Neuromuskuläre Erkrankungen, Myelitis und Hirnstammläsionen können eine Vielzahl von Ursachen, Symptomen und Behandlungsansätzen haben. Dieser Artikel bietet einen detaillierten Überblick über diese komplexen Themen, wobei die Informationen von medizinischen Fachjournalisten überprüft wurden und auf aktuellen Studien, medizinischen Leitlinien und ärztlicher Fachliteratur basieren.
Neuromuskuläre Erkrankungen
Neuromuskuläre Erkrankungen umfassen eine Vielzahl von Störungen, die die Motoneurone (Nerven, die einen Muskel kontrollieren), periphere Nerven, die Signalübertragung zwischen Nerv und Muskel sowie die Muskeln selbst betreffen können. Zu den häufigsten neuromuskulären Erkrankungen gehören Polyneuropathien.
Ursachen von Neuromuskulären Erkrankungen
Die Ursachen für neuromuskuläre Erkrankungen sind vielfältig. Polyneuropathien treten häufig im Rahmen von Diabetes mellitus, Vitaminmangel, Noxen wie Alkohol oder einer Chemotherapie auf. Seltener sind auch Vergiftungen oder entzündliche Varianten zum Beispiel durch Erreger wie Borrelien möglich. Bekannte Auslöser sind auch Autoimmunerkrankungen wie das akute Guillain-Barré-Syndrom, bei denen sich der Körper selbst angreift. Auch können Noxen, Autoimmunkrankheiten (zum Beispiel das akute Guillain-Barré-Syndrom) oder selten Erreger mögliche Auslöser sein.
Nerven können sich aber auch entzünden, was meist bei älteren Personen vorkommt. Noxen sind Stoffe oder Umstände, sie sich negativ auf den Körper auswirken.
Symptome von Neuromuskulären Erkrankungen
Das Beschwerdebild neuromuskulärer Erkrankungen ist meist vielseitig. Gefühlsstörungen in Armen und Beinen, Lähmungen, andauernde Muskelzuckungen oder -schmerzen sind typische Symptome. Neben der Abnahme der Muskelmasse sind hier Lähmungen zu nennen. Es kommen aber natürlich noch viele andere Phänomene hinzu. Muskelschmerzen zum Beispiel, wobei diese häufig auch bei vielen anderen Erkrankungen auftreten und nicht zwangsläufig auf eine primäre Erkrankung des Muskels hinweisen. Beide Merkmale sind aber Kernsymptome von Muskelerkrankungen. Da nicht nur der Skelettmuskel betroffen sein muss, sondern auch der Herzmuskel, sind außerdem Beschwerden wie eine Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen möglich. Ist das Zwerchfell betroffen, kann es zu Atemstörungen kommen. Ebenso sind Kribbel-Missempfindung also wie eine Art „Ameisenlaufen“ möglich oder eine sogenannte Allodynie.
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Muskelschwund ist ein Symptom und keine Erkrankung. Die Masse der Muskulatur nimmt ab und das kann unterschiedliche Gründe haben. Einerseits ist es möglich, dass der Muskel an sich erkrankt ist, andererseits kann der Nerv geschädigt sein, der den Muskel ansteuert und ihm sozusagen Befehle erteilt. Wenn kein Signal mehr kommt, stellt der Muskel irgendwann die Arbeit ein.
Diagnose von Neuromuskulären Erkrankungen
Zu Beginn erfolgt eine sehr ausführliche Anamnese. Dabei wird den Beschwerden im Gespräch genauer auf den Grund gegangen. Außerdem wollen wir mehr über die Familiengeschichte erfahren - leiden Angehörige bereits an neuromuskulären Erkrankungen? Wenn ja, könnte das ein Hinweis auf eine vererbbare Erkrankung sein. Auch ob andere Symptome oder Erkrankungen vorliegen, wird ermittelt. Außerdem schauen wir uns alle Muskeln an. Wie sind die Reflexe? Gibt es Gefühlsstörungen? Auch mögliche Auffälligkeiten im MRT und Ultraschall werden analysiert. Mit der EMG-Diagnostik, also einer Elektromyographie, testen wir die elektrische Aktivität vom Muskel. Wir piksen ihn mit einer kleinen Nadel und sehen zu, wie er agiert (oder arbeitet). Zum Schluss verordnen wir noch Laboruntersuchungen. Über Blutproben ermitteln Labormitarbeiter zum Beispiel den CK-Wert, der bei Muskelschäden erhöht sein kann. Ein weiterer Schritt, der nötig sein kann, ist die Nerven- oder Muskelbiopsie. Dabei entnehmen wir ein Stück eines Nervs oder Muskels und analysieren es genauer unter dem Mikroskop. Im letzten Schritt steht bei vererbbaren Erkrankungen die molekulargenetische Diagnostik zur Verfügung, die sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt hat. Durch das sogenannte Next Generation Sequencing.
