Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der in Deutschland jährlich durchschnittlich einen von 1.000 Menschen betrifft. Symptome wie plötzlicher Schwindel, Gangunsicherheit, Gleichgewichtsstörungen, Seh- und Sprachstörungen sowie (häufig einseitige) Lähmungserscheinungen können auftreten. Ein Schädel-Hirn-Trauma kann das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, verdoppeln.
Was ist ein Schlaganfall?
Bei einem Schlaganfall kommt es zu einer plötzlichen Durchblutungsstörung im Gehirn, meist ausgelöst durch ein Blutgerinnsel, das eine Arterie verschließt. Dadurch werden Gehirnzellen nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, was zum Absterben von Gehirnzellen und potenziell bleibenden Schäden oder sogar zum Tod führen kann. Ursachen für einen Schlaganfall sind vielfältig, wobei Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel, Diabetes mellitus, Rauchen und Alkoholkonsum als Risikofaktoren gelten.
Grundsätzlich wird zwischen zwei Arten von Schlaganfällen unterschieden:
- Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt): Ein Blutgefäß wird durch ein Blutgerinnsel verstopft. Ein Mediainfarkt ist ein ischämischer Schlaganfall, der durch den Verschluss einer der Hauptgefäße im Gehirn (mittlere Gehirnarterie) entsteht. In der Akutbehandlung kommt oft eine Lysetherapie zum Einsatz, bei der Medikamente Blutgerinnsel auflösen.
- Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung): Ein Blutgefäß im Gehirn reißt.
Jedes Jahr erleiden bis zu 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Bei diesem Notfall setzen Teile des Gehirns aus, was zu Sprachstörungen, tauben Körperstellen sowie Seh- und Bewusstseinsstörungen führen kann.
Folgen eines ischämischen Schlaganfalls
Ein ischämischer Schlaganfall kann schwerwiegende und dauerhafte Folgen haben. Häufig beginnt eine Art „körperlicher Verfall“. In vielen Fällen kommt es zu Arm- und Beinlähmungen, meist auf der linken Körperseite, sowie zu Sprach-, Sprech- und Sehstörungen. Auch Gedächtnis, Abstraktionsvermögen, Orientierungssinn und Selbstwahrnehmung können beeinträchtigt sein. Mangelnde Konzentrationsfähigkeit und eine gestörte Sinneswahrnehmung sind ebenfalls verbreitet. Etwa 70 Prozent der Betroffenen leiden unter solchen Folgen. Bei schweren Schlaganfällen können Embolien, Lungenentzündungen sowie Thrombosen hinzukommen.
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Wie lange es nach einem Schlaganfall bis zum Tod dauert, lässt sich nicht vorhersagen und hängt von der Schwere des Schlaganfalls und dem Alter ab. Durchschnittlich sterben jedoch 20 Prozent der Menschen, die einen ischämischen Schlaganfall erleiden, innerhalb von 28 Tagen, etwa in Folge einer Hirnblutung. Es ist aber auch möglich, dass sich Betroffene wieder gut erholen und ihre vorherigen Fähigkeiten weitestgehend wiedererlangen.
TIA (Transitorische Ischämische Attacke)
Symptome eines ischämischen Schlaganfalls können auch vorübergehend auftreten. In diesem Fall handelt es sich um eine TIA (transitorische ischämische Attacke), bei der die Beschwerden in der Regel nach bis zu 24 Stunden wieder abklingen. Umgangssprachlich wird ein TIA-Schlaganfall auch als Mini-Schlaganfall bezeichnet. Eine TIA entsteht dadurch, dass ein Blutgefäß im Gehirn - oder um das Gehirn herum - vorübergehend verstopft ist. Die TIA-Symptome sind ähnlich denen eines ischämischen Schlaganfalls und dauern oft nur wenige Minuten, können jedoch auch bis zu 24 Stunden anhalten.
Eine TIA ist jedoch ein wichtiges Warnsignal! Direkt im Anschluss ist das Risiko um das Sechsfache erhöht, binnen der nächsten zwei Wochen einen schweren, vielleicht sogar tödlichen Schlaganfall zu erleiden. Allerdings sind zehn Jahre nach einer TIA durchschnittlich 60 Prozent der Betroffenen tot.
