Magnesiummangel und Muskelkrämpfe - ein Zusammenhang, der allgemein bekannt ist. Doch warum führt eine verminderte Magnesium-Konzentration im Blut (Hypomagnesiämie) zu Muskelkrämpfen? Dieser Artikel beantwortet häufige Fragen, erklärt die Wirkung von Magnesium im Körper, zeigt Symptome eines Magnesiummangels auf, beleuchtet unbehandelte Folgen und stellt Therapiemöglichkeiten vor.
Symptome eines Magnesiummangels
Magnesium ist ein Mineral, das zu etwa 60 % im Knochen und zu 40 % in der Skelettmuskulatur vorkommt. Nur etwa ein Prozent zirkuliert im Blut. Es ist für viele Prozesse und Funktionen unerlässlich, kann aber vom Körper nicht selbst hergestellt werden und muss über die Nahrung aufgenommen werden. Der tägliche Bedarf variiert je nach Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand und körperlicher Aktivität, liegt aber für gesunde Erwachsene bei 300 bis 400 Milligramm pro Tag.
Magnesium trägt zur Balance zwischen Anspannung und Entspannung des Skelettmuskels bei, sorgt für die Weiterleitung von Impulsen an Nerven und Herzmuskeln, entspannt die Muskulatur der Blutgefäße, wirkt beruhigend auf das zentrale Nervensystem, unterstützt die Darmbewegung und festigt zusammen mit Calcium Knochen und Zähne.
Ein Magnesiummangel kann sich vielfältig äußern:
- Muskelsymptome: Nächtliche Wadenkrämpfe, Muskelkrämpfe (z. B. am Oberschenkel, in Füßen oder Zehen), Muskelverspannungen, Lidzucken, Muskelzucken (z. B. im Gesicht), Muskelschwäche, Kribbeln oder Taubheitsgefühle in Fingern und Füßen.
- Herz-Kreislauf-Symptome: Herzrhythmusstörungen, Durchblutungsstörungen, erhöhte Herzfrequenz (bis hin zu Herzrasen), Bluthochdruck.
- Symptome des Nervensystems: Müdigkeit oder Abgeschlagenheit, Erschöpfung, Spannungskopfschmerz, Migräne, Zittern, innere Unruhe, Stress, Schlafstörungen, Nervosität.
- Magen-Darm-Symptome: Verdauungsbeschwerden, Verstopfung.
Ursachen eines Magnesiummangels
Ein Magnesiummangel bleibt oft unbemerkt, bis der Magnesiumspiegel im Blut sehr niedrig ist (unter 0,5 mmol/l). Ein Arzt kann ihn anhand einer Blutuntersuchung feststellen. Normale Magnesiumwerte liegen bei 0,75 bis 1,1 mmol/l (1,7 bis 2,7 mg/dl), ein Mangel bei Werten unter 0,7 mmol/l.
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Die Ursachen sind vielfältig:
- Reduzierte Zufuhr: Eine einseitige oder Mangelernährung.
- Erhöhter Bedarf: Stress, schwere körperliche Arbeit, Sport, Schwangerschaft und Stillzeit.
- Erhöhte Ausscheidung: Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Einnahme von Diuretika oder Abführmittel, starkes Schwitzen (z. B. bei Leistungssportlern).
- Gestörte Resorption: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, fortgeschrittenes Lebensalter. Genetische Faktoren können ebenfalls eine Rolle spielen.
Behandlung eines Magnesiummangels
Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist die natürlichste Magnesiumquelle. Bei leichter Hypomagnesiämie reicht es oft aus, magnesiumreiche Nahrungsmittel vermehrt zu konsumieren. Dazu gehören:
- Bananen
- Spinat, Brokkoli
- Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen)
- Weizenkleie, Haferflocken, Reis, Sesam, Mohn
- Nüsse, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, Mandeln
- Vollkornbrot
- Kartoffeln
- Schokolade, Marzipan
Kann der Bedarf nicht über die Nahrung gedeckt werden, können Magnesiumpräparate eingenommen werden. Diese sollten nicht zusammen mit Zink oder Calcium eingenommen werden, da dies die Magnesiumaufnahme beeinträchtigen kann. Auch Phosphate und Oxalate können die Aufnahme hemmen, während Alkoholkonsum die Ausscheidung fördert.
