Nervige Kollegen sind in vielen Teams Alltag. Ob sarkastische Kommentare, kontrollierendes Verhalten oder ständige private Probleme - was anfangs vielleicht nur stört, kann sich mit der Zeit zu einem echten Arbeitsproblem entwickeln. Die Folge: Frust, Stress und ein dauerhaft vergiftetes Arbeitsklima. Diese negativen Erfahrungen können nicht nur die Produktivität eines Einzelnen beeinträchtigen, sondern sich auch auf das gesamte Team auswirken. Gemäß einer Studie der Gallup-Organisation ist ein toxisches Arbeitsumfeld einer der Hauptgründe für hohe Fluktuation und Mitarbeiterunzufriedenheit.
Doch wie geht man professionell mit unkollegialem Verhalten, respektlosen Sprüchen oder kontrollierenden Kollegen um? Dieser Artikel bietet praktische Tipps, bewährte Strategien und hilfreiche Formulierungen, um mit schwierigen Typen umzugehen und Ihre Energie für das Wesentliche zu bewahren: Ihren Job. Letztlich ist es entscheidend, nicht nur als Individuum zu wachsen, sondern auch als Team zu lernen, um das Arbeitsumfeld nachhaltig zu verbessern.
Arbeitskollegen nerven: Die häufigsten Typen und ihre Verhaltensweisen
Im Berufsleben können wir uns die Menschen, mit denen wir täglich zusammenarbeiten, unsere Kolleginnen und Kollegen, nicht aussuchen. Auch deshalb treffen wir dort häufig auf Menschen, die wir schwierig finden. Hier sind einige der häufigsten Typen von "nervigen" Kollegen und Strategien für den Umgang mit ihnen:
1. Der Besserwisser
Der Besserwisser ist stets überzeugt, dass er über den richtigen Wissensstand verfügt und lässt dies andere spüren. Er stellt sich über andere, korrigiert bei jeder Gelegenheit und will immer Recht haben. Diese Art von Verhalten kann nicht nur frustrierend sein, sondern führt auch dazu, dass andere Teammitglieder sich unwohl fühlen, was die Teamdynamik erheblich stören kann.
Tipps zum Umgang:
- Versuchen Sie, Besserwisser einzubinden, indem Sie ihre Meinung zu spezifischen Themen erfragen. Manchmal haben sie durchaus wertvolle Einsichten.
- Wenn seine Korrekturen ungerechtfertigt sind, können Sie höflich darauf hinweisen, dass Sie sich auch mit dem Thema beschäftigt haben und Ihre eigene Sichtweise haben.
2. Die Läster-Schwester
Diese Kollegin besitzt ein Talent, Klatsch und schlechte Stimmung zu verbreiten. Sie führt Gespräche hinter dem Rücken anderer und kann Misstrauen im Team säen. Diese Art von Verhalten ist besonders schädlich, da es nicht nur die Beziehung zu den genannten Personen beschädigt, sondern auch das gesamte Teamklima negativ beeinflusst.
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Tipps zum Umgang:
- Stellen Sie eine positive Kommunikationskultur her, die auf Offenheit und Wertschätzung basiert. Dies kann dazu beitragen, Rumore und Missverständnisse zu reduzieren.
- Konfrontieren Sie die Läster-Schwester freundlich, indem Sie sie darauf hinweisen, dass Klatsch und Tratsch langfristig nur schaden.
3. Der Kontrolletti
Dieser Kollege hat ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle, mischt sich in Ihre Aufgaben ein und überprüft alles, was Sie tun. Solches Verhalten kann aus Unsicherheit resultieren, und es ist wichtig zu verstehen, dass die Kontrolle oft ein Zeichen für eigene Angst ist.
Tipps zum Umgang:
- Bieten Sie regelmäßig Updates über Ihre Fortschritte an, um Bedenken auszuräumen und das Vertrauen zu stärken.
- Sprechen Sie offen über die Vorteile von Teamarbeit und wie Sie beide voneinander profitieren können, ohne dass ein ständiger Kontrollmechanismus nötig ist.
4. Die Drama-Queen
Diese Art von Kollege bringt ständig persönliche Probleme ins Büro und benötigt viel Aufmerksamkeit für ihre Emotionen. Solche ständigen Drama-Elemente können den Fokus von wichtigen Teamprojekten ablenken.
