Demenzerkrankungen gehören zu den häufigsten und folgenreichsten neuropsychiatrischen Erkrankungen im höheren Alter. In Deutschland leiden derzeit etwa 1,6 Millionen Menschen an diesem Verfall ihrer geistigen Leistungsfähigkeit, bis 2050 ist mit einem Anstieg auf knapp 3 Millionen Betroffene zu rechnen. Nach und nach werden Orientierung, Urteilsfähigkeit, aber auch Sprach- und Rechenfähigkeit sowie Teile der Persönlichkeit zerstört. Es gibt über 50 verschiedene Ursachen einer kognitiven Störung oder Demenz. Alzheimer ist eine davon.
Was ist Demenz?
Bei einer Demenz kommt es zu einem Abbau geistiger Fähigkeiten mit Nachlassen des Gedächtnisses sowie anderer Leistungsbereiche des Gehirns, die zu einer Beeinträchtigung im Alltag führen. Demenz-Syndrome können bei einer Vielzahl von Erkrankungen auftreten. Eine Klärung der Ursache ist wichtig, um behandelbare und damit möglicherweise rückbildungsfähige Formen nicht zu übersehen.
Unterscheidung von Demenz und Delir
Es ist wichtig, Demenz von anderen Zuständen wie Delir (Delirium) und Depression zu unterscheiden. Während eine Demenz allmählich fortschreitet, tritt ein Delir immer akut auf und ist durch Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit, der Kognition und der Erregung gekennzeichnet. Depressionen bei älteren Patient*innen können sich als „Pseudodemenz“ manifestieren, bei der die Person einen kognitiven Verfall zeigt, der dem einer neurokognitiven Erkrankung ähnelt. Menschen mit Pseudodemenz haben ausgeprägtere depressive Symptome, oft eine Vorgeschichte von Depressionen und eine bessere Einsicht in ihren Zustand als Menschen mit Demenz. Leichte Gedächtnisprobleme können als Teil des normalen Alterns auftreten. Der damit verbundene leichte kognitive Rückgang wird als benigne Altersvergesslichkeit bezeichnet.
Ursachen von Demenz
Prinzipiell werden primär-degenerative und symptomatische Demenzen unterschieden.
Primär Degenerative Demenzen
Zu den primär degenerativen Demenzen, bei denen es ohne andere verursachende Erkrankung zu einem Hirnabbau kommt, gehören:
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- Alzheimer-Demenz: Die Alzheimer Demenz beginnt meist um das 65. Lebensjahr. Charakteristisch ist der fortschreitende Untergang von Nervenzellen, der im Schläfen- und Scheitellappen des Gehirns am stärksten ausgeprägt ist. Bei Alzheimer sterben Nervenzellen und ihre Verbindungen untereinander ab. Bei Alzheimer-Erkrankten beobachtet man zwischen den Nervenzellen vermehrt harte, unauflösliche Ablagerungen (Plaques). Im Inneren der Zellen wiederum kommt es zu einer chemischen Veränderung der sogenannten Tau-Fibrillen. Sie sind eigentlich wichtig für die Zellstruktur und den Nährstofftransport. Darüber hinaus ist weniger Acetylcholin im Gehirn von Alzheimer-Betroffenen vorhanden.
- Demenz mit Lewy-Körperchen: Es kommt zu einer Demenz, bei der besonders zu Beginn die Aufmerksamkeit, Handlungskompetenz und visuell-räumliche Leistungen betroffen sind. Die Gedächtnisstörung steht anfangs nicht im Vordergrund. Typisch für die Lewy-Körper-Demenz ist, dass es zu einer wechselnden Aufmerksamkeit und Wachheit der Patienten kommt (erst wach, plötzlich nicht ansprechbar und benebelt wirkend), optische Halluzinationen (Sehen von Gegenständen, Formen oder Farben, die nicht da sind) auftreten und die Patienten zusätzlich unter Parkinson-Symptomen, wie Zittern, Steifigkeit der Muskulatur und Gangstörung leiden. Oft bestehen bei dieser Demenzform Verhaltensstörungen in der REM-Phase (Traumschlaf).
