Kaffee und Polyneuropathie: Was Sie wissen sollten

Kaffee und Polyneuropathie sind ein Thema, das viele Patienten beschäftigt, da diese Krankheit die Lebensqualität oft stark beeinträchtigt. Dieser Artikel fasst die Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema Kaffee und Polyneuropathie zusammen, um offene Fragen zu klären.

Polyneuropathie: Eine Übersicht

Polyneuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, die durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst wird. Es handelt sich um eine Gruppe von Erkrankungen, die die peripheren Nerven betreffen, also die Nerven in den peripheren Teilen des Körpers außerhalb des zentralen Nervensystems. Die Krankheit kann je nach Ursache und individuellen Faktoren des Patienten unterschiedlich verlaufen. Am häufigsten handelt es sich um eine Polyneuropathie der unteren Gliedmaßen, die oft an den Zehen beginnt.

Ursachen und Symptome

Polyneuropathie wird durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst. Neben genetischen und stoffwechselbedingten Faktoren spielen auch Ernährung und Lebensstil eine Rolle. Zu den Hauptursachen zählen:

  • Diabetes mellitus: Bis zu 25 % der Patienten mit Diabetes können von einer diabetischen Polyneuropathie betroffen sein.
  • Alkohol: Alkohol wird oft als eine begleitende oder verstärkende Ursache der Polyneuropathie betrachtet. Bereits 20 g Alkohol pro Tag (entspricht etwa einem halben Liter Bier oder 250 ml Wein) bei Frauen bzw. 30 g bei Männern können langfristig gesundheitsschädigend sein.
  • Vitaminmangel: Ein Mangel an B-Vitaminen kann ebenfalls eine Polyneuropathie auslösen.
  • Chemotherapie: Einige Krebstherapien können Polyneuropathie als Nebenwirkung verursachen.
  • Glutenunverträglichkeit: Gluten kann tatsächlich bei Menschen mit Glutenunverträglichkeit eine Polyneuropathie auslösen.

Typische Symptome der Nervenkrankheit Polyneuropathie sind Kribbeln, Brennen und Taubheit, die anfangs an beiden Füßen und Beinen auftreten. Weitere Symptome sind:

  • Muskelatrophie
  • Schwierigkeiten beim Gehen
  • Erhöhtes Risiko von Stürzen und Verletzungen
  • Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme

Diagnose und Behandlung

Eine Diagnose zu stellen, ist nicht immer einfach, da die Bandbreite der Symptome sehr groß ist. Die Diagnose Polyneuropathie wird aus der Kombination der Befunde aus dem Anamnesegespräch, einer ausführlichen körperlichen und neurologischen Untersuchung sowie einer neurophysiologischen Diagnostik gestellt.

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  • Anamnese: Der Arzt erkundigt sich nach Beschwerden, bereits bestehenden Erkrankungen, aktueller Medikation und Alkoholkonsum.
  • Körperliche und neurologische Untersuchung: Diese beinhaltet Sensibilitätsprüfung, Prüfung der motorischen Funktion, Gleichgewichtsprüfung, Koordinationsprüfung und Prüfung der Reflexe.
  • Laboruntersuchung: Hierbei werden, neben einem Blutbild, Entzündungsparameter und Blutzuckerwerte, bei Bedarf auch Vitamin-Spiegel (wie Vitamin B12 und Folsäure) sowie Giftstoffe bestimmt.
  • Neurophysiologische Untersuchung: Dazu gehört die Elektroneurograhie (ENG) und die Elektromyographie (EMG). Mit Ersterer kann die Nervenleitgeschwindigkeit der peripheren Nerven gemessen werden. Die Elektromyographie gibt hingegen die elektrische Aktivität von Muskeln an.
  • Weitere Untersuchungen: Falls erforderlich, wird der Arzt eine MRT- oder CT-Untersuchung oder eine Elektromyographie empfehlen. Manchmal wird auch eine Biopsie (Probeentnahme) des Nervs durchgeführt.

