Hirnhautentzündung nach Corona-Impfung: Seltene Komplikation im Vergleich zum Infektionsrisiko

Obwohl Corona-Impfungen als sicher gelten, gibt es Berichte über neurologische Komplikationen wie Hirnhautentzündung (Meningitis). Dieser Artikel beleuchtet das Thema Hirnhautentzündung nach Corona-Impfung, analysiert die verfügbaren Daten und stellt das Risiko in den Kontext der potenziellen Risiken einer SARS-CoV-2-Infektion.

Einführung

Die Corona-Impfungen haben eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie gespielt. Wie bei allen medizinischen Interventionen können jedoch auch nach Corona-Impfungen Nebenwirkungen auftreten. In seltenen Fällen wurden neurologische Komplikationen wie Hirnhautentzündung (Meningitis) gemeldet. Es ist wichtig, diese Fälle im Detail zu untersuchen und das Risiko einer Hirnhautentzündung nach einer Impfung im Vergleich zu den Risiken einer COVID-19-Erkrankung zu bewerten.

Analyse neurologischer Komplikationen nach Corona-Impfung

Eine Analyse von Daten aus England und Schottland, die in der Fachzeitschrift Nature Medicine veröffentlicht wurde, untersuchte das Auftreten neurologischer Komplikationen nach Corona-Impfungen. Die Studie umfasste 32,5 Millionen Menschen in England, die ihre erste Dosis des BNT162b2-Impfstoffs von Biontech/Pfizer oder des AZD1222-Impfstoffs von Astrazeneca bis zum 31. Mai 2021 erhalten hatten. Die Forscher analysierten auch Daten von 1,98 Millionen Schotten, die bis Ende Mai die erste Impfdosis erhalten hatten.

Ergebnisse der Studie

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass es nach der Impfung mit AZD1222 in seltenen Fällen zu einem Guillain-Barré-Syndrom oder einer Fazialisparese kommen kann. Für den Impfstoff BNT162b2 wurde ein Anstieg von hämorrhagischen Schlaganfällen festgestellt. Es wurde kein Signal für akute demyelinisierende Ereignisse im Zentralnervensystem oder entzündliche Erkrankungen wie Enzephalitis, Meningitis und Myelitis gefunden.

Vergleich mit SARS-CoV-2-Infektion

Die Studie ergab auch, dass die genannten Komplikationen nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 deutlich häufiger auftraten. So ermittelte das Forschungsteam für den Tag eines positiven SARS-CoV-2-Tests ein fast 20-fach erhöhtes Risiko für ein akutes demyelinisierendes Ereignis und ein fast 40-fach erhöhtes Risiko für eine entzündliche Erkrankung des Gehirns. Auch das Risiko für ein Guillain-Barré-Syndrom und eine Fazialisparese war nach einer SARS-CoV-2-Infektion deutlich erhöht.

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Das Post-Vac-Syndrom

In jüngster Zeit gab es vermehrt Berichte über Menschen, die nach einer Corona-Impfung Long-Covid-ähnliche Beschwerden verspüren. Dieses Phänomen wird als Post-Vac-Syndrom bezeichnet. Typische Beschwerden sind Müdigkeit, Gedächtnisstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, verminderte körperliche Belastbarkeit, Schlafstörungen, Gelenk- und Kopfschmerzen.

Bewertung des Post-Vac-Syndroms durch das Paul-Ehrlich-Institut

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat sich mit dem Post-Vac-Syndrom auseinandergesetzt. Gemäß dem aktuellen Sicherheitsbericht zu den Corona-Impfstoffen vom 7. September 2022 konnte kein Sicherheitssignal für das Post-Vac-Syndrom identifiziert werden. Das PEI überwacht jedoch weiterhin entsprechende Meldungen und wird diese gegebenenfalls in Studien untersuchen.

Verdachtsmeldungen über Beschwerden nach Corona-Impfung

Das Paul-Ehrlich-Institut hat Meldungen über Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen seit Beginn der deutschlandweiten Impfkampagne ausgewertet. In die Auswertung flossen Daten vom 27. Dezember 2020 bis 30. Juni 2022 ein. Im Untersuchungszeitraum wurden 182.717.880 Corona-Schutzimpfungen durchgeführt. Insgesamt gingen beim PEI 323.684 Meldungen zu Verdachtsfällen von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen ein.

Myokarditis und Perikarditis

Beim Paul-Ehrlich-Institut gingen im Untersuchungszeitraum insgesamt 1.935 Verdachtsfallmeldungen einer Myo- und/oder Perikarditis nach Comirnaty und 566 Verdachtsfallmeldungen nach Spikevax ein. Besonders betroffen sind junge Männer und männliche Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren, speziell nach der zweiten Dosis. In den meisten Fällen verläuft die Erkrankung mild.

Krampfanfälle

Nach einer Impfung mit einem Corona-Impfstoff gingen beim Paul-Ehrlich-Institut bis zum 30. Juni 2022 insgesamt 1169 Verdachtsfallmeldungen eines Krampfanfalls ein. Bei 146 dieser Fälle war eine vorliegende Erkrankung wahrscheinlich Auslöser des Anfalls.

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Neuroimmunologische Aspekte von COVID-19

Im Verlauf der Corona-Pandemie wurde immer deutlicher, dass viele Patienten auch neurologische Beschwerden entwickeln. Darunter sind auch Krankheitsbilder, die durch neuroimmunologische Ursachen entstehen, wie Enzephalitiden, Myelitiden, Meningitiden und demyelinisierende Erkrankungen. In ihrer Entstehung spielen vermutlich sowohl hyperinflammatorische als auch durch spezifische Antikörper vermittelte Mechanismen eine Rolle.

Beteiligung des Spike-Proteins

Eine Studie von Forschern des Helmholtz Munich zeigte, dass das SARS-CoV-2-Spike-Protein in den schützenden Schichten des Gehirns, den Hirnhäuten, und im Knochenmark des Schädels bis zu vier Jahre nach der Infektion verbleibt. Das Team stellte zudem fest, dass mRNA-Corona-Impfstoffe die Anreicherung des Spike-Proteins im Gehirn deutlich reduzieren.

Biomarker für Impfschäden

Forscherteams auf der ganzen Welt arbeiten mit Hochdruck daran, Biomarker zu finden, die den Zusammenhang zwischen einer Impfung und einer anschließenden Erkrankung belegen können. Ein Beispiel dafür ist die Aufklärung eines Zusammenhangs zwischen dem Vektor-Impfstoff Vaxzevria von Astrazeneca und Sinusvenenthrombosen. In diesem Fall konnten Forscherteams nachweisen, dass die Betroffenen Antikörper gegen ein Protein auf der Oberfläche ihrer eigenen Blutplättchen bilden.

Autoantikörper

Ein weiteres Beispiel für Biomarker, die auf eine Impfnebenwirkung hindeuten, sind Autoantikörper. Ein Forscherteam aus Chicago hat gezeigt, dass der Körper einiger COVID-19-Patienten Antikörper herstellt, die sowohl gegen das Virus als auch gegen Angiotensin 2 binden. Dieses körpereigene Enzym spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Blutdrucks. In Mäusen zeigte das Wissenschaftlerteam, dass auch eine Corona-Impfung solche Antikörper hervorrufen kann.

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