- Fronto-temporale Demenzen: Die Gruppe der fronto-temporalen Demenzen, also der Demenzen mit Betroffensein von Stirn- und Schläfenlappen, besteht aus mehreren Unterformen, von denen die sogenannte Verhaltensvariante gekennzeichnet ist durch eine fortschreitende Verschlechterung von Verhalten und/oder Gedächtnis. Zusätzlich müssen mindestens drei der folgenden Symptome auftreten: enthemmtes Verhalten, Apathie oder Passivität, Verlust von Mitgefühl oder Einfühlungsvermögen, stereotypes oder ritualisiertes/zwanghaftes Verhalten, Veränderung der Ernährung (Essattacken, in den Mund nehmen von nicht essbaren Dingen). Eine andere Unterform ist die primär progrediente Aphasie, also der fortschreitende Verlust der Sprache, der schließlich zu einer Einschränkung im Alltag führt.
Symptomatische Demenzen
- Vaskuläre Demenzen: Diese Demenzerkrankung stellt unter den symptomatischen Demenzen die größte Gruppe dar. Hier sind die das Gehirn versorgenden Blutgefäße erkrankt, zum Beispiel durch Arteriosklerose. Bei Verstopfung größerer Blutgefäße sind größere Infarkte (Schlaganfälle) die Folge, aber auch die Mangeldurchblutung von kleinsten Blutgefäßen kann zu einem schleichenden Nervenzelluntergang führen (Mikroangiopathie). Je nach Ort der Schädigungen im Gehirn ist die Symptomatik unterschiedlich. Es existieren drei wesentliche Hypothesen, wie es zu einer vaskulären=durchblutungsbedingten Demenz kommt:
- Die Summationstheorie: mehrere große Schlaganfälle führen zum Untergang einer kritischen Gewebemasse des Gehirns.
- Strategischer Infarkt: es kommt zu einem Schlaganfall in einem strategisch wichtigen Hirnareal, so dass die Verbindung zu anderen Hirnarealen unterbrochen oder gestört ist.
- Theorie der diffusen Schädigung: viele kleine verstreute Läsionen zerstören eine kritische Gewebemasse.
- Andere symptomatische Demenzerkrankungen: Es gibt mehr als 30 weitere Ursachen für symptomatische Demenzen. Im Folgenden werden einige aufgelistet:
- Sog. Normaldruckhydrozephalus (Aufstau von Nervenwasser)
- Stoffwechselstörungen der Schilddrüse
- Nierenerkrankungen
- Leberfunktionsstörungen
- Multiple Sklerose
- Entzündungen durch Tuberkulose, Borrelien, HIV, Lues
- Folgen von Schädel-Hirn-Verletzungen
- Hirntumoren oder Metastasen von anderen Tumoren
- Kohlenmonoxid- oder Schwermetallvergiftungen
- Chronischer Alkoholkonsum und andere Suchtmittel
Symptome und Verlauf
Die Symptome entwickeln sich in der Regel langsam und verschlechtern sich zunehmend über mehrere Jahre. Zu Beginn kann der Verlauf ganz schleichend, nahezu unmerklich sein. Die Alzheimer-Krankheit kann bei jedem etwas unterschiedlich verlaufen. Man geht bei Alzheimer von einer durchschnittlichen Erkrankungsdauer von 12 bis 24 Jahren aus. Im Anfangsstadium der Demenz erleben Betroffene die beginnende Vergesslichkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Fehlbeurteilungen von Situationen meist noch sehr bewusst. Sie versuchen, ihre Defizite vor ihrer Umgebung zu verbergen, und entwickeln Kompensationsmechanismen.
Stadien der Demenz
- Leichte Kognitive Beeinträchtigung (MCI): In dieser frühen Phase treten leichte Beeinträchtigungen des Denkens und Erinnerns auf, die im Alltag zunächst kaum einschränken. Menschen mit MCI nehmen Veränderungen manchmal selbst wahr, doch oft fällt sie zuerst Angehörigen auf. An deren Beginn stehen in den meisten Fällen leichtgradige, aber messbare Einschränkungen kognitiver Fähigkeiten, die sich noch nicht nachteilig auf die Bewältigung von Alltagsaufgaben auswirken. Meist ist das Kurzzeitgedächtnis betroffen. Innerhalb von 5 Jahren entwickelt die Hälfte der Betroffenen eine Demenz.
