Die Hirnhautentzündung, auch Meningitis genannt, ist eine ernstzunehmende Erkrankung des zentralen Nervensystems beim Pferd. Sie kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden, wobei Infektionen, insbesondere durch Viren und Bakterien, eine wichtige Rolle spielen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um schwerwiegende neurologische Schäden zu vermeiden.
Ursachen der Hirnhautentzündung beim Pferd
Die Ursachen für eine Hirnhautentzündung beim Pferd sind vielfältig. Infektionen spielen eine zentrale Rolle, wobei sowohl Viren als auch Bakterien als Auslöser in Frage kommen. Zu den häufigsten viralen Ursachen zählen:
- West-Nil-Virus (WNV): Das West-Nil-Virus ist ein Flavivirus, das durch Stechmücken übertragen wird. Pferde können sich infizieren, entwickeln aber meist keine Symptome. In einigen Fällen kann es jedoch zu einer Meningitis oder Enzephalitis mit deutlichen zentralnervösen Ausfallserscheinungen kommen.
- Borna-Virus (BoDV): Das Borna-Virus verursacht die Bornasche Krankheit, eine Infektionskrankheit des Nervensystems. Die Übertragung erfolgt wahrscheinlich durch Inhalation von kontaminiertem Heustaub.
- Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME): FSME-Viren werden ebenfalls durch Zecken übertragen und können bei Pferden zu schweren neurologischen Störungen führen.
Neben Viren können auch Bakterien eine Hirnhautentzündung verursachen. Dazu gehören beispielsweise:
- Leptospira spp.
- Borreliose-Bakterien (Borrelia burgdorferi)
Zecken können Krankheiten übertragen - u.a. Hirnhautentzündung (FSME) und Borreliose. Daher sind sie sowohl für Menschen, als auch für Pferde sehr gefährlich.
Weitere mögliche Ursachen für eine Hirnhautentzündung beim Pferd sind:
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- Trauma
- Tumore
- Autoimmunerkrankungen
Symptome der Hirnhautentzündung beim Pferd
Die Symptome einer Hirnhautentzündung beim Pferd können vielfältig sein und hängen von der Ursache und dem Schweregrad der Erkrankung ab. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Allgemeine Symptome:
- Fieber
- Apathie
- Appetitlosigkeit
- Leistungsabfall
- Neurologische Symptome:
- Stolpern
- Nachhandlähmungen
- Ataxie (Koordinationsstörungen)
- Allgemeine Schwäche
- Muskelzittern (Tremor)
- Lähmungen bis zum Festliegen
- Kopftiefhaltung
- Orientierungslosigkeit
- Kreislaufen (Manegebewegung)
- Kopf gegen die Wand drücken
- Überempfindlichkeit bei Berührungen am Kopf
- Sehstörungen bis hin zur Erblindung
- Krampfanfälle
- Zähneknirschen
- Verhaltensänderungen:
- Depression
- Apathie
- Aggressivität
- Absondern von der Herde
- Weitere Symptome:
- Steifer und unkoordinierter Gang
- Sägebock-Haltung (mit nach vorne und hinten gespreizten Beinen)
- Schluckbeschwerden
- Speicheln
- Überempfindlichkeit einzelner Hautareale
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Pferde mit Hirnhautentzündung alle genannten Symptome zeigen müssen. Einige Pferde können nur milde Symptome aufweisen, während andere schwer betroffen sind.
Symptome der Bornaschen Krankheit
Die Symptome der Bornaschen Krankheit lassen sich in drei Hauptphasen gliedern:
- Frühphase: Unspezifische Symptome wie Fieber, Schläfrigkeit, leichte Koliken und Appetitlosigkeit. Pferde können Schwierigkeiten beim Kauen haben, wodurch Heu aus dem Maul hängt ("Pfeifenrauchen"). Auch Schwierigkeiten beim Wasserlassen und Überempfindlichkeit bei Berührungen am Kopf können auftreten.
- Fortgeschrittenes Stadium: Neurologische Symptome wie gesenkter Kopf, Gleichgewichtsprobleme, steifer und unkoordinierter Gang. Zwangsbewegungen wie Kreislauf in der Box ("Manegebewegung"), Kopf gegen die Wand drücken. Orientierungsstörungen bis hin zur Unfähigkeit, von der Weide in den Stall zu finden. Mögliche Sehstörungen bis hin zur Erblindung. Verhaltensänderungen wie Depression und Apathie.
