Zeckenimpfung gegen Hirnhautentzündung (FSME): Schutz vor der Frühsommer-Meningoenzephalitis

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine ernstzunehmende Viruserkrankung, die durch Zeckenstiche übertragen wird und Entzündungen des Gehirns, der Hirnhäute und des Rückenmarks verursachen kann. Jährlich erkranken in Deutschland mehrere Hundert Menschen an FSME, wobei es keine spezifische Therapie gegen das Virus gibt. Die wirksamste Vorbeugung ist die FSME-Impfung.

Was ist FSME?

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Entzündung, die durch das FSME-Virus verursacht wird und Gehirn, Hirnhäute und manchmal auch das Rückenmark befallen kann. Der Name deutet auf die Hauptsaison der Erkrankung hin, obwohl Infektionen inzwischen fast ganzjährig auftreten können. Das FSME-Virus gehört zur Familie der Flaviviren.

Übertragung von FSME

Die Hauptüberträger des FSME-Virus sind Zecken, in Deutschland vor allem der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Diese kleinen Blutsauger leben in Wäldern, hohem Gras, Gebüsch und losem Laub. Sie werden ab Temperaturen von etwa 6-8°C aktiv, weshalb die Infektionsgefahr von März bis November am größten ist, aber auch in milden Wintern können Zecken aktiv sein. Wenn eine infizierte Zecke zusticht, gelangen die Viren über ihren Speichel innerhalb der ersten Stunden nach dem Stich in die Blutbahn des Menschen.

Seltener ist auch eine Ansteckung durch den Verzehr von unpasteurisierter Rohmilch oder daraus hergestellten Produkten (wie Käse) von infizierten Ziegen, Schafen oder in Ausnahmefällen Kühen möglich. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.

Symptome und Verlauf einer FSME-Erkrankung

Die FSME verläuft typischerweise in zwei Phasen, wobei die Inkubationszeit (Zeit zwischen Ansteckung und ersten Symptomen) durchschnittlich 7 bis 14 Tage beträgt, in Einzelfällen bis zu 28 Tage dauern kann.

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Erste Krankheitsphase

Nach der Inkubationszeit treten zunächst unspezifische, grippeähnliche Beschwerden auf, etwa:

  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Abgeschlagenheit
  • Gliederschmerzen
  • Manchmal auch Erbrechen

Diese erste Phase dauert einige Tage bis eine Woche. Bei vielen Betroffenen (etwa 70 bis 95%) ist die Erkrankung damit überstanden und heilt folgenlos aus. Oft wird die Infektion in diesem Stadium gar nicht als FSME erkannt, sondern für eine harmlose „Sommergrippe" gehalten. Oder sie verursacht gar keine Beschwerden.

Beschwerdefreies Intervall

Nach der ersten Krankheitsphase folgt bei einigen Erkrankten ein beschwerdefreies Intervall von einigen Tagen.

Zweite Krankheitsphase

Bei etwa 10 bis 30% der Infizierten kommt es zu einer zweiten Krankheitsphase. Nun gelangt das Virus ins zentrale Nervensystem und kann verschiedene Bereiche befallen und verschiedene Symptome hervorrufen:

  • Hirnhautentzündung (Meningitis): Hohes Fieber, starke Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Lichtempfindlichkeit, Übelkeit und Erbrechen.
  • Gehirnentzündung (Enzephalitis): Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma, Gleichgewichtsstörungen, Zittern in Armen und Beinen, Sprachstörungen, Verhaltens- und Wesensveränderungen, Krampfanfälle.
  • Rückenmarksentzündung (Myelitis): Lähmungen der Arme und Beine, Lähmungen im Schulterbereich, Schluck- und Sprechstörungen, im schlimmsten Fall Atemlähmung.

Je nach Schweregrad der Erkrankung können die Symptome Wochen bis Monate anhalten. Bei älteren Menschen über 40 oder 60 Jahre verläuft die Erkrankung häufig schwerer als bei jüngeren Erwachsenen und Kindern. Faktoren wie ein höheres Alter und Bluthochdruck können den Verlauf einer FSME-Infektion negativ beeinflussen.