- Leichtgradige Demenz: In diesem Stadium zeigt sich zunehmend Vergesslichkeit im Alltag, insbesondere was das Kurzzeitgedächtnis betrifft. Es wird schwieriger, neue Informationen zu behalten. Gespräche sind anstrengender - oft fehlen Worte oder der Gedanke geht verloren. Gegenstände wie Schlüssel oder Brille werden häufiger verlegt. Hinzu kommen erste Probleme mit der Orientierung in Raum und Zeit. Viele alltägliche Aufgaben - wie einkaufen, kochen oder die Wäsche machen - gelingen noch gut. Viele Menschen mit Demenz merken nun deutlich, dass etwas nicht stimmt. Aus Scham oder Unsicherheit versuchen sie, ihre Schwierigkeiten zu verstecken. Sie ziehen sich zurück und meiden ungewohnte Situationen. Auch die Stimmung kann sich verändern: Manche Menschen sind leichter reizbar, andere traurig oder verunsichert. Die Schwelle zur Demenz ist durch das Auftreten von Beeinträchtigungen bei alltäglichen Tätigkeiten gekennzeichnet. Im Stadium der leichtgradigen Demenz stehen in der Regel Gedächtnisstörungen im Vordergrund. Betroffene haben häufig Wortfindungsstörungen, sind in ihrer Auffassungsgabe sowie beim Planen und Problemlösen eingeschränkt und können sich zeitlich und räumlich nicht mehr sicher orientieren. Sie sind aber in der Lage, gewohnte Alltagstätigkeiten mit gelegentlicher Hilfestellung auszuüben. Geschäftsfähigkeit und Testierfähigkeit sind in der Regel nicht beeinträchtigt. Auch die Fahrtauglichkeit kann erhalten sein. Bei anspruchsvollen Aufgaben wie Organisieren des Haushalts, Führen des Bankkontos oder Durchführung von Reisen brauchen die Betroffenen Unterstützung. Berufliche Tätigkeiten können sie meist nicht mehr ausüben. Sie nehmen das Nachlassen ihrer Leistungsfähigkeit wahr, wenn auch meist nicht in vollem Umfang.
- Mittelgradige Demenz: Jetzt wird die Krankheit deutlich sichtbar. Neben dem Kurzzeitgedächtnis ist nun auch das Langzeitgedächtnis beeinträchtigt. Viele Erinnerungen an das eigene Leben treten in den Hintergrund - zum Beispiel daran, welchen Beruf man ausgeübt hat oder ob man verheiratet war. Orientierungsprobleme, auch in vertrauter Umgebung Bekannte Gesichter werden nicht mehr erkannt. Es kommt zu tiefgreifenden Veränderungen im Verhalten und im Wesen. Viele Erkrankte spüren einen ausgeprägten Bewegungsdrang und starke Unruhe Die Orientierungslosigkeit und Hilflosigkeit der Betroffenen schlägt oft in Misstrauen, Reizbarkeit, Nervosität und aggressive Ausbrüche um. Der Tag-Nacht-Rhythmus gerät aus dem Gleichgewicht, was zu Schlafstörungen führen kann. In diesem Stadium ist eine selbstständige Lebensführung nicht mehr möglich. Im Stadium der mittelschweren Demenz sind die kognitiven Störungen so stark ausgeprägt, dass die Betroffenen auch bei einfachen Verrichtungen des täglichen Lebens Hilfe benötigen. Das Altgedächtnis verblasst, die zeitliche und örtliche Orientierungsfähigkeit geht verloren, die sprachliche Verständigung wird zum Problem. Eine selbstständige Lebensführung ist nicht mehr möglich. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sind die Betroffenen nicht mehr in der Lage, selbst Auto zu fahren. Zusätzlich treten ausgeprägte Verhaltensänderungen auf, vor allem Antriebslosigkeit, Unruhe und Reizbarkeit, aber auch Aggressivität. Seltener sind Störungen des Wirklichkeitsbezugs wie wahnhafte Befürchtungen, Verkennung von Situationen oder Halluzinationen. Auch körperliche Symptome wie Krampfanfälle (Epilepsie) sowie Schwierigkeiten mit der Kontrolle von Blase und Darm (Inkontinenz) können auftreten. Bestimmte Fähigkeiten sind aber nach wie vor erhalten, zum Beispiel werden Lieder, Musik und Gedichte häufig noch gut erinnert.
