Hypochondrische Angst vor Schlaganfall: Symptome, Ursachen und Behandlung

Die Angst vor einem Schlaganfall, auch wenn keine medizinische Notwendigkeit besteht, ist ein häufiges Anliegen, das erhebliche psychische Belastungen verursachen kann. Dieser Artikel befasst sich mit den Symptomen, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der hypochondrischen Angst vor einem Schlaganfall, um Betroffenen und ihren Angehörigen ein besseres Verständnis und Hilfestellungen zu bieten.

Was ist eine hypochondrische Störung?

Eine hypochondrische Störung, auch Krankheitsangststörung genannt, ist durch eine übermäßige Sorge um die eigene Gesundheit und die Angst, an einer schweren Krankheit zu leiden, gekennzeichnet. Hypochonder interpretieren normale Körperempfindungen oder leichte Symptome oft als Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung, auch wenn medizinische Untersuchungen keine organischen Ursachen finden.

Die hypochondrische Störung ist in vielerlei Hinsicht eine psychische Erkrankung der modernisierten Informationsgesellschaft. Grund dafür ist der schier unbegrenzte Zugang zu medizinischen Informationen im Internet. In einer Suchmaschine lassen sich so ziemlich alle Beschwerden eingeben, die der Körper signalisieren kann. Der Hypochonder landet für so gut wie jeden symptomatischen Suchbegriff (“Kopfschmerzen”, “ständig müde”, “linke Gesäßhälfte ist taub”, usw.) auf einen für diesen Suchbegriff ausgerichteten Artikel. In den meisten Fällen sind das von Ärzten kurierte Artikel. Aber schnell läuft der Hypochonder Gefahr, eben jene schwere Krankheiten als Ursache zu finden, die er sich “einbildet”.

Symptome der hypochondrischen Angst vor Schlaganfall

Menschen mit hypochondrischer Angst vor Schlaganfall zeigen eine Reihe von Symptomen, darunter:

  • Übermäßige Sorge um Schlaganfallsymptome: Betroffene sind ständig besorgt über mögliche Anzeichen eines Schlaganfalls, wie z.B. Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen, Sprachprobleme, Taubheitsgefühle oder Schwäche auf einer Körperseite.
  • Fehlinterpretation von Körperempfindungen: Normale Körperempfindungen wie leichte Kopfschmerzen oder gelegentliches Kribbeln werden als Anzeichen eines bevorstehenden Schlaganfalls interpretiert.
  • Häufige Arztbesuche: Um ihre Ängste zu beruhigen, suchen Betroffene oft wiederholt medizinische Hilfe auf, auch wenn frühere Untersuchungen keine Anzeichen für einen Schlaganfall ergeben haben.
  • Vermeidungsverhalten: Aus Angst vor einem Schlaganfall vermeiden Betroffene möglicherweise bestimmte Aktivitäten oder Orte, die ihrer Meinung nach das Risiko erhöhen könnten.
  • Zwanghaftes Verhalten: Einige Menschen entwickeln zwanghafte Verhaltensweisen, wie z.B. ständiges Blutdruckmessen oder Überprüfen der eigenen Reflexe, um sich zu vergewissern, dass sie keinen Schlaganfall erleiden.
  • Psychische Belastung: Die ständige Angst vor einem Schlaganfall kann zu erheblicher psychischer Belastung führen, einschließlich Angstzuständen, Depressionen und sozialer Isolation.

Vor allem kognitive Störungen triggern im Hypochonder Angstzustände in Bezug auf diese Krankheit: Sehstörungen, Sprachprobleme, Taubheitsgefühle, Schwindel und Kopfschmerzen können zu den Symptomen eines Schlaganfalls zählen.

