Meine Nerven sind am Ende: Was tun? Ein umfassender Ratgeber

Viele Menschen kennen das Gefühl innerer Unruhe. Phasen der Anspannung, in denen man sich zerrissen fühlt, können den Alltag und die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Glücklicherweise gibt es verschiedene Strategien und Hilfsangebote, um mit dieser Belastung umzugehen und die Nerven zu stärken.

Ursachen innerer Unruhe

Innere Unruhe kann vielfältige Ursachen haben:

  • Stress: Stress bei der Arbeit, in der Schule oder im Privatleben kann dazu führen, dass man ständig "unter Strom steht". Ausnahmesituationen wie Trauer oder innere Konflikte können ebenfalls starke Stressoren sein.
  • Drogenkonsum: Regelmäßiger Drogen- oder Alkoholkonsum kann innere Unruhe als Begleiterscheinung haben, insbesondere beim Absetzen der Substanzen.
  • Hormonschwankungen: Hormonschwankungen, beispielsweise während der Schwangerschaft, in den Wechseljahren oder aufgrund von Krankheiten, können Unruhezustände verursachen.
  • Psychische Erkrankungen: In manchen Fällen können psychische Erkrankungen wie eine Bipolare Störung, Schizophrenie oder Demenz hinter Phasen innerer Unruhe stecken.

Wie sich innere Anspannung äußert

In Phasen innerer Unruhe sind Betroffene oft rastlos und angespannt. Sie fühlen sich unwohl, verstimmt oder verspüren einen unerklärlichen Bewegungsdrang. Es fällt ihnen schwer, Impulse zu kontrollieren, sie sind übermäßig aufgeregt, überreizt und nervös. Oft mangelt es an Geduld, was schnell zu Wut führen kann. Im Umgang mit anderen zeigen sie sich unkooperativ, stur, aggressiv oder feindselig.

Äußerlich zeigt sich nervöse Unruhe durch rastloses Verhalten, wie Haare ausreißen, Haut oder Kleidung abschürfen, nervöses Händefalten, Fingerknacken, zielloses Auf- und Abgehen, unruhiges Wippen mit den Füßen, auffällige, unbewusste Bewegungen, Fäusteballen oder emotionale Ausbrüche. Bewegungsdrang, Grübeln und Herzrasen können zu Schlafstörungen führen und den Alltag stark einschränken.

Folgen nervöser Unruhe

Innere Unruhe kann schwerwiegende Folgen für die Gesundheit, das Arbeitsleben und soziale Beziehungen haben:

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  • Gesundheit: Schlafstörungen sind ein häufiges Problem, das zu Schlafmangel und langfristig zu Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes sowie Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit und Denkfähigkeit führen kann.
  • Arbeitsleben: Konzentrationsschwierigkeiten können die Arbeitsleistung beeinträchtigen und zu Konflikten mit Kollegen oder Vorgesetzten führen.
  • Soziale Beziehungen: Rastloses Verhalten und Schwierigkeiten, stillzusitzen oder sich tiefgehend zu unterhalten, können Arbeitskollegen, Familie und Freunde belasten und zu sozialer Isolation führen.

Was tun bei innerer Unruhe?

Für viele Menschen sind Phasen nervöser Unruhe von kurzer Dauer und haben keinen Krankheitscharakter. Dennoch kann die Rastlosigkeit sehr belastend sein. Achtsamkeit und Selbstfürsorge sind wichtige Schritte, um innerer Unruhe zu begegnen und Unruhezuständen vorzubeugen.