Tipps zum Umgang:
- Schaffen Sie zwischenmenschliche Grenzen. Hören Sie aktiv zu, aber ziehen Sie eine Linie, wenn es um die Arbeit geht.
- Schlagen Sie vor, dass persönliche Themen in Pausengesprächen oder außerhalb der Arbeitszeit besprochen werden.
5. Der Sarkastische
Dieser Kollege nutzt Sarkasmus und Ironie, um Witze zu machen, oft auf Kosten anderer. Dies kann nicht nur verletzend sein, sondern auch die Teamdynamik belasten.
Tipps zum Umgang:
- Machen Sie den Sarkastischen direkt auf die Auswirkungen seiner Kommentare aufmerksam - oft sind Menschen sich nicht bewusst, wie ihre Worte bei anderen ankommen.
- Nutzen Sie Positivität, um eine offene Kommunikation zu fördern und zu zeigen, dass konstruktive Rückmeldungen wertvoller sind.
6. Der Egomane
Der Egomane stellt stets seine eigenen Leistungen in den Vordergrund und ignoriert die Beiträge anderer. Solches Verhalten kann demotivierend wirken und zu einer ungesunden Konkurrenz innerhalb des Teams führen.
Tipps zum Umgang:
- Fördern Sie Teamzusammenhalt, indem Sie Gruppenerfolge feiern. Bringen Sie den Egomanen dazu, auch die Arbeit anderer anzuerkennen.
- Seien Sie durchsetzungsfähig, wenn er versucht, alles selbst zu beanspruchen, und weisen Sie darauf hin, wie wichtig Teamarbeit für Erfolg ist.
7. Der Unpünktliche
Termine, Zeiten oder Deadlines sind für diesen nervigen Kollegen nur Vorschläge, keine Verbindlichkeiten. Aus 12 Uhr wird gerne mal 13:30 Uhr und beim Meeting kommt er hereinspaziert, wenn das Gespräch bereits läuft. Chronische Unpünktlichkeit ist ein Zeichen von fehlendem Respekt. Der Kollege nimmt sich mehr heraus und hält sich nicht an Absprachen. Er glaubt, es sich erlauben zu können.
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Tipps zum Umgang:
- Akzeptieren Sie Verspätungen nicht einfach stillschweigend, das bestätigt den Kollegen nur weiter. Da helfen nur klare Grenzen.
8. Der Hilflose
Dieser Kollege kann nichts alleine. Es ist fraglich, wie er den Personaler überhaupt überzeugen und den Job bekommen konnte. Ständig braucht er noch eine Erklärung, bittet Sie um Mithilfe oder jammert, weil er wieder etwas nicht verstanden hat. Oftmal versuchen solche Kollegen es gar nicht selbst, sondern rufen direkt nach Hilfe. Sie haben gelernt, dass sie mit dieser Masche durchkommen und sich selbst Antrengungen ersparen können. Weil immer andere das Problem lösen, gibt es gar keinen Grund, das eigene Verhalten zu ändern.
Tipps zum Umgang:
- Es klingt hart, doch Sie müssen den Betroffenen auch einmal hängen lassen.
9. Der Choleriker
Er rastet aus, kocht vor Wut, regt sich selbst über Kleinigkeiten auf und verliert regelmäßig die Kontrolle über sich selbst. Choleriker haben sich nicht im Griff - auch andere Mitarbeiter bekommen dann die Schimpftirade ab. Das ist nicht nur nervig, sondern auch unprofessionell.
Tipps zum Umgang:
- Im akuten Wutanfall können Sie nichts tun, außer abwarten, bis der Choleriker sich beruhigt hat.
- Im Anschluss braucht es ein Vier-Augen-Gespräch. Die klare Botschaft: So geht es auf keinen Fall weiter und der nervige Kollege muss etwas ändern. Zeigt er sich uneinsichtig oder bleibt eine Besserung aus, müssen Sie Vorgesetzte oder die Personalabteilung hinzuziehen.