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Ursachen der hypochondrischen Angst vor Schlaganfall

Die Ursachen der hypochondrischen Angst vor Schlaganfall sind vielfältig und können eine Kombination aus genetischen, psychologischen und umweltbedingten Faktoren umfassen. Zu den häufigsten Ursachen gehören:

  • Traumatische Erfahrungen: Ein Schlaganfall in der Familie oder im Freundeskreis kann bei manchen Menschen eine übermäßige Angst vor dieser Krankheit auslösen.
  • Angstfördernder Erziehungsstil: Übermäßig besorgte Eltern, die kleine Störsignale ihrer Kinder als Anzeichen für eine schwere Erkrankung deuten, können bei ihren Kindern ein erhöhtes Risiko für hypochondrische Tendenzen verursachen.
  • Medizinische Informationen im Internet: Der unbegrenzte Zugang zu medizinischen Informationen im Internet kann die Angst vor Krankheiten verstärken, insbesondere wenn Betroffene dazu neigen, Symptome zu überinterpretieren.
  • Psychische Vorerkrankungen: Menschen mit Angststörungen, Depressionen oder Zwangsstörungen haben ein höheres Risiko, eine hypochondrische Störung zu entwickeln.
  • Gesteigerte interozeptive Wahrnehmung: In der Schulmedizin gilt allgemein die Auffassung, dass Menschen mit Hypochondrie besser als andere in der Lage sind, Gefühle innerhalb des Körpers wahrzunehmen. Der Fachbegriff dafür ist eine gesteigerte, interozeptive Wahrnehmung. Dadurch werden ganz harmlose Gefühle, die jeder Mensch mehrmals am Tag hat, wie z.B. Ziehen in der Muskulatur, Kribbeln, Druckgefühle, kurzer Wärme- oder Kälteschauer und vieles mehr, überinterpretiert und mitunter sogar als bedrohlich eingestuft.

Behandlungsmöglichkeiten der hypochondrischen Angst vor Schlaganfall

Die Behandlung der hypochondrischen Angst vor Schlaganfall zielt darauf ab, die zugrunde liegenden Ängste zu reduzieren, die Fehlinterpretationen von Körperempfindungen zu korrigieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Zu den wirksamsten Behandlungsmöglichkeiten gehören:

  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): KVT ist eine Form der Psychotherapie, die Betroffenen hilft, ihre negativen Gedanken und Verhaltensweisen zu erkennen und zu verändern. In der KVT lernen Menschen mit hypochondrischer Angst vor Schlaganfall, ihre Ängste zu hinterfragen, realistische Bewertungen von Körperempfindungen vorzunehmen und ihre zwanghaften Verhaltensweisen zu reduzieren.
  • Expositionstherapie: Diese Therapieform beinhaltet die schrittweise Konfrontation mit angstauslösenden Situationen oder Gedanken, um die Angst zu reduzieren. Bei der hypochondrischen Angst vor Schlaganfall kann die Expositionstherapie beinhalten, sich Informationen über Schlaganfälle anzusehen oder über Symptome zu sprechen, ohne sofort in Panik zu geraten.
  • Achtsamkeitsbasierte Techniken: Achtsamkeitspraktiken wie Meditation und Yoga können Betroffenen helfen, ihre Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment zu lenken und ihre Ängste zu reduzieren.
  • Medikamente: In einigen Fällen können Antidepressiva oder angstlösende Medikamente eingesetzt werden, um die Symptome der hypochondrischen Angst vor Schlaganfall zu lindern. Es ist wichtig, die potenziellen Risiken und Vorteile von Medikamenten mit einem Arzt zu besprechen.
  • Umtrainieren des Fokus: Hypochondrie ist prinzipiell nichts weiter, als ein unbewusst erlernter Fokus auf körperliche Probleme aller Art. Doch etwas, das man lernen kann, kann auch verlernt werden. Und dieses Verlernen geht am schnellsten, wenn man seinen Fokus umtrainiert. Weg von Krankheiten und hin zu mehr Lebensfreude, Leichtigkeit und Selbstbestimmtheit.

Mittlerweile gilt es als erwiesen, dass Antidepressiva noch nicht mal bei der Krankheit, der sie ihren Namen verdanken, also bei einer Depression, sonderlich gut wirken. Bei gerademal 14% aller Patienten konnte eine positive Wirkung festgestellt werden.

