Iris Berben, eine der bekanntesten und beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands, steht seit über 50 Jahren im Rampenlicht. Mit über 300 TV- und Kinofilmen hat sie eine beeindruckende Karriere hingelegt und dabei stets ihre Vielseitigkeit bewiesen. Ob als Kommissarin Rosa Roth, als Konsulin in Thomas Manns "Buddenbrooks" oder als eigenwillige Vera in Dörte Hansens "Altes Land" - Iris Berben passt in keine Schublade und scheut sich nicht, ihr Alter zu zeigen.
Ein Leben im Rampenlicht: Karriere und Rollenvielfalt
Im Oktober 2022 feierte Iris Berben gleich zwei Kinostarts innerhalb einer Woche: "Triangle of Sadness", der in Cannes die Goldene Palme gewann, und "Der Nachname" von Regisseur Sönke Wortmann. Selbst in kleinen Rollen, wie als Schlaganfallpatientin im Rollstuhl in "Triangle of Sadness", überzeugt Berben mit ihrer Professionalität und Hingabe. Sie beherrscht sowohl ernste als auch humorvolle Rollen, kann bedrückte oder schelmische Menschen darstellen und meistert sowohl knochentrockene Dialoge als auch witziges Wortgeplänkel.
Berben, geboren in eine Detmolder Gastronomenfamilie, zog als Vierjährige mit ihrer Mutter nach Hamburg und begann ihre Karriere mit Kurzfilmen an der Hamburger Kunsthochschule. Später wechselte sie nach München, wo ihre Kinokarriere startete.
Älterwerden mit Gelassenheit und Neugier
Iris Berben geht offen mit dem Thema Älterwerden um und zeigt dabei eine bemerkenswerte Gelassenheit. Trotz körperlicher Veränderungen hat sie sich ihre Neugier bewahrt. "Natürlich merke ich die Körperlichkeit und dass sich da kräftemäßig einiges verändert", gesteht die 74-Jährige. Sie hadert jedoch nicht mit dem Alterungsprozess, sondern hat eine positive Philosophie entwickelt: "Ich habe mir die Neugier eines Kindes bewahrt. Ich höre nicht auf, viele Fragen zu stellen. Das ist vielleicht auch einer der Gründe, warum ich relativ angstfrei durchs Leben schreite."
Pünktlich zu ihrem 70. Geburtstag drehte sie "Mein Altweibersommer", in dem sie aus ihrem geordneten Leben ausbricht und in einem Wanderzirkus als Bärin auftritt. Sie wehrt sich gegen den Lifestyle-Zwang zur ständigen Entspannung und Coolness. "Ich brenne lieber. Ich bin leidenschaftlich, ungeduldig, neugierig, fordernd", sagt sie. Routine ist ihr ein Graus, sie freut sich auf Neues und bezeichnet sich selbst als "Iris Atemlos".
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Gesundheit und Wohlbefinden: Berbens Geheimnisse
Auf die Frage nach ihren Ritualen antwortet Berben, dass sie keine habe, außer kosmetischen. Sie trinkt viel Wasser, am liebsten Ingwerwasser mit Minze, meidet die Sonne und verwendet einen hohen Lichtschutzfaktor. Abschminken ist für sie ein Muss, egal wie müde sie ist.
Obwohl sie keinen Sport treibt, ist Berben ständig in Bewegung. "Ich liebe, was ich tue. Ich stehe gern auf und arbeite", betont sie. Sie ist sich bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, in ihrem Alter noch so viele unterschiedliche Rollen zu spielen und im Fokus der Filmwelt zu stehen. Die Schauspielerei gibt ihr Kraft, auch wenn sie dabei anstrengend sein kann.
Politisches und soziales Engagement
Iris Berben engagiert sich seit vielen Jahren politisch und sozial. Sie kämpft für den Erhalt der Kultur, die durch Corona-Beschränkungen gefährdet ist, und warnt vor "Menschenfängern, die Verunsicherung, Angst und Unwissen für sich nutzen". Sie setzt sich gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus ein und ist Botschafterin für den "Raum der Namen" im Berliner Holocaust-Denkmal. Den Verein "Gesicht zeigen!", der für ein weltoffenes Deutschland eintritt, unterstützt sie seit der Gründung im Jahr 2000. "Ich werde nicht nachlassen, für ein demokratisches Verständnis, für ein tolerantes und respektvolles Miteinander einzutreten", betont Berben.