Eine gründliche Vordiagnostik kann bei der gezielten Suche nach einer Genmutation sowie der Interpretation unklarer Befunde sehr helfen. Zudem ist eine genetische Diagnostik nur hilfreich, wenn es sich um eine genetische Erkrankung handelt. Liegt zum Beispiel eine primäre Muskelentzündung vor, müssen andere Untersuchungen zum Zuge kommen. Gerade bei schwerwiegenden Krankheiten wie ALS müssen wir uns zunächst sicher sein, dass andere Ursachen ausgeschlossen worden sind. Generell ist es wichtig, sich sehr viel Zeit zu nehmen und den Patienten zu erklären, wie es zu der Diagnose kommt. Am besten sollten Angehörige als Begleitung dabei sein.
Behandlung von Neuromuskulären Erkrankungen
Die Therapie des Patienten richtet sich ganz nach der jeweiligen Erkrankung. Sind die Beschwerden zum Beispiel bedingt durch bakterielle Erreger, kann ein Antibiotikum helfen. Autoimmunerkrankungen werden meist durch Immunsuppression also einer Unterdrückung des Immunsystems behandelt. Spielen Risikofaktoren wie Alkohol oder Vitaminmangel eine Rolle, gilt es diese natürlich zu vermeiden oder zu beseitigen. Aktuell wird auch intensiv und erfolgreich an der Therapie genbedingter neuromuskulärer Erkrankungen geforscht. Gerade bei neuromuskulären Erkrankungen, die das ganze Leben bleiben werden, ist es wichtig, dass Patienten auch selbst aktiv werden. Regelmäßige Ergo-, Logo- und/oder Physiotherapie gehören dann teilweise für immer zum Alltag. Unterstützung erhalten Betroffene außerdem von Selbsthilfeorganisationen, wie zum Beispiel der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke e.V. Verletzte Nerven können prinzipiell wieder nachwachsen - theoretisch circa einen Millimeter pro Tag. Oder aber gesunde Nerven übernehmen die Aufgabe der geschädigten. Bei einer Polyneuropathie gilt es in erster Linie, die verursachenden Risikofaktoren zu vermeiden - also zum Beispiel einen Vitaminmangel auszugleichen.
Myelitis: Entzündung des Rückenmarks
Myelitis ist der medizinische Fachbegriff für eine Entzündung des Rückenmarks. Das Rückenmark ist jener Teil des zentralen Nervensystems, der im Spinalkanal (Wirbelkanal, Rückenmarkskanal) innerhalb der Wirbelsäule verläuft.
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Ursachen von Myelitis
Bei vielen Patienten lässt sich keine Ursache für die Entzündung finden. Mediziner sprechen dann von idiopathischer Myelitis. In anderen Fällen dagegen können sie nachvollziehen, warum sich das Rückenmark entzündet hat:
- Infektionen: Eine infektiös bedingte Myelitis wird direkt durch Infektionserreger ausgelöst. Das können zum Beispiel Viren sein, etwa Herpes-, Entero- oder Coxsackie-Viren, das FSME-Virus, der Erreger der Kinderlähmung (Poliovirus), des Pfeifferschen Drüsenfiebers (Epstein-Barr-Virus) sowie der Aids-Erreger HIV. Auch Bakterien (z.B. die Erreger von Syphilis, Tuberkulose und Borreliose) sowie Parasiten (wie der Auslöser der Bilharziose) und Pilze können auf direktem Wege das Rückenmark entzünden. In anderen Fällen entsteht eine Rückenmarksentzündung nicht durch einen Erreger selbst, sondern durch fehlgeleitete Reaktionen des Immunsystems auf diesen - entweder noch im Rahmen der Infektion (parainfektiöse Myelitis) oder erst danach (postinfektiöse Myelitis). Das kann zum Beispiel bei Masern, Mumps, Röteln oder einer Herpesinfektion passieren.
- Impfungen: Eine postvakzinale Myelitis ist eine Rückenmarksentzündung, die sich vereinzelt nach einer Schutzimpfung entwickelt - beispielsweise nach einer Impfung gegen Tollwut, Tetanus, Masern, Mumps, Röteln, Windpocken, Hepatitis oder Sars-CoV-2. Wie bei einer para- beziehungsweise postinfektiösen Myelitis spielen auch hier fehlgeleitete Abwehrreaktionen eine Rolle.
