Taubheitsgefühle können vielfältige Ursachen haben und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Die Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS) bietet eine nicht-invasive und medikamentenarme Möglichkeit, diese Beschwerden zu lindern. Dieser Artikel beleuchtet die Anwendung von TENS-Geräten bei Taubheitsgefühlen, insbesondere im Zusammenhang mit spezifischen Erkrankungen wie dem Karpaltunnelsyndrom und Polyneuropathie, und gibt praktische Hinweise zur Anwendung und Vorbeugung.
Was ist ein TENS-Gerät?
TENS steht für Transkutane Elektrische Nervenstimulation. Dabei handelt es sich um eine elektromedizinische Reizstrombehandlung, die bei vielfältigen Beschwerden zur Schmerztherapie eingesetzt werden kann. Umgangssprachlich werden TENS-Geräte auch als „Reizstromgerät“ oder als „Schmerztherapie-Gerät“ bezeichnet.
Ein TENS-Gerät besteht aus einem Generator, der elektrische Impulse erzeugt, und Elektroden, die auf der Haut des Patienten angebracht werden. Die Geräte stimulieren die Nerven durch kurze elektrische Impulse, die als angenehmes Kribbeln wahrgenommen werden. Diese Impulse können die Ausschüttung von schmerzstillenden, körpereigenen Substanzen wie Endorphinen anregen und die Weiterleitung des Schmerzempfindens an das Gehirn blockieren bzw. verringern.
Wie funktioniert ein TENS-Gerät?
Die Funktionsweise eines TENS-Geräts basiert auf verschiedenen Mechanismen:
- Schmerzblockade: Die elektrischen Impulse stimulieren Nervenfasern, die Berührungsreize weiterleiten und im Rückenmark mit den Schmerzfasern verschaltet sind. Das Signal der Berührungsnerven kann so die Weiterleitung der Schmerzen an das Gehirn hemmen.
- Endorphinausschüttung: Die Stimulation der Nerven regt die Ausschüttung körpereigener „Schmerzhemmer“ (z. B. Endorphine) an.
- Verbesserung der Durchblutung: Durch die elektrischen Impulse wird eine wiederholte An- und Entspannung der Muskeln bewirkt, wodurch die Durchblutung verbessert und Verspannungen gelindert werden können.
Es kommen in der Regel zwei Stimulationsfrequenzen infrage, die auch abwechselnd angewendet werden können:
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- Konventionelle TENS: Hier werden hochfrequente Stromimpulse von etwa 60-100 Hz verwendet, bei denen der Patient ein deutliches Kribbeln wahrnimmt. Bei dieser Art der Behandlung wird v. a. die Schmerzweiterleitung gehemmt. Die Wirkung tritt rasch ein, hält jedoch nur für kürzere Zeit an.
- Niederfrequente TENS (akupunkturähnlich): Hier kommen Frequenzen von etwa 3-5 Hz zum Einsatz, die Muskelzuckungen auslösen können. Sie regen die Ausschüttung körpereigener „Schmerzhemmer“ (z. B. Endorphine) an. Die Wirkung tritt in diesem Fall langsamer ein, hält jedoch auch länger an.
Anwendungsgebiete von TENS bei Taubheitsgefühl
TENS-Geräte können bei verschiedenen Arten von Schmerzen und Taubheitsgefühlen eingesetzt werden, darunter:
- Muskel-, Gelenk- und Sehnenschmerzen
- Arthroseschmerzen
- Schmerzen infolge von Unfällen, Überlastung oder Reizung
- Nervenschmerzen
- Polyneuropathie
- Karpaltunnelsyndrom
- Durchblutungsstörungen
TENS-Therapie bei Handschmerzen und Karpaltunnelsyndrom
Schmerzen in den Fingern oder der ganzen Hand, die manchmal sogar in den Arm ausstrahlen, sowie Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle im Daumenballen oder der ganzen Hand sind typische Anzeichen eines Karpaltunnelsyndroms (KTS). Hierbei ist der sogenannte Medianus-Nerv, der Mittelnerv im Handgelenkbereich, eingeengt. Ein TENS-Gerät kann zur Schmerzlinderung und Anregung des Heilungsprozesses eingesetzt werden.
