Polyneuropathie, eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, betrifft etwa 5-8 % der Erwachsenen und kann sich durch vielfältige Symptome wie Unterschenkelschmerzen, Missempfindungen, Empfindungsstörungen, nächtliches Brennen an den Füßen und Muskelschwäche äußern. Die Hauptursachen sind Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus oder lang anhaltender Alkoholmissbrauch. Die Behandlung zielt zunächst darauf ab, die Ursache der Polyneuropathie zu beseitigen. Wenn dies nicht möglich ist oder die Ursache unklar bleibt, werden die Symptome behandelt. Eine Möglichkeit zur Schmerzlinderung bietet die Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS).
Was ist TENS und wie funktioniert es?
TENS steht für Transkutane Elektrische Nervenstimulation. Es handelt sich um eine elektromedizinische Reizstrombehandlung, die bei vielfältigen Beschwerden zur Schmerztherapie eingesetzt werden kann. Ein TENS-Gerät ist ein kleines Gerät, das elektrische Impulse über Elektroden auf der Haut abgibt. Diese Impulse können auf zwei Arten wirken:
- Blockierung der Schmerzweiterleitung: Die elektrischen Impulse stimulieren Nervenfasern, die eigentlich Berührungsreize weiterleiten und im Rückenmark mit den Schmerzfasern verschaltet sind. Das Signal der Berührungsnerven kann so die Weiterleitung der Schmerzen an das Gehirn hemmen. Bei der Behandlung akuter Schmerzen kann das TENS Reizstromgerät durch die Impulse die Weiterleitung des Schmerzempfindens an das Gehirn blockieren bzw. verringern.
- Aktivierung der körpereigenen Schmerzkontrolle: Die TENS-Anwendung kann den körpereigenen Schmerzkontrollmechanismus unterstützen, indem sie die Ausschüttung von schmerzstillenden Substanzen, den sogenannten Endorphinen, anregt. Die Impulse regen die Ausschüttung körpereigener „Schmerzhemmer“ (z. B. Endorphine) an.
Zusätzlich gibt es Hinweise darauf, dass TENS die Durchblutung verbessern und sogar die Nervenregeneration fördern kann.
Anwendungsgebiete von TENS
TENS kommt bei verschiedensten Schmerzarten infrage, so z. B. bei:
- Muskel-, Gelenk- und Sehnenschmerzen
- Arthroseschmerzen
- Schmerzen infolge von Unfällen, Überlastung oder Reizung
- Nervenschmerzen
- Phantomschmerzen
- Schmerzen im unteren Rücken
Besonders häufig kommt sie als Begleittherapie bei Schmerzen des Bewegungsapparates - zum Beispiel Nacken-, Rücken- oder Knieschmerzen - zum Einsatz.
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TENS bei Polyneuropathie: Eine wirksame Option?
TENS kann bei Polyneuropathie eine wirksame und schonende Möglichkeit zur Schmerzlinderung sein. Studien belegen, dass TENS in vielen Fällen positive Effekte zeigt, insbesondere bei diabetischer Polyneuropathie. Eine Meta-Analyse zeigte, dass TENS signifikante Schmerzlinderung bei diabetischer Polyneuropathie bietet, ohne relevante Nebenwirkungen. TENS bietet eine signifikante Schmerzlinderung und übertrifft in einigen Fällen pharmakologische Therapien.
Allerdings ist die Wirksamkeit von TENS wissenschaftlich nicht vollständig bewiesen. Es gibt vorwiegend kleinere Untersuchungen, die eine Schmerzlinderung feststellen, aber nur bedingt aussagekräftig sind. Regelmäßig gab es zudem Versuche, über sogenannte Meta-Analysen viele kleinere Studien gemeinsam zu betrachten - mit gemischten Ergebnissen. Eine besonders große Meta-Analyse von 2022 mit insgesamt 381 randomisierten, kontrollierten Studien legt jedoch eine Wirksamkeit nahe. Die Forscherinnen und Forscher kamen zu dem Schluss: TENS lindert Schmerzen vermutlich besser als ein Placebo. Auch im Vergleich zu anderen medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien ergab das Verfahren einen Nutzen. Allerdings bemängelten Fachleute die Qualität der zugrunde liegenden Studien.
Es ist wichtig zu beachten, dass TENS nicht die Ursache der Polyneuropathie behandelt, sondern lediglich die Schmerzen lindert. Die Reizstrombehandlung ermöglicht keine ursächliche Behandlung von Schmerzen. Viele Patienten profitieren aber von der schmerzunterdrückenden Wirkung. Dies hat oft auch zur Folge, dass zum Beispiel der Bedarf an Schmerzmitteln gesenkt werden kann.
