Implantat-Akupunktur bei Morbus Parkinson: Eine Übersicht

Morbus Parkinson, im Volksmund auch als Schüttellähmung bekannt, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem ältere Menschen betrifft. Die Erkrankung beginnt meist schleichend zwischen dem 50. und 80. Lebensjahr und ist durch eine Einschränkung der Bewegungsfähigkeit gekennzeichnet. Häufig treten gleichzeitig Muskelsteifigkeit, Zittern oder Schütteln auf. Obwohl die Ursachen von Morbus Parkinson bis heute nicht vollständig geklärt sind und die Erkrankung nach aktuellem Stand der Wissenschaft nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Therapieansätze, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Ein vielversprechender komplementärmedizinischer Ansatz ist die Implantat-Akupunktur. Diese Methode, die eine Weiterentwicklung der Ohrakupunktur darstellt, kann unterstützend zur Linderung von Bewegungsstörungen beitragen und die Lebensqualität von Parkinson-Patienten verbessern.

Was ist Implantat-Akupunktur?

Bei der Implantat-Akupunktur werden kleine Nadeln aus medizinischem Rein-Titan an Ohr-Akupunktur-Punkte gesetzt und implantiert. In China ist diese Methode schon seit über 1500 Jahren bekannt. Chinesische Ärzte setzten bei chronischen Schmerzpatienten sowie bei schwer heilbaren neurologischen Erkrankungen resorbierbare Kollagenfasern aus Darmsaiten an vordefinierte Ohr-Akupunkturpunkte.

Die Implantat-Ohr-Akupunktur (I-O-A) wird seit wenigen Jahren bei neurologischen Erkrankungen in Deutschland eingesetzt. Hierbei wird immer wieder über eine Verbesserung der Symptome und Lebensqualität bei Patienten mit Morbus Parkinson berichtet. Systematische Anwendungsbeobachtungen aus der Praxis fehlen jedoch.

Die ständige Stimulation dieser Punkte soll das zentrale Nervensystem anregen, wieder mehr körpereigenes Dopamin im Gehirn freizusetzen.

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Der Unterschied zur traditionellen Akupunktur

Die bisherigen Dauernadeln im Ohr hatten nur eine kurze Verweildauer im Ohr. Durch die neuen Implantate sind nun, abhängig vom eingesetzten Material, eine Wirkdauer von 3, 12, 15 und 60 Monaten und bei Titanimplantaten sogar eine unbegrenzte Stimulation möglich. Die wiederauflösbaren Implantate, auch als Templantate bezeichnet, lösen sich je nach Modell zwischen 3 und 60 Monaten ohne Rückstände wieder auf. Titanimplantate werden primär bei chronischen und neurologischen Erkrankungen eingesetzt. Im Vordergrund steht die Beeinflussung des zentralen Nervensystems.

Wie funktioniert die Implantat-Akupunktur?

Bei der Implantat-Akupunktur werden winzige, biokompatible Titan-Implantate an definierten Punkten der Ohrmuschel dauerhaft eingesetzt. Durch den ständigen Kontakt der Implantatnadeln mit den Ästen des zentralen Nervensystems über das Ohr entstehen elektrische Impulse, die die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe anregen und damit verschiedene Körperfunktionen positiv beeinflussen können.

Die ständige Stimulation dieser Punkte soll das zentrale Nervensystem anregen, wieder mehr körpereigenes Dopamin im Gehirn freizusetzen.

Anwendung und Ergebnisse der Implantat-Akupunktur bei Parkinson

Die Implantat-Akupunktur kann im Rahmen eines komplementärmedizinischen Ansatzes unterstützend zur Linderung von Bewegungsstörungen beitragen und die Lebensqualität verbessern.

Langzeitbeobachtungen und Studienergebnisse

Eine aktuelle Langzeitbeobachtung deutet darauf hin, dass die Implantat-Akupunktur bei Morbus Parkinson Symptome nachhaltig reduzieren und den Verlauf positiv beeinflussen kann. Viele Patientinnen und Patienten berichten über eine spürbare Verbesserung ihrer Beweglichkeit, Schlafqualität und allgemeinen Lebenszufriedenheit.

