapie ist es, die Grunderkrankung zu behandeln und die Symptome zu lindern.
Nährstoffmangel
Ein Mangel an bestimmten Nährstoffen, insbesondere Vitamin B12, kann zu Empfindungsstörungen in den Händen und anderen Gliedmaßen führen. Dies betrifft insbesondere Veganer, die auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B12 achten müssen.
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Wie entsteht ein Nährstoffmangel?
Vitamin B12 kommt hauptsächlich in tierischen Produkten vor. Bei einer veganen Ernährung kann es daher zu einem Defizit kommen, das sich als Polyneuropathie äußert.
Diagnostik und Therapie von Nährstoffmangel:
Ein Blutbild kann Aufschluss über einen möglichen Vitaminmangel geben. Die Therapie besteht in der Zufuhr des fehlenden Nährstoffs, entweder über die Ernährung oder durch Nahrungsergänzungsmittel.
Stoffwechselstörungen
Stoffwechselstörungen, insbesondere Diabetes mellitus, können ebenfalls zu Taubheitsgefühlen in den Händen führen.
Wie entstehen Stoffwechselstörungen?
Bei Diabetes mellitus werden kleine Nervenenden geschädigt, was zu Missempfindungen führt.
Symptome von Stoffwechselstörungen:
- Missempfindungen, die sich handschuh- oder strumpfförmig ausbreiten
- Einschränkungen der Feinmotorik
- Missempfindungen des Daumens, Zeige-, Mittel- und daumenseitigen Ringfingers
Diagnostik und Therapie von Stoffwechselstörungen:
Eine Untersuchung des Blutzuckerspiegels kann Aufschluss über einen möglichen Diabetes mellitus geben. Die Therapie besteht in der Behandlung der Grunderkrankung, um die Nervenschädigung zu verlangsamen oder aufzuhalten.
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Muskelverspannungen
Chronische Muskelverspannungen im Schulter-Nacken-Bereich können ebenfalls zu Beschwerden in Händen und Fingern führen.
Wie entstehen Muskelverspannungen?
Durch Verschaltungen im Rückenmark können Muskelverspannungen zu Ameisenlaufen und sogar Schmerzempfindungen in den Händen führen. Ursachen sind oft eine starre Haltung vor dem Monitor, Stress oder falsche einseitige Haltungen.
Therapie von Muskelverspannungen:
- Entspannung
- Lokale Wärmeanwendungen
- Muskelstoffwechsel anregende Reizstromverfahren
- Injektionen oder medikamentöse Behandlung mit muskelentspannenden und schmerzlindernden Wirkstoffen
- Manuelle Verfahren zur Lockerung und Dehnung von bindegewebigen Verhärtungen (Myofascial Release)
- Trigger-Stoßwellentherapie (Radiale Stoßwellentherapie)
Weitere mögliche Ursachen
Neben den genannten Ursachen können Taubheitsgefühle in der linken Hand auch durch folgende Faktoren verursacht werden:
- Schulter-Arm-Syndrom: Beschwerden an der Schulter können ein Kribbeln in den Händen und Fingern auslösen, wenn verhärtete oder ungleich trainierte Muskulatur Nerven komprimiert oder einklemmt.
- Kubitaltunnelsyndrom: Hierbei wird der Ellennerv (Nervus ulnaris) im Bereich des Ellenbogens eingeklemmt, was zu Kribbeln oder Taubheit im kleinen Finger und Ringfinger führen kann.
- Durchblutungsstörungen: Ein Schlaganfall oder eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) können ebenfalls Taubheitsgefühle verursachen.
- Psychische Störungen: Angst-/Panikattacken und Angststörungen können begleitend zu Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühlen führen.
- Medikamente und Umweltgifte: Vergiftungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten können ebenfalls Nervenschäden verursachen.
Diagnose von Taubheitsgefühlen in der linken Hand
Um die Ursache für Taubheitsgefühle in der linken Hand zu ermitteln, führt der Arzt in der Regel folgende Untersuchungen durch:
- Anamnese: Der Arzt befragt den Patienten ausführlich nach seinen Beschwerden, Vorerkrankungen und Lebensumständen.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht Hand und Handgelenk, um Beweglichkeit, Empfindlichkeit und das Vorhandensein von Gefühlsstörungen oder Missempfindungen zu prüfen. Dabei können spezielle Tests wie der Phalen-Test oder der Hoffmann-Tinel-Test durchgeführt werden, um ein Karpaltunnelsyndrom zu diagnostizieren.