TENS-Geräte: Vielfalt für individuelle Bedürfnisse
Umgangssprachlich werden TENS-Geräte auch als „Reizstromgerät“ oder als „Schmerztherapie-Gerät“ bezeichnet. Heutzutage gibt es verschiedenste Modelle. Die einen werden mit Batterien betrieben, die anderen mit einem Akku. Viele gängige Reizstromgeräte erlauben die Anwendung an unterschiedlichen Körperstellen, andere wiederum sind speziell für die Behandlung ganz bestimmter Areale entwickelt. Manche Geräte sind kabellos und können so auch unterwegs oder sogar nachts zur TENS-Behandlung eingesetzt werden. Zudem gibt es TENS-Geräte, die ganz bequem via App gesteuert werden.
Einige Geräte, wie das STIM-PRO X9, bieten vorinstallierte TENS-Programme, die verschiedene Schmerzarten abdecken. Zusätzlich ist es oft möglich, die Parameter der TENS-Behandlung individuell einzustellen. Das SaneoTENS ist ein digitales TENS Reizstromgerät, welches Deine Schmerzen ganz ohne Medikamente und Nebenwirkungen behandelt.
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Die richtige Elektrodenplatzierung bei Polyneuropathie
Die selbstklebenden Elektroden spielen die Schlüsselrolle in jeder TENS-Behandlung. Sehr positive Effekte können durch die Verwendung geeigneter Elektroden erzielt werden. Aber nur, wenn sie richtig platziert sind. Die elektrischen Impulse gelangen über Textil- und Klebeelektroden auf die Haut und in die schmerzübermittelnden Nervenbahnen. Dafür müssen sie jedoch richtig platziert sein. Und zwar in der jeweiligen Schmerzregion bzw. darum herum.
Allgemeine Hinweise zur Elektrodenplatzierung:
- Reinigen Sie die Hautstellen, auf denen Sie die Elektroden platzieren wollen, vor jeder Anwendung mit einer milden Waschlotion, damit die Haut fettfrei und frei von Flusen ist. Dadurch haften die Elektroden besser auf der Haut.
- Elektroden dürfen nicht auf offenen Wunden oder erkrankten Hautbereichen platziert werden.
- Platzieren Sie die Elektroden jeweils so, dass die schmerzende Stelle ungefähr mittig zwischen beiden Elektroden sitzt.
- Der Abstand zwischen den beiden Elektroden sollte nicht viel mehr als 20 cm betragen.
- Die Polarität der Elektroden (bei einem Elektrodenpaar) spielt bei der TENS-Therapie keine Rolle.
Spezifische Elektrodenplatzierung bei Unterschenkelschmerzen (z.B. Polyneuropathie):
Bei Unterschenkelschmerzen (z.B. Polyneuropathie) wird die Anode (rot) auf dem Wadenbeinköpfchen, die Kathode (blau) auf dem Fußrücken platziert.
Weitere Tipps zur Elektrodenplatzierung:
- Experimentieren Sie: Probieren Sie in mehreren Anwendungen mit unterschiedlichen Elektrodenplatzierungen aus, wo der Effekt spürbarer ist.
- Nutzen Sie eine Übersicht zur Elektrodenplatzierung: Ihrem Gerät liegt in der Regel eine Übersicht zur Elektrodenplatzierung bei. In der TENS Anwendung Übersicht können Sie nach einer geeigneten Schmerzart suchen und dort die spezifische Elektrodenplatzierung und das ideale Programm für das Gerät finden.
- Beachten Sie die Qualität und Größe der Elektroden: Je nach Körperregion benötigen Sie möglicherweise unterschiedliche Elektrodenformen und -größen.
Warnhinweise:
- Sie dürfen die Elektroden nicht auf dem Hals oder der Brust platzieren! Im schlimmsten Fall kann dies aufgrund der direkten Nähe zum Herzen zu Kammerflimmern führen.
TENS-Therapie: Schritt für Schritt
Um zu verstehen, wie genau Ihr TENS-Gerät funktioniert und welche Möglichkeiten es bietet, sollten Sie im ersten Schritt unbedingt die Gebrauchsanleitung sorgfältig durchlesen. Wichtige Aspekte, über die Sie Bescheid wissen sollten sind u. a. diese:
- Vorbereitung:
- Klären Sie vorab mit Ihrem Arzt oder Physiotherapeuten, ob eine TENS-Therapie in Ihrem Fall infrage kommt.
- Lesen Sie die Gebrauchsanleitung Ihres TENS-Geräts sorgfältig durch.
- Reinigen Sie die Hautstellen, auf denen Sie die Elektroden platzieren wollen.
- Elektrodenplatzierung:
- Platzieren Sie die Elektroden gemäß den Empfehlungen für Ihre spezifische Schmerzart.
- Geräteeinstellung:
- Schalten Sie das Gerät ein.