- Endstadium: Häufiges Zusammenbrechen, bis das Pferd sich nicht mehr erheben kann. Hohe Sterblichkeitsrate. Bei schweren Symptomen können dauerhafte Verhaltensstörungen zurückbleiben.
Symptome der Borreliose
Auch die Borreliose kann sich auf das Nervensystem auswirken und zu neurologischen Symptomen führen. Im Frühstadium ähneln die Symptome oft einem grippalen Infekt mit Mattigkeit, Appetitlosigkeit und leicht erhöhter Körpertemperatur. Hinzu können Gelenkprobleme und -schwellungen kommen, einhergehend mit Lahmheit. Im fortgeschrittenen Stadium können Lähmungen auftreten. Eine bereits fortgeschrittene Borreliose kann in sehr seltenen Fällen das Zentralnervensystem angreifen. Dies zeigt sich, indem das Tier seinen Kopf die meiste Zeit schief hält. Seine Koordination ist gestört, es leidet unter Schluckschwierigkeiten.
Diagnose der Hirnhautentzündung beim Pferd
Die Diagnose einer Hirnhautentzündung beim Pferd basiert auf einer Kombination aus klinischer Untersuchung, Anamnese und verschiedenen diagnostischen Tests.
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- Klinische Untersuchung: Der Tierarzt wird das Pferd gründlich untersuchen, um die Symptome zu beurteilen und andere mögliche Ursachen auszuschließen.
- Anamnese: Der Tierarzt wird den Besitzer nach der Krankengeschichte des Pferdes fragen, einschließlich Impfungen, Vorerkrankungen und möglichen Expositionen gegenüber Risikofaktoren.
- Blutuntersuchung: Eine Blutuntersuchung kann helfen, Entzündungszeichen und andere Auffälligkeiten festzustellen.
- Liquorpunktion: Eine Liquorpunktion (Punktion des Rückenmarkkanals zur Gewinnung von Hirn-/Rückenmarksflüssigkeit) ist ein wichtiger diagnostischer Schritt, um die Hirn-/Rückenmarksflüssigkeit zu untersuchen. Dabei kann eine leichte Gelbverfärbung (Xantochromie) des Liquors festgestellt werden. Die Untersuchung des Liquors kann Informationen über die Ursache der Hirnhautentzündung liefern.
- Weitere Tests: In einigen Fällen können weitere Tests erforderlich sein, wie z.B. Röntgenaufnahmen, Ultraschalluntersuchungen oder CT-Scans, um andere Ursachen auszuschließen.
Diagnose der Bornaschen Krankheit
Die klinische Untersuchung des Pferds erlaubt nur eine Verdachtsdiagnose, welche durch eine labordiagnostische Untersuchung bestätigt werden muss. Der Nachweis von Virus (Antigen oder Virusgenom) aus dem Blut erkrankter Pferde ist bisher nicht Erfolg versprechend, da sich das Virus auf das zentrale Nervensystem beschränkt. Im Gegensatz dazu lassen sich beim kranken Pferd meist Antikörper gegen das BoDV im Serum sowie in der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) mit einem indirekten Immunfluoreszenztest nachweisen.
Diagnose der Borreliose
Auch hochentwickelte Tests können hier häufig leider nicht eine hundertprozentige Sicherheit geben. Wenn die Infektion unentdeckt bleibt, können chronische Gelenkserkrankungen, Muskelentzündungen und Hautverdünnung die Folge sein. Doch nur bei ca. 10 Prozent der gestochenen Pferden bricht eine Infektion aus.
Der Tierarzt kann mittels Antikörpertiter-Test den Kontakt mit Borreliose-Erregern im Blutserum nachweisen. Das allein ist aber auch kein zuverlässiger Indikator für eine akute Infektion bzw. Erkrankung. Wird der Antikörpertiter nach drei bis vier Wochen erneut bestimmt und ist im Vergleich zum ersten Titer erhöht, liegt zumindest ein Hinweis auf eine akute Infektion des Pferdes vor.
Eine weitergehende Blutuntersuchung ist das Western-Blot-Verfahren, bei dem borreliosespezifische Proteinbanden der Antikörper im Blutserum nachgewiesen werden können, was ein deutliches Anzeichen für eine akute und / oder aktive Borreliose ist. Sicher beweisen lässt sich eine aktuelle Infektion nur durch einen direkten Erregernachweis aus Liquor (Rückenmarksflüssigkeit), Synovia (Gelenksflüssigkeit) oder Hautbiopsien.