Unkollegiales Verhalten: Anzeichen frühzeitig erkennen
Das frühzeitige Erkennen von unkollegialem Verhalten kann Ihnen helfen, Konflikte zu vermeiden und sich vor langfristigen negativen Auswirkungen zu schützen. Achten Sie auf folgende Anzeichen:
- Abwertende oder herablassende Sätze und Kommentare, die nicht nur beleidigend sein können, sondern auch das Selbstwertgefühl des Opfers verletzen.
- Ständige Unterbrechungen in Meetings, die nicht nur respektlos sind, sondern auch die Diskussionsstruktur stören können.
- Aufgaben werden ohne Absprache an sich gerissen - dies signalisiert Machtspiele und mangelnden Respekt.
- Informationen werden bewusst zurückgehalten - dies kann Misstrauen schüren, insbesondere wenn Sie auf Informationen angewiesen sind, um Ihre Aufgabe zu erfüllen.
- Kollegen reden über Sie statt mit Ihnen, was ein klares Anzeichen für unprofessionelles Verhalten ist.
Um besser verstehen zu können, wie sich unkollegiales Verhalten ansammelt, hören Sie häufig folgende Sätze:
- „Ach, das verstehst du sowieso nicht.“ - Ein abwertender Kommentar, der das Selbstvertrauen untergräbt.
- „Ich hab das mal schnell für dich gemacht, das wäre sonst schiefgegangen.“ - Implizierte Annahme, dass Sie nicht kompetent sind.
- „Schon wieder krank? Wie praktisch.“ - Anzeichen für Missgunst und Unkenntnis über individuelle Umstände.
- „Du hast einfach zu viel Freizeit, oder?“ - Ein sarkastischer Kommentar, der Ihre Arbeitseinstellung ins Lächerliche zieht.
Kommunikationsstrategien bei nervigen Kollegen
Eine klare Kommunikation kann helfen, Spannungen zu reduzieren und Missverständnisse zu vermeiden. Hier sind einige Strategien:
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1. Gespräch unter vier Augen
Sprechen Sie Probleme direkt an. Seien Sie freundlich, aber bestimmt. Durch eine respektvolle Kommunikation kann Missverständnissen vorgebeugt werden.
- „Mir ist aufgefallen, dass du meine Vorschläge oft übergehst. Ich möchte, dass wir respektvoll miteinander umgehen.“ Es hilft, diesen Austausch in einer ruhigen Umgebung zu führen, um der anderen Person zu zeigen, dass Sie ihre Gefühle respektieren.
2. Sachliche Kommunikation
Halten Sie es kurz, sachlich und ohne Angriffsfläche. Vermeiden Sie Emoticons oder übermäßig emotionales Vokabular und bleiben Sie professionell.
3. Humor als Schutzschild
Ein humorvoller Konter kann helfen, die Situation zu entspannen und Missverständnisse abzubauen. Seien Sie jedoch vorsichtig, dass Ihr Humor nicht verletzend wirkt.
- „Dein Kommentar war fast so hilfreich wie Montagmorgen.“ Dies öffnet oft den Raum für Lachen und hilft, die Spannung abzubauen.
4. Grenzen ziehen
Lassen Sie sich nicht in private Probleme hineinziehen. Höflich abgrenzen: „Ich verstehe, dass dich das belastet, aber ich möchte mich jetzt auf die Arbeit konzentrieren.“ Seien Sie stets klar über Ihre eigenen Grenzen.
Unkollegiale Sprüche: So reagieren Sie souverän
Eine gute Reaktion auf unkollegiale Sprüche kann Ihre Professionalität unter Beweis stellen und weiteres Negativverhalten eindämmen.
- Beispiel: „Du bist aber empfindlich.“
- Antwort: „Ich nehme mir Feedback gern zu Herzen, aber es kommt auf den Ton an.“ Dies zeigt, dass Sie offen für Kritik sind, jedoch die Art der Mitteilung wichtig ist.
- Beispiel: „Das hätte ich an deiner Stelle anders gemacht.“
- Antwort: „Danke für den Hinweis, ich stehe hinter meiner Entscheidung.“ Dies zeigt, dass Sie Vertrauen in Ihre Fähigkeiten haben.
- Beispiel: „Hier macht eh jeder, was er will.“
- Antwort: „Dann sollten wir gemeinsam klare Regeln finden.“ Dies lädt den Kollegen ein, an einer Lösung zu arbeiten.