- Stellen Sie die Behandlungs-Parameter ein (Stimulationsfrequenz, Intensität). Bei der TENS-Therapie kommen in der Regel zwei Stimulationsfrequenzen infrage, die auch abwechselnd angewendet werden können.
- Bei der konventionellen TENS werden hochfrequente Stromimpulse von etwa 60-100 Hz verwendet, bei denen der Patient ein deutliches Kribbeln wahrnimmt. Bei dieser Art der Behandlung wird v. a. die Schmerzweiterleitung gehemmt. Die Wirkung tritt in diesem Fall rasch ein, hält jedoch nur für kürzere Zeit an.
- Bei der niederfrequenten TENS (akupunkturähnlich) kommen Frequenzen von etwa 3-5 Hz zum Einsatz, die Muskelzuckungen auslösen können. Sie regen die Ausschüttung körpereigener „Schmerzhemmer“ (z. B. Endorphine) an. Die Wirkung tritt in diesem Fall langsamer ein, hält jedoch auch länger an.
- Die Intensität sollte so eingestellt werden, dass sie als angenehmes Kribbeln empfunden wird.
- Behandlung:
- Führen Sie die Behandlung über die empfohlene Dauer durch (in der Regel 15 bis 45 Minuten). Die Dauer der Anwendung sollte ca. 40 Minuten betragen, um eine nachhaltige Schmerzlinderung zu erzielen.
- Sie können die TENS-Behandlung mehrmals täglich durchführen. In der Regel wird empfohlen, die TENS-Behandlung mehrmals täglich über mehrere Wochen durchzuführen.
- Wichtig ist, dass Sie während der Anwendung auf Ihren Körper hören. Eine TENS-Therapie sollte keine Schmerzen hervorrufen, sondern lediglich ein leichtes Kribbeln. Wähle also auch bei den individuell einstellbaren Programmen eine Stromstärke, bei der Du die Therapie als angenehm empfindest.
- Nach der Behandlung:
- Schalten Sie das Gerät aus.
- Entfernen Sie die Elektroden und kleben Sie sie wieder auf den Elektrodenträger und stecken diesen wieder in das Plastikbeutelchen, in dem sich die Elektroden bei Lieferung befunden haben.
- Bewahren Sie das Gerät und die Elektroden gemäß den Anweisungen auf.
Wichtige Hinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Kontraindikationen: Die TENS-Therapie darf in bestimmten Fällen nicht angewendet werden. Das gilt zum Beispiel bei Menschen mit Herzschrittmachern, Thrombosen oder Anfallsleiden (z. B. Epilepsie). Von einer TENS-Behandlung abraten würde Christina Haubrich Menschen mit einem Herzschrittmacher oder einer Epilepsie. „In Deutschland ist sie auch für Schwangere nicht empfohlen“, so die Neurologin.
- Hautreizungen: In seltenen Fällen kann es zu Hautreizungen an der Klebstelle kommen. Bei sensibler Haut können antiallergene Elektroden die Reizungen lindern. Treten jedoch Hautreizungen auf, sollten Sie die Anwendungen auf 2 pro Tag begrenzen.
- Gewöhnungseffekt: Bei manchen TENS Anwendern lässt die Wirkung mit der Zeit nach. Das könnte an dem Gewöhnungseffekt liegen. Um dem entgegen zu wirken, bieten Dir unsere Reizstromgeräte Programme zur Vorbeugung von Therapieresistenz.
- Ärztliche Beratung: Da TENS die Schmerzen lindert, jedoch der Ursache nicht auf den Grund geht, sollten Sie bei länger anhaltenden Schmerzen ebenfalls einen Arzt / eine Ärztin aufsuchen. Bist Du Schwanger oder leidest Du unter Herzrhythmusstörungen solltest Du beispielsweise vor der Elektrotherapie mit Deinem Arzt / Deiner Ärztin sprechen.
- Kostenübernahme: Die Kosten für die Geräte werden bei chronischen Schmerzen von den Krankenkassen übernommen - allerdings zu unterschiedlichen Bedingungen. Informieren Sie sich vorher bei Ihrer Kasse!
TENS und EMS: Was ist der Unterschied?
TENS wird oft mit elektrischer Muskelstimulation (EMS) kombiniert. Während TENS hauptsächlich zur Schmerzlinderung eingesetzt wird, dient EMS der künstlich erzeugten Stimulation der Muskeln. Der Muskel reagiert wie gewohnt mit einer Muskelkontraktion und verbraucht Energie durch die verrichtete Arbeit. Das Saneo4SPORT ist ein hochfunktionales Elektrostimulationsgerät für nahezu alle Muskelgruppen und zur Unterstützung jeder Sportart. Mit mehr als 50 Programmen aus den Bereichen TENS und EMS ist das Saneo4SPORT ein wahrer Alleskönner.
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