Taubheitsgefühl nach Zahnimplantat: Ursachen, Behandlung und Prävention

Zahnimplantate sind eine beliebte und bewährte Lösung, um verlorene Zähne zu ersetzen und bieten ästhetisch und funktionell ansprechende Ergebnisse. Sie werden fest in den Kiefer eingesetzt, sind belastbar und funktionstüchtig wie natürliche Zähne. Trotz ihrer vielen Vorteile sind Zahnimplantate jedoch nicht gänzlich ohne Risiken. Nach dem Einsetzen sind regelmäßige Kontrollen sehr wichtig, um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Was sind Zahnimplantate?

Zahnimplantate sind künstliche Zahnwurzeln, die in den Kieferknochen eingesetzt werden, um einen oder mehrere fehlende Zähne zu ersetzen. Sie bestehen meist aus Titan oder Keramik und verwachsen fest mit dem Knochen, wodurch ein stabiler und dauerhafter Halt für den Zahnersatz gewährleistet wird.

Allgemeine Risiken von Zahnimplantaten

Wie bei jedem chirurgischen Eingriff gibt es auch bei der Implantation gewisse Risiken. Dazu gehören:

  • Blutungen: Leichte Blutungen während und nach dem Eingriff sind normal, da kleinere Blutgefäße durchtrennt werden. Diese sollten jedoch innerhalb eines angemessenen Zeitraums nachlassen.
  • Infektionen: Trotz steriler Techniken kann es in seltenen Fällen zu Infektionen im Bereich des Implantats kommen. Symptome können Schwellungen, Rötungen oder ein unangenehmes Gefühl sein.
  • Nervenschäden: Im Unterkiefer verlaufen wichtige Blutgefäße und Nerven. Werden Implantate im Unterkiefer nahe dem Alveolarnerv eingesetzt, besteht die Gefahr, diesen zu verletzen. Nervenschäden können zu einem Taubheitsgefühl, Kribbeln oder sogar Schmerzen in der Unterlippe, Kinn und Zähnen führen.
  • Periimplantitis: Die Periimplantitis ist eine Entzündung des Gewebes um ein Zahnimplantat herum und stellt eines der signifikantesten postoperativen Risiken dar. Sie wird durch die Ansammlung von Bakterien (bakterielle Plaque) um das Implantat verursacht.
  • Unzureichende Knochenqualität oder -quantität: Für eine erfolgreiche Implantation ist ausreichend gesunder Kieferknochen notwendig.
  • Reaktion auf das Implantatmaterial: Selten können Patienten auf das Material des Implantats (z.B. Titan) allergisch reagieren.

Ursachen für Taubheitsgefühl nach Zahnimplantat

Eines der möglichen Risiken nach einer Zahnimplantation ist ein Taubheitsgefühl im Operationsbereich. Dieses Gefühl kann verschiedene Ursachen haben:

Lokalanästhesie

Vor der Implantation injiziert der Zahnarzt ein Lokalanästhetikum, um Schmerzen während der Operation zu verhindern. Diese betäubende Wirkung blockiert die Nervenenden für etwa 3-4 Stunden, was zu einer Parästhesie (Empfindungsstörung) führen kann. In den ersten Tagen nach dem Eingriff sind schmerzhafte Empfindungen, Zahnfleischbluten und eine temporäre Taubheit normal.

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Nervverletzungen

Eine der Hauptursachen für Taubheitsgefühle nach einer Zahnimplantation ist die Verletzung von Nerven. Der Trigeminusnerv, der größte der zwölf Hirnnerven, besteht aus vielen Enden, die die Zähne sensibel versorgen. Eine Verletzung dieses Nervs kann durch Dehnung, Kompression oder sogar vollständige Durchtrennung der Nervenfasern erfolgen.

Es gibt verschiedene Grade von Nervenverletzungen:

  • Neuropraxie: Eine leichte Nervenverletzung, bei der keine strukturelle Schädigung vorliegt. Normalerweise stellt sich die Empfindlichkeit innerhalb von 4-8 Wochen wieder her.
  • Axonotmesis: Eine mäßige Verletzung, bei der die Nervenhülle intakt bleibt, aber das Kinn oder das Zahnfleisch taub bleibt. Die Empfindlichkeit kehrt innerhalb von 8-16 Wochen zurück, kann aber später etwas geringer sein als vor der Verletzung.
  • Neurotmesis: Eine schwere Schädigung, bei der die Integrität des Nervs und seiner Hülle beeinträchtigt ist.