Magnesium und Vitamin D stehen in enger Verbindung. Magnesium wird benötigt, um Vitamin D in seine aktive Form umzuwandeln, und Vitamin D fördert die Magnesiumaufnahme aus dem Darm. Daher ist ausreichend Sonnenlicht wichtig.
Bei Verdacht auf einen Magnesiummangel sollte ein Arzt aufgesucht werden, insbesondere bei schweren Mangelerscheinungen, in der Schwangerschaft oder bei Nierenleiden.
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Magnesiummangel und Wadenkrämpfe
Magnesium ist für die Kontraktion und Entspannung der Muskeln notwendig. Calcium führt zur Muskelanspannung, Magnesium sorgt für die Entspannung, indem es den Calciumeinstrom verringert. Gerät dieses Zusammenspiel aus dem Gleichgewicht, können Verspannungen und Krämpfe entstehen.
Allerdings spielen auch andere Faktoren eine Rolle, wie eine ausreichende Durchblutung, die Weiterleitung von Impulsen zwischen Nerv und Muskel und eine gesunde Funktion des Skelettsystems. Daher können Muskelkrämpfe auch trotz ausreichenden Magnesiums auftreten, beispielsweise aufgrund von Gefäßerkrankungen, Nerven- oder Muskelerkrankungen, Flüssigkeitsmangel oder orthopädischen Problemen. Es gibt auch Wadenkrämpfe ohne erkennbare Ursache.
Nächtliche Wadenkrämpfe sind besonders häufig. Eine Erklärung ist, dass der Magnesiumspiegel im Körper in der Ruhephase absinkt. Auch eine unbemerkte Verkühlung bestimmter Muskelpartien in der Nacht kann einen Krampf auslösen.
Was tun bei einem akuten Wadenkrampf?
- Dehnen Sie die Wadenmuskulatur, indem Sie die Ferse nach vorne ausstrecken und die Zehen zurückziehen.
- Massieren Sie den schmerzenden Muskel.
- Schieben Sie den Unterschenkel mit sanftem Druck von Kniegelenk und Ferse aus zusammen.
Ursachenforschung bei wiederkehrenden Wadenkrämpfen
Bei häufigen nächtlichen Wadenkrämpfen sollte die Ursache ärztlich abgeklärt werden. Regelmäßige Bewegung, Dehnübungen, eine ausgewogene Ernährung und die Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit Mineralstoffen, insbesondere Magnesium, sind wichtig.
Weitere Ursachen für Muskelkrämpfe
Neben Magnesiummangel gibt es weitere mögliche Ursachen für Muskelkrämpfe:
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- Überforderung oder Unterforderung des Muskels: Sowohl intensive sportliche Betätigung als auch mangelnde Bewegung können Krämpfe auslösen.
- Falsches Schuhwerk: Ungeeignete Schuhe können die Muskulatur überlasten.
- Flüssigkeitsmangel/Dehydration: Ein Mangel an Flüssigkeit kann den Elektrolythaushalt stören.
- Nährstoffmangel: Neben Magnesium können auch andere Nährstoffmängel Krämpfe verursachen.
- Arzneimittel: Bestimmte Medikamente können als Nebenwirkung Muskelkrämpfe verursachen.
- Toxine: In Pflanzen enthaltene Giftstoffe können Krämpfe auslösen.
- Neurologische Störungen/Nervenschäden: Erkrankungen des Nervensystems können die Muskelsteuerung beeinträchtigen.