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Die veröffentlichten Ergebnisse zweier Langzeitbeobachtungen der Mediziner Dr. Rolf Wlasak und Dr. Stefan Lobner zeigen, dass sich Parkinson-Symptome wie Tremor, Muskelsteifigkeit und Bewegungsverlangsamung verringerten. Bei Patienten mit RLS wurden Schlafstörungen und unruhige Beine deutlich gelindert.

Eine Entwicklung wie bei Trude S. konnten die Ärzte sehr oft beobachten. „Wir haben festgestellt, dass sich nach der Behandlung die Lebensqualität vieler Patienten steigert“, so Dr. Lobner. „Parkinson und RLS sind leider unheilbar, aber unsere nicht-medikamentöse Methode lindert oft die Symptome, reduziert den Bedarf an Medikamenten und schafft dadurch mehr Lebensqualität“, so Dr. Lobner.

Verbesserung der Lebensqualität

Durch die signifikante Reduzierung der typischen Parkinson-Symptome (wie z. B. Tremor, Muskelsteifigkeit, Bewegungsverlangsamung) stellte sich über die Zeit bei vielen Patienten eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität ein.

Reduzierung der Medikamenteneinnahme

Ein weiterer positiver Effekt der Implantat-Akupunktur ist die mögliche Reduzierung der Medikamenteneinnahme. Da die ständige Stimulation der Akupunkturpunkte das zentrale Nervensystem anregen soll, wieder mehr körpereigenes Dopamin im Gehirn freizusetzen, kann dies dazu beitragen, den Bedarf an Medikamenten zu verringern und somit auch mögliche Nebenwirkungen zu reduzieren.

Prospektive Verlaufsbeobachtung

Um den Stellenwert der Implantat-Ohr-Akupunktur (I-O-A) bei Morbus Parkinson in dem bewährten westlichen Behandlungskonzept zu untersuchen, setzten wir eine prospektive Verlaufsbeobachtung ein. 82 Patienten mit Morbus Parkinson wurden konsekutiv von Januar 2005 bis Dezember 2006 in unserer Parkinson-Sprechstunde für die nachfolgende Studie erfasst (Tab.1). Alle Patienten unterschrieben vor der Behandlung eine Einverständniserklärung über den geplanten Eingriff sowie der telefonischen Nachsorge.

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Während der Behandlung wurden kleine Nadeln aus medizinischem Rein-Titan (IMPLAX" / Firma Lametec) an französische und chinesische Ohr-Akupunkturpunkte gesetzt und implantiert (Abb.3). Alle Punkte wurden mit dem RAC (Reflexe auriculocardiaque) sowie der Very-Point-Technik (nach Gleditsch) ermittelt. Es wurden nur Titan-Nadeln gesetzt, wenn übereinstimmend nach RAC und Very-Point-Technik aktive Punkte gefunden wurden. Alle 82 Patienten wurden vom selben Untersucher behandelt und ausgewertet. Vom Stichtag der Implantation wurden alle Patienten im Abstand von 4, 8 und 16 und 24 Wochen nach der Implantation telefonisch interviewt, ggf. auch persönlich nachuntersucht. Hierzu wurde ein differenzierter Befundbogen prospektiv angelegt.

Nach Prüfung der Ein- und Ausschlusskriterien konnten 79 Patienten vollständig ausgewertet werden. Für diese Patienten wurden jeweils 2 Endpunkte (158 Hauptgründe für Implantation) vor der Behandlung definiert (Tab. 2) Zusätzlich erfassten wir, ob durch die Behandlung mit den eingesetzten Implantaten eine Reduzierung der bisher eingenommen Parkinson-Medikation erreicht werden konnte. Die Auswertung erfolgte mittels eines standardisierten Beantwortungsbogens. Dieser wurde per Telefoninterview im Abstand von 4, 8, 16 und 24 Wochen nach der Implantation abgefragt. Alle Endpunkte wurden von den Patienten wie folgt gewertet (Tab. 3). Zusätzlich wurden alle Studienteilnehmer 6 Monaten (24 Wochen) nach der Implantation zu einer Gesamtbeurteilung der Wirksamkeit dieser Methode (I-O-A) befragt (Tab. Alle Patienten wurden gebeten die Parkinson-Medikation möglichst konstant zu halten, damit das Ergebniss nicht durch eine Umstellung der Medikation beeinträchtigt wurde. Ebenfalls wurden zusätzliche komplementäre Anwendungen, welche ggf.