Tipps zur Selbsthilfe

  • Quelle der Unruhe finden: Überlegen Sie, ob es eine konkrete Ursache für Ihre Anspannung gibt. Das Erkennen des Auslösers kann das Gedankenkarussell stoppen.
  • Koffein- und Alkoholkonsum reduzieren: Übermäßiger Genuss von Kaffee oder Alkohol kann Überreizung und Anspannung begünstigen.
  • Lage mit Abstand betrachten: Beurteilen Sie, ob Ihre Probleme wirklich so schwerwiegend sind. Setzen Sie Ärgernisse in Bezug zu positiven Aspekten in Ihrem Leben.
  • Zur Ruhe kommen: Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für sich selbst, um sich mit Ihren Gedanken auseinanderzusetzen und sich auf sich selbst zu fokussieren.
  • Entspannungstechniken ausprobieren: Yoga, progressive Muskelentspannung, Achtsamkeitsübungen und Meditation können Körper und Seele wieder in Balance bringen.
  • Bewegung und frische Luft: Sport, Gartenarbeit oder andere Aktivitäten im Freien können helfen, Stress abzubauen.
  • Regelmäßige Bewegung: Sportarten wie Yoga oder Pilates haben eine besonders entspannende Wirkung und stärken so auch unsere Nerven.
  • Regelmäßig meditieren: Um schwachen Nerven vorzubeugen, empfiehlt es sich außerdem, regelmäßig zu meditieren.
  • Ausreichend schlafen: Zu wenig Schlaf führt dazu, dass unser Körper weniger stressresistent ist. Wir sind leichter reizbar und können uns schlechter konzentrieren.
  • Atemübungen: Kurze Atemübungen sind ein bewährtes Mittel gegen Stress und lassen sich ganz einfach in den Alltag integrieren. Versuchen Sie für zwei Minuten ganz gezielt tief in den Bauch hinein zu atmen.
  • Eigene Stärken bewusst machen: Unsicherheit, Ängste und kreisende Gedanken strapazieren unsere Nerven. Umso wichtiger ist es, sich immer wieder auch seine Stärken und seine eigenen Ressourcen bewusst zu machen?
  • Energie effizient nutzen: Wer seine Nerven stark beansprucht, der sollten seine Energie möglichst effizient nutzen. Essen Sie lieber fünf kleinere, anstatt drei große Mahlzeiten zu sich nehmen.
  • Ausreichend trinken: Bei einem Flüssigkeitsmangel können wir uns schlechter konzentrieren und haben weniger Energie. In Zeiten, in denen starke Nerven gefragt sind, ist es deshalb besonders wichtig, ausreichend zu trinken (mindestens 1,5 Liter am Tag).
  • Nicht ständig erreichbar sein: Die ständige Verfügbarkeit, aber auch die Angst, etwas zu verpassen, wenn nicht, sorgt für ein kontinuierlich hohes Stresslevel und strapaziert unsere Nerven.
  • Lachen: Beim Lachen werden Endorphine, auch Glückshormone genannt, ausgeschüttet. Besonders interessant: Unser Körper unterscheidet dabei nicht, ob es ein „richtiges“ oder ein künstliches Lachen ist.
  • Lauwarmes Wasser über die Handgelenke laufen lassen: Lassen Sie sich für zwei bis drei Minuten lauwarmes Wasser über die Handgelenke laufen.
  • Die Anforderungen des Alltags: Lernen Sie Entspannungstechniken für den Alltag und führen Sie Abendrituale ein, in denen Sie sich nur um sich selbst kümmern. Verdrängen Sie Warnsignale wie intensiv auftretende Ungeduld und Gereiztheit nicht und suchen Sie alternative Möglichkeiten, mit denen Sie den Druck des Alltags ablassen können.

Nervennahrung

Auch die Ernährung kann eine wichtige Rolle bei der Stärkung der Nerven spielen:

  • Haferflocken: Sie enthalten komplexe Kohlenhydrate, die uns langfristig mit Energie versorgen und lange satt machen. Ihr hoher Magnesiumgehalt unterstützt die Funktion der Nerven und wirkt der Freisetzung von Stresshormonen entgegen.
  • Zimt oder Vanille: Die perfekte Nervennahrung-Kombi bekommen Sie, wenn Sie Ihre Haferflocken am Morgen noch mit einer Löffelspitze Zimt oder etwas Vanille toppen.
  • Nüsse und Kerne: Sie sind reich an Vitamin B und Magnesium, welche wichtig für unsere Gehirnfunktion und unser Nervensystem sind. Besonders viel davon befinden sich in Walnüssen, Pistazien und Haselnüssen. Walnüsse enthalten darüber hinaus viele der wertvollen Omega-3-Fettsäuren. Mandeln und Cashews sind ein guter Tryptophan-Lieferant.
  • Beruhigende Tees: Tees mit Hopfen, Lavendel, Baldrian, Kamille oder Lindenblüten sind für Ihre beruhigende Wirkung bekannt.
  • Dunkle Schokolade: Auch Schokolade kann Ihre Nerven stärken. Allerdings nur dunkle Schokolade mit einem hohen Kakaogehalt.
  • Paprika: Paprika ist besonders reich an Vitamin C.
  • Spinat: Spinat ist reich an Magnesium, sowie an Vitamin B6 und Kalium.

