Die zwölf Hirnnervenpaare sind essenzielle Strukturen, die direkt aus dem Gehirn austreten und für die Steuerung verschiedener Funktionen im Kopf-, Hals- und Rumpfbereich zuständig sind. Sie werden mit den römischen Zahlen I bis XII nummeriert, beginnend mit dem am weitesten rostral (vorne) austretenden Nerv. Ihre Entwicklung findet in der vierten bis fünften Woche der Embryonalperiode statt.
Was sind Hirnnerven?
Das zentrale Nervensystem (ZNS) besteht aus Gehirn und Rückenmark. Alle Nerven außerhalb des ZNS bilden das periphere Nervensystem (PNS). Die zwölf Hirnnerven sind Teil des peripheren Nervensystems, da sie aus dem knöchernen Schädel austreten, ohne das Rückenmark zu durchlaufen. Sie entspringen direkt aus dem Gehirn und versorgen die Kopf- und Halsregion. Spinalnerven, auch Rückenmarksnerven genannt, sind über ihre Wurzeln direkt einem bestimmten Rückenmarksegment zugeordnet. Die Hirnnerven hingegen gehen nicht aus Spinalnerven hervor, sondern direkt aus den Hirnnervenkernen, welche spezialisierte Nervenzellansammlungen sind.
Die Hirnnerven werden entsprechend ihres Ursprungs im Gehirn von rostral nach kaudal mit römischen Ziffern nummeriert. Eine Ausnahme bilden die Hirnnerven I und II, welche entwicklungsgeschichtlich betrachtet nicht zum peripheren Nervensystem (PNS) gehören. Sie sind direkte Ausstülpungen des Großhirns (N. olfactorius) bzw. Zwischenhirns (N. opticus). Eine weitere Ausnahme bildet der XI. Hirnnerv (N. accessorius), der sowohl vom Hirnstamm als auch vom Rückenmark ausgeht.
Faserqualitäten der Hirnnerven
Die Faserqualitäten beziehen sich auf die Funktionen, die einem Hirnnerv zugeschrieben werden. Nervenfasern, die Informationen vom Körper zum Gehirn senden, werden als "afferent" bezeichnet, während jene, die Informationen vom Gehirn zur Hals- und Kopfregion senden, als "efferent" bezeichnet (motorische Information). "Viszero-" bedeutet, dass der entsprechende Hirnnerv Informationen zwischen Gehirn und inneren Organen vermittelt.
- Sensorische Informationen: Informationen, die von der Umwelt über unsere Sinnesorgane zum Gehirn gelangen, wie Riechen, Hören und Sehen.
- Sensible Informationen: Reize, die zum Beispiel von der Haut zum Gehirn weitergeleitet werden, wie Druck-, Berührungs-, Temperatur- und Schmerzimpulse.
Im Grunde versteht man unter den Faserqualitäten die Funktionen, die einem Hirnnerv zugeschrieben werden. Sensorische Informationen sind jene, die von der Umwelt kommen und über unsere Sinnesorgane zum Gehirn gelangen, wie Riechen, Hören und Sehen. Sensible Informationen sind Reize, die zum Beispiel von der Haut zum Gehirn weitergeleitet werden wie Druck-, Berührungs-, Temperatur und Schmerzimpulse. Nervenfasern, die Informationen vom Gehirn zur Hals- und Kopfregion senden, werden als “efferent” bezeichnet (motorische Information) und jene die Informationen vom Körper zum Gehirn senden als “afferent“. Weitere Klassifizierung"Viszero-" bedeutet, dass der entsprechende Hirnnerv Informationen zwischen Gehirn und inneren Organen vermittelt.
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Überblick über die zwölf Hirnnerven
Im Folgenden werden die zwölf Hirnnerven detailliert beschrieben, einschließlich ihrer Bezeichnung, Qualität (Funktion) und ihres Verlaufs.
I. Hirnnerv: Nervus olfactorius (Riechnerv)
- Bezeichnung: Nervus olfactorius (Riechnerv)
- Qualität: Sensorisch
- Funktion: Überträgt Geruchssignale von der Riechschleimhaut in der Nase zum Gehirn.
