Viele Menschen leiden unter Neuropathie, einer Erkrankung, die durch Schädigung oder Reizung von Nervenzellen oder ganzen Nervenfasern entsteht. Die daraus resultierenden Nervenschmerzen können sich als brennende Schmerzen, Kribbeln, Stechen oder elektrisierende Empfindungen äußern. Oftmals sind die Symptome nachts oder in Ruhephasen stärker ausgeprägt und können zu Schlafstörungen führen. Die Beschwerden wirken sich nicht nur auf den Körper, sondern auch auf das Gemüt aus, was zu Rückzug und depressiven Verstimmungen führen kann.
Was ist Neuropathie?
Neuropathische Schmerzen unterscheiden sich von anderen Schmerzarten, da die Nerven selbst die schmerzauslösende Komponente darstellen. Im Gegensatz dazu sind bei Kopfschmerzen oder rheumatischen Schmerzen die Nerven lediglich die Übermittler des Schmerzes. Es wird zwischen einer zentralen Neuropathie, die vom Gehirn ausgeht, und einer peripheren Neuropathie unterschieden. Sind mehrere Nerven betroffen, spricht man von einer Polyneuropathie.
Ursachen und Symptome der Polyneuropathie
Eine Polyneuropathie ist eine nicht verletzungsbedingte Erkrankung mehrerer peripherer Nerven, die mit einer Reizleitungsstörung der erkrankten Nerven einhergeht und viele Ursachen haben kann. Betroffen sein können sensible, motorische oder vegetative Nerven, im Extremfall das ganze periphere Nervensystem.
Zu den typischen Symptomen einer Polyneuropathie, die durch Schädigung sensibler Nerven entsteht, zählen Sensibilitätsstörungen wie Taubheit oder Überempfindlichkeit sowie Missempfindungen wie "Ameisenkribbeln", Brennen oder Stechen. Häufig sind zunächst die Füße bzw. Beine betroffen, teilweise auch die Hände. Die Beschwerden treten üblicherweise beidseitig (symmetrisch) und gerne "handschuh-" oder "sockenförmig" auf. Ein Befall von motorischen Nerven kann zu Störungen des Bewegungsablaufs und der Koordination sowie Lähmungen und Muskelabbau führen, ebenfalls meistens symmetrisch.
Die Polyneuropathie kann akut (Krankheitsdauer bis 4 Wochen), subakut (4 bis 8 Wochen) als auch chronisch (länger als 8 Wochen) verlaufen. Über die Hälfte aller Polyneuropathien in Deutschland sind durch Diabetes mellitus oder dauerhaft erhöhten Alkoholkonsum bzw. Alkoholabhängigkeit verursacht. Weitere mögliche Ursachen sind Stoffwechselerkrankungen (z.B. Gicht), Infektionskrankheiten (z.B. Borreliose), Krebserkrankungen (Malignomen), Mangelzustände z.B. durch Fehlernährung oder Störungen bei der Aufnahme von Nährstoffen (Resorptionsstörungen) sowie autoimmune oder genetisch bedingte Prozesse.
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Diagnose und Therapie
Die Diagnose der Polyneuropathie selbst wird aufgrund verschiedener neurologischer Untersuchungsergebnisse gestellt, für die u.a. Sensibilität, Muskelreflexe, Nervenleitgeschwindigkeit u.v.m. getestet werden. Blutuntersuchungen (auf Entzündungsparameter, Blutzuckerwerte, Antikörper etc.) dienen vor allem dazu, mögliche Ursachen der Nervenschädigung zu erkennen.
Therapiert wird - soweit möglich - ursachenspezifisch nach der Grunderkrankung und/oder symptomatisch. Eine gezielte Behandlung ist nur dann möglich, wenn die Ursache der Polyneuropathie gefunden werden konnte. Dabei kann nicht pauschal vorhergesagt werden, ob durch die Therapie die polyneuropathiebedingten Beschwerden komplett verschwinden, etwas nachlassen oder sich trotzdem verschlechtern, da dieses von zahlreichen Faktoren abhängig ist.
Homöopathie als möglicher Therapieansatz
Einem ganzheitlichen Ansatz folgend, kann ein Heilpraktiker das gesamte Krankheitsgeschehen im Kontext der allgemeinen Konstitution und Persönlichkeit erfassen und einordnen, geeignete individuelle Therapien zur Linderung der Symptome sowie mögliche auslösende Faktoren finden und so möglichst auch ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung verhindern. Mit einer Therapie sollte so früh wie möglich begonnen werden, da sich bereits stärker geschädigte Nerven i.d.R. nicht mehr vollständig erholen.
