Schlaganfall: Eine tödliche Gefahr und was Sie darüber wissen müssen

Ein Schlaganfall ist ein plötzlich auftretendes Ereignis, das die Funktionsfähigkeit des Gehirns beeinträchtigt. Er zählt zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland und ist oft die Ursache für bleibende Behinderungen im Erwachsenenalter. Jedes Jahr erleiden rund 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Aktuelle Forschungen deuten darauf hin, dass diese Zahl bis zum Jahr 2040 um 30 Prozent steigen könnte. Es ist daher entscheidend, die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten zu verstehen, um das Risiko zu minimieren und im Notfall schnell handeln zu können.

Was ist ein Schlaganfall?

Bei einem Schlaganfall kommt es zu einer plötzlichen Funktionsstörung des Gehirns. Die häufigste Ursache ist eine Durchblutungsstörung, bei der ein Blutgerinnsel ein gehirnversorgendes Gefäß verschließt (ischämischer Schlaganfall). Seltener wird ein Schlaganfall durch eine Hirnblutung verursacht, die entsteht, wenn ein Hirngefäß reißt (hämorrhagischer Schlaganfall). In beiden Fällen sterben Nervenzellen im betroffenen Gehirnbereich ab. Dieser Schaden kann sich mit der Zeit vergrößern und irreversibel werden, was zu dauerhaften Lähmungen, Sensibilitäts- oder Sprachstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit führen kann.

Ischämischer Schlaganfall

Die Mehrheit der Schlaganfälle ist ischämisch bedingt. Dies bedeutet, dass sie durch eine Minderdurchblutung aufgrund eines Verschlusses oder einer Verengung einer Gehirnarterie entstehen. Auslöser sind meist Blutgerinnsel, die aus dem Herzen oder verkalkten Gefäßen stammen.

Hämorrhagischer Schlaganfall

Ein hämorrhagischer Schlaganfall tritt auf, wenn ein Blutgefäß im Gehirn platzt und eine Blutung verursacht, die das umliegende Gewebe schädigt. Obwohl seltener, führt diese Art von Schlaganfall zu ähnlichen Symptomen wie der ischämische Schlaganfall.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Hauptrisikofaktoren für einen Schlaganfall sind Bluthochdruck und Vorhofflimmern. Andere relevante Risikofaktoren sind Diabetes, Rauchen, Bewegungsmangel und Fettstoffwechselstörungen. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko ebenfalls. Eine Person über 70 Jahre hat ein höheres Schlaganfallrisiko als eine Person mit 60 Jahren.

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Vermeidbare Risikofaktoren

Viele Risikofaktoren sind vermeidbar oder behandelbar. Dazu gehören:

  • Bluthochdruck: Mehr als die Hälfte aller Schlaganfälle wäre durch eine konsequente und dauerhafte medikamentöse Blutdruckeinstellung vermeidbar.
  • Herzrhythmusstörungen: Unerkannte Herzrhythmusstörungen, wie Vorhofflimmern, können Schlaganfälle verursachen, wenn sie unbehandelt bleiben.
  • Verengung der Halsschlagader: Eine Verengung der Halsschlagader kann ebenfalls das Schlaganfallrisiko erhöhen.
  • Ungesunde Lebensweise: Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel sind vermeidbare Risikofaktoren.

Prävention

Die besten Tipps zur Prävention eines Schlaganfalls sind die Vermeidung von Risikofaktoren. Maßnahmen, die effektiv Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel und Diabetes vorbeugen, sind entscheidend. Dazu gehört eine vernünftige Ernährung, wie eine ausgewogene, mediterrane Diät mit viel Gemüse, wenig Fleisch und wenig Alkohol. Ausreichende Bewegung, idealerweise 20 bis 30 Minuten pro Tag, bei der man leicht schwitzt, ist ebenfalls sehr wichtig.

Symptome und Erkennung

Plötzlich auftretende Sehstörungen, Sprachprobleme oder Lähmungen können auf einen Schlaganfall hinweisen. In diesem Fall zählt jede Minute, da das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird und Gehirnzellen rasch absterben. Daher sollte bei Verdacht auf einen Schlaganfall sofort der Rettungsdienst alarmiert werden.