- Verlauf: Die Sinneszellen in der Riechschleimhaut sammeln sich zum Nervus olfactorius. Dieser tritt durch die Lamina cribrosa (Knochenabschnitt mit vielen kleinen Löchern) im Os ethmoidale (Siebbein) in den Schädel ein. Die Fasern sammeln sich im Bulbus olfactorius (Riechkolben), wo sie verschaltet werden. Vom Bulbus olfactorius ziehen die Axone dann zum Riechhirn, einem entwicklungsgeschichtlich sehr alten Teil der Hirnrinde.
- Klinische Prüfung: Riechprüfung bei geschlossenen Augen mit Substanzen wie Kaffee, Vanille oder Pfefferminze. Prüfung für jedes Nasenloch separat.
II. Hirnnerv: Nervus opticus (Sehnerv)
- Bezeichnung: Nervus opticus (Sehnerv)
- Qualität: Sensorisch
- Funktion: Leitet visuelle Informationen von der Netzhaut des Auges zum Gehirn.
- Verlauf: Die Fasern der Nervenzellen in der Netzhaut bündeln sich zum Nervus opticus. Er verlässt die Netzhaut und tritt durch den Canalis opticus in den Schädel ein. Die Fasern ziehen zum "Chiasma opticum", wo Fasern von der nasalen Seite der Netzhaut auf die Gegenseite kreuzen, während Fasern von der temporalen Seite ungekreuzt verlaufen. Danach erstrecken sie sich als Tractus opticus zum Thalamus, wo sie verschaltet werden. Sie ziehen dann als Sehstrahlung (Radiatio optica) zur primären Sehrinde. Die Nervenfasern des Sehnervs kommen aus der Netzhaut des Auges und ziehen durch die Augenhöhle zum Sehnervkanal (Canalis opticus). Dort vereinigen sie sich mit den entsprechenden Nervenfasern der Gegenseite zur Sehnervenkreuzung (Chiasma opticum) und führen dann weiter in den Tractus opticus.
- Klinische Prüfung: Visusprüfung mit standardisierten Sehprobentafeln, Gesichtsfeldprüfung (Fingerperimetrie), Beurteilung des Fundus (Papille, Gefäße), Farbsinnprüfung (Ishihara-Tafeln), Pupillenreaktion auf Licht.
III. Hirnnerv: Nervus oculomotorius (Augenmuskelnerv)
- Bezeichnung: Nervus oculomotorius (Augenmuskelnerv)
- Qualität: Parasympathisch-motorisch
- Funktion: Innerviert den Großteil der Augenmuskulatur und ist für die Pupillenreaktion und Akkommodation zuständig. Er führt allgemein somatoefferente und allgemein viszeroefferente Fasern. Die allgemein viszeroefferenten Fasern versorgen den M. ciliaris, der bei Aktivierung zur Linsenkrümmung und somit zur Nahakkommodation führt, und den M.
- Verlauf: Der Nervus oculomotorius entspringt aus den zwei Hirnnervenkernen Nucleus n. oculomotorii und Nucleus accessorius n. oculomotorii. Die Fasern aus beiden Kernen fügen sich zum Nerv zusammen und verlassen das Mittelhirn. Der Nerv zieht in der lateralen Wand des Sinus cavernosus (venöser Blutleiter) nach vorne und verlässt den Schädel durch die Fissura orbitalis superior in der Augenhöhle. Der Nervus oculomotorius hat seine Wurzelzellen im Mittelhirn nahe der Mittellinie. Vor der Brücke tritt er aus einer Grube zum Türkensattel, an dem er seitlich durch die Wand des Sinus cavernosus (ein erweiterter Venenraum in der harten Hirnhaut), in dem die Venen der Augenhöhle liegen, tritt. Durch die obere Augenhöhlenspalte (Fissura orbitalis superior) gelangt er schließlich aus der Schädel- in die Augenhöhle.
- Klinische Prüfung: Prüfung der Augenbewegungen (Schielstellung?), Pupillenreaktion auf Licht (direkt, konsensuell).
IV. Hirnnerv: Nervus trochlearis (Augenmuskelnerv)
- Bezeichnung: Nervus trochlearis (Augenmuskelnerv)
- Qualität: Motorisch
- Funktion: Innerviert den Musculus obliquus superior, einen Augenmuskel, der für die Drehung des Augapfels nach unten und außen verantwortlich ist.