Wenn Kollegen kontrollieren oder bloßstellen
Kontrollsucht oder öffentliche Bloßstellung sind ernsthafte Probleme, die nicht ignoriert werden sollten. Solche Verhaltensweisen können nicht nur Ihr Selbstwertgefühl beeinträchtigen, sondern auch die Teamdynamik langfristig stören. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Kollegen Sie ständig überwachen oder respektlos auftreten, sollten Sie die folgenden Strategien in Betracht ziehen:
Strategien
- Dokumentieren Sie Vorfälle: Führen Sie ein Protokoll über Vorfälle, die Sie als unangemessen empfinden. Dies kann nützlich sein, falls Sie das Thema in Zukunft bei Führungskräften ansprechen müssen.
- Führen Sie ein Klärungsgespräch: Aber seien Sie aufgeschlossen. Die anderen könnten sich ihrer Handlungen nicht bewusst sein.
- Ziehen Sie Vorgesetzte oder die Personalabteilung hinzu: Wenn es zu einem bemerkenswerten Muster kommt und die vorherigen Schritte nichts helfen, könnte eine formelle Meldung erforderlich sein.
- Holen Sie sich Unterstützung im Team oder beim Betriebsrat: Oft kann das Gespräch mit einem vertrauenswürdigen Kollegen oder Berater wertvoll sein.
Psychologische Tipps für mehr Resilienz im Arbeitsalltag
Psychologische Resilienz ist entscheidend, um den Herausforderungen eines stressigen Arbeitsumfelds zu trotzen:
- Grenzen setzen: Emotional nicht alles an sich heranlassen, um Ihre eigene Integrität zu bewahren. Lernen Sie „Nein“ zu sagen.
- Fokus verlagern: Konzentrieren Sie sich auf Ihre eigenen Ziele und Stärken - dies hilft, von negativen Einflüssen abzulenken.
- Mentale Klarheit: Journaling oder Gespräche mit Vertrauenspersonen können helfen, Ihre Gedanken zu ordnen und Lösungen zu finden.
- Ruheinseln schaffen: Periodische Pausen sind wesentlich, um Ihre mentale Gesundheit zu stärken. Nutzen Sie diese Zeiten, um einen kurzen Spaziergang zu machen oder sich von der Arbeit abzulenken.
Was tun bei Mobbing oder systematischer Ausgrenzung?
Wenn sich die Situation zuspitzt und das Verhalten systematisch wird, sprechen wir von Mobbing. Typisch sind:
- Regelmäßige Bloßstellungen, die Sie in ein negatives Licht rücken.
- Rufschädigung durch gezielte Gerüchte oder Fehlinformationen.
- Verweigerung von Informationen, was Ihre Arbeitsleistung erheblich einschränken kann.
- Isolierung im Team, bei der Sie von Kollegen ausgeschlossen werden.
Maßnahmen
- Tagebuch führen: Halten Sie Vorfälle im Detail fest, um Muster zu erkennen.
- Gespräche suchen (Betriebsrat, HR, externe Beratung): Der Austausch mit einer neutralen Instanz kann helfen, Perspektiven zu gewinnen und Lösungen zu finden.
- Rechtliche Schritte prüfen: Wenn alle Stricke reißen, kann es nötig sein, rechtliche Mittel in Erwägung zu ziehen. Informieren Sie sich über Ihre Rechte.
Was Arbeitgeber tun sollten
Unternehmen tragen die Verantwortung für ein faires und wertschätzendes Arbeitsumfeld:
- Klare Leitlinien für respektvollen Umgang: Definieren Sie klare Verhaltensrichtlinien, um eine respektvolle Kommunikation sicherzustellen.
- Schulungen zu Kommunikation und Konfliktmanagement: Regelmäßige Schulungen können zu einem besseren Umgang miteinander beitragen und ein respektvolles Klima fördern.
- Ansprechpersonen bei Konflikten benennen: Schaffen Sie Vertrauen, indem Sie feste Ansprechpartner für Konflikte benennen.
- Feedbackkultur fördern: Ermutigen Sie Mitarbeiter dazu, konstruktives Feedback zu geben und anzunehmen, um einen offenen Austausch über schwierige Themen zu gewährleisten.