- Autoimmunerkrankungen: Oft entzündet sich das Rückenmark im Rahmen von Autoimmunerkrankungen. Das sind Erkrankungen, bei denen das Immunsystem aufgrund einer Fehlregulation körpereigenes Gewebe angreift. So kann man zum Beispiel bei Multipler Sklerose und Erkrankungen aus dem Spektrum der Neuromyelitis optica (NMOSD) eine autoimmun bedingte Myelitis beobachten. Weitere Autoimmunerkrankungen, die mit einer Rückenmarksentzündung einhergehen können, sind zum Beispiel Sarkoidose, Systemischer Lupus erythematodes, eine autoimmunbedingte Gefäßentzündung (Vaskulitis) sowie Kollagenosen (entzündliche Autoimmunerkrankungen des Bindegewebes).
- Paraneoplastische Myelitis: Im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung kann eine paraneoplastische Myelitis auftreten. Vermutlich reagiert dabei das Immunsystem auf gemeinsame Antigene des Tumors und des Nervensystems (Antigene sind Strukturen, an denen Antikörper binden können). Das heißt: Antikörper, die das Immunsystem gegen die Krebszellen bildet, greifen hier versehentlich auch das Rückenmark an und lösen so eine Entzündung aus.
- Weitere Ursachen: Vergiftungen etwa mit Blei können ebenfalls eine Myelitis verursachen. Außerdem kann eine Rückenmarksentzündung physikalisch bedingt sein, beispielsweise infolge einer Strahlentherapie, wie sie zur Krebstherapie durchgeführt wird (radiogene Myelitis oder Strahlenmyelitis).
Diagnose von Myelitis
Der Arzt beginnt in der Regel mit der Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese), wenn er Beschwerden wie Missempfindungen oder Taubheitsgefühlen auf den Grund gehen will. Besonders wichtig ist die klinisch-neurologische Untersuchung.
Mittels MRT (Magnetresonanztomografie oder Kernspintomografie) machen Ärzte Bilder des Rückenmarks in hoher Auflösung. Auch eine Liquordiagnostik ist bei der Abklärung einer Myelitis notwendig.
Bei einer nicht-infektiösen Myelitis gelingt manchmal der Nachweis von bestimmten Autoantikörpern. So weisen etwa die meisten Patienten mit einer Erkrankung aus dem Formenspektrum der Neuromyelitis optica Antikörper gegen Wasserkanäle in der Membran bestimmter Nervenzellen auf (Aquaporin-4-Antikörper).
Behandlung von Myelitis
Die Myelitis-Behandlung richtet sich nach der Krankheitsursache. Ärzte verordnen beispielsweise Antibiotika, wenn Bakterien das Rückenmark entzündet haben. Mit Virostatika (virenhemmenden Mitteln) wiederum behandeln sie eine Myelitis durch Viren.
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Wenn Abwehrreaktionen des Immunsystems gegen einen Erreger hinter der Rückenmarksentzündung stecken (para-, postinfektiöse oder postvakzinale Myelitis), können Glukokortikoide ("Kortison") helfen. Sie wirken entzündungshemmend und unterdrücken Immunreaktionen (immunsuppressive Wirkung).
Bei einer schweren Myelitis führen Ärzte womöglich eine Art Blutwäsche durch: Das Blutplasma des Patienten wird ausgetauscht (Plasmapherese) beziehungsweise man filtert gezielt lösliche Faktoren des Immunsystems aus dem Blut heraus (Immunadsorption).
Bei Grunderkrankungen wie Multipler Sklerose, Neuromyelitis optica oder einer Tumorerkrankung sind weitere Therapiemaßnahmen nötig.
Hirnstammläsionen
Der Hirnstamm ist ein Teil des zentralen Nervensystems, das sich seinerseits aus dem Gehirn und dem Rückenmark zusammensetzt. Der Hirnstamm dabei im innersten Abschnitt des Gehirns lokalisiert und beinhaltet verschiedene Zentren für die Regulation lebenswichtiger Vorgänge. Vereinfacht ausgedrückt versteht man unter Hirnstammläsionen alle Schädigungen von Nervengewebe im Bereich des Mittelhirns, der Pons oder der Medulla oblongata. Es kommt dann zur Ausbildung einer Reihe von Symptomen, was man dann als Hirnstammsyndrom bezeichnet.