Häufige Symptome

  • Lähmungen im Gesicht (z.B. hängender Mundwinkel) oder einer Körperhälfte
  • Halbseitige Gefühlsstörungen (Taubheit oder Kribbeln)
  • Sprachstörungen
  • Sehstörungen (halbseitige Gesichtsfeldausfälle oder plötzliche Blindheit auf einem Auge)
  • Plötzlich auftretender Dauerschwindel mit Gang- und Standunsicherheit
  • Verwirrtheitszustände
  • Schwere Kopfschmerzen
  • Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma

FAST-Test

Der FAST-Test ist ein einfacher und schneller Test, um einen Schlaganfall zu erkennen:

  • Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Ist das Gesicht asymmetrisch oder hängen die Mundwinkel?
  • Arms (Arme): Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne auf Schulterhöhe zu heben und die Handflächen nach oben zu drehen. Kann die Person beide Arme gleichmäßig heben?
  • Speech (Sprache): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist die Sprache verwaschen oder kann die Person den Satz nicht richtig wiederholen?
  • Time (Zeit): Wenn eines dieser Symptome auftritt, wählen Sie sofort den Notruf 112.

Diagnose und Behandlung

Im Krankenhaus kann der Schlaganfall mit bildgebenden Verfahren wie MRT oder CT sicher nachgewiesen werden. Diese Untersuchungen ermöglichen es, zwischen einem ischämischen und einem hämorrhagischen Schlaganfall zu unterscheiden und das Ausmaß und die Schwere des Schlaganfalls einzuschätzen.

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Akuttherapie

Die Akutbehandlung zielt darauf ab, die Hirndurchblutung so schnell wie möglich wiederherzustellen, um bleibende Schäden zu minimieren.

  • Thrombolyse: Die häufigste Therapie ist die medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels (intravenöse Thrombolyse). Diese sollte möglichst innerhalb von viereinhalb Stunden nach Auftreten der Symptome erfolgen.
  • Thrombektomie: Bei Verschluss großer Gefäße ist ein Gefäßkatheter-Eingriff zur Gerinnselentfernung (Thrombektomie) die Therapie der Wahl, oft in Kombination mit der Thrombolyse.
  • Operation: Bei hämorrhagischen Schlaganfällen kann eine Operation notwendig sein, um die Blutung zu stoppen und den Druck auf das Gehirn zu reduzieren.

Stroke Units

Die Akutbehandlung erfolgt idealerweise auf einer Stroke Unit, einer spezialisierten Schlaganfall-Station im Krankenhaus. Dort wird bereits mit einer frühen Rehabilitation begonnen, um Folgeschäden zu minimieren. Nach der Akutphase wird die Rehabilitation fortgesetzt, oft ambulant mit Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie.

Rehabilitation und Langzeitfolgen

Die teils schweren neurologischen Ausfälle, die Betroffene direkt nach dem Schlaganfall erleben, bessern sich in den allermeisten Fällen innerhalb weniger Monate. Das Ausmaß der Verbesserung ist jedoch individuell sehr unterschiedlich. Manche Menschen erlangen trotz anfangs schwerer Einschränkungen alle ihre Fähigkeiten wieder, während andere dauerhafte Behinderungen zurückbehalten.

Funktionsverluste und Erholung

Etwa 2 bis 3 Wochen nach dem Schlaganfall leiden noch etwa drei von vier Betroffenen an neurologischen Symptomen mit funktioneller Beeinträchtigung. Lähmungserscheinungen sind besonders häufig, wobei bei mehr als der Hälfte der Schlaganfall-Betroffenen eine teilweise Lähmung (Parese), insbesondere von Arm und Hand, dauerhaft bestehen bleibt. Die Schwere der Ausfälle spielt eine große Rolle bei der Geschwindigkeit der Erholung. Personen mit leichten oder mäßigen Beeinträchtigungen zeigen oft innerhalb der ersten Wochen deutliche Verbesserungen, während Personen mit schweren Beeinträchtigungen auch noch bis zu sechs Monate nach dem Schlaganfall Fortschritte machen können.

Dauerhafte Ausfälle

Ein halbes Jahr nach dem Schlaganfall hat etwa jeder vierte Betroffene keinerlei Funktionsverluste mehr. Ausfälle, die nach 3 bis 6 Monaten noch andauern, bleiben in vielen Fällen dauerhaft bestehen. Es gibt jedoch immer wieder Fälle, in denen auch später als 6 Monate nach dem Schlaganfall noch eine Erholung möglich ist. Die Heilung ist ein individueller, kontinuierlicher Prozess.

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Häufige Folgen

  • Halbseitige Lähmungen
  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten
  • Sprachstörungen
  • Schluckstörungen
  • Spastik
  • Epileptische Anfälle
  • Demenz
  • Neglect (Wahrnehmungsstörung einer Körperseite)
  • Depressionen
  • Angststörungen

Unterstützung und Pflege

Viele Schlaganfall-Betroffene sind aufgrund der Folgen auf Unterstützung oder Pflege angewiesen. Ob und in welchem Umfang Unterstützung benötigt wird, hängt von der Schwere des Schlaganfalls ab. Nach einem leichten Schlaganfall können Betroffene möglicherweise normal in ihre Wohnung zurückkehren, während bei einem schweren Schlaganfall mehr Unterstützung oder Pflege organisiert werden muss.

