ISG-Taubheitsgefühl Bein Ursachen: Ein umfassender Überblick

Das Iliosakralgelenk (ISG) spielt eine entscheidende Rolle für die Stabilität und Kraftübertragung zwischen Oberkörper und Beinen. Funktionsstörungen in diesem Bereich können zu einer Vielzahl von Beschwerden führen, darunter auch Taubheitsgefühle im Bein. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten von ISG-bedingten Beschwerden, insbesondere im Hinblick auf Taubheitsgefühle im Bein.

Das Iliosakralgelenk: Eine zentrale Verbindung

Das Iliosakralgelenk (ISG), auch Kreuzbein-Darmbein-Gelenk genannt, verbindet die Wirbelsäule mit dem Becken. Genauer gesagt, verbindet es das Kreuzbein (Sacrum), den unteren Teil der Wirbelsäule, mit den Darmbeinen (Ilium), den großen Knochen, die die Beckenschaufeln bilden. Es besteht aus zwei Gelenken, je eines auf der linken und rechten Seite des Kreuzbeins.

Das ISG ist von starken Bändern und Muskeln umgeben, was ihm eine hohe Stabilität verleiht. Im Vergleich zu anderen Gelenken hat es einen sehr geringen Bewegungsspielraum, der auf wenige Zentimeter und Grad begrenzt ist. Seine Hauptfunktion besteht darin, die Kraftübertragung von der Wirbelsäule auf das Becken und die Beine zu gewährleisten und umgekehrt. Es dämpft Bewegungen und verteilt Kräfte zwischen der oberen und unteren Extremität.

ISG-Blockade und ISG-Syndrom: Definitionen und Unterschiede

Wenn das Gelenk blockiert oder verkantet ist, spricht man von einer ISG-Blockade oder einem ISG-Syndrom. Obwohl die Begriffe oft synonym verwendet werden, gibt es einen feinen Unterschied:

  • ISG-Blockade: Hier liegt eine rein mechanische Funktionsstörung vor. Die Gelenkflächen haben sich verschoben oder sind überlastet, sodass sie nicht mehr reibungslos funktionieren.
  • ISG-Syndrom: Dieser Begriff umfasst eine Vielzahl von Symptomen, die im Zusammenhang mit den Iliosakralgelenken auftreten.

Beide Zustände können zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen.

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Ursachen für ISG-Blockaden und -Syndrome

Die Ursachen für ISG-Blockaden und -Syndrome sind vielfältig und können in verschiedenen Lebensphasen auftreten. Hier sind einige der häufigsten Faktoren:

  • Fehlhaltungen und einseitige Belastungen: Diese können durch langes Sitzen, schweres Heben, Sport oder das Tragen eines Kindes entstehen. Besonders das Sitzen ist auf Dauer ein großes Problem, denn im Laufe der Zeit verkürzen die Muskeln im Gesäß, in der Leiste und in den Beinen. Die Folge: Im Gewebe, welches das ISG umgibt, kommt es zu ungleichen Spannungen.
  • Überlastung: Wiederholte oder plötzliche Überlastung des Gelenks, beispielsweise durch ungewohnte Tätigkeiten wie Gartenarbeit, eine plötzliche Krafteinwirkung bei einem Unfall oder beim Sport, kann zu einer Blockade führen.
  • Beckenringinstabilität: Eine Instabilität des Beckenrings, die beispielsweise nach einer Schwangerschaft auftreten kann, erhöht das Risiko für ISG-Probleme.
  • Schwangerschaft: In der Schwangerschaft lockert sich hormonbedingt das Bindegewebe, was das ISG beweglicher, aber auch instabiler macht. Zudem belasten die Lage und das Gewicht des Kindes das ISG mit fortschreitender Schwangerschaft. Häufig entwickeln Schwangere ein Hohlkreuz, welches das ISG zusätzlich überlastet.
  • Anatomische Besonderheiten: Unterschiedlich lange Beine oder Fehlhaltungen der Wirbelsäule können ebenfalls zu ISG-Problemen führen.
  • Rheumatische Erkrankungen: Erkrankungen wie Morbus Bechterew können Entzündungen im ISG verursachen.
  • Arthrose: Mit zunehmendem Alter kann Verschleiß (Arthrose) im ISG zu Schmerzen und Instabilität führen. Bei einer ISG-Arthrose ist der Knorpel geschädigt und die Gelenkflächen liegen enger aufeinander.
  • Seelische Ursachen: Stress, Angst oder Depressionen können durch einen erhöhten Muskeltonus, Fehlhaltungen und Bewegungsmangel eine ISG-Blockade begünstigen.