Nahrungsergänzungsmittel

Zusätzlich zur Ernährung können Nahrungsergänzungsmittel aus der Apotheke die Nerven gezielt stärken. B-Vitamine werden häufig als "Nerven-Vitamine" bezeichnet, da sie Einfluss auf unsere Stimmung, Nerven und unsere Psyche haben. Magnesium hat eine entspannende Wirkung, da es den Körper aktiv dabei unterstützt, die Produktion von Stresshormonen im Körper zu reduzieren. Vitamin C ist wichtig für unser mentales Gleichgewicht.

Das Nervensystem beruhigen

  • Sport: Körperliche Aktivität hilft dir, all das ausgeschüttete Adrenalin und Cortisol abzubauen, und signalisiert deinem Gehirn, dass du die Bedrohung erfolgreich überlebt hast und wieder sicher bist.
  • Stress herausschütteln: Auch wir Menschen können so unseren Stress loswerden, wenn wir für ein paar Minuten den Stress aus uns herausschütteln.
  • Atemtechnik: Eine einfache Übung ist die 4-7-8 Atemtechnik: Während du einatmest, zählst du langsam bis 4, dann hältst du den Atem, während du bis 7 zählst und schließlich atmest du aus, während du bis 8 zählst.
  • Meditation und Achtsamkeitsübungen: Regelmäßige Meditation und Achtsamkeitsübungen den Geist und das Nervensystem beruhigen und dir bei regelmäßiger, täglicher Übung helfen, deine Stressresilienz zu stärken.
  • Emotionen herauslassen: ganz ehrlich - manchmal kann es richtig guttun, einfach mal die angestauten Emotionen herauszulassen.
  • Soziale Interaktionen: Lockere, freundliche und liebevolle soziale Interaktionen sind ein gutes äußeres Zeichen, dass die Welt ein sicherer Ort ist.

Wann zum Arzt?

In folgenden Situationen sollten Sie nicht zögern, einen Arzt aufzusuchen:

  • Die nervöse Unruhe tritt besonders häufig auf und hält lange an.
  • Sie stellen Symptome wie zielloses Auf- und Abgehen, unbewusste Handlungen, Wutausbrüche oder selbstverletzende Verhaltensweisen bei sich fest.
  • Sie leiden unter starkem Schlafmangel.
  • Die innere Unruhe schränkt Sie stark in Ihrer Lebensqualität ein.
  • Sie belastet Ihre Arbeit und die Beziehungen zu anderen Menschen.
  • Symptome kommen hinzu, die auf andere Erkrankungen hindeuten können, zum Beispiel eingeschränktes Erinnerungsvermögen, wechselnd manische und depressive Phasen oder Halluzinationen.
  • Empfinden Sie immer häufiger eine Überbeanspruchung Ihrer Nerven?

Hilfeangebote

Die AOK Sachsen-Anhalt bietet verschiedene Angebote zur Stressbewältigung und Entspannung an, wie zum Beispiel Gesundheitskurse und multimodales Stressmanagement für Grundschüler. Auch eine ambulante Psychotherapie kann bei psychischen Erkrankungen helfen.

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Anlaufstellen für akute Belastungssituationen

  • Psychiatrische Praxis oder Klinik
  • Bundesweiter Bereitschaftsdienst
  • Telefonseelsorge
  • Nummer gegen Kummer für Jugendliche und Kinder
  • Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigungen (Telefonnummer 116 117)
  • Sozialpsychiatrischer Dienst im Gesundheitsamt Ihrer Stadt oder Ihres Landkreises

Nervenregeneration

Verletzte oder geschädigte Nerven können sich im peripheren Nervensystem regenerieren. Dies hängt von der Art der Schädigung und dem Überleben des Zellkörpers ab. Uridinmonophosphat (UMP) und Cytidinmonophosphat (CMP) sowie verschiedene B-Vitamine spielen eine wichtige Rolle bei der Nervenregeneration.

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