Kaffee und Parkinson: Studien untersuchen den Zusammenhang

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem ältere Menschen betrifft. Die Ursachen sind vielfältig und noch nicht vollständig geklärt, was eine Prävention erschwert. Studien haben jedoch einen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und einem geringeren Parkinson-Risiko festgestellt. Dieser Artikel fasst die aktuellen Erkenntnisse zusammen und beleuchtet die potenziellen Mechanismen hinter dieser Verbindung.

Parkinson: Eine Übersicht

Parkinson ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen. In Deutschland sind etwa 400.000 Menschen betroffen. Verantwortlich für die Erkrankung ist die Veränderung einer bestimmten Kernregion im Gehirn, der sogenannten Substantia nigra, in der die Zellen bei Betroffenen beschleunigt absterben. Dadurch kommt es zu einem Mangel an Dopamin, was letztlich zu einem Verlust der Muskelkontrolle und den damit verbundenen motorischen Begleiterscheinungen führt. Die Erkrankung ist durch eine Reihe von motorischen Symptomen gekennzeichnet, darunter Zittern, Muskelsteifheit, verlangsamte Bewegungen (Bradykinese) und Haltungsinstabilität.

Kaffee und Parkinson: Was die Forschung sagt

Seit Jahren haben verschiedene Studien eine inverse Assoziation zwischen dem Konsum von Kaffee bzw. Koffein und der Wahrscheinlichkeit, an Parkinson zu erkranken, nahegelegt. Die Ergebnisse waren jedoch inkonsistent. Mehrere Studien deuten darauf hin, dass Kaffeetrinken das Risiko, an Parkinson zu erkranken, verringern kann. Eine aktuelle Studie hat ergeben, dass Menschen, die regelmäßig Kaffee konsumieren, ein geringeres Risiko haben, an Parkinson zu erkranken. Die EPIC4PD-Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und dem Auftreten von Parkinson, indem sie Daten von über 184.000 Teilnehmern aus sechs europäischen Ländern analysierte. Die Ergebnisse zeigten, dass Personen, die am meisten Kaffee tranken, ein um 40 Prozent niedrigeres Risiko hatten zu erkranken im Vergleich zu den Teilnehmern, die gar keinen Kaffee zu sich nahmen.

Metaanalysen und Kohortenstudien

Eine Metaanalyse portugiesischer Forscher aus dem Jahr 2010, die 26 Untersuchungen zum Koffeinkonsum und der Häufigkeit des Auftretens von Parkinson einbezog, zeigte klar eine dosisabhängige Reduktion des relativen Krankheitsrisikos durch den Genuss von Koffein. Dies wurde 2012 in einer großen Kohortenstudie bestätigt. Dabei konnte zudem belegt werden, dass beide Geschlechter vom Koffeinkonsum profitierten. Allerdings war der Effekt bei Frauen nicht ganz so stark ausgeprägt wie bei Männern, vor allem dann, wenn eine Hormonersatztherapie angewendet wurde.

Dosisabhängigkeit und geschlechtsspezifische Unterschiede

Interessant ist, dass immer wieder festgestellt wird: Der positive Effekt von Kaffee/Koffein ist dosisabhängig. Eine Studie von 2013 fand ebenfalls eine Risikoreduktion durch Koffein, die bei beiden Geschlechtern gleich stark war. Die Ergebnisse zeigten: Personen, die am meisten Kaffee tranken, hatten ein um 40 Prozent niedrigeres Risiko zu erkranken im Vergleich zu den Teilnehmern, die gar keinen Kaffee zu sich nahmen.

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Die Rolle von Koffein

Es ist mittlerweile Konsens, dass Koffein und nicht ein anderer Inhaltsstoff des Kaffees für diesen Schutzeffekt verantwortlich ist. Darauf weisen auch die Ergebnisse präklinischer Studien hin, in denen auch andere A2A-Antagonisten als Koffein die Entwicklung einer Störung des physiologischen Bewegungsablaufes (Dyskinesien) reduzieren können. Studien haben gezeigt, dass Koffein den Dopamin-Fluss im Gehirn beeinflusst.

Neuroprotektive Wirkung von Koffein

Wie genau Koffein und verwandte Substanzen ihre neuroprotektive Wirkung entfalten, war jedoch bisher unklar. 2015 konnten Wissenschaftler eines internationalen Forschungsteams den schützenden Effekt von Koffein auf Nervenzellen genauer beschreiben. Besonders charakteristisch für die Parkinsonkrankheit ist die pathologische Ansammlung von Aggregaten des alpha-Synuklein-Proteins (alpha-Synuklein) in Nervenzellen im Gehirn. Die Wissenschaftler untersuchten die Adenosin-A2A-Rezeptor-abhängige Wirkung von Koffein auf die durch alpha-Synuklein verursachte Aggregatbildung und Toxizität in Versuchen an Mäusen und Ratten. Koffein konnte zwar nicht die Bildung der alpha-Synuklein-Oligomere verhindern, wohl aber deren „Verklebung“.