Symptome einer ISG-Blockade

Typische Symptome einer ISG-Blockade sind:

  • Starke, meist einseitige Schmerzen im unteren Rücken: Diese können bis in Gesäß, Bein und Fuß ausstrahlen. Der Schmerzcharakter ist häufig sehr intensiv bis unerträglich.
  • Gefühl der Instabilität im Beckenbereich: Betroffene berichten oft über ein Gefühl der Instabilität im Beckenbereich.
  • Bewegungseinschränkungen: Schwierigkeiten beim Gehen, Aufstehen oder Bücken können auftreten.
  • Schmerzen beim Liegen, Sitzen oder Sport: Die Schmerzen können über einen längeren Zeitraum intensiver werden oder plötzlich einschiessen. Es kann auch zu Rückenschmerzen beim Liegen, Rückenschmerzen beim Sitzen oder zu Rückenschmerzen beim oder nach dem Sport kommen.
  • Empfindungsstörungen: Taubheitsgefühle, Kribbeln oder andere Missempfindungen können im Bein auftreten.

Taubheitsgefühl im Bein als Symptom einer ISG-Blockade

Taubheitsgefühle im Bein können bei einer ISG-Blockade auftreten, da die Blockade die Nerven in der Umgebung des Iliosakralgelenks reizen kann. Diese Nerven versorgen das Bein mit sensorischen Informationen, und eine Reizung kann zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder anderen Missempfindungen führen.

Es ist wichtig zu beachten, dass Taubheitsgefühle im Bein auch andere Ursachen haben können, wie z. B. einen Bandscheibenvorfall, eine Nervenkompression oder eine periphere Neuropathie. Daher ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen, um die Ursache der Taubheitsgefühle im Bein zu diagnostizieren und eine geeignete Behandlung zu erhalten.

Differenzialdiagnose: ISG-Blockade vs. Ischialgie

Es ist wichtig, eine ISG-Blockade von anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen zu unterscheiden, insbesondere von der Ischialgie (Ischiasschmerzen). Hier sind einige Unterscheidungsmerkmale:

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  • Ausstrahlung des Schmerzes: Beim ISG-Syndrom geht der Schmerz von der linken oder rechten Pobacke über den hinteren, äußeren Oberschenkel meist nicht tiefer als bis zum Knie. Bei einer Ischialgie strahlt der Schmerz häufig weiter über die Wade, die Außenseite des Fußes bis zu den Zehen.
  • Beschwerden beim Sitzen und unter Belastung: Eine Ischialgie bessert sich in Ruhe, beim Sitzen und beim nach vorne Beugen, während sich das ISG-Syndrom beim längeren Sitzen oder Ruhen häufig verschlechtert. Unter Belastung verhält es sich genau andersherum.
  • Neurologische Symptome: Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen sind typischer für eine Ischialgie und eher untypisch für ein ISG-Syndrom.

Diagnose einer ISG-Blockade

Die Diagnose einer ISG-Blockade wird in der Regel von Orthopäden oder Physiotherapeuten gestellt. Sie basiert auf:

  • Anamnese: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten, einschließlich der Art der Schmerzen, ihrer Lokalisation, Auslöser und Begleitsymptome.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt tastet das Gelenk ab und führt verschiedene Bewegungstests durch, um die Funktion des ISG zu beurteilen.
  • Bildgebende Verfahren: In manchen Fällen können Röntgenaufnahmen oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen. Auf Röntgen- und Kernspinbildern lässt sich ein Schaden am Kreuz-Darmbeingelenk leider nicht immer erkennen.