Ursachen von Hirnstammläsionen
Hirnstammläsionen können vielfältige Ursachen zugrunde liegen. Die verschiedenen Strukturen des Hirnstamms können sowohl durch akute Ereignisse als auch durch chronische Prozesse geschädigt werden. Meist liegt der Schädigung des Gewebes und der Nerven eine Durchblutungsstörung des entsprechenden Bereichs zugrunde. Diese wiederum kann durch verschiedene Faktoren hervorgerufen werden.
- Hirninfarkte: Eine der häufigeren Ursachen einer Hirnstammläsionen ist der Schlaganfall.
- Traumata: Eine weitere mögliche Ursache für Hirnstammläsionen sind Unfälle mit Beteiligung des Kopfes, medizinisch spricht man auch von einem Schädel-Hirn-Trauma.
- Entzündliche Prozesse: Auch verschiedene Entzündungsprozesse können eine Läsion von Strukturen des Hirnstammes nach sich ziehen. Ein relativ häufiges Krankheitsbild, im Rahmen dessen eine solche Läsion auftreten kann, ist die Multiple Sklerose.
- Tumorerkrankungen: Bei Tumoren handelt es sich um gutartige oder bösartige Neubildungen von Gewebe. Auch wenn ein Tumor an sich gutartig und somit von einer Krebserkrankung zu unterscheiden ist, kann das Wachstum benachbarte Strukturen bedrängen und dadurch schädigen.
Symptome von Hirnstammläsionen
Die Symptomkombination einer Hirnstammläsion wird als Hirnstamm-Syndrom bezeichnet. Das Krankheitsbild hängt dabei ganz von der Lokalisation und dem Ausmaß der Schädigung ab. Ein typisches Erscheinungsbild der Hirnstammläsion ist die sogenannte gekreuzte Hirnstammsymptomatik. Es zeigt sich dabei eine Schädigung von Hirnnerven auf der Seite der Läsion in Kombination mit sensiblen und motorischen Beeinträchtigungen auf der Gegenseite.
Die Hirnnerven erfüllen vielfältige Aufgaben, sodass es im Rahmen einer Läsion beispielsweise zu Ausfällen im Bereich der Gesichtsmuskulatur, des Berührungsempfindens, des Geschmackes, des Sehens und Hörens oder des Gleichgewichtssinnes kommen kann. Auch Störungen des Schluckvorganges können auf Schädigungen von Hirnnerven hinweisen.
Der Hirnstamm beinhaltet wichtige regulatorische Zentren wie das Atem- und Kreislaufzentrum. Kommt es zu Läsionen in einem dieser Bereiche, kann dies unter Umständen lebensbedrohlich sein. Häufig ist dabei auch das Brechzentrum mitbeteiligt, sodass sich die Patienten oft initial übergeben müssen.
Diagnose von Hirnstammläsionen
Bei Verdacht auf eine Hirnstammläsion ist eine ausführliche Diagnostik unerlässlich. Dabei folgt auf eine Anamnese, in der vor allem Fragen zu möglichen Unfällen und dem genauen zeitlichen Verlauf des Beschwerdebildes gestellt werden, die körperliche Untersuchung.
Auch bildgebende Verfahren kommen bei der Diagnostik von Hirnstammläsionen zum Einsatz. An erster Stelle steht dabei die Magnetresonanztomographie, in der vor allem das Hirngewebe gut dargestellt werden kann. Mögliche Infarkte oder Blutungen können so gut lokalisiert werden.
Ein sogenanntes Elektroenzephalogramm, kurz EEG, kann die elektrischen Signale von Nerven messen und somit auch zur Diagnostik von Hirnstammläsionen eingesetzt werden.
Behandlung von Hirnstammläsionen
Die Therapie der Hirnstammsyndrome richtet sich stets nach der Ursache der Läsion. Daher kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Frage.
Liegt ein Hirninfarkt als Ursache für die Läsion vor, dann sollte dringend abgeklärt werden, ob es sich um einen Gefäßverschluss oder eine Blutung handelt. Auch bei schwerwiegenden Schädigungen des Hirnstammes mit Beeinträchtigung der Atmung und des Kreislaufs müssen sofort Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
Ausfälle der Muskulatur können auch nach Behandlung der Ursache der Hirnstammläsion ein langfristiges Problem für die Betroffenen darstellen. Daher können verschiedene Therapiekonzepte zur Anwendung kommen, die sowohl physiotherapeutische als auch logopädische und ergotherapeutische Behandlungen beinhalten.