- Verlauf: Der Nervus trochlearis führt nur allgemein somatoefferente, also motorische Fasern. Er innerviert den M. Der Nervus trochlearis entspringt am Nucleus n. trochlearis im Mittelhirn. Er verlässt als einziger Hirnnerv das Gehirn hinten, also dorsal. Der Nervus trochlearis ist ein sehr dünner Nerv, dessen Ursprungskerne im Mittelhirn vor dem Aquaeduct (Hirnwasserkanal) liegen. Er zieht zur Brücke und durch den Sinus cavernosus. Letztlich gelangt er durch die obere Augenhöhlenspalte zu dem Muskel, den er versorgt.
- Klinische Prüfung: Prüfung der Augenbewegungen, insbesondere der Fähigkeit, den Blick nach unten und außen zu richten.
V. Hirnnerv: Nervus trigeminus (Drillingsnerv, Trigeminus)
- Bezeichnung: Nervus trigeminus (Drillingsnerv, Trigeminus)
- Qualität: Sensibel-motorisch
- Funktion: Leitet sensible Informationen vom Gesichtsbereich zum Gehirn und versorgt die Kaumuskulatur mit motorischen Fasern.
- Verlauf: Die Aufgabe des Nervus trigeminus ist es, sensible Informationen vom Gesichtsbereich zum Gehirn weiterzuleiten. Darüber hinaus versorgt er die Kaumuskulatur mit motorischen Fasern. Er teilt sich in die drei Hauptäste N. ophthalmicus (V1), N. maxillaris (V2) und N. mandibularis (V3) auf. Nucleus mesencephalicus n. Nucleus principalis n. Nucleus spinalis n. Nucleus motorius n. Alle Fasern treten seitlich aus dem Pons aus und vereinigen sich zum Nervus trigeminus. Die sensiblen Fasern lagern sich zum Ganglion trigeminale (Nervenzellansammlungen) zusammen. Der Nerv teilt sich dann in seine drei Hauptäste (N. ophthalmicus (V1), N. maxillaris (V2) und N. Das 5. Hirnnerven-Paar, Nervus trigeminus, beginnt mit seinen sensiblen Wurzelzellen in der mittleren Schädelgrube, seitlich von der Brücke. Nahe der Felsenbeinpyramide geht der Nerv durch die Dura mater, wo er das Ganglion trigeminale bildet. Hier beginnt fächerförmig die Dreiteilung des Nervus trigeminus: Der erste Teil, der sensible Nervus ophthalmicus, tritt in die Augenhöhle ein. Der zweite Teil, der ebenfalls sensible Nervus maxillaris, tritt durch das Foramen rotundum des großen Keilbeinflügels in die Flügelgaumengrube zwischen dem Keilbein und dem Gaumenbein ein. Der dritte Teil, der teils motorische, teils sensorische Nervus mandibularis, tritt durch das Foramen ovale in die Unterschläfengrube ein.
- Klinische Prüfung: Prüfung der Sensibilität im Gesichtsbereich, Prüfung der Kaumuskulatur (M. masseter, M. temporalis, M. pterygoideus), Masseterreflex, Kornealreflex.
VI. Hirnnerv: Nervus abducens (Augenmuskelnerv)
- Bezeichnung: Nervus abducens (Augenmuskelnerv)
- Qualität: Motorisch
- Funktion: Innerviert den Musculus rectus lateralis, einen Augenmuskel, der für die Abduktion des Augapfels (Bewegung nach außen) verantwortlich ist.
- Verlauf: Der Nervus abducens besitzt ausschließlich allgemein somatoefferente Fasern. Diese dienen der motorischen Innervation des M. Der Nervus abducens entspringt aus dem Nucleus n. abducentis und tritt ventral (vorne) zwischen Pons und Medulla oblongata (verlängertes Rückenmark) aus. Der Ursprung des Nervus abducens liegt im sogenannten Fazialishügel der Rautengrube. Er tritt zwischen Medulla oblongata und der Brücke aus dem Gehirn aus, durchbricht die Dura mater und zieht dann in die Augenhöhle.
- Klinische Prüfung: Prüfung der Augenbewegungen, insbesondere der Fähigkeit, den Blick nach außen zu richten.
VII. Hirnnerv: Nervus facialis (Gesichtsnerv, Fazialis)
- Bezeichnung: Nervus facialis (Gesichtsnerv, Fazialis)
- Qualität: Sensorisch-parasympathisch-motorisch
- Funktion: Innerviert die Gesichtsmuskulatur, ist für die Geschmackswahrnehmung im vorderen Zungenbereich zuständig und steuert die Tränen- und Speichelsekretion.