Für die Anwendung beim Karpaltunnelsyndrom empfiehlt es sich, kleinere Elektroden für den Daumen und größere Elektroden für das Handgelenk zu verwenden. Alternativ kann ein Stimulationshandschuh verwendet werden, der die gesamte Hand stimuliert und das Anbringen von Klebeelektroden erspart.
TENS bei Polyneuropathie
Typische Symptome der Nervenkrankheit Polyneuropathie sind Kribbeln, Brennen und Taubheit, die anfangs an beiden Füßen und Beinen auftreten. Die Gefühlsstörungen haben ihren Ursprung in den langen Nerven, die Muskeln, Haut und Organe mit dem Gehirn verbinden. Schäden an den Nerven führen dazu, dass die Weiterleitung von Informationen zwischen Gehirn, Rückenmark und dem Rest des Körpers gestört ist.
Bei der Elektrotherapie werden die Nerven durch Impulse aus einem speziellen Gerät so stimuliert, dass Erkrankte statt Schmerzen ein leichtes Kribbeln spüren. Von außen lässt sich dieses durch ein TENS-Gerät erreichen. Die Therapien müssen dauerhaft durchgeführt werden. Eine Pause beeinträchtigt schnell den Behandlungserfolg.
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TENS bei Durchblutungsstörungen
Durchblutungsstörungen können ebenfalls zu Taubheitsgefühlen führen. Hierbei können elektrische Reize die Ausschüttung körpereigener schmerzhemmender Neurotransmitter (z. B. Endorphine) aktivieren, die Bildung und Ausschüttung körpereigener durchblutungsfördernder Stoffe ankurbeln und die Übertragung von Schmerzimpulsen hemmen und die Weiterleitung ans Gehirn blockieren.
Bei Durchblutungsstörungen in den Beinen können die Elektroden auch auf die Waden, direkt unterhalb der Kniekehle, geklebt werden. Je nach TENS-Gerät und Programm können die Elektroden auch in den Bereich der Kniekehle platziert werden. Um die Blutzirkulation anzukurbeln, sollten die Elektroden entlang der Lymphbahnen angelegt werden.
Anwendungshinweise für TENS-Geräte
Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, ist die richtige Anwendung des TENS-Geräts entscheidend:
- Gebrauchsanleitung lesen: Um zu verstehen, wie genau Ihr TENS-Gerät funktioniert und welche Möglichkeiten es bietet, sollten Sie im ersten Schritt unbedingt die Gebrauchsanleitung sorgfältig durchlesen.
- Elektroden richtig anbringen: Machen Sie sich speziell mit der Handhabung der Elektroden vertraut. Je nach Körperregion, die behandelt werden soll, können verschiedene Elektrodenformen und -größen nötig sein. Lesen Sie auch nach, wo genau Sie die Elektroden platzieren sollten und was dabei zu beachten ist. Die Haut sollte in diesem Bereich zum Beispiel sauber, trocken und fettfrei sein. Elektroden dürfen nicht auf offenen Wunden oder erkrankten Hautbereichen platziert werden.
- Behandlungsparameter einstellen: Bei der TENS-Therapie kommen in der Regel zwei Stimulationsfrequenzen infrage, die auch abwechselnd angewendet werden können. Viele Geräte bieten zwischenzeitlich die Möglichkeit, festgelegte Programme zur Reizstrombehandlung zu verwenden. Prüfen Sie, welche für Sie infrage kommen und probieren Sie aus, wie Ihr Körper darauf reagiert.
- Behandlungszeit und Anwendungshäufigkeit: In der Regel wird empfohlen, die TENS-Behandlung mehrmals täglich über mehrere Wochen durchzuführen. Eine Therapiesitzung kann dabei etwa 15 bis 45 Minuten dauern.