Zehn Jahre lang war sie Kuratoriumsmitglied der Deutschen Aids-Stiftung. Ihr Engagement wurde unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.
Selbstironie und die Rolle in "Call my Agent - Berlin"
In der Serie "Call my Agent - Berlin" spielt Iris Berben sich selbst - eine Rolle, die sie mit viel Selbstironie angeht. "In meiner Branche lauert auch viel Größenwahn. Da ist Selbstironie für mich lebensnotwendig", erklärt sie. Die Iris Berben in der Serie ist eine Frau, die sich aus dem Tagesgeschäft als Schauspielerin zurückziehen und zu ihren Anfängen zurückkehren möchte. Sie wünscht sich mehr Improvisation und Provokation.
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Berben betont, dass sie sich immer viel getraut habe. Schon als Schülerin flog sie von drei Internaten und engagierte sich in der Protestbewegung Apo. "Angstfrei, neugierig, aufsässig, anstrengend für andere" - so beschreibt sie sich selbst als junge Frau.
Frauenbilder und Gleichberechtigung
Iris Berben kritisiert das moderne Frauenbild und beobachtet in der gesellschaftlichen Entwicklung gravierende Rückschritte. Sie bemängelt die Perfektionssucht auf Instagram und anderen Plattformen und betont, dass Frauen ihrer Generation ein "selbstbestimmtes Frauenbild, in eigener Verantwortung" eingefordert hätten. "Heute habe ich oft das Gefühl, es ist wie ein Herdentrieb - Individualität wird eher abgestraft, man wird gecancelt, wenn man nicht dazugehört", sagt sie.
Sie setzt sich für Gleichberechtigung ein und betont, dass Frauen ihre Rechte nicht wieder nehmen lassen dürfen. Sie kritisiert, dass männliche Darsteller immer noch mehr verdienen als weibliche und dass die AfD ein konservatives Frauenbild aus den 50er Jahren propagiert.
Die Freundschaft zwischen Deutschland und Israel
Ein wichtiger Teil von Iris Berbens Leben ist die Freundschaft zwischen Deutschland und Israel. Als junge Frau lebte sie einige Monate in einem Kibbuz und wurde dort mit dem schweren Paket der deutschen Geschichte angenommen und akzeptiert. "Die Freundschaft zwischen Deutschland und Israel ist für mich zum Lebensthema geworden", betont sie.
In Zeiten des Krieges, der so viel Leid für die Menschen in Israel und Gaza bringt, ist es ihr wichtig, ein Zeichen gegen Antisemitismus und jede Form von Ausgrenzung zu setzen. Sie tut dies mit den Mitteln der Kunst und im Bewusstsein darüber, dass es Mut erfordert, Widersprüche auszuhalten.
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Das Älterwerden auf der Leinwand
Iris Berben freut sich darüber, dass Frauen heute auf der Leinwand alles sein können: Action-Heldin, korrupte Politikerin, heiße Geliebte. Sie betont, dass es noch nicht lange her ist, da war 40 für Schauspielerinnen eine traurige Zahl. "Ab diesem Alter war deine Karriere so gut wie vorbei, zumindest im Fernsehen und im Kino", erinnert sie sich.
Dank der Streaming-Anbieter hat sich dies jedoch geändert. Es gibt inzwischen viele komplexe, skurrile, witzige Geschichten von älteren Frauen. "Da hat sich viel getan", freut sich Berben.
"Ich habe so eine Lust zu leben"
Auch mit 75 Jahren sprüht Iris Berben vor Energie und Lebensfreude. "Ich bin froh, ich habe jetzt 73 Jahre durchgehalten", sagte sie der "Rheinischen Post" und fügte hinzu: "Ich habe auch vor, die nächsten 73 Jahre noch weiterzumachen. Ich habe so eine Lust zu leben."
Sie freut sich darüber, dass sie nach wie vor Filme drehen kann, dass Drehbücher für sie geschrieben werden und dass es Stücke gibt, die es sich lohnt zu erzählen. "Im Kopf bleibe ich 18, 20 oder 25", sagt sie.
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