Meningokokken-Impfung bei Kindern: Wichtige Informationen für Eltern

Meningokokken-Erkrankungen sind gefürchtet, da sie innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden können. Besonders Säuglinge und Kleinkinder sind gefährdet. Glücklicherweise gibt es wirksame Impfungen, die Ihr Kind schützen können. Dieser Artikel bietet Ihnen einen umfassenden Überblick über die Meningokokken-Impfung bei Kindern, basierend auf den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) und aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Was sind Meningokokken und warum sind sie gefährlich?

Meningokokken sind Bakterien der Art Neisseria meningitidis. Es gibt 12 verschiedene Untergruppen (Serogruppen), von denen in Deutschland hauptsächlich die Serogruppen B und C vorkommen. Schwere, invasive Erkrankungen werden meist durch die Serogruppen A, B, C, W, X und Y verursacht, wobei die verschiedenen Erreger weltweit unterschiedlich häufig vorkommen.

Meningokokken können schwere Erkrankungen wie Hirnhautentzündung (Meningitis) und Blutvergiftung (Sepsis) verursachen. Beide Erkrankungen können innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich verlaufen.

Symptome einer Meningokokken-Erkrankung

Die Symptome einer Meningokokken-Erkrankung können anfangs unspezifisch sein und einer Grippe ähneln. Bei Babys können folgende Symptome auftreten:

  • Fieber
  • Erbrechen
  • Reizbarkeit oder Schläfrigkeit
  • Krämpfe
  • Aufschreien
  • Vorgewölbte Fontanelle

Ältere Kinder klagen möglicherweise über:

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  • Kopfschmerzen
  • Nackensteifigkeit
  • Lichtempfindlichkeit
  • Schweres Krankheitsgefühl

Wichtig: Bei Anzeichen einer Meningokokken-Erkrankung sollte sofort ein Arzt oder ein Krankenhaus aufgesucht werden!

Mögliche Folgen einer Meningokokken-Erkrankung

Auch bei rechtzeitiger Behandlung können Meningokokken-Erkrankungen schwerwiegende Folgen haben. Bis zu 30 Prozent der Betroffenen haben mit gravierenden Spätfolgen zu kämpfen. Dazu zählen beispielsweise:

  • Neurologische Schäden
  • Hörverlust
  • Lernschwierigkeiten
  • Verhaltensauffälligkeiten
  • Amputationen (bei Sepsis)
  • Tod

Die allgemeine Sterblichkeit bei einer Meningokokken-B-Erkrankung liegt dem RKI zufolge in Deutschland bei etwa acht Prozent. Von 2015 bis 2019 seien in Deutschland insgesamt 59 Todesfälle berichtet worden - die meisten Todesfälle traten bei Säuglingen und Kleinkindern auf.

Wie erfolgt die Ansteckung mit Meningokokken?

Meningokokken werden durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen, beispielsweise beim Husten, Niesen oder Sprechen. Die Erreger können den Nasen-Rachen-Raum besiedeln, ohne dass es zu einer Erkrankung kommt. Etwa jeder 10. Mensch ist Träger von Meningokokken, ohne es zu wissen. Da Meningokokken außerhalb des Körpers rasch absterben, kommt es bei Begegnungen ohne engen Kontakt in der Regel nicht zu einer Ansteckung.

Welche Meningokokken-Impfungen werden für Kinder empfohlen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt verschiedene Impfungen gegen Meningokokken, um Kinder bestmöglich zu schützen.

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Impfung gegen Meningokokken C

Die STIKO empfiehlt für alle Kinder eine Impfung gegen Meningokokken C im Alter von 12 Monaten. Eine fehlende Impfung sollte bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden. Die Kosten für die Impfung übernehmen die Krankenkassen bundesweit, wenn sie im 2. Lebensjahr erfolgt.

Impfung gegen Meningokokken B

Seit Januar 2024 empfiehlt die STIKO für alle Kinder Impfungen gegen Meningokokken B im Alter von 2, 4 und 12 Monaten. Spätestens bis zum 5. Geburtstag sollten Nachholimpfungen erfolgen.

Impfung gegen Meningokokken ACWY

Für bestimmte Risikokinder oder für Kinder, die längere Auslandsaufenthalte vor sich haben, empfiehlt die STIKO ab dem Alter von 1 Jahr eine Impfung mit einem A-C-W135-Y-Konjugat-Impfstoff. Diese Impfung ist besonders wichtig für Reisen in Regionen, in denen diese Serogruppen häufig vorkommen, wie beispielsweise im "Meningitisgürtel" Afrikas oder bei Pilgerreisen nach Saudi-Arabien.

Impfschemata im Detail

Die Impfschemata für die verschiedenen Meningokokken-Impfungen variieren je nach Alter des Kindes.