- Schwere Demenz: Im Endstadium sind die Erkrankten vollständig auf Pflege angewiesen. Typische Veränderungen: Verlust der Sprache - nur noch einzelne Wörter oder Laute, keine sinnvolle Kommunikation mehr Selbst engste Familienmitglieder werden nicht mehr erkannt Völlige Orientierungslosigkeit, leben nur noch im unmittelbaren Moment Inkontinenz - Kontrolle über Blase und Darm gehen verloren Schluckstörungen, die die Nahrungsaufnahme erschweren Im Endstadium haben Menschen mit Demenz ein zunehmend geschwächtes Immunsystem und werden anfälliger für Infektionen. Im Stadium der schweren Demenz sind die Betroffenen vollständig pflegebedürftig und die sprachliche Verständigung gelingt nicht mehr. Sie sind häufig bettlägerig, leiden unter einer Versteifung von Gliedmaßen und unter Ernährungsstörungen. In diesem Stadium sind Betroffene besonders anfällig für Infektionen. Die häufigste Todesursache ist eine Lungenentzündung.
Diagnose
Bei zunehmenden Gedächtnisstörungen wenden Sie sich am besten zunächst an Ihre Hausarztpraxis. Ob tatsächlich eine Demenz vorliegt und was deren Ursache ist, klären wir in den Schön Kliniken genau ab. Dazu stellt unser neurologisches Personal zunächst die Ausfallserscheinungen fest, indem mit einer körperlichen Untersuchung Reflexe, Koordination, Gedächtnisleistung, Sprache und Orientierung überprüft werden. Die ausführliche kognitive Testung erfolgt mit standardisierten Fragebögen durch unser neuropsychologisches Personal. Für eine exakte Diagnose kommen bildgebende Verfahren hinzu, wie die Kernspin- oder die Computertomografie, sowie auch eine Nervenwasserentnahme.
Untersuchungsmethoden
- Anamnese: In der Regel wird dann zunächst die bisherige Erkrankungsvorgeschichte erheben. Neben einer ausführlichen Erhebung der Krankengeschichte vom Patienten selbst und auch von einem Angehörigen, findet eine gründliche neurologische und psychiatrische Untersuchung statt. Besonders wichtig sind dabei frühere oder aktuelle Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen der Hirngefäße, Bluthochdruck und Diabetes.
- Körperliche Untersuchung: Dann findet eine körperliche Untersuchung statt. Nach dem Gespräch folgt eine körperliche Untersuchung, um festzustellen, ob Durchblutungsstörungen vorliegen. Bei einem Verdacht auf eine vaskuläre Demenz wird vor allem das Herz-Kreislauf-System untersucht, also Blutdruck, Herzgeräusche und Herzgröße. Ebenso wichtig ist der neurologische Status, der die Koordination, Motorik, den Tastsinn und den Gleichgewichtssinn umfasst.
- Neuropsychologische Testung: An Zusatzuntersuchungen werden Tests zur Einschätzung u.a. der Merkfähigkeit, der Verarbeitungsgeschwindigkeit oder auch der Orientierung durchgeführt. Medizinische Demenztests dienen der Beurteilung der geistigen Leistungsfähigkeit. Dabei werden bestimmte geistige Leistungsbereiche, wie Gedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit getestet.
- EEG und Ultraschalluntersuchung: Das EEG und eine Ultraschalluntersuchung der Hals- und Hirngefäße geben Aufschluss darüber, ob ein umschriebener Prozess im Gehirn vorliegt und ob die Durchblutung des Gehirns normal ist. Die evozierten Potentiale lassen erkennen, ob und in welchem Ausmaß Nervenbahnen für Sehen, Hören, Gleichgewicht und Empfindung mitbetroffen sind.
- Bildgebende Verfahren: CT und MRT des Kopfes liefern Schichtaufnahmen des Gehirns, der Knochen sowie der Blutgefäße. Bei der PET werden mittels radioaktiv markierter Substanzen bestimmte Funktionsprozesse des Gehirns dargestellt, wie der Stoffwechsel von Sauerstoff und Zucker. Mit bildgebenden Verfahren wie CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) können Veränderungen im Gehirn festgestellt werden.
- Liquoruntersuchung: Zusätzlich werden bestimmte Laborwerte überprüft und bei der Stellung der Erstdiagnose eventuell eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquor cerebrospinalis) durchgeführt. Mittels einer dünnen Nadel entnehmen wir zwischen den Wirbelkörpern im Lendenwirbelbereich eine Probe des Nervenwassers. Im Anschluss untersuchen wir, ob in der Probe Entzündungszellen oder demenztypische Eiweiße vorhanden sind.
Gedächtnisambulanzen
Gedächtnisambulanzen oder Gedächtnissprechstunden sind Abteilungen in Krankenhäusern, die auf kognitive Störungen spezialisiert sind. Dort klären ärztliche Teams die Ursache für Gedächtnis- oder Sprachprobleme ab.
