Novalgin ist ein stark wirksames Medikament mit schmerzlindernden, fiebersenkenden und krampflösenden Eigenschaften. Es wird häufig nach Operationen, bei Koliken und zur Schmerzlinderung bei Tumorerkrankungen eingesetzt. Des Weiteren dient es als Reservemittel bei therapieresistentem Fieber. Dieser Artikel bietet Ihnen umfassende Informationen über Novalgin, einschließlich Wirkstoff, Anwendungsgebiete, Nebenwirkungen, Anwendungshinweise und wichtige Aspekte, die bei der Einnahme zu beachten sind.
Wirkstoff von Novalgin: Metamizol
Der Hauptwirkstoff in Novalgin ist Metamizol. Metamizol wirkt schmerzstillend, indem es die Produktion von Prostaglandinen, Gewebshormonen, die für Schmerz, Blutgerinnung und Entzündungen verantwortlich sind, im Gehirn und Rückenmark unterbindet. Die fiebersenkende Wirkung beruht auf der Beeinflussung des Temperaturregulationszentrums im Gehirn. Darüber hinaus besitzt Metamizol eine krampflösende Wirkung, die vermutlich durch eine Hemmung der Reizweiterleitung an der glatten Muskulatur (z. B. Magen-Darm-Trakt, Harnwege, Gebärmutter) zustande kommt.
Anwendungsgebiete von Novalgin
Novalgin wird hauptsächlich bei starken Schmerzen eingesetzt, wie sie nach Operationen, bei Koliken (starke, krampfartige Schmerzen, z. B. bei Nierensteinen) oder bei Krebspatienten auftreten. Bei Fieber sollte Novalgin nur dann verwendet werden, wenn andere fiebersenkende Medikamente nicht ausreichend wirken. Es kann auch zur Schmerzlinderung bei Koliken der Gallenwege oder der Harnwege eingesetzt werden.
Novalgin kann auch bei Nervenschmerzen (neuropathischen Schmerzen) eingesetzt werden, insbesondere wenn andere Schmerzmittel wie Ibuprofen, Diclofenac oder Paracetamol nicht ausreichend wirksam sind. Bei Nervenschmerzen, die durch Schädigung von Gefühlsnerven entstehen, sind rezeptfreie Schmerzmittel in der Regel nicht wirksam.
Novalgin Darreichungsformen und Dosierung
Novalgin ist in verschiedenen Formen erhältlich:
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- Novalgin-Tropfen: Für Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren beträgt die Dosierung 20 bis 40 Tropfen (entspricht 500 bis 1.000 mg) und maximal 160 Tropfen pro Tag. Für Kinder unter 15 Jahren wird die Dosierung je nach Alter und Gewicht angepasst.
- Novalgin-Filmtabletten: Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren nehmen eine Einzeldosis von 500 bis 1.000 mg (entspricht ein bis zwei Tabletten). Die Tagesmaximaldosis beträgt 4.000 mg. Für Kinder unter 15 Jahren sind Novalgin Filmtabletten nicht geeignet, es stehen jedoch andere Darreichungsformen zur Verfügung.
- Novalgin-Zäpfchen: Ab vier Jahren können alternativ Novalgin-Zäpfchen für Kinder (300 mg pro Zäpfchen) verabreicht werden.
- Novalgin-Injektionslösung: Die Dosis richtet sich nach Alter und Gewicht und kann frühestens ab dem dritten Lebensmonat und ab fünf Kilogramm Gewicht eingesetzt werden.
Die Dosierung von Novalgin richtet sich nach den bestehenden Beschwerden und sollte stets mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden. Bei hohem Fieber oder chronischen Schmerzen werden Einzeldosen von 500 Milligramm oder 1.000 Milligramm empfohlen. Die maximale schmerzlindernde Wirkung von Metamizol ist größer als die von Ibuprofen.
Mögliche Nebenwirkungen von Novalgin
Wie alle Medikamente kann auch Novalgin Nebenwirkungen verursachen. Gelegentlich auftretende Nebenwirkungen sind blasiger Hautausschlag und Blutdruckabfall. Seltener kann es zu allergischen Reaktionen kommen, die sich durch Hautrötung, Niesen, Naselaufen und Schwellungen im Gesicht äußern.
In sehr seltenen Fällen kann es zu einer Agranulozytose (Zerstörung der weißen Blutkörperchen) kommen. Symptome hierfür sind plötzlich auftretende Schüttelfrost, Halsschmerzen und hohes Fieber sowie Entzündungen im Mund-, Nasen-, Rachen- und Genital- oder Analbereich. Bei Halsschmerzen, Heiserkeit, Entzündungen im Mund und Fieber sollte daher umgehend ein Arzt aufgesucht werden, um eine Agranulozytose auszuschließen.
Weitere mögliche Nebenwirkungen sind:
- Hypotensive Reaktionen (Blutdruckabfall)
- Fixes Arzneimittelexanthem (Hautausschlag)
- Leukopenie (Verminderung der weißen Blutkörperchen)
- Anaphylaktische Reaktionen (allergische Schockreaktionen)
- Ausschlag (z. B. makulopapulöses Exanthem)
- Thrombozytopenie (Verminderung der Blutplättchen)
- Analgetika-induziertes Asthma-Syndrom
- Stevens-Johnson-Syndrom oder toxische epidermale Nekrolyse (schwere Hautreaktionen)
- Akute Verschlechterung der Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen
- Akute interstitielle Nephritis (Nierenentzündung)
- Aplastische Anämie (Störung der Blutbildung)
- Panzytopenie (Verminderung aller Blutzellen)
- Kounis-Syndrom (allergische Reaktion mit Auswirkungen auf das Herz)
- Gastrointestinale Blutungen
Sollten starke oder nicht genannte Nebenwirkungen auftreten, ist ein Arzt zu konsultieren und das Medikament abzusetzen.