Die 4-A-Strategie im Umgang mit Stress durch Kollegen
Gestresste Mitarbeiter und Kollegen wirken sich schnell auf die eigene Stimmung aus. Der Kollege geht hektisch auf und ab, die Mitarbeiterin hämmert in die Tasten - und schon steigt der Stresspegel im ganzen Büro. Um trotzdem gelassen zu bleiben, rät der Psychologe Gert Kaluza des GKM-Instituts für Gesundheitspsychologie dazu, der 4-A-Strategie zu folgen: dabei geht es um Akzeptanz, Abkühlung, Analyse und Aktion.
- „Zuerst geht es darum wahrzunehmen, dass der Kollege heute wohl gestresst ist“, so Gert Kaluza. Anstatt genervt zu sein oder die Situation zu ignorieren, können Sie sich dafür entscheiden, die Laune des anderen so zu akzeptieren, wie sie ist. Das löst Ihren inneren Widerstand und entspannt.
- Wenn Sie sich darüber klar sind, dass eine Person in Ihrem Umfeld gestresst ist, können Sie sich laut Gert Kaluza aktiv dazu positionieren: Und zwar indem Sie sich selbst klarmachen, dass dieser Stress beim anderen liegt und nicht bei Ihnen selbst. Das erlaubt Ihnen, sich selbst innerlich von dem Stress besser abzugrenzen. Und vor allem: „Ich muss nicht der Retter sein“, sagt Gert Kaluza.
- Es kann helfen, ein wenig Abstand von der gestressten Person zu gewinnen, um Ruhe zu bewahren. Vor allem, wenn man merkt, dass man sich vom Stress anstecken lässt, sollte man sich abkühlen. „Zum Beispiel, indem ich mir eine kleine Auszeit nehme, um durchzuatmen und mich selbst zu beruhigen“, sagt der Psychologe.
- Eine innere Auszeit kann Sie davor schützen, sich vom Stress Ihres Umfelds anstecken zu lassen. Schließen Sie Ihre Augen, atmen Sie tief durch und reisen Sie in Gedanken an einen schönen Ort, oder denken Sie an geliebte Menschen.
- Ein ruhiges Auftreten hilft Ihnen selbst und kann beruhigend auf die Umgebung wirken. „Dadurch, dass man sich selbst entspannt, entspannt sich eventuell auch das Gegenüber“, sagt der Experte. Es hilft nicht, selbst hektischer zu werden und damit in eine gemeinsame Spirale zu geraten, in der alle nur noch gestresster werden.
- Wechseln Sie den Arbeitsplatz, wenn Sie können. „Wenn ich nicht darauf angewiesen bin, mit dem Kollegen zusammenzuarbeiten, kann ich mich auch rausziehen“, schlägt Gert Kaluza vor. Bei vielen Jobs ist es möglich, ins Homeoffice, ein ruhigeres Büro oder einen Meeting-Raum zu wechseln.
- Wenn ein Kollege langfristig gestresst ist, hat das wahrscheinlich auch eine negative Wirkung auf Sie und Ihre Arbeit. Eventuell gerät sogar das ganze Team unter Spannung. Zudem kann es laut Gert Kaluza sein, dass Sie sich ernsthafte Sorgen um diese Person machen. Als Führungskraft haben sie zusätzlich die Verantwortung Ihrer Fürsorgepflicht nachkommen müssen. Sprechen Sie das Problem offen an, um auch Ihrem Gegenüber bewusst zu machen, dass er oder sie Hektik verbreitet. Zum Beispiel können Sie sagen: „Ich merke Sie sind gestresst, das ist okay.
Fünf Situationen und wie man mit ihnen umgeht
Konfliktberaterin Ursula Wawrzinek zeigt anhand fünf konkreten Situationen, wie Sie mit komplizierten Begegnungen umgehen können.
- Situation 1: Abwertung
Sobald die ältere Kollegin das Büro verlässt, sagt der machtbewusste Kollege: „Tja, das hat sie mal wieder falsch verstanden, sie ist wirklich nicht besonders helle. Wann geht sie eigentlich in Rente?“ Sie stehen daneben, sind geschockt, weil Sie nicht wollen, dass der Kollege andere runtermacht.