Wie hoch die Lebenserwartung nach einer TIA ist, kann nur schwer vorhergesagt werden. Sie hängt nicht zuletzt davon ab, wie alt man ist, welche Vorerkrankungen man hat und wo genau der Mini-Schlaganfall stattfindet.
Rehabilitation nach Schlaganfall
Nach einem Schlaganfall ist man in der Regel körperlich, oft auch geistig eingeschränkt. Eine gezielte Rehabilitation hilft dabei, besser damit umzugehen und zeigt Wege, wie man seinen Alltag dennoch möglichst selbstständig bewältigen kann. Eine Reha sollte immer im ersten halben Jahr nach dem Schlaganfall stattfinden, da in diesem Zeitraum noch die größten Fortschritte möglich sind.
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Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Rehabilitation:
- Neurologische Reha in einer spezialisierten Fachklinik: Dort wird gezielt und intensiv trainiert, damit man verlorene geistige, körperliche und seelische Fähigkeiten und Funktionen möglichst weitgehend wiedererlangt.
- Geriatrische Rehabilitation in einer entsprechenden Klinik: Sie richtet sich speziell an ältere Menschen. Ziel ist es, nach einem Schlaganfall die Selbstständigkeit der Patienten zu fördern und eine langfristige Pflegebedürftigkeit zu verhindern. Man hat einen Krankenkassenanspruch auf diese Art der Reha, wenn man mindestens 70 Jahre alt ist und mindestens zwei altersbedingte Krankheiten oder Einschränkungen hat.
- Reha zu Hause: Die Therapeuten kommen zu einem nach Hause, trainieren mit einem und zeigen einem, wie man seine Selbstständigkeit erhalten kann.
Abhängig vom Ausmaß der körperlichen und geistigen Einschränkungen können unterschiedliche Pflegegrade bewilligt werden, die Zugang zu wichtigen Leistungen wie Pflegegeld, Pflegesachleistungen oder dem monatlichen Entlastungsbetrag verschaffen.
Risikofaktoren minimieren
Man kann einiges tun, um sein Schlaganfallrisiko zu minimieren. Rund 70 Prozent aller Schlaganfälle gelten als vermeidbar, wenn man auf einen gesunden Lebenswandel achtet. Wichtig ist:
- Auf den Blutdruck achten.
- Sich ausreichend bewegen (mindestens dreimal pro Woche 30 bis 45 Minuten).
- Übergewicht vermeiden.
- Nicht rauchen.
- Alkohol nur in Maßen trinken.
Lebenserwartung nach Schlaganfall: Verschiedene Faktoren
Die Frage, ob ein Schlaganfall die Lebenserwartung verkürzt, lässt sich nicht pauschal beantworten, da es zahlreiche beeinflussende Faktoren gibt:
- Wie schnell wurde der Schlaganfall behandelt?
- Wie schwerwiegend war der Schlaganfall?
- Welche Folgen hatte der Schlaganfall?
- Was war die Ursache?
- Gab es weitere Schlaganfälle (Rezidive)?
- Wie alt war der Betroffene?
- Wie war der gesundheitliche Zustand vor dem Schlaganfall (Risikofaktoren Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Stress, ungesunder Lebensstil)?
- Wie sieht das soziale Umfeld aus (Einsamkeit und Depression als Risikofaktoren, Unterstützung durch Angehörige)?
- Gibt es Folge- und Begleiterkrankungen und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
- Wie erfolgreich ist die Rehabilitation?
- Gibt es Spätfolgen, z.B. durch Pflegebedürftigkeit, Lähmung etc.?
- Wie ist die Teilhabe-Situation (Berufstätigkeit, Sozialkontakte, familiäre Situation)?
- Wurden/werden die Therapievorgaben und Medikamenteneinnahme dauerhaft eingehalten (Therapietreue)?
- Wie ist die Motivation des Betroffenen?
