Einführung
Samuel Huntington war ein einflussreicher, aber auch umstrittener US-amerikanischer Politikwissenschaftler. Bekannt wurde er vor allem durch seine These vom "Kampf der Kulturen" ("Clash of Civilizations"), die er in einem viel diskutierten Aufsatz und später in einem gleichnamigen Buch darlegte. Dieser Artikel beleuchtet Huntingtons Leben, sein Werk und die Kontroversen, die seine Theorien auslösten.
Samuel Huntingtons Leben und Karriere
Samuel Huntington wurde in New York City geboren. Er war ein angesehener Professor an der Harvard University und ein einflussreicher Experte für Sicherheitspolitik. Bereits vor den Anschlägen vom 11. September 2001 prognostizierte er, dass auf Territorialkriege der "Kampf der Kulturen" folgen werde. Huntington war von Sorge um die westliche Zivilisation getrieben, was die Triebfeder seines Schaffens war.
Der "Kampf der Kulturen"
Huntingtons bekannteste These ist die des "Kampfes der Kulturen". Er argumentierte, dass die Konflikte der Zukunft nicht mehr zwischen Staaten, sondern zwischen verschiedenen Kulturkreisen ausgetragen würden. Diese These stieß auf heftige Kritik, da sie Kultur als etwas grundsätzlich Kriegerisches darstellte und dem westlichen Verständnis von Kultur als Mittel zur Verständigung widersprach. Die Anschläge vom 11. September schienen Huntington zunächst Recht zu geben, da Osama bin Laden sie als ersten Höhepunkt des "Kampfes der Kulturen" bezeichnete.
Huntington ging es zunächst nicht um den Konflikt zwischen dem Islam und dem Westen. Er sah "9/11" anfangs als einen "Angriff gemeiner Barbaren gegen die Zivilisation als solche". Im Krieg gegen den Terrorismus sah er jedoch das "Potenzial für einen echten Clash" und hielt die gegenwärtige Epoche für die "Ära der Muslim-Kriege". Er war der Ansicht, dass sich der "Groll über die westliche Politik" und das Gefühl der Demütigung vor allem unter den Arabern wie eine Krankheit ausgebreitet habe, die sich in Aggression umsetzt.
"Wer sind wir?": Die Krise der amerikanischen Identität
In seinem Buch "Who Are We?" (Wer sind wir?) befasste sich Huntington mit der Krise der amerikanischen Identität. Er argumentierte, dass die Einwanderungswelle aus lateinamerikanischen Ländern, insbesondere aus Mexiko, eine Gefahr für die amerikanische Nation darstelle. Latinos seien nicht integrationsfähig, kämen überwiegend illegal in die Vereinigten Staaten und weigerten sich, die Landessprache Englisch zu lernen. Huntington befürchtete, dass die kulturellen Enklaven, die durch die Einwanderung entstehen, zu einer Hispanisierung der USA führen und das Ende des Amerika bedeuten könnten, wie es seit mehr als drei Jahrhunderten bekannt sei. Um dies zu verhindern, forderte er eine radikale "Assimilation" der Einwanderer.
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Diese Thesen stießen auf breite Kritik. Huntington wurde vorgeworfen, entscheidende Daten und Statistiken zu ignorieren und krude Verallgemeinerungen zu treffen. Kritiker argumentierten, dass die Grundlage der amerikanischen Gesellschaft nicht das Bekenntnis zur angloprotestantischen Kultur sei, sondern die gemeinsame Zukunft.
Huntington und Europa
Huntington hatte kein großes Vertrauen in Europa. Er befürchtete, dass der Alte Kontinent mit der Masseneinwanderung nicht fertig werden werde.
Huntington und die Methodik der Abgrenzung
Huntington definierte das Wesen des Landes ex negativo, indem er eine kulturelle Gefahr beschwor. Diese Methode hatte bereits seinen Erfolg mit dem "Kampf der Kulturen" begründet. Der Essay sollte dem siegreichen Westen helfen, sich nach dem Zusammenbruch des Kommunismus über neue Feindbilder zu definieren. Angesichts der diversen Krisenherde im Nahen Osten wirkte sein Vorstoß, eine Konkurrenzsituation zwischen dem christlich-jüdischen Wertesystem und dem Rest der Welt zu schaffen, fast schon prophetisch.
Kritik an Huntington und Gegenpositionen
Huntingtons Thesen waren und sind bis heute umstritten. Kritiker werfen ihm vor, einseitig zu argumentieren, zu vereinfachen und Feindbilder zu konstruieren. Sie betonen die Notwendigkeit von Dialog und Verständigung zwischen den Kulturen und warnen vor den Gefahren von Abgrenzung und Ausgrenzung.
Einige Kritiker verglichen Huntington mit Stephen King der Politikwissenschaft. Sie argumentierten, dass Huntington zwar viele Bücher verkaufe, die aber einer wissenschaftlichen Nachprüfung nicht lange standhielten. Andere warfen ihm vor, Ressentiments gegen die hispanische Bevölkerung zu rationalisieren.
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Trotz der Kritik bleibt Huntington ein wichtiger Denker, der die Debatte über Identität, Kultur und Konflikt in den letzten Jahrzehnten maßgeblich geprägt hat.
Huntington und der Vergleich mit dem Römischen Reich
Huntington empfahl Abgrenzung als Königsweg zur Selbstfindung Amerikas, was Amerikakritiker bestätigte, die den Aufstieg der USA zur alleinigen Supermacht mit dem Aufstieg des römischen Reiches verglichen. Diese historische Simplifizierung führte zu dem Schluss, die islamische Welt und die Entwicklungsländer des Südens seien die neuen Barbaren. Der geplante Zaun zwischen den USA und Mexiko und der Schutzwall zwischen Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten wurden als moderne Äquivalente des Limes gesehen.
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