Es ist ratsam, den Alkoholkonsum einzuschränken und auf die richtige Ernährung zu achten, einschließlich der Zufuhr fehlender Vitamine. Die Behandlung der Polyneuropathie kann nur von Ihrem Arzt unter Berücksichtigung Ihres allgemeinen Gesundheitszustands festgelegt werden. Bei der Behandlung werden Medikamente entsprechend der spezifischen Ursache der Erkrankung eingesetzt - zum Beispiel Medikamente gegen Diabetes oder Schilddrüsenhormone bei Schilddrüsenerkrankungen.

Kaffee und seine Auswirkungen auf den Körper

Dass Kaffee einige Wirkungen auf den Körper und die Gesundheit hat, weiß man ja. Was man sicher sagen kann ist, dass regelmäßiger Kaffeekonsum bei Diabetes eher hilft als schadet. Durch Kaffeekonsum wird die Gefahr, an Diabetes Typ 2 zu erkranken reduziert. Auch wenn man schon an Diabetes leidet, kann regelmäßiger Kaffeekonsum den Blutzucker etwas senken. Regelmäßiger Konsum scheint den Langzeitblutzucker HbA1c um maximal 0,5 senken zu können. Auch die Gefahr, Herzinfarkte und Schlaganfälle zu erleiden, scheint durch Kaffee bei Diabetikern etwas gesenkt zu werden. Hinzu kommt, dass Kaffee Niacin (Vitamin B3) enthält und die Aufnahme von Vitamin B12 fördert. Gleichzeitig scheint der Kaffee aber zu einem Verlust an Vitamin B1 zu führen.

Kaffee und Polyneuropathie: Die Faktenlage

Es gibt keine wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass Kaffee bei Polyneuropathie schädlich sein könnte. Es gibt keinen Grund dafür, bei Polyneuropathie grundsätzlich auf Kaffee zu verzichten. Zunächst findet man bei der Suche nach Informationen kaum etwas. Dass Kaffee das vegetative Nervensystem beeinflusst ist ja richtig und ist einer der Gründe, warum Kaffee ein Wachmacher ist, aber schadet das oder verschlimmert es gar die Polyneuropathie? In den meisten Fällen bestehen die Nervenschäden bei Polyneuropathie doch gar nicht vorrangig im vegetativen Nervensystem. Die meisten Menschen leiden an Schmerzen, Taubheit und Missempfindungen in den Füßen und Händen.

Wissenschaftliche Studien

Leider finden sich allerdings fast keine Studien zum Thema. Zumindest nicht mit Menschen. Das Einzige was ich tatsächlich finde sind zwei Studien mit Mäusen, die an Diabetes litten. Durch den Diabetes wurden bei diesen Mäusen Schäden an den Gehörnerven ausgelöst (sie litten an Auditorischer Neuropathie). Wenn die Tiere Kaffee bekamen schützte das die Gehörnerven. Die Nerven funktionierten besser und konnten besser Signale verarbeiten. Die Mäuse konnten also besser hören, denn die Nerven funktionierten besser, wenn sie Kaffee bekamen.

Also mit Menschen gibt es überhaupt keine Untersuchungen dazu, ob Kaffee bei Polyneuropathie schadet. Bei Tieren gibt es Hinweise darauf, dass der Kaffee sogar schützen könnte. Wirklich viel weiß man zum Thema also noch nicht und Studien, die die Wirkung des Kaffees bei Patienten mit Polyneuropathie direkt untersuchen gibt es noch garnicht.

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Kaffee bei diabetischer Polyneuropathie

Wenn Ihre Polyneuropathie also durch Diabetes ausgelöst wurde und Sie gerne Kaffee trinken, dann machen Sie ruhig weiter damit! Sie werden sich damit eher etwas Gutes tun als sich schaden. Aber wenn der Kaffee also einen positiven Effekt auf den Blutzucker hat, wieso sollte er dann bei Diabetischer Polyneuropathie schaden? Dafür gibt es weder statistische Hinweise noch andere stichhaltige Argumente.

Kaffee in der traditionellen chinesischen Medizin

In der chinesischen Medizin wird in manchen Fällen empfohlen, den Kaffeekonsum zu reduzieren, wenn man an Polyneuropathie leidet. Aber das gilt nicht allgemein für alle Menschen mit Polyneuropathie.