Behandlung einer ISG-Blockade

Die Behandlung einer ISG-Blockade zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit wiederherzustellen und die Stabilität des Beckens zu verbessern. In den meisten Fällen wird eine konservative Behandlung bevorzugt:

  • Manuelle Therapie: Physiotherapeuten oder speziell ausgebildete Ärzte können die Blockade durch gezielte Handgriffe lösen und das Gelenk mobilisieren. Bei der Mobilisation wird das betroffene Gelenk während der physiotherapeutischen Behandlung vorsichtig gedehnt und so die Beweglichkeit verbessert. Bei der Manipulation wird die Blockade mittels einer kurzen Krafteinwirkung des Arztes auf das betroffene Gelenk gelöst.
  • Physiotherapie: Gezielte Übungen können helfen, die Muskulatur rund um das ISG zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und Fehlhaltungen zu korrigieren. Mit kräftigenden und dehnenden Übungen können Sie das Iliosakralgelenk mobilisieren und stabilisieren. Gezielte Bewegung verbessert außerdem die Beweglichkeit in der Hüfte, löst Verspannungen im Rücken und stärkt die Rumpf- und Beckenmuskulatur.
  • Medikamentöse Schmerztherapie: Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen können zur kurzfristigen Linderung der Schmerzen eingenommen werden. Bei Bedarf kann der Arzt auch stärkere Schmerzmittel oder Muskelrelaxantien verschreiben.
  • Wärme- und Kälteanwendungen: Wärme kann helfen, die Muskulatur zu entspannen und die Durchblutung zu fördern, während Kälte Entzündungen reduzieren kann. Drei- bis viermal täglich 15 Minuten lang ein Wärme- oder Kältekissen auf die betroffene Stelle legen fördert die Durchblutung.
  • Ergonomische Maßnahmen: Eine ergonomische Liegeposition und eine korrekte Haltung beim Sitzen und Heben können helfen, das ISG zu entlasten.
  • Injektionen: In einigen Fällen kann der Arzt ein Lokalanästhetikum oder Kortison direkt in das ISG spritzen, um die Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu reduzieren.
  • Beckenorthese: Eine stabilisierende Beckenorthese kann das ISG entlasten und die Schmerzen lindern.
  • Operation: In seltenen Fällen, wenn alle anderen Behandlungen nicht erfolgreich sind, kann eine operative Versteifung des ISG in Erwägung gezogen werden.

Übungen zur Selbsthilfe bei ISG-Blockaden

Es gibt verschiedene Übungen, die Sie selbst durchführen können, um die Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit des ISG zu verbessern:

