Augenflimmern bei Multipler Sklerose: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Das plötzliche Auftreten von hellen Lichtflecken, Flimmern oder Blitzen im Auge kann sehr beunruhigend sein. Im Volksmund wird dies oft als Augenflimmern bezeichnet, in der Medizin als Flimmerskotom. Diese visuellen Störungen können plötzlich auftreten und wieder verschwinden, aber sie können auch Anzeichen für ernste medizinische Notfälle sein. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Augenflimmern, insbesondere im Zusammenhang mit Multipler Sklerose (MS), und bietet einen Überblick über Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.

Was ist Augenflimmern?

Augenflimmern, auch Flimmerskotom genannt, ist eine Sehstörung, die sich durch flimmernde Lichtpunkte, blinkende Lichter, helle Flecken oder Lichtblitze im Gesichtsfeld äußert. Das Flimmern kann wellenartig und sowohl einseitig als auch beidseitig auftreten, wobei Dauer und Intensität variieren. Bei häufigem oder anhaltendem Auftreten ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren.

Ursachen von Augenflimmern

Augenflimmern kann verschiedene Ursachen haben, von harmlosen Alltagsfaktoren bis hin zu behandlungsbedürftigen Erkrankungen.

Häufige Auslöser

  • Stress und Überanstrengung: Stress ist ein häufiger Auslöser für harmlose Formen von Lidzucken. Auch Müdigkeit und Schlafmangel können die Muskelfunktion beeinträchtigen und zu unwillkürlichen Zuckungen führen.
  • Koffein- und Alkoholkonsum: Übermäßiger Konsum dieser Substanzen kann das Nervensystem stimulieren und Augenflimmern auslösen.
  • Veränderungen des Blutdrucks: Ein plötzlicher Blutdruckabfall (akute Hypotonie) kann dazu führen, dass das Gehirn und andere Organe kurzfristig nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden, was Augenflimmern verursachen kann.
  • Migräne: Ein Flimmerskotom ist oft ein Vorbote von Migräne. Es kann den Kopfschmerzattacken unmittelbar vorausgehen oder ohne Kopfschmerzen auftreten.

Ernsthafte Augenerkrankungen

  • Glaskörperabhebung: Länger anhaltendes Flimmern kann ein Zeichen für eine Glaskörperabhebung sein, bei der sich der Glaskörper von der Netzhaut ablöst.
  • Netzhautablösung: Hier löst sich die Netzhaut von der darunterliegenden Aderhaut ab, was zum Absterben von Lichtsinneszellen führen kann. Dies ist ein Notfall, der sofort behandelt werden muss.
  • Schlaganfall: Ein Schlaganfall kann plötzlich zu Sehstörungen wie Augenflimmern, Lichtblitzen oder dunklen Flecken führen.

Multiple Sklerose (MS)

Bei MS kann eine Entzündung des Sehnervs (Optikusneuritis) zu Sehstörungen führen. Typische Symptome sind Schmerzen bei Augenbewegungen, verschwommenes Sehen, eine Störung des Farbensehens und Doppelbilder. Augenflimmern kann ebenfalls ein Symptom sein.

Augenflimmern und Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die verschiedene Symptome verursachen kann. Sehstörungen sind oft frühe Anzeichen von MS, da der Sehnerv betroffen sein kann.

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Optikusneuritis

Die Sehnerventzündung (Optikusneuritis) betrifft in den meisten Fällen nur ein Auge pro Schub. Betroffene berichten von Schmerzen bei Augenbewegungen, die meist hinter dem Augapfel auftreten, sowie von Sehstörungen, insbesondere in der Mitte des Gesichtsfeldes. Die Sicht kann dunkler, blasser oder unscharf erscheinen. Einige Patienten nehmen auch Lichtblitze oder andere irritierende Lichterscheinungen wahr.

Weitere Symptome

Neben der Optikusneuritis können bei MS auch andere Sehstörungen auftreten, wie verschwommenes Sehen, Doppelbilder und Schwindel. Die Symptome können sich im Laufe der Erkrankung verändern und sowohl in ihrer Ausprägung als auch in ihrer Häufigkeit variieren.

Diagnose von Augenflimmern

Die Diagnose von Augenflimmern umfasst verschiedene Schritte, um die zugrunde liegende Ursache zu ermitteln.