- Durchblutungsstörungen: Eine mangelnde Durchblutung kann zu Sauerstoffmangel in der Muskulatur führen.
- Metabolische Störungen: Das Zusammentreffen mehrerer Faktoren kann Muskelkrämpfe begünstigen.
Wann zum Arzt?
Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn die Muskelkrämpfe sehr häufig auftreten, nachts den Schlaf rauben, sich tagsüber bemerkbar machen oder sich trotz Dehnen und Massagen nicht auflösen. Zusätzliche Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Bewegungseinschränkungen sind ebenfalls ein Warnsignal.
Diagnose von Wadenkrämpfen
Der Arzt wird sich die Beschwerden genau erläutern lassen und eine körperliche Untersuchung durchführen. Gegebenenfalls werden weitere Untersuchungen veranlasst:
- Elektromyografie (EMG): Messung der elektrischen Muskelaktivität, um Muskelerkrankungen oder Nervenstörungen zu erkennen.
- Elektroneurografie: Messung der Leitfähigkeit der Nerven, um Nervenschädigungen festzustellen.
- Dopplersonografie: Ultraschalluntersuchung zur Beurteilung der Durchblutung.
- Blutuntersuchung: Analyse des Blutes, um Mangel oder Überschuss an Elektrolyten, Blutzucker sowie Leber- und Nierenwerte zu bestimmen.
- Hormonspiegel: Bei Verdacht auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse.
Behandlung von Wadenkrämpfen
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Wadenkrämpfe. Bei Störungen im Elektrolyt- und Wasserhaushalt wird auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine ausgewogene Ernährung geachtet. Bei Magnesiummangel können Magnesiumpräparate eingenommen werden. Bei nächtlichen Wadenkrämpfen kann Chininsulfat helfen (nur nach ärztlicher Rücksprache). Bei Erkrankungen der Muskulatur sind physiotherapeutische Maßnahmen hilfreich. Bei Dystonien können Medikamente wie Botulinum-Toxin oder Benzodiazepine verordnet werden. Bei Erkrankungen des Nervensystems sorgen durchblutungsfördernde Arzneien für eine Besserung. Wenn die Krämpfe als Nebenwirkung eines Medikamentes auftreten, kann möglicherweise ein anderes Präparat gewählt werden.
Alternative Behandlungen
- Homöopathie: Verschiedene Mittel können bei Muskelkrämpfen entspannend und schmerzlindern wirken (Cuprum metallicum, Magnesium phosphoricum, Valeriana officinalis, Thuja).
- Akupunktur: Nach der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) sind die Organe Leber und Milz für eine ausgewogene Muskelfunktion zuständig. Akupunktur kann helfen, die Krämpfe zu behandeln.
Prävention von Wadenkrämpfen
- Regelmäßige Bewegung
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
- Ausgewogene Ernährung mit ausreichend Magnesium, Kalium und Kalzium
- Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum
- Rechtzeitige Behandlung von Grunderkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck
- Regelmäßige Dehnübungen
- Aufwärmen vor dem Sport
Magnesium trotz Krämpfe
Es ist wichtig zu verstehen, dass Muskelkrämpfe vielfältige Ursachen haben können und Magnesiummangel nur eine davon ist. Auch wenn Magnesium eine wichtige Rolle bei der Muskelentspannung spielt, bedeutet eine ausreichende Magnesiumzufuhr nicht zwangsläufig, dass Muskelkrämpfe vollständig verschwinden. Wenn Krämpfe trotz Magnesiumeinnahme weiterhin auftreten, sollte man weitere Ursachen in Betracht ziehen und einen Arzt konsultieren.
Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft
Wadenkrämpfe sind in der Schwangerschaft häufig, da der Bedarf an Magnesium erhöht ist. Treten Wadenkrämpfe häufig auf, sollte ein Arzt konsultiert werden. Magnesiumpräparate können helfen, den Magnesiumspiegel wieder aufzufüllen.