Multiple Sklerose (MS) und Schmerzen
Multiple Sklerose (MS) ist eine sehr unterschiedlich verlaufende chronische Erkrankung des Zentralen Nervensystems, bei der an verschiedenen Stellen im Gehirn entzündliche Veränderungen mit narbiger Rückbildung an den Nervenfasern auftreten können. Symptome können Behinderungen der Koordination, wie Seh- und Gefühlsstörungen sowie Lähmungen der Arme und Beine sein.
Bei chronischen Schmerzen leidet nicht nur der Körper. Soll eine Behandlung wirken, muss sie auch Psyche und Sozialleben mit einbeziehen. Dank einer multimodalen Therapie entriss Patientin Sandra Lorenz dem Schmerz das Steuer und lenkt nun wieder selbst.
Multimodale Schmerztherapie
Weil das chronifizierte Schmerzgeschehen multifaktoriell ist, sollte auch die Behandlung aus verschiedenen Bausteinen bestehen. Schmerzmittel allein sind nicht die Lösung. „Unser multimodales Konzept adressiert deshalb Körper, Seele und soziales Umfeld. Es soll die Lebensqualität insgesamt verbessern und die gesunden Anteile stärken. Das erreichen wir mit ärztlichen, psychologischen, bewegungs- und entspannungstherapeutischen und medikamentösen Mitteln“, zählt Norbert Grießinger auf. Die Teilnehmenden sollen zu Expertinnen und Experten für sich und ihren Schmerz werden und lernen, sich selbst etwas Gutes zu tun. Das habe den besten Langzeiteffekt.
Stattdessen startet ein Tag im Gruppenprogramm mit medizinischer Trainingstherapie. Jede gewonnene Erkenntnis, jede nützliche Erfahrung schrieb die Patientin auf ein kleines Merkkärtchen. In Einzelgesprächen mit dem leitenden Psychologen Peter Mattenklodt deckte sie Stück für Stück negative Denkmuster auf und legte sich Alternativen zurecht, die sich besser anfühlten.
Fühlen und spüren, den Körper wahrnehmen - darum geht es auch in den Übungsverfahren, die Fachpflegekraft Claudia Hafner anleitet. Dazu zählt die Progressive Muskelentspannung (PME). Ein weiteres Verfahren ist die Eutonie. Claudia Hafner und Peter Mattenklodt trainieren mit ihren Patientinnen und Patienten auch die Fähigkeit, Dinge, Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen - auch Schmerzen - wahr- und anzunehmen, wie sie sind. Kein Bewerten, kein krampfhaftes Verändernwollen - der Kern von Achtsamkeit.
Extrasystolen
Extrasystolen können als Einzelschläge, als Doppelschläge oder als Salven auftreten. Um die Diagnose zu stellen, benötigt der Arzt eine EKG-Dokumentation. Treten die Extraschläge während der Ruhe-EKG-Messung nicht auf, wird ein Langzeit-EKG durchgeführt, das für 24 Stunden an bis zu sieben Tagen den Herzschlag aufzeichnet. So gelingt es, auch gelegentliche Extrasystolen zu erfassen. Es gibt viele Faktoren, die den Herzrhythmus beeinflussen und Extrasystolen verursachen können. Bei gesunden Menschen können Schlafmangel, Stress, Genussgifte wie Alkohol und Nikotin sowie Koffein ebenso zusätzliche Herzschläge auslösen wie ein Kalium- oder Magnesiummangel. Allerdings können auch Schilddrüsenerkrankungen, Bluthochdruck und verschiedene Herzerkrankungen hinter den Extrasystolen stecken.
Nicht immer müssen Extrasystolen behandelt werden. Bei harmlosen Extraschlägen aus den Vorhöfen beispielsweise ist eine Therapie nur dann nötig, wenn Betroffene unter Beschwerden leiden. Häufig genügt es, Auslöser wie Stress oder Alkohol zu meiden. Steckt ein Kalium- oder Magnesiummangel hinter den Extrasystolen, lassen sich die Beschwerden durch eine kalium- und magnesiumreiche Ernährung oder gegebenenfalls die Einnahme von Kalium- oder Magnesiumpräparaten lindern.