Ernährungsempfehlungen bei Polyneuropathie

Die Zusammensetzung der Ernährung kann die Entwicklung und den Schweregrad der Polyneuropathie beeinflussen. Es ist wichtig, ausreichend Vitamin B und Vitamin E zu sich zu nehmen, da diese für den guten Zustand der Nerven entscheidend sind.

Vermeiden Sie Mangelernährung

Mangel an Vitaminen und Spurenelementen sollte unbedingt vermieden werden um die Polyneuropathie nicht noch weiter zu verschlimmern. Bei der veganen Ernährung kommt es relativ häufig zum Mangel an B-Vitaminen. Bei einer normalen, nicht veganen Ernährung nehmen Sie hingegen automatisch genügend B-Vitamine auf.

Antientzündliche Ernährung

Bei vielen Formen der Polyneuropathie sind entzündliche Prozesse an der Schädigung der Nerven beteiligt. Die Ernährungsweise kann einen Einfluß darauf haben, wie stark man zu Entzündungen neigt und wie stark chronische Entzündungen sich ausprägen. Es wird deshalb vermutet, dass die Schwere der Polyneuropathie zu einem gewissen Grad davon abhängt, ob man Entzündungen durch die Ernährungsweise begünstigt oder eher hemmt.

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Eine Ernährungsweise, die entzündungshemmend ist, ist übrigens abgesehen von der Polyneuropathie förderlich für die Gesundheit und kann auch bei allen anderen Formen von Entzündungen hilfreich sein.

Weitere Ernährungstipps

  • Salzkonsum: Wenn Sie an Polyneuropathie leiden besteht aber die Gefahr, sich mit einer salzarmen Ernährung zu schaden. Zumindest in Tierversuchen zeigte sich durch eine salzreiche Ernährung sogar ein Schutz vor Polyneuropathie. Dies reicht nicht aus, um in der Ernährung bei Polyneuropathie nun besonders viel Salz anzuwenden. Allerdings ist es ein Hinweis darauf, dass man Salz auch nicht meiden sollte.
  • Omega-3-Fettsäuren: Die in vielen Pflanzenölen enthaltene Alpha-Linolensäure hilft leider kaum gegen Polyneuropathie. Die in Fischöl enhaltenen Docosahexaensäure sowie die Eicosapentaensäure nutzen hingegen mehr. Da man nicht täglich Fisch essen kann, aber eine tägliche Einnahme von Fischölen notwendig ist, um die Polyneuropathie zu bremsen ist es am sinnvollsten, Fischölkapseln zu sich zu nehmen.
  • Heilfasten: Heilfasten kann bei Polyneuropathie unter Umständen sinnvoll sein, vor allem wenn Diabetes die Ursache der Nervenschäden ist. Es sollte aber mit Fachleuten abgesprochen werden.

Alkohol und Softdrinks

Um die Beschwerden einer Polyneuropathie zu lindern oder einer Polyneuropathie vorzubeugen, sollten Sie auch bei Diabetes mellitus sparsam mit Alkohol umgehen. Da Polyneuropathie häufig durch Diabetes mellitus verursacht wird, sollten Sie den Konsum von Softdrinks, wie zuckerhaltigen Limonaden und Cola, einschränken.

Weitere Aspekte der Polyneuropathie

Stress und Polyneuropathie

Die Krankheit selbst wird nicht durch Stress verursacht, aber anhaltender Stress kann neuropathische Schmerzen verschlimmern.

Bewegung und Rehabilitation

Die Nervenschäden in den Händen und Füßen lassen sich durch das richtige Training des Gehirns ausgleichen. Dadurch lernt man wieder, sicherer zu gehen und Stürze zu vermeiden. Die Rehabilitation verbessert die Beweglichkeit, die Stabilität und die Fähigkeit, normalen täglichen Aktivitäten nachzugehen.

Komplementäre Behandlungen

Zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten werden mitunter Nervenstimulation, Physiotherapie, Akupunktur oder orthopädische Geräte eingesetzt.

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