Koffein als Adenosin-A2A-Rezeptor-Antagonist

Koffein ist ein nicht selektiver Antagonist am Adenosin2A-Rezeptor, der im Gehirn im Striatum exprimiert wird. Er hat dort eine gegenteilige Wirkung wie Dopamin. Durch Agonisten am Adenosinrezeptor wird die Aktivität des Dopaminrezeptors blockiert. In ersten Studien wurde mit ihnen eine ähnlich moderate Besserung erreicht wie mit Koffein, so die Forscher. Damit sei das altbekannte Koffein eine mögliche Alternative zu den neueren Substanzen.

Klinische Studien zur Behandlung mit Koffein

Einige Ergebnisse klinischer Untersuchungen zur Behandlung mit Koffein liegen bereits vor. So verabreichten kanadische Forscher in einer im Jahr 2011 durchgeführten Pilotstudie Parkinsonpatienten eine aufsteigende Dosis Koffein. Bei 400 mg pro Tag konnten sie Verbesserungen bezüglich motorischer Symptome und der Tagesmüdigkeit (Somnolenz) feststellen.

Verbesserung motorischer Symptome

In einer randomisierten placebokontrollierten Doppelblindstudie wurden 61 Patienten aufgenommen. Die Verumtherapie bestand aus zweimal täglich 100 mg (Woche 1-3) bzw. 200 mg (Woche 4-6) Koffein. 100 mg Koffein entsprechen ungefähr 200 ml Filterkaffe oder 100 ml Espresso. Vor allem Bradykinese und Rigor besserten sich unter der Therapie. Auch der UPDRS-Gesamtscore (Skala von 0-199) ging signifikant um 4,7 Punkte zurück, von 41,2 auf 36,5 Punkte.

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Wirkung auf Tagesmüdigkeit

Der mit der Epworth Sleepiness Scale gemessene Effekt war nur grenzwertig signifikant. Damit liefert die Studie "Klasse-1-Evidenz, dass Koffein bei übermäßiger Tageschläfrigkeit keinen signifikanten Nutzen hat", berichten Forscher um Dr. Ronald B.

Langzeitstudien

2016 untersuchten italienische Forscher den Einfluss von Koffein in einer Kohortenstudie. Teilnehmer waren Patienten mit neu diagnostiziertem Morbus Parkinson. Im vierjährigen Follow-up zeigte sich, dass die Progression motorischer und nicht-motorischer Behinderungen unter Koffeineinfluss geringer ausfiel.

Einschränkungen und zukünftige Forschung

Es ist wichtig zu betonen, dass viele Studien lediglich eine Assoziation, und keine Kausalität nachweisen. Die parkinsonprotektive Wirkung könnte auch von anderen Inhaltsstoffen im Kaffee stammen. Die EPIC4PD-Studie hatte gewisse Mängel: Neben einer sehr niedrigen Anzahl an Nicht-Kaffeetrinkern wurden die Ergebnisse aus Blutproben generiert, die acht Jahre vor einer Diagnose entnommen wurden. Vom Zeitpunkt der Blutprobe bis zum Ausbruch der Krankheit könnte sich der Kaffeekonsum noch stark verändert haben, lenken die Wissenschaftler ein.

Weitere Forschung erforderlich

Es sind also weitere Forschungen erforderlich, um die genauen Mechanismen zu verstehen, durch die Koffein und seine Metaboliten das Parkinson-Risiko senken könnten. Diese neuen Erkenntnisse würden nicht nur Hoffnung für mögliche Präventionsstrategien bieten, sondern würden auch unser Verständnis der komplexen Beziehungen zwischen Ernährung und neurodegenerativen Erkrankungen erweitern.

Kaffeekonsum: Empfehlungen und Vorsichtsmaßnahmen

Trotz der potenziellen Vorteile von Kaffee gibt es auch einige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. Zu viel Koffein kann Nervosität erhöhen und zu Kalziumverlust über den Urin führen. Daher sollten Menschen mit Risikofaktoren für Herzerkrankungen Filterkaffee oder Kaffee-Pads bevorzugen, da diese weniger Diterpene enthalten, die vorgeschädigte Blutgefäße belasten können. Zudem sollte Kaffee nach 16 Uhr nicht mehr regelmäßig getrunken werden, da dies den Tiefschlaf stören kann.

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Kaffee und andere gesundheitliche Aspekte

Kaffee hat auch andere gesundheitliche Vorteile. Er kann vor Krebs in Brust, Blase, Niere, Darm und Leber, sowie vor Altersdiabetes schützen. Zudem hat Kaffee einen harnsäuresenkenden Effekt und wirkt Anti-Alzheimer, da er hirnanregend wirkt. Eine aktuelle niederländische Studie aus dem Jahr 2010 bestätigt Kaffeetrinkern (bei einem Genuss von 2-4 Tassen pro Tag) einen Schutz vor Herzinfarkt.

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