Die Verletzung von Nerven durch Implantate ist insgesamt selten, aber schwerwiegend. Im Unterkieferknochen des Seitenzahnbereichs verläuft der Unterkiefernerv (Nervus alveolaris inferior) in einem Kanal unterhalb der Wurzelspitzen und versorgt den Knochen und die Zähne der betreffenden Seite mit Sensibilität. Wenn für die Implantateinbringung zu tief gebohrt und das Implantat zu tief platziert wird, kann der Unterkiefernerv gequetscht, teilweise oder ganz durchtrennt werden. Je nach Verletzungsgrad resultiert daraus ein zeitweiliges bis dauerhaftes Taubheitsgefühl im Kinn-Lippen-Bereich der betroffenen Seite. Auch sind Missempfindungen und Schmerzen neben einem Sensibilitätsverlust möglich.

Nicht nur die direkte Verletzung des Nerven kann zu Empfindungsstörungen führen. Auch bei sehr knappem Abstand zwischen Implantatspitze und Nerv kann durch einen Bluterguss oder ein Ödem (Schwellung) im Knochen Druck auf den Nerv ausgeübt werden.

Im Gegensatz zum Unterkiefer gibt es im Oberkiefer keinen Hauptnerven, der Schaden erleiden kann. Die sensible Versorgung der Zähne wird über feine Nervenverästelungen, die im Seitezahnbereich über die darüberliegende Kieferhöhle und im Frontzahnbereich über den subnasalen Raum in die Zähne einziehen, erreicht. Trotzdem ist es möglich, durch Implantate kleinere Nervenbahnen zu verletzen. Daraus könnte der Sensibilitätsverlust einzelner Zähne z.B. des Eckzahns resultieren.

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Falsche Positionierung oder Länge des Implantats

Wenn das Implantat nicht korrekt im Kieferknochen eingesetzt wird oder die falsche Länge hat, kann es zu Kompression oder Irritation von Nerven kommen.

Diagnose und Behandlung von Taubheitsgefühl nach Zahnimplantat

Wenn nach der Implantation ein Taubheitsgefühl auftritt, ist es wichtig, den Zahnarzt zu konsultieren, um die Ursache zu ermitteln und eine geeignete Behandlung einzuleiten.

Die Diagnose umfasst in der Regel:

  • Untersuchung der Mundhöhle durch den Zahnarzt.
  • Bewertung des neurologischen Status anhand der geschädigten Äste des Trigeminusnervs.
  • Röntgenaufnahmen/Computertomographie (CT, DVT), um den Abstand zwischen Implantat und Nervkanal zu messen und die genaue Position des Implantats zu beurteilen.

Die Behandlung variiert je nach Ursache und Schwere der Verletzung.

  • Bei leichten Verletzungen (Neuropraxie) reicht oft eine medikamentöse Therapie aus.
  • Bei schwerwiegenden Fällen, wie einer starken Nervenschädigung (Neurotmesis), kann es erforderlich sein, das Implantat zu entfernen oder neu zu positionieren.
  • Ödem, Bluterguß: Zuwarten; evtl. Kortisongabe nach Absprache mit einem Neurologen/Neurochirurgen. Schmerztherapie, evtl. Physiotherapie.

Wenn ein Nerv durchtrennt wurde, kann eine operative Nervnaht Voraussetzung für eine bessere Regeneration schaffen. Bei Implantaten, die in den Nervkanal reichen, ist aber die umgehende Entfernung bzw. Re-Positionierung zu diskutieren.