79 Patienten erhielten im Schnitt 11,2 Nadeln (Range 3 - 37). Hierbei wurden die folgenden Ohr-Akupunkturpunkte ausgewählt (Tab. Tab. 4 Wochen nach der Implantation berichteten 51% der Patienten von einer signifikanten Verbesserung zum Ausgangsbefund. 8 Wochen nach der Implantation war diese Zahl auf 62 % der Patienten angestiegen. In der Endpunktauswertung ergab sich 24 Wochen nach der Implantat-Ohr-Akupunktur (I-O-A) das folgende Ergebniss (Tab. Tab. Bei der Untersuchung der Nebenendpunkte (Nebengrund für Implantation) konnte eine Reduzierung der Medikamente in 21% aller Patienten erreicht werden. Bei 7 von 11 Patienten war eine Obstipation (Verstopfung) rückläufig. Alle anderen Nebenendpunkte waren nicht signifikant bzw. die Fallzahl zu gering.

Empfehlung aufgrund hoher Patientenzahl und Langzeiterfahrung

Die Untersuchung schlussfolgert: Aufgrund der hohen Anzahl der bisher behandelten Parkinson-Patienten und der Langzeiterfahrung mit dieser Methode könne Implantat-Akupunktur grundsätzlich bei Morbus Parkinson empfohlen werden.

Für wen ist die Implantat-Akupunktur geeignet?

Die Implantat-Akupunktur eignet sich für Patienten mit Morbus Parkinson, Restless Legs Syndrom und beginnender Demenz. Die gerade veröffentlichten Ergebnisse dreier Langzeitbeobachtungen der Mediziner Dr. Rolf Wlasak und Dr. Stefan Lobner zeigen deutlich, dass Implantat-Akupunktur (Neurostimulation) vielen Menschen mit Morbus Parkinson, Restless Legs Syndrom und beginnender Demenz helfen kann: Symptome werden oftmals gelindert, die Lebensqualität erhöht und das Fortschreiten der Erkrankung häufig hinausgezögert. Außerdem haben sich bei vielen Probanden Antrieb und Stimmung verbessert.

Die Rolle der Implantat-Akupunktur im medizinischen Spektrum

Akupunktur spaltet Ärzte als auch Patienten. Noch bis in die 90er Jahre wurde die chinesische Akupunktur als Außenseitermethode betrachtet. Heute ist sie in der Schmerztherapie bereits als fester Bestandteil innerhalb der Schulmedizin integriert worden. Auch in anderen Indikationen, wie z.B.

Die Implantat-Ohr-Akupunktur (I-O-A) ist demgegenüber noch weitgehend unbekannt. In Deutschland wird die Methode bisher nur vereinzelt von spezialisierten Ärzten und anderen Therapeuten angeboten. Für die betroffenen Patienten ist daher die Qualifikation des Arztes sowie die individuelle Beratung über die mögliche Prognose von immenser Bedeutung.

Wichtige Hinweise zur Durchführung und Vergleichbarkeit

Für die korrekte Durchführung und Vergleichbarkeit müssen bestimmte Richtlinien bei der Anwendung der Implantat-Ohr-Akupunktur (I-O-A) beachtet werden. Im Sinne einer ganzheitlichen Beratung und Aufklärung der Patienten sollten auch zusätzliche Maßnahmen erwähnt werden. Entgiftung des Körpers von Schadstoffen (z.B. Verbesserung der Gehirndurchblutung (z.B. Sicherlich dürfen diese Maßnahmen nicht überbewertet werden, weil sie nicht kausal für die Entstehungsgeschichte des Morbus Parkinson verantwortlich zu machen sind. Evtl. können sie aber die Folgeerscheinungen durch die Grunderkrankung lindern.

Die intensive Zuwendung zu den Patienten während dieser Verlaufskontrolle ergab zudem die Beobachtung, dass sehr häufig seelische Verletzungen und Traumata für die Auslösung eines Morbus Parkinson verantwortlich sein können.

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