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Diagnose von FSME

Wenn der Verdacht auf FSME besteht, wird der Arzt zunächst nach den Symptomen fragen und ob man sich in einem FSME-Risikogebiet aufgehalten hat oder sich an einen Zeckenstich erinnern kann. Zur Diagnosesicherung sind folgende Untersuchungen wichtig:

  • Blutuntersuchung: Im Blut werden spezifische Antikörper gegen das FSME-Virus nachgewiesen. Besonders aussagekräftig ist der gleichzeitige Nachweis von IgM- und IgG-Antikörpern. Die Antikörper sind allerdings erst etwa zwei bis vier Wochen nach dem Zeckenstich nachweisbar.
  • Liquoruntersuchung: In schweren Fällen wird eine Lumbalpunktion durchgeführt, bei der eine kleine Menge Nervenwasser (Liquor) aus dem Rückenmarkskanal entnommen wird. Bei einer FSME zeigen sich typische Entzündungszeichen, wie eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen (Pleozytose).
  • Bildgebende Verfahren: Bei schweren Verläufen oder unklarer Diagnose kann eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Gehirns durchgeführt werden. Dieses Verfahren hilft, andere Erkrankungen auszuschließen und kann bei einer FSME manchmal typische Veränderungen im Gehirn zeigen.

Behandlung von FSME

Leider gibt es keine spezifische Therapie gegen das FSME-Virus. Die Behandlung konzentriert sich darauf, die Symptome zu lindern:

  • Bettruhe in der akuten Phase
  • Schmerzmedikamente
  • Bei schweren Verläufen evtl. Behandlung auf der Intensivstation
  • Bei Bedarf: Krankengymnastik, Ergotherapie und Logopädie
  • Bei anhaltenden Beschwerden gegebenenfalls Rehabilitationsmaßnahmen

Die Prognose hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab. Die meisten Fälle mit isolierter Hirnhautentzündung heilen folgenlos aus. Bei Gehirn- oder Rückenmarksbeteiligung können jedoch bei etwa 20 bis 30% der Patienten neurologische Defizite zurückbleiben. Etwa ein Prozent der Erkrankten verstirbt.

Vorbeugung gegen FSME

Da keine ursächliche Behandlung verfügbar ist, ist die Vorbeugung umso wichtiger.

FSME-Impfung

Die wirksamste Vorbeugung ist die FSME-Impfung, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Menschen empfohlen wird, die in FSME-Risikogebieten leben oder dorthin reisen und sich dort im Freien aufhalten, sowie für Personen, die in der Forst- oder Landwirtschaft oder im Labor arbeiten und so durch FSME beruflich gefährdet sind. Kinder können ab dem ersten Geburtstag gegen FSME geimpft werden.

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Der volle Impfschutz erfordert drei Impfdosen, gefolgt von Auffrischungen alle drei bis fünf Jahre (je nach Alter). Die Impfung ist gut verträglich und schützt gegen alle FSME-Virustypen. Die FSME-Impfung schützt übrigens nur vor der FSME, nicht vor anderen zeckenübertragenen Erkrankungen wie der Lyme-Borreliose.

Impfschema

Für die Grundimmunisierung sind drei Impfungen erforderlich. Nach dem üblichen Impfschema wird, je nach verwendetem Impfstoff, zwei Wochen bis drei Monate nach der ersten Impfung die zweite Impfdosis verabreicht. Eine dritte Impfung erfolgt dann nach weiteren 5 bis 12 oder 9 bis 12 Monaten. Um schon zu Beginn der Zeckensaison im Frühjahr geschützt zu sein, ist es sinnvoll, mit der Impfserie in den Wintermonaten zu beginnen. Bereits 14 Tage nach der zweiten Impfung besteht bei den meisten Geimpften ein Schutz, der für die laufende Saison zunächst ausreichend ist. Für eine länger anhaltende Schutzwirkung ist die dritte Impfung erforderlich. Bei fortbestehendem Ansteckungsrisiko soll eine erste Auffrischungsimpfung in der Regel nach 3 Jahren erfolgen, bei Kindern je nach verwendetem Impfstoff bzw. Impfschema eventuell bereits nach 12 bis 18 Monaten. Weitere Auffrischungen sind für Kinder alle 5 Jahre empfohlen. Auch wenn eine Auffrischimpfung erst Jahre nach dem empfohlenen Impfzeitpunkt verabreicht wird, bietet sie je nach Lebensalter wieder 3 bis 5 Jahre Schutz (s. Fachinformationen).