Interventionelle Radiologie bei Rückenschmerzen
Fehlhaltungen und oft einseitige Belastung der Wirbelsäule können auch zu Bandscheibenvorfällen (Austritt des weichen Bandscheibenkernes) führen. Als Folge von Druck oder sonstiger Irritation einer Nervenwurzel, beispielsweise durch einen Bandscheibenvorfall oder durch verschleißbedingte knöcherne Verengungen in der Nervenverlaufsbahn können Schmerzen im Rücken und Beschwerden im Versorgungsgebiet des betroffenen Nervs (radikuläre Schmerzen) entstehen.
Bei Injektionen an der Wirbelsäule spielt die interventionelle Radiologie -also die gezielte medizinische Behandlung unter sicherer und unmittelbarer Bildkontrolle (quasi unter Live Bedingungen)- eine große Rolle. Da sich hier das sehr empfindliche Rückenmark bzw. die Nervenwurzeln befinden, bieten CT-gesteuerte Injektionen ein hohes Maß an Sicherheit. Ziele sind die langfristige Beeinflussung des sogenannten Schmerzgedächtnisses (Schmerzlinderung, Herabsetzung der Nervenerregbarkeit) sowie Entzündungshemmung und lokale Durchblutungssteigerung. Die zielgenaue Behandlung direkt am Ort des Schmerzgeschehens ermöglicht eine schnelle Wirkung bei geringer Medikamentendosis.
Studien zu Multipler Sklerose
Es gibt verschiedene Beobachtungsstudien zu Multipler Sklerose, die darauf abzielen, die Sicherheit und Wirksamkeit verschiedener Therapien zu beurteilen.
- PERFECT: Eine Beobachtungsstudie mit dem Ziel, die Sicherheit der subcutanen Interferon-beta-Gabe hinsichtlich lokaler Reaktionen und grippeähnlicher Symptome zu erfassen.
- CLADQoL: Eine Beobachtungsstudie zur Beurteilung der gesundheitsassoziierten Lebensqualität bei Patienten, die eine Therapie mit Cladribin beginnen.
- TAURUS-II: Eine Beobachtungsstudie zur Beurteilung der Wirksamkeit, Lebensqulität und Verträglichkeit bei Patienten, die eine Therapie mit Teriflunomid beginnen.
- PROFILE: Eine Beobachtungsstudie, in der Patienten verschiedenen Profilen mit spezifischem medizinischem Bedarf zugeordnet werden, um verschiedene Therapiesituationen in der aktuellen Behandlung der MS darzustellen.
- PANGAEA 2.0: Eine Beobachtungsstudie für Patienten, die auf Fingolimod umgestellt werden. Ziel ist die Untersuchung des Krankheitsverlaufes nach der Medikamentenumstellung.
- CONFIDENCE: Eine Beobachtungsstudie zur Beurteilung der Langzeitsicherheit und Wirksamkeit von Ocrelizumab.
- MS-CYCOG: Die Beobachtungsstudie MS-CYCOG untersucht den Zusammenhang zwischen Beeinträchtigungen in der Informationsverarbeitung in Abhängigkeit von Cytokin-Status, kortikaler Atrophie und Degeneration bei MS.
Auswirkungen von MS-Schubtherapie während der Schwangerschaft
Treten während der Schwangerschaft MS-Schübe auf, so werden diese in der Regel mit einer intravenösen Infusion von Methylprednisolon (Kortison) behandelt. Es gibt neuere Untersuchungen, welche zeigen, dass erhöhte Konzentrationen von Glucocorticoiden (zu denen auch „Kortison“ gehört) während der Schwangerschaft langfristige Veränderungen der Entwicklung des ungeborenen Kindes verursachen können.
Schlafstörungen bei Multipler Sklerose
Unabhängig vom Ausmaß der neurologisch-funktionellen Beeinträchtigung sind Fatigue und Depression wesentliche Prädiktoren der eingeschränkten Lebensqualität bei Patienten mit MS. Schlafstörungen sind Kardinalsymptome bei Fatigue und Depression, wobei unklar ist, ob Fatigue und Depression zu Schlafstörungen führen oder umgekehrt.
Innovative Marker für kognitive Störungen bei MS
Kognitive Funktionsstörungen sind bei MS eine der Hauptursachen für soziale Beeinträchtigungen, eine verringerte Lebensqualität, Erwerbsunfähigkeit und geringe Rehabilitationseffekte. Die Ursache der kognitiven Funktionsstörungen bei MS ist unklar. Es ist aber wahrscheinlich, dass Entzündungsmediatoren (Zytokine) hierbei eine wesentliche Rolle spielen. Erhöhte Zytokinkonzentrationen spielen möglicherweise auch in der Entstehung der im MRT sichtbaren kortikalen Atrophie eine Rolle.
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