- Verlauf: Dem Nervus facialis (Gesichtsnerv) sind Fasern angelagert, die den N. intermedius bilden. Beide zusammen werden auch als Nervus intermediofacialis bezeichnet. Der N. intermedius versorgt die vorderen zwei Drittel der Zunge mit speziell viszeroafferenten Fasern; diese dienen der Geschmackswahrnehmung. Des Weiteren führt er allgemein viszeroefferente (parasympathische) Fasern, die die Drüsen Gl. lacrimalis, Gl. submandibularis, Gl. Der Nervus facialis (Gesichtsnerv) und der Nervus intermedius entspringen aus den Kernen Nucleus n. facialis, Nucleus tractus solitarii und Nucleus salivatorius superior. Sie treten gemeinsam aus dem Hirnstamm zwischen Pons und Olive aus. Der Nervus intermediofacialis tritt dann in den Meatus acusticus internus (Knochenkanal im Felsenbein) ein, dessen Fasern sich dann zum Ganglion geniculi (Nervenzellenansammlungen) zusammenlagern. Der Nervus facialis tritt am Kleinhirnbrückenwinkel aus dem Gehirn aus. Zwischen ihm und dem Nervus vestibulocochlearis (8. Hirnnerv) verläuft der Nervus intermedius, der sich im Felsenbein mit dem Nervus facialis vereint. Der Nervus facialis, der Nervus intermedius und der Nervus vestibulocochlearis (8. Hirnnerv), die zusammen als Facialisgruppe bezeichnet werden, treten gemeinsam durch den inneren Gehörgang in das Felsenbein ein. Im inneren Gehörgang treten Nervus facialis und Nervus intermedius zusammen in den Fazialiskanal des Felsenbeins ein und gelangen nach vielen Windungen an das Foramen stylomastoideum. Hier bildet der Nerv ein Ganglion, an dem der Nervus intermedius den Nervus facialis verlässt und weiterzieht als Nervus petrosus major. Dieser Nerv teilt sich innerhalb des Schläfenbeins in drei weitere Äste auf und außerhalb des Schädels wiederum in drei Äste mit zahlreichen Nebenästen.
- Klinische Prüfung: Prüfung der Gesichtsmuskulatur (Zähne zeigen, Pfeifen, Backen aufblasen, Stirnrunzeln, Augen zukneifen), Beurteilung der Nasolabialfalte, Prüfung des Geschmacks im vorderen Zungenbereich.
VIII. Hirnnerv: Nervus vestibulocochlearis (Hör- und Gleichgewichtsnerv)
- Bezeichnung: Nervus vestibulocochlearis (Hör- und Gleichgewichtsnerv)
- Qualität: Sensorisch
- Funktion: Überträgt Informationen vom Innenohr zum Gehirn, sowohl für das Hören (N. cochlearis) als auch für das Gleichgewicht (N. vestibularis).
- Verlauf: Der Nervus vestibulocochlearis besteht aus zwei Anteilen; dem N. vestibularis, der für das Gleichgewichtsorgan zuständig ist und dem N. cochlearis, der das Hörorgan versorgt. Die Kerne Nucleus vestibularis superior, Nucleus vestibularis lateralis, Nucleus vestibularis medialis und der Nucleus vestibularis inferior gehören zum Nervus vestibularis. Der Nervus vestibulocochlearis tritt zusammen mit dem Nervus facialis aus dem Kleinhirnbrückenwinkel aus und verläuft gemeinsam mit diesem durch den inneren Gehörgang. Der Pars vestibularis führt zu den Sinneszellen der Bogengänge und der Pars cochlearis zu den Sinneszellen des Corti-Organs im Innenohr.
- Klinische Prüfung: Hörprüfung, Gleichgewichtsprüfung.
IX. Hirnnerv: Nervus glossopharyngeus (Zungen-Rachen-Nerv)
- Bezeichnung: Nervus glossopharyngeus (Zungen-Rachen-Nerv)
- Qualität: Sensorisch-parasympathisch-motorisch
- Funktion: Innerviert Strukturen im Mundbereich und Rachen, ist an der Geschmackswahrnehmung im hinteren Zungenbereich beteiligt und steuert die Speichelsekretion.