Schlaganfall-Sterblichkeit in Deutschland

Die Schlaganfall-Sterblichkeit ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen, was auf Verbesserungen in der medizinischen Versorgung und den Rückgang wichtiger Risikofaktoren zurückzuführen ist. Im Jahr 2022 starben in Deutschland 37.292 Menschen an einem Schlaganfall (20.747 Frauen und 16.545 Männer). Die altersstandardisierte Sterberate lag bei 36,9 pro 100.000 Personen und war für Männer höher als für Frauen.

Regionale Unterschiede

In Regionen mit hoher sozioökonomischer Deprivation sind die Schlaganfall-Sterberaten höher als in Regionen mit niedriger Deprivation. Zwischen 2003 und 2021 gingen die Unterschiede in der Sterblichkeit unabhängig von regionaler Deprivation zurück, jedoch blieben weiterhin sozioökonomische Unterschiede bestehen.

Entwicklung im Zeitverlauf

Im Zeitraum von 1998 bis 2022 sank die Schlaganfall-Sterblichkeit bei beiden Geschlechtern und in allen Altersgruppen deutlich ab. Die gleichzeitige Reduktion der Sterblichkeitsunterschiede zwischen den Bundesländern steht im Einklang mit Verbesserungen der Versorgung, wie dem flächendeckenden Zugang zu Stroke Units in Krankenhäusern. In den letzten Jahren hat sich der Rückgang in der Schlaganfall-Sterblichkeit jedoch abgeflacht, was vor allem mit einem Anstieg von Risikofaktoren wie Diabetes und Versäumnissen in der Prävention im Bereich Tabakkontrolle und Ernährung in Verbindung gebracht wird.

Überlebenschancen und Wiederholungsrisiko

Nach einem Schlaganfall variieren die Überlebenschancen und das Risiko eines zweiten Anfalls innerhalb der folgenden Jahre stark - je nach Auslöser. Fast jeder zweite Patient stirbt innerhalb von fünf Jahren nach dem ersten Schlaganfall, und jeder fünfte erleidet einen erneuten Schlaganfall innerhalb von fünf Jahren. Das Langzeitüberleben und die Wiederholungsrate unterscheiden sich jedoch erheblich je nach Ursache des ersten Schlaganfalls.

Stille Schlaganfälle

Nicht immer ist ein Schlaganfall sofort als akuter Schlaganfall auffällig. Manchmal gibt es sogenannte „stille Schlaganfälle“, die weder von Betroffenen noch von deren Umfeld als solche erkannt werden. Diese zeigen oft milde Symptome wie kurzer Schwindel oder Kribbeln, die nicht als Schlaganfall-Symptom bewertet werden.

Leben nach dem Schlaganfall

Die Folgen eines Schlaganfalls sind sehr unterschiedlich. Jeder Schlaganfall ist anders. Einige Betroffene sind nach wenigen Tagen wieder fit, während andere schwerste Behinderungen davontragen. Die Bandbreite dazwischen ist groß. Welche Folgen ein Schlaganfall mit sich bringt und wie schwer diese ausfallen, hängt vor allem von der betroffenen Hirnregion ab.

Neurologische Folgen

  • Halbseitige Lähmungen (Hemiparese oder Hemiplegie)
  • Spastik
  • Schluckstörungen (Dysphagie)
  • Sprachstörungen (Aphasie, Dysarthrie)

Neuropsychologische Folgen

  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten
  • Gedächtnisstörungen
  • Neglect (Vernachlässigung einer Körperhälfte oder des Raumes)
  • Sehstörungen
  • Schwindel

Psychische Folgen

  • Depressionen
  • Angststörungen
  • Reizbarkeit
  • Emotionale Labilität

Forschung und Zukunftsperspektiven

Die Forschung im Bereich Schlaganfall konzentriert sich auf verschiedene Aspekte, darunter die Verbesserung der Akuttherapie, die Früherkennung und die Rehabilitation.

Verbesserung der Akuttherapie

Mit der Thrombektomie wurde eine sehr wirksame neue Therapiemethode hinzugewonnen.

Schlaganfall-Früherkennung

Es wird viel an der Genetik des Schlaganfalls geforscht, um herauszufinden, warum Schlaganfälle in manchen Familien häufiger auftreten und wie man eine Veranlagung erkennen kann.

Verbesserung der Regeneration und Rehabilitation

Zahlreiche Forschungsprojekte beschäftigen sich mit der Verbesserung der Regeneration und Rehabilitation nach einem Schlaganfall.

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