Therapie der Hirnhautentzündung beim Pferd
Die Therapie einer Hirnhautentzündung beim Pferd richtet sich nach der Ursache der Erkrankung.
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- Virale Hirnhautentzündung: Gegen virale Hirnhautentzündungen gibt es in der Regel keine spezifische Therapie. Die Behandlung konzentriert sich auf die Linderung der Symptome und die Unterstützung des Immunsystems. Dazu können gehören:
- Entzündungshemmer (z.B. Antiphlogistika oder Dexamethason)
- Schmerzmittel
- Infusionen zur Aufrechterhaltung des Flüssigkeitshaushaltes
- In schweren Fällen künstliche Beatmung
- Bakterielle Hirnhautentzündung: Bakterielle Hirnhautentzündungen werden mit Antibiotika behandelt. Die Wahl des Antibiotikums richtet sich nach dem Erreger.
- Weitere Therapien: In einigen Fällen können weitere Therapien erforderlich sein, wie z.B. Kortikosteroide zur Reduktion der Entzündung oder Antikonvulsiva zur Kontrolle von Krampfanfällen.
Therapie der Bornaschen Krankheit
Leider ist eine Therapie der Bornaschen Krankheit nur eingeschränkt möglich, betroffene Tiere müssen aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr in der Regel getötet werden. Aktuell werden jedoch antivirale Medikamente sowie vom Menschen bekannte Psychopharmaka eingesetzt, die teilweise Wirkung zeigen.
Therapie der Borreliose
Wird Borreliose diagnostiziert, bekommt das Pferd zwei bis sechs Wochen lang hochdosiertes Antibiotikum verabreicht. Oft zeigen infizierte Pferde jedoch keine Symptome einer Borreliose-Erkrankung, denn das Immunsystem bekämpft die Krankheit. Es hilft daher, das Immunsystem des Pferdes zu stärken.
Zusätzliche Maßnahmen
Unabhängig von der Ursache der Hirnhautentzündung ist es wichtig, das Pferd während der Behandlung optimal zu unterstützen. Dazu gehören:
- Ruhe undStressvermeidung
- WeicheUnterlage, umLiegegeschwüre zu vermeiden
- Regelmäßige Bewegung, um dieMuskulatur zu erhalten
- Ausreichende Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme
Prophylaxe der Hirnhautentzündung beim Pferd
Einige Ursachen der Hirnhautentzündung beim Pferd lassen sich durch vorbeugende Maßnahmen reduzieren.
- Impfung: Gegen das West-Nil-Virus stehen in Deutschland drei Impfstoffe zur Anwendung am Pferd zur Verfügung, die durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) zugelassen sind. Dazu gehört ein inaktivierter Vollvirusimpfstoff sowie ein rekombinanter Lebend- bzw. ein rekombinanter Totimpfstoff. Eine Impfung gegen Borreliose könnte dem Pferd auch verabreicht werden. Diese schützt vor drei Erregerarten, die in Europa besonders häufig vorkommen. Man kann Pferde nicht gegen Zecken, aber gegen die krankmachenden Borrelien impfen.
- Zeckenschutz: Da Zecken Krankheiten übertragen können, ist ein guter Zeckenschutz wichtig. Reiter sollten dazu möglichst auf den Waldwegen bleiben und Wiesen an schattigen Plätzen oder in der Nähe von Bächen und Seen meiden. Ebenso hilfreich ist es, das Gras am Rande der Pferdeweide kurz zu halten. Da es für Pferde keine wirksamen Präparate zur Zeckenabwehr gibt, sollte der Reiter nach einem Ausritt ins Grüne nicht nur sich selbst, sondern auch das Pferd gründlich nach Zecken absuchen. Zecken lassen sich am besten mit einer Zeckenzange oder spitzen Pinzette entfernen.
- Hygiene: Eine gute Hygiene kann helfen, die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Dazu gehört regelmäßiges Reinigen und Desinfizieren von Ställen und Ausrüstung.
- Stärkung des Immunsystems: Ein starkes Immunsystem kann helfen, Infektionen abzuwehren. Dazu gehören eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und Stressvermeidung.
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