- Verlauf: Der Nervus glassopharyngeus (Zungen-Rachen-Nerv) führt motorische und sensible Fasern und innerviert Strukturen im Mundbereich und im Rachen. Allgemein somatoafferente Fasern innervieren die Schleimhaut im Mittelohr und im Rachen. Die allgemein viszeroefferente Fasern versorgen die Speicheldrüsen. Allgemein viszeroafferente Fasern dienen der Blutdruckregulation. Die Fasern der fünf Kerne Nucleus spinalis n. trigemini, Nucleus salivatorius inferior, Nucleus tractus solitarii pars inferior, Nucleus tractus solitarii pars superior und Nucleus ambiguus treten gemeinsam seitlich hinter der Olive aus dem verlängerten Rückenmark aus. Sie ziehen Richtung Felsenbein, verdicken sich zum Ganglion superius n. glossopharyngei und treten dann durch das Foramen jugulare aus dem Schädel aus. Nach dem Austritt verdicken sie sich abermals zum Ganglion inferius n. glossopharyngei. Der Nervus glossopharyngeus verlässt das Gehirn hinter der Oliva (eine seitlich von der Medulla oblongata liegende Vorwölbung des verlängerten Rückenmarks im Rautenhirn). Von dort zieht er durch das Foramen jugulare (eine Öffnung an der Schädelbasis zwischen Hinterhaupts- und Felsenbein) zur äußeren Schädelbasis.
- Klinische Prüfung: Prüfung des Würgereflexes, Beurteilung des Gaumensegels, Prüfung des Geschmacks im hinteren Zungenbereich.
X. Hirnnerv: Nervus vagus ("umherschweifender" Nerv, Vagus)
- Bezeichnung: Nervus vagus ("umherschweifender" Nerv, Vagus)
- Qualität: Sensorisch-parasympathisch-motorisch
- Funktion: Der Hauptnerv des Parasympathikus, der zahlreiche Organe im Körper versorgt, darunter Herz, Lunge, Magen, Darm, Leber und Nieren. Er ist an der Steuerung von Atmung, Herzfrequenz, Verdauung und anderen autonomen Funktionen beteiligt.
- Verlauf: Der Nervus vagus ist der Hauptnerv des Parasympathikus. Allgemein somatoafferente Fasern versorgen die Hirnhaut sensibel. Allgemein viszeroefferente (parasympathische) Nervenfasern versorgen Lunge, Herz, Magen, Leber, Niere, Darm und Gefäße. Allgemein viszeroafferente Fasern dienen der Blutdruckregulation und leiten sensible Informationen von der Rachen-, Speiseröhren- und Magenschleimhaut weiter. Die Kerne des Nervus vagus sind der Nucleus spinalis n. trigemini, der Nucleus dorsalis, der Nucleus tractus solitarii pars inferior, der Nucleus tractus solitarii pars superior und der Nucleus ambiguus. Seine Fasern treten gemeinsam hinter der Olive aus dem verlängerten Rückenmark aus und verdicken sich zum Ganglion superius. Auf Höhe dieses Ganglions gibt der Nerv sensible Äste ab. Der Nervus Vagus tritt dann, wie der N. accessorius, durch das Foramen jugulare aus dem Schädel aus. Der Nervus vagus verläuft weiter und gibt gemischte Äste ab. Er zieht dann zur Speiseröhre und versorgt diese. Schließlich vereinen sich die Fasern zum Truncus vagalis anterior (vorderer Vagusstamm) und Truncus vagalis posterior. Der Nervus vagus tritt aus der Medulla oblongata aus und zieht zwischen zwei Gefäßen, der Vena jugularis und der Arteria carotis interna, nach unten in die Brusthöhle. Der rechte Nervus vagus verläuft dann weiter vor der Schlüsselbeinarterie zur rechten Seite der Luftröhre, wobei er einen Ast (Nervus laryngeus recurrens) abgibt, der sich um die Arterie windet. Von der Luftröhre zieht der Nervus vagus weiter hinter den rechten Bronchus bis zur Rückseite der Speiseröhre und zur Rückseite des Magens. Der linke Nervus vagus zieht zwischen der Arteria carotis communis und der Schlüsselbeinarterie zum Aortenbogen, gibt dann nach hinten und oben einen Ast (Nervus laryngeus recurrens) ab und gelangt hinter dem Lungenhilus zur vorderen Fläche der Speiseröhre und des Magens. Im weiteren Verlauf gibt er noch im Kopfteil einen Ast ab, der zur Dura mater zieht. Ein weiterer Ast zieht zur Ohrmuschel, zum Trommelfell und zum äußeren Gehörgang.