Die Homöopathie betrachtet eine Krankheit als eine ganzheitliche Funktionsstörung und behandelt nicht das einzelne Symptom, sondern den ganzen Menschen. Die Grundidee der Homöopathie ist das Ähnlichkeits- oder Simile-Prinzip. Zur Behandlung werden Substanzen ausgewählt, die bei einem Gesunden eine ähnliche Wirkung hervorrufen, wie sie bei einem Kranken beobachtbar sind. Die homöopathischen Substanzen werden hochverdünnt in Tropfenform oder in Form von Globuli eingenommen.
Homöopathische Medikamente bei Polyneuropathie
Aufgrund der Vielfalt an Symptomen ist auch die Auswahl an homöopathischen Medikamenten groß. Gegen die stechenden und brennenden Nervenschmerzen wird häufig Aconitum eingesetzt. Agaricus muscarius hilft bei Missempfindungen, Kribbeln und Taubheit. Bei regelmäßig auftretenden Schmerzen hilft Spigelia, bei akut auftretenden Nervenschmerzen kann Verbascum Linderung verschaffen. Kalium phosphoricum, Magnesium phosphoricum und Zincum chloratum sollen helfen, Nervensystem und Muskulatur zu beruhigen. Diese Kombination wird auch „biochemische Schmerztrias“ genannt. Bei erhöhten Reizzuständen und Muskelkrämpfen werden auch Cina, Cypripedium pubescens oder Natrium carbonicum eingesetzt.
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Auch die Ernährung spielt in vielen homöopathischen Behandlungsweisen eine wichtige Rolle. Hierbei wird eine vitaminreiche und fettreduzierte Kost empfohlen. Gerade bei der diabetischen Polyneuropathie hat die Entschlackung des Bindegewebes eine hohe Bedeutung, hier kann Silicea das Bindegewebe stärken und Graphites die Ausscheidung der Schadstoffe unterstützen. Beides kann durch die Gabe von Acidum fluoricum und Equisetum noch verstärkt werden.
Weitere naturheilkundliche Therapieoptionen
Neben der Homöopathie gibt es eine Reihe weiterer naturheilkundlicher Therapieoptionen, die bei Polyneuropathie in Betracht gezogen werden können:
- Alpha-Liponsäure (Thioctsäure): Durch die Zufuhr von Alpha-Liponsäure lassen sich Neuropathien günstig beeinflussen.
- Neurotrope Nährstoffe (Benfotiamin): Benfotiamin hemmt die Kumulation von Lactat, Pyruvat und Alpha-Ketoglutarat.
- Neurotrope Nährstoffe (Uridinmonophosphat): Das Uridinmonophosphat fördert die Proteinbiosynthese und trägt damit zu einer ausreichenden Enzymausstattung geschädigter Neuronen bei.
- B-Vitamine und Folsäure: Ein Mangel an B-Vitaminen und Folsäure kann eine Polyneuropathie auslösen oder verstärken. Eine gezielte Zufuhr dieser Stoffe kann sinnvoll sein.
- Physikalische Therapien: Physikalische Therapien wie Physiotherapie können helfen, Gelenkversteifungen zu vermeiden und Muskeln wiederaufzubauen.
- Entgiftungs- und Ausleitungstherapien: Ab- und Ausleitungsverfahren können zum Einsatz kommen, um den Körper von Schadstoffen zu befreien.
- Säure-Basen-Haushalt: Ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt ist wichtig für die Gesundheit der Nerven.
Was Sie selbst tun können
Neben der ärztlichen und/oder heilpraktischen Behandlung können Sie selbst einiges tun, um Ihre Beschwerden zu lindern:
- Verzichten Sie auf Alkohol und Nikotin.
- Berücksichtigen Sie ggf. die Empfehlungen hinsichtlich Ihrer Grunderkrankung (achten Sie z.B. bei Diabetes mellitus unbedingt auf möglichst stabile, optimal eingestellte Blutzucker-Werte).
- Ernähren Sie sich vollwertig (gegebenenfalls auch auf Ihre Grunderkrankung abgestimmt).
- Probieren Sie darüber hinaus aus, was Ihnen ganz persönlich gut tut. Wenn sich Ihre Probleme bei kaltem Wetter verschlechtern, passen Sie Ihre Bekleidung entsprechend an, z.B. mit warmem Schuhen, Socken oder Handschuhen.
- Achten Sie bei verringertem Schmerzempfinden auf Verletzungen oder Wunden in den von der Polyneuropathie betroffenen Bereichen und versorgen Sie diese ggf. entsprechend.
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