Meningokokken B

  • Säuglinge im Alter von 2 bis 5 Monaten: Grundimmunisierung mit zwei Impfungen im Abstand von mindestens zwei Monaten. Alternativ kann auch mit dem Schema 3+1 geimpft werden.
  • Säuglinge im Alter zwischen 6 und 11 Monaten: Grundimmunisierung mit zwei Impfungen im Abstand von mindestens zwei Monaten.
  • Kinder im Alter zwischen 12 und 23 Monaten: Grundimmunisierung mit zwei Dosen Meningokokken-B-Impfstoff in einem Mindestabstand von zwei Monaten.
  • Kinder ab zwei Jahren, Jugendliche und Erwachsene: Meningokokken-B-Impfung durch zwei Impfstoffgaben im Abstand von mindestens einem Monat.

Meningokokken C

  • Kinder ab dem vollendeten 12. Lebensmonat, Jugendliche und Erwachsene: Eine einmalige Injektion.

Meningokokken ACWY

  • Das Impfschema richtet sich nach dem verwendeten Impfstoff und den Empfehlungen der STIKO.

Welche Impfstoffe stehen zur Verfügung?

Es gibt verschiedene Arten von Meningokokken-Impfstoffen:

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  • Konjugatimpfstoffe: Diese Impfstoffe sind besonders wirksam, da sie eine starke Immunantwort hervorrufen und einen längeren Schutz bieten. Sie sind gegen die Serogruppen A, C, W und Y verfügbar.
  • Meningokokken B-Impfstoffe: Seit 2013 ist mit 4CMenB (Bexsero) der erste Meningokokken B Impfstoff für alle Altersgruppen ab dem vollendeten 2. Lebensmonat und seit Mai 2017 ein weiterer Meningokokken B Impfstoff (Trumenba) zur Anwendung bei Personen ab dem vollendeten 10. Lebensjahr zugelassen. Sie haben den Vorteil, dass sie eine breite Stammabdeckung bieten, d.h. sie sind gegen einen Großteil der zirkulierenden, potenziell tödlichen Meningokokken-Stämme der Serogruppe B wirksam.

Mögliche Impfreaktionen und Nebenwirkungen

Wie bei jeder Impfung können auch bei der Meningokokken-Impfung Impfreaktionen und Nebenwirkungen auftreten. Diese sind in der Regel mild und klingen nach wenigen Tagen von selbst wieder ab.

Häufige Impfreaktionen sind:

  • Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Impfstelle
  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Allgemeines Unwohlsein

Bei der Impfung gegen Meningokokken B kommt es häufiger zu hohem Fieber und Reizbarkeit. Auch Magen-Darm-Beschwerden, wie Durchfall, treten etwas häufiger auf.

Zur Fiebersenkung oder Linderung der Beschwerden solle vor allem Paracetamol benutzt werden, da es in Studien untersucht wurde und die Impfantwort nicht stört. Die STIKO empfiehlt daher, vorbeugend Zäpfchen mit Paracetamol bei oder kurz nach der Impfung zu geben. Sprechen Sie die Kinderärztin oder den Kinderarzt gegebenenfalls darauf an.

Schwere Nebenwirkungen sind sehr selten.

Warum wird die Meningokokken-B-Impfung erst seit 2024 allgemein empfohlen?

Es gibt mehrere Gründe, warum eine allgemeine Impf-Empfehlung gegen Meningokokken B erst 2024 kam:

  • Eine Meningokokken-B-Infektion ist insgesamt eine seltene Erkrankung in Deutschland.
  • Die wissenschaftlichen Daten zur Meningokokken-B-Impfung waren vorher unvollständig. Daten etwa zur Langzeitwirksamkeit standen noch aus.
  • Es war bisher noch nicht geklärt, ob und wie der Impfstoff dafür eingesetzt werden kann, einen Herdenschutz zu erzeugen. Mittlerweile wurde festgestellt, dass die Impfung nicht vor einer symptomlosen Besiedlung der Nasen-Rachen-Schleimhaut mit Meningokokken schützt.

Meningokokken-Impfung als Reiseimpfung

Für Reisen in bestimmte Regionen der Welt kann eine Meningokokken-Impfung als Reiseimpfung sinnvoll sein. Dies gilt insbesondere für Reisen in den "Meningitisgürtel" Afrikas, wo die Serogruppen A, C, W und Y häufig vorkommen. Auch für Pilgerreisen nach Saudi-Arabien ist eine Impfung gegen Meningokokken ACWY vorgeschrieben.

Kostenübernahme durch die Krankenkasse

Die Kosten für die von der STIKO empfohlenen Meningokokken-Impfungen werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

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