Worauf ist bei der Anwendung zu achten?
Bei der Anwendung von TENS-Geräten sollten einige wichtige Punkte beachtet werden:
- Kontraindikationen: In bestimmten Fällen darf TENS nicht angewendet werden. Das gilt zum Beispiel bei Menschen mit Herzschrittmachern, Thrombosen oder Anfallsleiden (z. B. Epilepsie). Auch Schwangere sollten vor der Anwendung einen Arzt konsultieren.
- Hautreizungen: In seltenen Fällen kann es zu Hautreizungen an der Klebstelle kommen. Bei sensibler Haut können antiallergene Elektroden die Reizungen lindern.
- Überstimulationssyndrom: In wenigen Fällen kann es zum sogenannten Überstimulationssyndrom kommen. Dabei verstärkt das TENS-Gerät aufgrund einer schlecht eingestellten Intensität die Schmerzen. In diesem Fall sollte ein Arzt konsultiert werden, um die Stimulationsparameter anzupassen.
- Schmerzsensibilisierung: Wenn das TENS-Gerät zu lange oder häufig verwendet wird, kann es unter Umständen zu einer Schmerzsensibilisierung kommen. Um dieser Sensibilisierung entgegenzuwirken, sollten unterschiedliche Programme genutzt werden.
- Saubere Elektroden: Achten Sie bei der TENS-Therapie darauf, dass die Elektroden vor der TENS Anwendung sauber sind. Die Textilelektroden können Sie mit warmem Wasser per Handwäsche reinigen. Die Elektroden des Fitnessgürtels sollten Sie regelmäßig nach der Anwendung mit einem feuchten und sauberen Tuch abwischen. Die TENS-Klebeelektroden verstaust Du nach der Anwendung am besten in dem wiederverschließbaren Druckverschlussbeutel, um ein Austrocknen zu vermeiden. Bei nachlassender Klebekraft können Sie sie mit etwas Wasser oder einem Elektroden-Kontakt-Gel anfeuchten, so werden sie wieder regeneriert. Du kannst die Lebensdauer der Pads ebenfalls positiv beeinflussen, in dem Du sie nach dem Gebrauch immer auf den Folienträger aufbringst und kühl (z.B. im Kühlschrank) lagerst.
Welche TENS-Geräte sind empfehlenswert?
Heutzutage gibt es verschiedenste Modelle von TENS-Geräten. Die einen werden mit Batterien betrieben, die anderen mit einem Akku. Viele gängige Reizstromgeräte erlauben die Anwendung an unterschiedlichen Körperstellen, andere wiederum sind speziell für die Behandlung ganz bestimmter Areale entwickelt. Manche Geräte sind kabellos und können so auch unterwegs oder sogar nachts zur TENS-Behandlung eingesetzt werden. Zudem gibt es TENS-Geräte, die ganz bequem via App gesteuert werden können.
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Einige Beispiele für empfehlenswerte TENS-Geräte sind:
- SaneoTENS: Bietet 19 Programme zur Schmerzlinderung und ist besonders für Gelenkbeschwerden und Nervenschmerzen geeignet.
- SaneoVITAL: Verfügt über Massageprogramme zur Entspannung und Linderung von Muskelverspannungen.
- Saneo4SPORT: Ein hochfunktionales Elektrostimulationsgerät für nahezu alle Muskelgruppen und zur Unterstützung jeder Sportart mit Programmen aus den Bereichen TENS und EMS.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist wichtig, vor der Anwendung eines TENS-Geräts bei Taubheitsgefühlen einen Arzt zu konsultieren, um die Ursache der Beschwerden abzuklären und die Eignung der TENS-Therapie zu beurteilen. Eine dauerhafte TENS-Behandlung darf eine kausale Klärung von Schmerzursachen nicht ersetzen.
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