Anamnese

Der Arzt wird zunächst eine ausführliche Anamnese erheben, um Art, Häufigkeit, Dauer und Intensität der Beschwerden zu erfassen. Es werden Begleitsymptome, mögliche Auslöser und die aktuelle Lebenssituation des Patienten erfragt. Auch die Medikamenteneinnahme und der Konsum von Koffein oder Alkohol sind relevant.

Augenärztliche Untersuchung

Die augenärztliche Untersuchung umfasst in der Regel:

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  • Augenspiegelung (Ophthalmoskopie): Betrachtung des Augeninneren durch die Pupille, um Schäden an der Netzhaut auszuschließen.
  • Spaltlampenuntersuchung: Untersuchung des vorderen Augenabschnitts, um Erkrankungen wie Hornhautentzündungen oder den Grauen Star zu erkennen.
  • Messung des Augeninnendrucks: Um einen Grünen Star (Glaukom) auszuschließen.
  • Bestimmung der Sehschärfe: Um das Ausmaß der Sehstörung zu beurteilen.
  • Einschätzung des Gesichtsfeldes: Um Gesichtsfeldausfälle zu erkennen.
  • Angiografie: Darstellung der Gefäße in der Netzhaut und der Aderhaut durch Farbstoffe.

Neurologische Untersuchung

Bei Verdacht auf MS oder andere neurologische Erkrankungen können weitere Untersuchungen erforderlich sein:

  • Neurologische Tests: Zur Überprüfung der Nervenfunktionen.
  • MRT des Kopfes: Um Entzündungsherde im Gehirn zu erkennen, die auf MS hindeuten könnten.
  • Visuell evozierte Potentiale (VEP): Messung der Nervenleitgeschwindigkeit des Sehnervs, um eine Entzündung festzustellen.

Behandlung von Augenflimmern

Die Behandlung von Augenflimmern richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

Behandlung von Augenerkrankungen

  • Netzhautablösung: Eine Operation ist in den meisten Fällen erforderlich, um die Netzhaut wieder zu befestigen.
  • Glaukom: Medikamentöse Maßnahmen oder eine Operation, um den Augeninnendruck zu senken.
  • Glaskörperabhebung: In den meisten Fällen ist keine Behandlung erforderlich, da sich die Symptome von selbst bessern.

Behandlung von MS

  • Kortison: Bei einer Entzündung des Sehnervs (Optikusneuritis) wird Kortison als Infusion verabreicht, um die Entzündung zu reduzieren.
  • Immunmodulatorische Therapien: Langzeittherapien, die den Verlauf der MS verlangsamen und Schübe reduzieren können.

Allgemeine Maßnahmen

  • Stressmanagement: Entspannungsübungen, Meditation und andere Stressbewältigungstechniken können helfen, stressbedingtes Augenflimmern zu reduzieren.
  • Gesunder Lebensstil: Ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf übermäßigen Koffein- und Alkoholkonsum können ebenfalls zur Besserung beitragen.
  • Magnesium: Bei nachgewiesenem Magnesiummangel kann die Einnahme von Magnesiumpräparaten hilfreich sein.

Vorsorge und Tipps für den Alltag

  • Regelmäßige Augenuntersuchungen: Regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt können helfen, Augenerkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
  • Bildschirmarbeit reduzieren: Bei intensiver Bildschirmarbeit sollten regelmäßige Pausen eingelegt werden, um die Augen zu entlasten.
  • Ausreichend Schlaf: Ein regelmäßiger Schlafrhythmus und ausreichend Schlaf sind wichtig für die Gesundheit der Augen.
  • Stress vermeiden: Stress kann Augenflimmern auslösen oder verstärken. Entspannungsübungen und Stressmanagement können helfen, Stress abzubauen.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse ist wichtig für die Gesundheit der Augen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Es gibt einige Warnzeichen, bei denen man sofort einen Arzt aufsuchen sollte:

  • Plötzliche Sehstörungen: Abrupte Verschlechterung des Sehvermögens oder Doppelbilder.
  • Lichtblitze oder Rußregen: Das Sehen von Lichtblitzen, Farbringen um Lichtquellen oder schwarzen Punkten/Flecken im Gesichtsfeld.
  • Begleitende Symptome: Sehstörungen, die von starken Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel begleitet werden.
  • Einseitige Sehstörungen: Plötzliche Sehstörungen, die nur ein Auge betreffen.

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