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Gegenanzeigen und Wechselwirkungen
Novalgin darf nicht angewendet werden bei:
- Bekannter Allergie gegen den Wirkstoff Metamizol oder andere Pyrazolone und Pyrazolidine
- Bekanntem Analgetika-Asthma-Syndrom oder Analgetika-Intoleranz
- Störungen der Knochenmarkfunktion oder Erkrankungen des blutbildenden Systems
- Angeborenem Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel
- Akuter intermittierender hepatischer Porphyrie
- Letztem Schwangerschaftsdrittel und Stillzeit
- Kindern unter 10 Jahren (Tablettenform)
- Bestehender Hypotonie und instabiler Kreislaufsituation (parenterale Anwendung)
Wechselwirkungen können auftreten bei zeitgleicher Einnahme von:
- Ciclosporin (Immunsuppressivum)
- Chlorpromazin (Neuroleptikum)
- Methotrexat (Medikament zur Behandlung von Krebs und Autoimmunerkrankungen)
- Acetylsalicylsäure (ASS) in niedriger Dosierung
- Bupropion (Antidepressivum)
- Oralen Antikoagulanzien, Captopril, Lithium und Triamteren sowie Antihypertensiva und Diuretika
Eine zu hohe Novalgin-Dosierung kann zu Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Einschränkungen der Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen führen. In solchen Fällen ist eine ärztliche Behandlung erforderlich.
Novalgin in Schwangerschaft und Stillzeit
Während der gesamten Schwangerschaft sollte nach Möglichkeit auf die Einnahme von Novalgin verzichtet und auf andere Schmerzmittel (Paracetamol, Ibuprofen) zurückgegriffen werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist Novalgin kontraindiziert. In der Stillzeit sollte ebenfalls auf die Einnahme verzichtet werden, da der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht und Fälle von Sauerstoff-Unterversorgung bei Säuglingen beobachtet wurden. Wenn eine Behandlung mit Novalgin unumgänglich ist, sollte für mindestens 48 Stunden nach der letzten Einnahme nicht gestillt werden.
Verkehrstüchtigkeit und Bedienung von Maschinen
Bei vorschriftsmäßiger Einnahme von Novalgin ist keine Beeinträchtigung der Konzentrationsfähigkeit und Reaktionszeit bekannt. Die Einnahme hoher Dosen in Kombination mit Alkohol kann die Wahrnehmung jedoch beeinträchtigen. Daher ist es ratsam, während der Einnahme von Novalgin Alkohol zu meiden.
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Rezeptpflicht und Verfügbarkeit
Novalgin ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein verschreibungspflichtiges Medikament und nur nach Vorlage eines Rezepts in der Apotheke erhältlich.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen (Rote-Hand-Brief Dezember 2024)
Basierend auf dem Rote-Hand-Brief vom Dezember 2024 sind folgende Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung von Metamizol zu beachten:
- Überwachung von Nebenwirkungen: Patienten sind über die Risiken einer Agranulozytose aufzuklären und müssen unverzüglich medizinische Hilfe suchen bei Symptomen wie Fieber, Halsschmerzen, schmerzhaften Schleimhautveränderungen oder anderen Anzeichen einer Infektion.
- Kontraindikationen: Metamizol darf nicht bei Patienten angewendet werden, die bereits eine Agranulozytose aufgrund von Metamizol, Pyrazolonen oder Pyrazolidinen erlebt haben sowie bei Vorliegen von Blutbildungsstörungen oder Knochenmarksdefekten.
- Symptomüberwachung: Besonders bei der Anwendung gegen Fieber ist Vorsicht geboten, da typische Symptome der Agranulozytose maskiert werden können.
- Therapieabbruch und Tests: Bei Verdacht auf Agranulozytose soll die Behandlung sofort beendet und ein Blutbild inklusive Differenzialblutbild erstellt werden.
- Meldung von Nebenwirkungen: Gesundheitsfachkräfte sind angehalten, alle Verdachtsfälle von Nebenwirkungen zu melden.
- Hinweis zur Applikationsform: Eine langsame kontinuierliche Infusion (nicht schneller als 1 ml/Minute) wird empfohlen, um das Risiko von Blutdruckabfällen zu minimieren.
Novalgin bei Nervenschmerzen
Novalgin kann bei Nervenschmerzen eingesetzt werden, insbesondere wenn andere Schmerzmittel nicht ausreichend wirken. Nervenschmerzen entstehen durch eine Schädigung des Nervensystems selbst und können unterschiedliche Ursachen haben, wie z.B. Infektionen, Medikamente, Druck auf den Nerv oder Diabetes mellitus.
Im Gegensatz zu üblichen Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Diclofenac, die bei Nervenschmerzen oft wenig hilfreich sind, kann Novalgin aufgrund seiner schmerzlindernden und krampflösenden Eigenschaften eine wirksame Option sein. Bei der Behandlung neuropathischer Schmerzen kommen vielmehr Antiepileptika, Antidepressiva und Opiate, aber auch Capsaicin zu Anwendung. Die Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS-Therapie), Blockadeverfahren und / oder die Lokalbehandlung können die Schmerzmittelgabe ergänzen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Behandlung von Nervenschmerzen komplex sein kann und eine individuelle Anpassung der Therapie erforderlich ist. Novalgin sollte daher nur nach ärztlicher Rücksprache und unter Berücksichtigung der möglichen Risiken und Nebenwirkungen eingesetzt werden.
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