Behandlung
Zunächst muss nach einer Ursache gesucht werden, die falls vorhanden, dann auch spezifisch behandelt werden kann. Gibt es keine zugrundeliegende symptomatische Ursache der Demenz, die bei Behandlung zu einem Rückgang der Demenzsymptome führt, besteht die Möglichkeit, spezifische Medikamente einzusetzen, die die Gedächtnisleistung verbessern und Symptome wie Unruhe oder Schlafstörungen verbessern können. Zur Verfügung stehen hier Medikamente, die spezifische Botenstoffe im Gehirn stärken oder hemmen. Welches Medikament oder welche Medikamentenkombination für Sie in Frage kommt, hängt neben Ihren Wünschen und Bedürfnissen u.a. von der Art, Schwere und Ausprägung Ihrer Erkrankung, den Begleiterkrankungen und bereits eingenommenen Medikamenten ab. Eine Beratung über die verfügbare Medikation erhalten Sie in der Praxis von Prof. Dr. A. Hufnagel.
Medikamentöse Therapie
In Deutschland sind derzeit verschiedene Wirkstoffe zugelassen, um die Alzheimer-Krankheit abhängig vom Schweregrad zu behandeln. Bei der leichten bis mittelschweren Alzheimer-Demenz stehen in Deutschland die Acetylcholinesterasehemmer Donepezil, Galantamin und Rivastigmin zur Verfügung. Zur Therapie der mittelschweren bis schweren Alzheimer-Demenz ist in Deutschland der N-Methyl-d-Aspartat (NMDA)-Rezeptor-Antagonist Memantin zugelassen.
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Für Menschen mit einer Frühform der Alzheimer-Krankheit (leichte kognitive Störung oder leichte Demenz) gibt es in Deutschland dem September 2025 eine Amyloid-Antikörper-Therapie mit Lecanemab. Die Antikörper binden an die Beta-Amyloid-Ablagerungen, die man zwischen den Nervenzellen im Gehirn Alzheimer-Erkrankter vermehrt feststellt.
- nur wenn Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn nachgewiesen wurden.
- wenn eine oder keine Kopie eines Gens namens Apolipoprotein E4 Gen (kein ApoE 4/4 Status) vorliegt.
Lecanemab muss derzeit alle zwei Wochen als Infusion verabreicht werden. Des Weiteren sind regelmäßige MRT-Sicherheitskontrollen erforderlich. Vor Beginn der Behandlung muss ein MRT vorliegen, das nicht älter als 6 Monate ist. Danach folgen Kontrollen vor der 3., 5., 7. und 14. Donanemab wird alle vier Wochen als Infusion verabreicht. Auch hier sind zu Beginn regelmäßige MRT-Sicherheitskontrollen erforderlich. Vor der Behandlung muss ein MRT vorliegen, das nicht älter als 6 Monate ist. Die Kontrollen folgen vor der 2., 3., 4. und 7. Die MRT-Sicherheitskontrollen finden statt, da Bildveränderungen im MRT auftreten können (sogenannte Amyloid-related Imaging abnormalities - ARIAs).
Bei der vaskulären Demenz werden Durchblutungsstörungen im Gehirn mit blutverdünnenden Medikamenten behandelt. So kann weiteren Schlaganfällen vorgebeugt werden. Bluthochdruck, erhöhter Cholesterinspiegel und erhöhter Blutzucker können ebenfalls medikamentös behandelt werden.
Nicht-medikamentöse Therapie
Nicht medikamentös kann mittels kognitivem Training (Hirnleistungstraining) behandelt werden, um vorhandene Defizite zu stabilisieren. Um die geistigen Leistungen und Alltagsfähigkeiten zu stärken, gibt es viele therapeutische Behandlungswege. Damit lassen sich auch Verhaltensstörungen abschwächen und das Wohlbefindens verbessern.
Da die Symptome einer vaskulären Demenz sehr unterschiedlich sein können, ist die Behandlung sehr individuell. Es gibt verschiedene Ansätze, eine vaskuläre Demenz ohne Medikamente zu behandeln. Behandlungsmöglichkeiten wie Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie können helfen, die kognitiven Fähigkeiten und somit die Lebensqualität der Patientin oder des Patienten zu verbessern. Auch Musiktherapie, Erinnerungsarbeit und Krankengymnastik können Betroffenen helfen. Vaskuläre Demenz kann mit Gesprächen (kognitive Stimulation) oder Erinnerungsarbeit (autobiographische Arbeit) behandelt werden. Körperliche Betätigung oder Kunsttherapie können geeignete Behandlungsmethoden darstellen.