Wird ein besonders schneller Schutz benötigt, zum Beispiel bei kurzfristig geplanten Reisen in FSME-Risikogebiete, kann eine Impfung nach dem sogenannten Schnellschema durchgeführt werden. Hierbei hängt das Impfschema vom verwendeten Impfstoff ab. Es sind zwei bis drei Impfungen nötig. Ein Impfschutz für ein bis anderthalb Jahre kann damit schon 3 bis 5 Wochen nach der ersten Impfung erreicht werden. Je nach verwendetem Impfstoff wird eine vorgezogene Auffrischungsimpfung erforderlich.

Mögliche Nebenwirkungen der FSME-Impfung

Als häufigste Impfreaktionen werden Schmerzen, Rötung oder Schwellung an der Impfstelle beschrieben. Diese Beschwerden treten auch bei anderen Impfungen auf und zeigen, dass sich der Körper mit dem Impfstoff auseinandersetzt. Innerhalb der ersten vier Tage nach der Impfung können Allgemeinsymptome wie Temperaturerhöhung und Fieber, Kopf-, Muskel- sowie Gelenkschmerzen, Unwohlsein oder Magen-Darm-Beschwerden vorkommen. Sehr selten werden Missempfindungen wie Taubheitsgefühl oder Kribbeln beobachtet. Kinder unter 3 Jahren entwickeln in bis zu 15 Prozent der Fälle Fieberreaktionen nach der FSME-Impfung. In der Regel klingen die beschriebenen Reaktionen auf die Impfung schnell und folgenlos wieder ab. Sie treten vor allem bei der ersten Impfung, seltener bei den Folgeimpfungen auf. Schwere Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen sind sehr selten.

Schutz vor Zeckenstichen

Zusätzlich zur Impfung sollten allgemeine Maßnahmen zum Schutz vor Zeckenstichen beachtet werden:

  • Tragen Sie in Risikogebieten lange, helle Kleidung. Auf heller Kleidung können Sie Zecken leichter entdecken.
  • Verwenden Sie Zeckenschutzmittel (Repellents) auf Haut und Kleidung.
  • Suchen Sie nach dem Aufenthalt im Freien Ihren Körper und Ihre Kleidung sorgfältig nach Zecken ab.
  • Entfernen Sie Zecken so schnell wie möglich.

FSME-Risikogebiete in Deutschland

In Deutschland kommt FSME vor allem in Bayern und Baden-Württemberg sowie in Thüringen, in Südhessen, in Sachsen und Brandenburg vor. Weitere Risikogebiete finden sich in Sachsen-Anhalt, in Niedersachsen, in Nordrhein-Westfalen, in Mittelhessen, in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Aktuell sind 183 Kreise als FSME-Risikogebiete vom Robert Koch-Institut (RKI) ausgewiesen. Das RKI veröffentlicht in jedem Frühjahr eine aktuelle Karte mit den FSME-Risikogebieten in Deutschland. Auch außerhalb der Risikogebiete werden in Deutschland vereinzelt FSME-Infektionen beobachtet.

FSME-Risikogebiete weltweit

FSME tritt auch in zahlreichen weiteren Ländern auf. In den Nachbarländern besteht ein Infektionsrisiko vor allem in Tschechien und Österreich sowie in großen Teilen Polens und der Schweiz. Auch in Frankreich und den Niederlanden wurden in den vergangenen Jahren vereinzelt FSME-Fälle beschrieben. Auch für Reisen außerhalb Europas nach Asien besteht ein bekanntes, zum Teil hohes Infektionsrisiko für eine FSME bei Zeckenexposition: Russland (Sibirien), Mongolei, Nord-China, Nord-Japan.

Fazit

Die FSME ist eine ernsthafte Erkrankung, die durch Zecken übertragen wird und zu schweren gesundheitlichen Problemen führen kann. Die wirksamste Vorbeugung ist die FSME-Impfung, die von der STIKO für Menschen in Risikogebieten empfohlen wird. Zusätzlich sollten allgemeine Maßnahmen zum Schutz vor Zeckenstichen beachtet werden.

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