Umgang mit der Angst vor einem Schlaganfall im Alltag

Neben professioneller Hilfe gibt es auch eine Reihe von Strategien, die Betroffene im Alltag anwenden können, um ihre Angst vor einem Schlaganfall zu bewältigen:

  • Gesunde Lebensweise: Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und ausreichend Schlaf kann dazu beitragen, das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern und die Angst zu reduzieren.
  • Stressmanagement: Stress kann die Angst verstärken. Entspannungstechniken wie Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder autogenes Training können helfen, Stress abzubauen.
  • Soziale Unterstützung: Der Austausch mit Freunden, Familie oder Selbsthilfegruppen kann Betroffenen das Gefühl geben, nicht allein zu sein und ihnen helfen, ihre Ängste zu bewältigen.
  • Begrenzung der Internetrecherche: Übermäßiges Googeln nach Symptomen kann die Angst verstärken. Es ist ratsam, die Internetrecherche auf vertrauenswürdige Quellen zu beschränken und nicht jedes Symptom sofort als Anzeichen eines Schlaganfalls zu interpretieren.
  • Realitätsüberprüfung: Mache eine Realitätsüberprüfung! Wie wahrscheinlich ist es dass ein Mädchen in jungen Jahres einen Schlaganfall erleiden wird? wie realistisch ist es, dass trotz Untersuchung, etwas übersehen wurde und alle Ärzte doof sind? etc. Mach dir Gedanken und werd dir klar, ob deine Ängste angebracht sind!

Angehörige von Hypochondern: Wie man helfen kann

Für Angehörige von Menschen mit hypochondrischer Angst vor Schlaganfall ist es wichtig, Verständnis und Unterstützung zu zeigen. Hier sind einige Tipps, wie Sie helfen können:

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  • Nehmen Sie die Ängste ernst: Auch wenn die Ängste unbegründet erscheinen mögen, sind sie für die Betroffenen real und belastend.
  • Vermeiden Sie es, die Ängste abzutun: Sätze wie "Das bildest du dir nur ein" sind nicht hilfreich und können die Betroffenen zusätzlich verunsichern.
  • Ermutigen Sie zur professionellen Hilfe: Bieten Sie Ihre Unterstützung bei der Suche nach einem Therapeuten oder Arzt an.
  • Setzen Sie Grenzen: Es ist wichtig, sich nicht von den Ängsten der Betroffenen überwältigen zu lassen. Setzen Sie klare Grenzen, wie oft Sie über die Ängste sprechen können.
  • Sorgen Sie für sich selbst: Die Betreuung eines Menschen mit hypochondrischer Angst kann belastend sein. Achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse und suchen Sie bei Bedarf Unterstützung.

Hypochondrie und Angststörung nach Schlaganfall

Es kommt immer wieder vor, dass Schlaganfall-Betroffene eine Angststörung entwickeln - vor allem in Zusammenhang mit einer Depression. Das bedeutet, dass bereits scheinbar banale Alltagssituationen, sei es ein Einkauf im Supermarkt oder eine Busfahrt, große Ängste bis hin zu Panikattacken auslösen können. Dann erleben die Betroffenen klassische Panik-Reaktionen: rasender Puls, Herzklopfen, Erröten, Schweißausbrüche, Benommenheit, Übelkeit und so weiter. Eine Panikattacke kann einige Minuten oder länger anhalten. Bei Schlaganfall-Betroffenen kann es sein, dass die Angst nicht (nur) in bestimmten Situationen ausgelöst wird (z.B. aufgrund von Platzangst), sondern die Sorge um einen erneuten Schlaganfall Angstzustände auslöst. Dann schlafen die Betroffenen zum Beispiel schlecht oder haben Angst, allein zu bleiben, da ihnen im Notfall niemand helfen könnte.

Betroffene, die an einer Angststörung leiden, sollten sich - wie bei einer Depression - in Absprache mit dem behandelnden Hausarzt und Neurologen in psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung begeben. Psychiater (dürfen Medikamente verschreiben) und/oder Psychologen bzw. Psychotherapeuten, bei neurologischen Ursachen gegebenenfalls auch Neuropsychologen. Eine Angststörung kann - je nach Ausprägung - die Bewältigung des Alltags erheblich beeinträchtigen. Betroffene meiden oft angstauslösende Situationen, was wiederum dazu führt, dass sie sich sozial zurückziehen.

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