  • Mobilisationsübung im Liegen: Legen Sie sich mit Po und Rücken auf einen Tisch, die Beine hängen zunächst vorne über. Legen Sie nun einen Fuß auf einem Stuhl ab, das Bein ist gestreckt. Greifen Sie das Knie des anderen Beines mit den Händen, ziehen das Bein langsam Richtung Brust und wieder ein Stück zurück. Diese Bewegung führen Sie in einem gemütlichen Tempo 10- bis 15-Mal auf jeder Seite durch.
  • Dehnübung der Gesäßmuskulatur: Setzen Sie sich mit geradem Rücken auf einen Stuhl. Bei Beschwerden auf der linken Seite strecken Sie das rechte Bein aus und stellen die Ferse auf den Boden. Sind die Beschwerden rechts, wird das linke Bein gestreckt. Nun legen Sie den linken Fuß locker auf den rechten Unterschenkel beziehungsweise seitenverkehrt - das Knie ist leicht gebeugt. Macht sich in dieser Position bereits ein Schmerz bemerkbar, bleiben Sie hier für einige Sekunden sitzen und lösen die Übungen anschließend langsam auf. Fühlt sich die Übung angenehm an, bringen Sie den Fuß näher an das Knie heran oder legen Sie es darauf ab. Achten Sie dabei genau auf die Symptome Ihres Körpers! Beugen Sie nun das gestreckte rechte Knie leicht an und spüren Sie die Dehnung in der linken Gesäßhälfte. Der Rücken bleibt dabei gerade. Wenn Sie das schaffen, können Sie das rechte Bein bis zum 90-Grad-Winkel beugen, der Fuß liegt weiter auf dem Knie auf. Greifen Sie mit der linken Hand das linke Knie und mit der rechten Hand den linken Knöchel. Beugen Sie den gestreckten Oberkörper langsam nach vorne. Halten Sie diese Dehnung für 30 Sekunden.
  • Lockerung des Beckens: Stellen Sie sich mit einem Bein auf eine Treppenstufe und winkeln das Knie leicht an.
  • Übung 1: Knien Sie auf einer Matte oder direkt auf dem Boden vor einem Sessel oder Sofa und stützen Sie sich mit den Unterarmen auf der Sitzfläche ab. Schieben Sie die Knie so weit zurück, dass Sie sich in den Leisten durchhängen lassen können. Lassen Sie sich dann mit den Leisten voran ganz langsam nach unten absinken. Halten Sie die Dehnung für 20 - 30 Sekunden.
  • Übung 2: Setzen Sie sich auf einen Stuhl und legen Sie das linke Bein auf das rechte. Das linke Fußgelenk liegt auf dem rechten Oberschenkel kurz vor dem Knie. Gehen Sie nun gefühlt ins Hohlkreuz und beugen Sie den Rumpf so weit nach vorne und unten, bis sich ein deutlicher Dehnungsschmerz zeigt. Wenn Sie den Rumpf nicht mehr weiter nach vorne bringen können, runden Sie den Rücken ein. Bleiben Sie ca.
  • Schritt 1: Legen Sie sich auf den Rücken, die Beine sind ausgestreckt.
  • Schritt 2: Verlängern Sie nun das gestreckte rechte Bein, indem Sie den Oberschenkel in Richtung Fuß weg von der Hüfte ziehen, bis Sie eine angenehme Dehnung im unteren Rücken verspüren. Die Fersen schleifen dabei über die Unterlage.
  • Übung 1: Positionieren Sie den Gegenstand genau an der Stelle des Gesäßes, wo es beim Gehen oder Heben des Beines zu Schmerzen kommt und setzen Sie sich vorsichtig darauf. Wenn die Stelle zu empfindlich ist, können Sie die Übung auch an der Wand machen und sich im Stehen auf den Gegenstand lehnen. Bleiben Sie eine Minute in dieser Position.
  • Übung 2: Legen Sie sich auf den Rücken und ertasten Sie den Hüftstachel, den gut tastbaren Knochenvorsprung vorne rechts und links an der Hüfte (dort, wo bei einer Jeans vorne die kleine Hosentasche ist). Von dem Hüftstachel aus gehen Sie etwas nach innen unten und suchen den Punkt, der auf Druck schmerzhaft reagiert. Drücken Sie an dieser Stelle den Gegenstand von oben in das Gewebe. Halten Sie den Druck auf den Punkt für eine Minute.
  • ISG-Schmerzen durch Übungen lindern: Dazu legen sich der Patient auf den Rücken und streckt beide Beine gerade aus. Dann werden die Arme ausgestreckt zur Seite, die Handinnenflächen nach oben zeigend. Nun wir der Fuß des rechten Beins auf Höhe des linken Kniegelenks ab. Drehung von der Hüfte abwärts nach links und die Schultern auf dem Boden liegen lassen. Jetzt mit der linken Hand das rechte Knie greifen und sanft in Richtung Fußboden ziehen. Den Kopf zur rechten Seite drehen. Diese Dehnung für etwa 20 Sekunden einhalten und danach langsam wieder strecken und sich lang machen. Dasselbe wird mit dem linken Bein nun wiederholt. Manchmal kann es bei einem akuten ISG-Schmerz auch hilfreich sein, in Rückenlage die Beine anzustellen und langsam von einer Seite zur anderen zu bewegen. Die Füße bleiben dabei die ganze Zeit über an derselben Stelle stehen.

Wichtig: Führen Sie die Übungen vorsichtig und langsam durch und brechen Sie ab, wenn sich die Schmerzen nicht verbessern oder stärker werden.

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