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Prävention von Taubheitsgefühl nach Zahnimplantat

Um das Risiko von Taubheitsgefühl nach Zahnimplantaten zu minimieren, sind folgende Maßnahmen wichtig:

  • Sorgfältige Planung: Durch sorgfältige Röntgen-Diagnostik (gegebenenfalls CT, DVT) lässt sich der Abstand zwischen Knochenoberkante und Nervkanal messen. Danach sollte die Implantatlänge mit einem Sicherheitsabstand bestimmt werden. Bei nervnahen Implantaten sind heutzutage Planungen unter Zuhilfenahme von 3D-Röntgen (CT, DVT) State-of-the-Art. Auch helfen spezielle Bohrerstopps bei der exakten Implantatbettaufbereitung um ein zu tiefes Bohren zu verhindern.
  • Erfahrener Spezialist: Ein erfahrener Zahnarzt oder Kieferchirurg, der sich auf Implantologie spezialisiert hat, kann den Eingriff kompetent durchführen und mögliche Probleme frühzeitig erkennen.
  • Moderne Verfahren: Mit modernen Verfahren wie einer Digitalen Volumentomographie (DVT) kann der Verlauf der Nerven und Zahnwurzeln im Vorfeld betrachtet werden. Das macht eine Implantation sicherer.
  • Sicherheitsabstand: Jede Implantatbehandlung sollte einen Sicherheitsabstand von 2 mm zum Nerv einhalten, so dass Nervverletzungen, die typischerweise durch Planungsfehler und Unachtsamkeit des Implantologen beim Bohren verursacht werden, vermieden werden können.

Weitere mögliche Komplikationen nach Zahnimplantaten

Neben Taubheitsgefühlen gibt es weitere mögliche Komplikationen nach Zahnimplantaten:

  • Schmerzen: Leichte Schmerzen in den ersten Tagen nach der Implantation sind normal. Bei stärkeren oder anhaltenden Schmerzen sollte ein Arzt aufgesucht werden.
  • Entzündungen (Periimplantitis): Eine Entzündung des Gewebes und des Knochens rund um das Zahnimplantat kann zu Lockerung und Verlust des Implantats führen.
  • Lockerung des Implantats: Wenn ein Zahnimplantat nicht fest in den Knochen einheilt, kann es sich lockern.
  • Schäden an Nachbarzähnen: Bei der Implantation können die Nachbarzähne beschädigt werden.
  • Verletzungen der Kieferhöhle: Im Oberkiefer kann es bei der Implantation zu Verletzungen der Kieferhöhle kommen.

Vorbeugung von Komplikationen

Um Komplikationen nach Zahnimplantaten vorzubeugen, sind folgende Maßnahmen wichtig:

  • Gute Mundhygiene: Regelmäßiges Zähneputzen, die Verwendung von Zahnseide und Mundspülung können dazu beitragen, Infektionen und Plaquebildung um das Implantat herum zu verhindern.
  • Strikte Nachsorge: Befolgen Sie die Anweisungen Ihres Zahnarztes nach der Implantation genau.
  • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Regelmäßige Vorsorge-Untersuchungen sind wichtig, damit Ihr Arzt ein Problem früh erkennen kann.
  • Professionelle Zahnreinigung: In Ergänzung zu Ihrer persönlichen Mundhygiene sind regelmäßige professionelle Zahnreinigungen dringend angezeigt. Idealerweise sollten Sie zwei- bis dreimal im Jahr einen Termin bei uns vereinbaren.
  • Verzicht auf Rauchen: Sind Sie Raucher, überlegen Sie sich sehr gut, ob Sie nicht doch aufhören können. Wenn ja, hätte das nicht nur positive Auswirkungen auf Ihren allgemeinen Gesundheitszustand, sondern auch auf Ihre Zähne und Ihre Zahnimplantate.

Zahnimplantate für Angstpatienten

Viele Patienten haben Angst vor dem Zahnarzt. Die Ursachen können lange zurückliegen. Bei uns brauchen Sie sich nicht zu schämen, wenn Sie zu den Angstpatienten gehören. Sprechen Sie deshalb offen mit uns. Nur dann können wir eine individuelle Lösung finden, die auf Ihre persönlichen Bedürfnisse abgestimmt ist. Entscheiden Sie sich für Implantate, bieten wir Ihnen für die Zeit des chirurgischen Eingriffes eine zusätzliche Sedierung mit Lachgas an. Es wirkt beruhigend und angstlösend.

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