- Was tun? Formulieren Sie sachlich Ihr ungutes Gefühl. Etwa indem Sie sich abgrenzen mit einem Satz wie: „Ich finde es unangenehm, hier so zu lästern.“ Oder: „Finde ich heftig, so eine Aussage. Daran möchte ich mich nicht beteiligen.“ Vertreten Sie die Position möglichst routiniert und klar, ohne den Kollegen persönlich anzugreifen.
- Situation 2: Beharren
Egal welchen Vorschlag Sie fürs Projekt machen, Ihre Kollegin sagt jedes Mal: „Nein, wir haben das immer schon so gemacht. Das ändern wir nicht.“ Sie gibt Ihnen außerdem zu verstehen, dass Ihre Ideen kein Gewicht haben.
- Was tun? Hier setzt eine Person eigene Regeln durch, behindert damit aber direkt Ihre Arbeit. Beschreiben Sie Ihre Beobachtung, Ihr Bedürfnis zum Beispiel so: „Ich habe den Eindruck, dass ich auf diese Weise keinen Beitrag leisten und das Projekt nicht mitgestalten kann.“ Falls die Kollegin dabei bleibt, können Sie einen Schritt weitergehen und sagen: „Das ist für mich schwierig, denn das ist meine Aufgabe. Ich würde das gern gemeinsam mit der Führungskraft besprechen.“
- Situation 3: Manipulation
Die Kollegin klagt über Erschöpfung und sagt: „Kannst du heute bitte diese eine Aufgabe für mich übernehmen? Ich schaffe das einfach nicht.“ Sie wissen, dass die andere ständig versucht, die „Ich-kann-heute-nicht-Karte“ zu spielen, und wollen sich abgrenzen.
- Was tun? Stellen Sie sich schon im Vorfeld darauf ein, dass solche Überrumpelungsaktionen von der Kollegin kommen können. Legen Sie sich wenige einfache Sätze zurecht, zum Beispiel: „Das tut mir leid, dass es dir nicht gutgeht. Aber ich kann deine Arbeit nicht machen, ich habe selbst so viel zu tun.“ Bleiben Sie dabei, wiederholen Sie den Satz. Das reicht oft als Abgrenzung.
- Situation 4: Cholerisches Verhalten
Die Chefin flippt wegen einer Kleinigkeit vor dem Team aus mit den Worten: „Hier läuft nichts! Sie sind unfähig. Das wird Konsequenzen haben.“ Als Sie widersprechen und aufzählen, was alles prima läuft, wird die Chefin noch wütender.
- Was tun? Cholerische Menschen gibt es viele. Man ändert sie nicht, muss sich von ihnen aber auch nichts gefallen lassen. Hilfreich ist ein Doppelschritt: Erkennen Sie zunächst auf sachliche Weise an, dass ein Fehler passiert ist und Sie sich darum kümmern werden. Sagen Sie daraufhin aber auch, dass Sie sich einen sachlichen Ton wünschen. Oft hilft das.
- Situation 5: Viel reden
Der Kollege redet ausgiebig darüber, was er am Wochenende Tolles gemacht hat. Sie wollen ihn stoppen, wissen aber nicht wie.
- Was tun? Erkennen Sie an, was der andere erzählt, und begrenzen Sie dann klar. Zum Beispiel: „Schön, dass dein Wochenende toll war. Ich muss dich jetzt aber unterbrechen, weil ich etwas fertigmachen will.“ Eigentlich einfach - wichtig ist, möglichst rasch einzuhaken. Machen Sie es bei der nächsten Vielrede-Aktion des Kollegen genauso. So lernen beide Seiten.
Umgang mit schwierigen Kollegen im Homeoffice
Auch im Homeoffice können uns nervige Arbeitskollegen begegnen. Es fehlt das Team, das einen mitzieht und motiviert. Die Ergebnisse unserer Arbeit sehen wir kaum noch. Sogar der Schlabber-Look fängt an zu nerven.
- Was tun? Bevor ihr in den Einzelkämpfer-Modus verfallt, holt euch ein Stück Job-Alltag nach Hause. Plant gemeinsame Lunchdates mit Arbeitskollegen per Videokonferenz ein.