Gute Chancen für eine hohe Lebenserwartung nach einem Schlaganfall bestehen, wenn der Betroffene eine gute körperliche Konstitution hatte und hat, gesund lebt und die Therapie einhält. Also die verordneten Medikamente (Blutdruckmedikamente, Blutverdünner etc.) einnimmt, die individuell verordnete Physiotherapie, Ergotherapie, Logotherapie etc. wahrnimmt und in dauerhafter Behandlung bleibt. Auch die zahlreichen Hilfsmittel- und Hilfsangebote, die es für Schlaganfall-Patienten gibt, können zu einem langen Leben beitragen. Dabei sollte die soziale Teilhabe, die zur Lebensqualität beiträgt, nicht unterschätzt werden.
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- Lebenserwartung nach TIA / leichter Schlaganfall: Eine transitorische ischämische Attacke (TIA) hat in der Regel erstmal keine Folgen, da hierbei die Schlaganfall-Symptome innerhalb von 24 Stunden verschwinden. Dennoch kann es sich auf die Lebenserwartung auswirken, da das Risiko eines erneuten und/oder schweren Schlaganfalls besteht.
- Lebenserwartung nach Hirninfarkt und Hirnblutung: Nach einem Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) ist das Risiko, im Krankenhaus zu versterben, mit 7 % geringer als nach einer Hirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall), in deren Folge durchschnittlich 22,2 % der Patienten bereits im Krankenhaus sterben.
- Lebenserwartung nach einem Hirnstamminfarkt: Die Lebenserwartung nach einem Hirnstamminfarkt ist von vielen Faktoren, insbesondere der Schwere des Schlaganfalls, abhängig.
- Lebenserwartung nach einem Kleinhirninfarkt: Auch hier gilt, dass die Lebenserwartung nach einem Kleinhirninfarkt vom Alter und Zustand der / des Betroffenen, der Schwere des Schlaganfalls sowie dem Erfolg der Behandlung und Rehabilitation abhängig ist.
Einer Studie der Universität Erlangen-Nürnberg zufolge stirbt jeder zweite Betroffene innerhalb von fünf Jahren nach dem ersten Schlaganfall. Jeder fünfte erleidet innerhalb von fünf Jahren einen erneuten Schlaganfall.
Patienten, die älter als 70 Jahre sind und in der ersten Zeit nach einem Schlaganfall (Akutstadium) schwere Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates (z. B. Lähmungen) und Störungen des Auffassungsvermögens aufweisen, haben eine schlechte Prognose. Je jünger die Patienten sind und je geringer die durch den Schlaganfall verursachten Beeinträchtigungen sind, umso größer sind die Chancen, dass sich die eingetretenen Behinderungen zumindest teilweise wieder zurückbilden. Wenn sich bei den Patienten im Verlauf der Rehabilitation die abhanden gekommenen Fähigkeiten nicht verbessern, Verwirrungszustände oder Apathie andauern sowie Stuhlgang und Wasserlassen nicht mehr kontrolliert werden können, verschlechtert das die Prognose.
Juveniler Schlaganfall
Einer der Hauptrisikofaktoren, einen Schlaganfall zu erleiden, ist das Alter. Die typischen Schlaganfall-Patienten sind durchschnittlich über 70 Jahre alt. Dennoch ist ein Schlaganfall bei jüngeren Menschen nicht ausgeschlossen. Den Schlaganfall in der Altersgruppe von 18 bis 55 Jahren bezeichnet man in der Medizin als juvenilen Schlaganfall. Laut Ärzteblatt betrifft dies circa 30.000 Menschen pro Jahr in Deutschland.
Die Symptome wie Halbseitenlähmungen, Gesichtslähmungen oder Sprachstörungen sind ähnlich wie bei älteren Personen. Ursache kann unter anderem eine Gerinnungsstörung, Entzündung, Herzerkrankung, Stoffwechselstörung oder ein Gefäßwandeinriss einer Halsschlagader sein. Es gibt auch Fälle, bei denen keine Ursache gefunden wird.