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Bei Symptomen am Bewegungsapparat oder bei Störungen des Gleichgewichts ist eine physiotherapeutische Behandlung Teil der Therapie. Sie fördert die Beweglichkeit und beugt Stürzen vor. Auch psychisch stützende Maßnahmen wie die Gesprächstherapie können bei Bedarf angewendet werden.
Vorbeugung
Vorbeugend vor einer durchblutungsbedingten Demenz ist die Verhinderung von Schlaganfällen durch konsequente Kontrolle und Behandlung von Gefäßrisikofaktoren (z.B. Bluthochdruck, Diabetes, hohes Cholesterin, Rauchen). Falls es zu einem Schlaganfall gekommen ist, muss dieser optimal behandelt werden. Einer vaskulären Demenz beugt man vor, indem man einem Schlaganfall vorbeugt. Wer sich regelmäßig bewegt, kann (weiteren) Schlaganfällen vorbeugen.
Leben mit Demenz
Die Diagnose einer Alzheimer-Krankheit ist für die meisten Betroffenen und ihre Familien zunächst ein tiefer Einschnitt. Alzheimer verändert das Leben. Aber es nimmt nicht sofort alles, was den Menschen ausmacht. Erinnerungen mögen verblassen, der Alltag sich verändern - doch der Mensch bleibt. Trotz der Diagnose ist ein Leben mit Sinn, Freude und Verbindung möglich. Gerade deshalb ist es wichtig, sich frühzeitig mit der Krankheit auseinanderzusetzen.
Kleine Veränderungen im Alltag, Routinen, liebevolle Unterstützung und Geduld helfen dabei, Orientierung zu geben. Wer versteht, was gerade geschieht, kann bewusster handeln. Ein guter Weg ist es, die eigenen Stärken bewusst auszubauen - und mit den Schwächen möglichst gelassen und kreativ umzugehen. Was gut gelingt oder Freude macht, darf und soll intensiviert werden. Gleichzeitig ist es wichtig, mit den Einschränkungen liebevoll umzugehen - nicht als persönliches Scheitern, sondern als Teil der Krankheit. Alzheimer nimmt viel, aber es gibt Wege, Selbstbestimmung zu erhalten und neue Formen von Alltag und Nähe zu gestalten. Dieser Weg ist nicht einfach - aber niemand muss ihn allein gehen.
Auch wenn Alzheimer vieles verändert, gibt es vieles, was man selbst in der Hand behalten kann. Struktur gibt Halt. Feste Tagesabläufe, wiederkehrende Rituale und vertraute Umgebungen helfen, sich zu orientieren. Bleiben Sie aktiv - auf Ihre Weise. Bewegung, frische Luft, Musik, gemeinsames Kochen oder einfache Handarbeiten können viel Lebensfreude schenken. Es geht nicht um Leistung, sondern um Teilhabe und Freude an vertrauten Tätigkeiten. Sprechen Sie über Ihre Gefühle. Der Austausch mit vertrauten Menschen, mit Angehörigen oder in Selbsthilfegruppen kann entlasten. Akzeptieren Sie Unterstützung. Hilfe anzunehmen, bedeutet nicht Schwäche - es bedeutet Stärke. Lassen Sie sich nicht entmutigen. Jeder Tag ist neu. Nicht jeder wird einfach sein - aber in vielen steckt ein kostbarer Moment: ein Lächeln, ein vertrauter Blick, ein Augenblick der Nähe. Diese Momente zählen.
Wo kann man Hilfe finden?
Viele Menschen stehen nach einer Demenzdiagnose vor großen Fragen. In den Schön Kliniken sind wir auf Demenzerkrankungen spezialisiert. Auf Basis einer ausführlichen Diagnostik bieten wir Ihnen die für Sie optimale Behandlung. In der Praxis von Prof. Dr. Hufnagel stehen alle Möglichkeiten zur klinischen, laborchemischen und elektrophysiologischen Untersuchung aller Formen von Demenz zur Verfügung. Somit kann eine exakte und sachgerechte Diagnose in den meisten Fällen sofort gestellt werden. Danach können unmittelbar therapeutische Maßnahmen in Form von kognitivem Training, medikamentöser Therapie und ggf. Physiotherapie oder Psychotherapie eingeleitet werden. Somit sind alle Therapieformen innerhalb der Praxis durchführbar.
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