- Elektrophysiologische Untersuchungen: Eine Elektroneurografie (ENG) kann durchgeführt werden, um die Nervenleitgeschwindigkeit zu messen und festzustellen, ob die Funktion der Nerven eingeschränkt ist.
- Bildgebende Verfahren: In manchen Fällen können bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT oder CT erforderlich sein, um andere Ursachen wie Veränderungen an der Halswirbelsäule oder Tumore auszuschließen.
- Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen können durchgeführt werden, um Stoffwechselstörungen, Vitaminmangel oder Entzündungen festzustellen.
Behandlungsmöglichkeiten von Taubheitsgefühlen in der linken Hand
Die Behandlung von Taubheitsgefühlen in der linken Hand richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Hier sind einige der gängigsten Behandlungsoptionen:
Konservative Behandlung
Bei leichten bis mittelschweren Beschwerden können konservative Behandlungsmethoden eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern:
- Handgelenksschiene: Das Tragen einer Handgelenksschiene, insbesondere nachts, kann das Handgelenk ruhigstellen und eine zusätzliche Druckerhöhung im Karpalkanal vermeiden.
- Vermeidung von Überbelastung: Belastungen, die im Zusammenhang mit den Beschwerden stehen, sollten vermieden werden.
- Kortisoninjektion: Eine Kortisoninjektion in den Karpaltunnel kann eine abschwellende, schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung haben.
- Physiotherapie: Physiotherapeutische Maßnahmen wie Tapen, Koordinations- und Dehnungsübungen oder das Training mit einer Faszienrolle können die Beschwerden lindern.
- Ergonomische Anpassungen: Bei der Computerarbeit sollte auf eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes geachtet werden, z. B. durch die Verwendung einer ergonomischen Tastatur und Maus sowie einer Handballenauflage.
- Pausen und Dehnübungen: Bei Tätigkeiten, die das Handgelenk stark belasten, sollten ausreichend Pausen eingelegt werden, um die Handgelenke zu dehnen und auszuschütteln.
Operative Behandlung
Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichend helfen oder die Beschwerden stark sind, kann eine Operation in Betracht gezogen werden:
- Karpaltunnelspaltung: Bei einem Karpaltunnelsyndrom wird das Karpalband durchtrennt, um den Druck auf den Mittelnerv zu verringern. Der Eingriff kann offen oder endoskopisch durchgeführt werden.
- Neurolyse: Bei anderen Nervenkompressionssyndromen kann eine Neurolyse durchgeführt werden, bei der einengende Gewebestrukturen entfernt werden, um den Nerv zu entlasten.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten
Zusätzlich zu den genannten Behandlungsmöglichkeiten können auch folgende Maßnahmen in Betracht gezogen werden:
- Schmerzmittel: Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
- Vitamin-B6-Präparate: Die Einnahme von Vitamin-B6-Präparaten wird manchmal empfohlen, um die Nerven zu stärken. Die Wirksamkeit ist jedoch nicht ausreichend belegt.
- Alternative Therapien: Einige Patienten berichten von einer Linderung der Beschwerden durch Akupunktur, Ultraschalltherapie, Lasertherapie oder Magnetfeldtherapie. Die wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit dieser Therapien ist jedoch begrenzt.
- Trigger-Stoßwellentherapie: Bei Muskelverspannungen kann die Trigger-Stoßwellentherapie helfen, Verspannungen zu lösen und die Durchblutung zu fördern.
- Yoga: Yoga-Übungen können helfen, die Symptome des Karpaltunnelsyndroms zu lindern.
Vorbeugung von Taubheitsgefühlen in der linken Hand
Um Taubheitsgefühlen in der linken Hand vorzubeugen, können folgende Maßnahmen ergriffen werden:
- Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Achten Sie auf eine ergonomische Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes, insbesondere bei Computerarbeit.
- Regelmäßige Pausen und Dehnübungen: Legen Sie bei Tätigkeiten, die das Handgelenk stark belasten, regelmäßig Pausen ein und führen Sie Dehnübungen durch.
- Vermeidung von Überlastung: Vermeiden Sie Überlastungen des Handgelenks und achten Sie auf eine neutrale Handposition.
- Gewichtsmanagement: Übergewicht kann das Risiko für ein Karpaltunnelsyndrom erhöhen. Achten Sie auf ein gesundes Gewicht.
- Ausreichende Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität kann helfen, Muskelverspannungen vorzubeugen.
- Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, um einem Nährstoffmangel vorzubeugen.
- Vermeidung von Vibrationen: Verwenden Sie elektrische Geräte mit schwingungsdämpfenden Griffen.
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