Bei jungen Menschen ist die Chance, den Schlaganfall zu überleben und ohne Folgen und Beeinträchtigungen weiterzuleben, deutlich höher. Ein junges Gehirn kann Ausfälle besser ausgleichen. Auch bei einem Mini-Schlaganfall gilt: Je jünger die / der Betroffene ist, desto weniger wirkt sich ein leichter Schlaganfall auf die Lebenserwartung aus. So sind die Anzahl der Sterbefälle und das Risiko von Schlaganfall-Wiederholungen viel niedriger als bei älteren Menschen. In der Altersgruppe der jüngeren Menschen sterben ca. 4,5 % der Betroffenen (15-35 % bei Älteren) nach einem Jahr. 1,5 % (2-15 % bei Älteren) der Betroffenen bekommen erneut einen Schlaganfall.
Was aber schwerer wiegt, sind die psychosozialen Auswirkungen. Denn laut Untersuchungen können nur rund 40 % der juvenilen Patientinnen und Patienten nach einem ischämischen Schlaganfall wieder in ihrem ursprünglichen Beruf arbeiten.
PFO und Schlaganfallrisiko
Von einem PFO (persistierendes Foramen ovale) spricht man, wenn zwischen den beiden Herzvorhöfen eine Öffnung besteht, die sich normalerweise kurz nach der Geburt schließt. Bleibt diese Öffnung bestehen, kann dies, besonders bei älteren Menschen, das Risiko eines Schlaganfalls ohne eindeutige Ursache erhöhen. Durch die Öffnung kann beispielsweise ein Blutgerinnsel in den Körperkreislauf und ins Gehirn gelangen. Ein PFO-Verschluss, der minimalinvasiv über einen Katheter durchgeführt wird, kann in Erwägung gezogen werden.
Beschwerden nach einem Schlaganfall
Die Auswirkungen eines Schlaganfalls können vielfältig sein und sich bei Patienten sehr unterschiedlich zeigen. Ärzte unterscheiden zwischen körperlichen, neuropsychologischen sowie psychologischen Schlaganfall-Folgen. Oft liegt eine Kombination mehrerer Symptome aus den unterschiedlichen Bereichen vor.
Körperliche Folgen:
- Halbseitenlähmung: Eine Körperhälfte ist taub, lässt sich nicht mehr spüren oder kontrollieren. Eine Lähmung führt zu kompletter Unbeweglichkeit.
- Spastik: Muskeln im Körper verkrampfen so stark, dass die Bewegungsfähigkeit massiv eingeschränkt wird.
- Schluckstörung (Dysphagie): Der Betroffene kann nicht mehr richtig schlucken - eine Beschwerde, die außerdem Hustenanfälle und Atemnot auslösen kann.
- Sprechstörung (Dysarthrophonie): Die Steuerung und Ausführung von Sprechbewegungen sind durch eine Lähmung im Gesicht beeinträchtigt.
- Demenz: Ein Schlaganfall kann das Krankheitsbild einer Demenz beschleunigen. Es kommt zu Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen.
- Epilepsie: Es können Nerven im Gehirn geschädigt werden, die durch sensitive Störungen einen epileptischen Anfall auslösen.
Neuropsychologische Folgen:
- Sprachstörung (Aphasie): In der linken Hirnhälfte wird die Sprachfunktion gesteuert. Wird diese beschädigt, kann der Patient nicht mehr problemlos sprechen, vertauscht Silben, stottert oder bildet keine vollständigen Sätze mehr.
- Sehstörung: Hirnzellen mit Verbindung zu den Augen können angegriffen sein und die Sehfähigkeit beeinträchtigen.
- Wahrnehmungsstörung (Neglect): Eine Körperseite reagiert kaum bis gar nicht mehr auf akustische oder optische Reize.
- Konzentrationsstörungen und Persönlichkeitsveränderung: Dem Patienten fällt es schwer, sich zu konzentrieren, Termine und Pläne einzuhalten und seinen Alltag zu ordnen. Auch emotionale Veränderungen von Apathie bis zu impulsiver Aggressivität sind je nach betroffener Hirnregion möglich.
Psychologische Folgen:
- Depression: Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen schätzt, dass etwa ein Drittel aller Patienten eine Depression nach einem akuten Schlaganfall entwickeln.
- Angststörung: Ein Schlaganfall ist für Betroffene ein traumatisches Erlebnis. Aus Angst vor einer Wiederholung und aus Hilflosigkeit entwickeln sich Ängste und Panik.
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