- Klinische Prüfung: Beurteilung des Gaumensegels, Prüfung des Würgereflexes.
XI. Hirnnerv: Nervus accessorius (Hals- oder Beinerv)
- Bezeichnung: Nervus accessorius (Hals- oder Beinerv)
- Qualität: Motorisch
- Funktion: Innerviert den Musculus trapezius und den Musculus sternocleidomastoideus, die für die Bewegung von Kopf und Schultern verantwortlich sind.
- Verlauf: Der Nervus accesorius führt ausschließlich speziell viszeroefferente Fasern und versorgt den M. trapezius, den M. sternocleidomastoideus und die Kehlkopfmuskeln motorisch. Die Fasern des ersten Kerns, des Nucleus ambiguus treten als “Radix (Wurzel) cranialis” unterhalb des N. vagus aus dem verlängertem Rückenmark aus. Die Fasern des zweiten Kerns, des Nucleus spinalis, treten außerhalb des Schädels auf Höhe des zweiten und fünften Halswirbels als Radix spinalis aus. Sie ziehen durch das Foramen magnum, durch das auch das verlängerte Rückenmark in den Schädel eintritt, in die Schädelhöhle. In dieser lagern sich die zwei Wurzeln zum Truncus nervi accessorii zusammen und treten gemeinsam durch das Foramen jugulare aus dem Schädel aus. Der Nervus accessorius entspringt aus dem Halsmark mit sechs bis sieben Spinalwurzeln (Radices spinales), die sich im Wirbelkanal vereinigen. Durch das große Hinterhauptsloch tritt er in den Schädel ein und vereint sich mit Ästen des Nervus vagus, mit dem zusammen er durch das Drosselloch in der hinteren Schädelgrube wieder austritt. Danach teilt er sich in zwei Äste, die den Kopfnicker- und den Trapezmuskel versorgen.
- Klinische Prüfung: Prüfung der Funktion des M. sternocleidomastoideus (Drehen des Kopfes zur Gegenseite) und des M. trapezius (Schulterheben).
XII. Hirnnerv: Nervus hypoglossus (Zungennerv)
- Bezeichnung: Nervus hypoglossus (Zungennerv)
- Qualität: Motorisch
- Funktion: Innerviert die gesamte Zungenmuskulatur und ist für die Zungenbewegung verantwortlich.
- Verlauf: Die Fasern des Nervus hypoglossus entspringen am Nucleus n. hypoglossi und verlassen den Hirnstamm zwischen unterer Olive und Pyramide. Die motorischen Fasern des Nervus hypoglossus beginnen mit zehn bis 15 Wurzelfäden in der Medulla oblongata. Diese werden dann zu zwei Bündeln gesammelt, die durch die Dura mater gehen und im sogenannten Canalis hypoglossi aus dem Schädel austreten.
- Klinische Prüfung: Prüfung der Zungenbewegung (Herausstrecken der Zunge, Bewegung zur Seite), Inspektion auf Muskelatrophie.
Klinische Bedeutung: Schädigungen der Hirnnerven
Verletzungen oder Erkrankungen der Hirnnerven können vielfältige Symptome verursachen, abhängig von der Funktion des betroffenen Nervs.
Einige Beispiele:
- Nervus olfactorius (I): Schädigungen führen zu Ausfällen beim Geschmacksempfinden.
- Nervus opticus (II): Entzündungen verschlechtern die Sehkraft. Eine Optikusatrophie kann durch Druck (z.B. durch einen Tumor) oder andere Ursachen entstehen.
- Nervus trigeminus (V): Trigeminusneuralgie ist eine chronische Schmerzerkrankung, die starke Gesichtsschmerzen verursacht. Herpes Zoster (Gürtelrose) kann den Nerv befallen und Schmerzen verursachen.
- Nervus vestibulocochlearis (VIII): Akustikusneurinome (gutartige Tumore) können zu Hörverlust und Tinnitus führen.
- Nervus facialis (VII): Eine Fazialisparese (Gesichtslähmung) führt zu einer Schwäche oder Lähmung der Gesichtsmuskulatur.
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