Brustkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen. Die Behandlung von Brustkrebs hat in den letzten Jahrzehnten erhebliche Fortschritte gemacht, und die Überlebensraten haben sich verbessert. Ein wichtiger Aspekt bei der Behandlung von Brustkrebs ist die Beurteilung, ob sich der Krebs bereits in andere Bereiche des Körpers ausgebreitet hat. Dies geschieht häufig über die Lymphknoten, insbesondere die Achsellymphknoten. Wenn Brustkrebszellen in die Lymphknoten gelangen, spricht man von Lymphknotenmetastasen oder Ganglionmetastasen.
Die Anatomie der Brustwand
Um die Bedeutung von Brustwandtumoren und Metastasen zu verstehen, ist es hilfreich, die Anatomie der Brustwand zu kennen. Die Brustwand umfasst verschiedene Gewebearten, darunter:
- Haut: Die äußere Schicht, die die Brust bedeckt.
- Fettgewebe und Bindegewebe: Diese Schichten liegen unter der Haut und geben der Brust ihre Form.
- Rippen: Knochen- und Knorpelgewebe, die den Brustkorb bilden und die Brustwand schützen.
Brustwandtumoren: Ursprung und Arten
Tumoren der Brustwand können verschiedene Ursprünge haben. Sie werden entsprechend ihres Ursprungsgewebes benannt, wobei lateinische oder griechische Bezeichnungen verwendet werden. Es gibt gutartige und bösartige Tumoren, wobei bösartige Tumoren als Krebs bezeichnet werden.
- Gutartige Tumoren: Machen etwa 35 % der Brustwandtumoren aus.
- Bösartige Tumoren: Stellen mit 39% den größten Teil der Tumore der Brustwand dar. Ein Beispiel ist das Chondrosarkom, eine bösartige Geschwulst, die von Knorpelgewebe ausgeht.
- Sekundäre Tumoren (Metastasen): Diese machen etwa 26 % der Brustwandtumoren aus. Es handelt sich um Absiedlungen von Tumoren, die sich an anderer Stelle im Körper gebildet haben. Tumoren, die bevorzugt in die Brustwand streuen, sind Nieren-, Prostata-, Schilddrüsen- und Mammakarzinome (Brustkrebs).
Symptome und Diagnose von Brustwandtumoren
Brustwandtumoren verursachen nicht immer Beschwerden. Wenn sie jedoch eine gewisse Größe erreichen, können sie als Erhabenheit in der Brustwand wahrgenommen werden oder Schmerzen in dem betroffenen Gebiet verursachen. Häufig werden sie jedoch als Zufallsbefunde in radiologischen Untersuchungen wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) entdeckt.
- Computertomographie (CT): Besonders geeignet zur Lokalisierung von Tumoren in der Brustwand, da sie Schichtbilder im Querschnitt des Körpers erzeugt.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Kann als Ergänzung zum CT durchgeführt werden, um festzustellen, ob der Tumor in benachbarte Gewebe eingewachsen ist.
Therapie von Brustwandtumoren und Metastasen
Die Therapie von Brustwandtumoren und Metastasen erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Onkologen, Thoraxchirurgen und plastischen Chirurgen. In sogenannten Tumorboards werden die Befunde zur Tumorart, -lokalisation und -größe sowie zum Allgemeinzustand des Patienten zusammengetragen, um die optimale Therapiemöglichkeit individuell zu bestimmen.
Lesen Sie auch: Diagnose von Knubbeln hinter den Ohren
Chirurgische Entfernung
Eine chirurgische Entfernung des Tumors kann mit dem Ziel der Heilung, der Linderung von Symptomen oder der Verhinderung von drohenden Komplikationen erfolgen. Bei einer Operation mit dem Ziel der Heilung wird die entsprechende Struktur mit einem Sicherheitsabstand von 2 cm bei gutartigen und 4-5 cm bei bösartigen Krebsgeschwülsten entfernt. Dies bedeutet, dass einige Zentimeter gesunden Gewebes, das den Tumor umgibt, mit herausgeschnitten werden, um eine größtmögliche Sicherheit zu haben, dass keine kleinen Zellhaufen zurückbleiben, aus denen ein neuer Tumor entstehen kann.
Je nach Ursprungsort und -gewebe des Tumors gibt es unterschiedliche operative Vorgehensweisen, da bei den einzelnen Tumorkategorien verschiedene Nachbarorgane mit befallen sein können und gegebenenfalls Teile davon mit entfernt werden müssen. Am häufigsten kommt hierbei eine Brustwandteilresektion im Rahmen einer Lungenkrebserkrankung vor, bei der der Lungentumor in das angrenzende Brustwandgewebe eingedrungen ist. Auch ein fortgeschrittener Brustkrebs kann die anliegende Brustwand befallen, wobei das Ausmaß der Resektion individuell entschieden werden muss.
Plastische Rekonstruktion
Durch die Resektion größerer Brustwandabschnitte können große Gewebsdefekte entstehen, die nicht mehr durch Raffen der Wundränder verschlossen werden können. In solchen Fällen besteht die Möglichkeit der plastischen Deckung des Defektes mit Muskeln anderer Regionen, insbesondere des großen Rückenmuskels. Müssen größere Anteile der Rippen oder sogar Teile des Brustbeins entfernt werden, können nicht resorbierbare Kunststoffnetze zwischen die noch vorhandenen Knochenfragmente gespannt werden, um der Brustwand die nötige Stabilität zu geben. Im Bereich des Brustbeins kann zusätzlich zum Netz Knochenzement eingesetzt werden.
Axilläre Lymphknoten-Dissektion und Strahlentherapie
Bei Brustkrebs ist es entscheidend, ob der Tumor bereits in die Umgebungslymphknoten metastasiert hat. Klinisch lassen sich in diesen Fällen manchmal bereits vergrößerte Lymphknoten in der Achselhöhle (Axilla) ertasten. In diesen Fällen erfolgt eine axilläre Lymphknoten-Dissektion, d. h. die operative Entfernung aller axillären Lymphknoten. Bei klinisch negativem Lymphknotenstatus erfolgt während der Operation des Primärtumors eine sogenannte Sentinel-Lymphknoten-Biopsie zur Ermittlung des axillären Lymphknotenstatus (axilläres Staging). Der Sentinel- oder Wächter-Lymphknoten ist der, in den die Lymphe zuerst abfließt, bevor sie die axillären Lymphknoten erreicht.
Eine negative Sentinel-Lymphknoten-Biopsie ist repräsentativ für den axillären Status, weshalb bei negativen Sentinel-Lymphknoten auf die Axilla-Ausräumung verzichtet wird. Auch bei Mikrometastasierung (Größe < 2 mm) im Wächterlymphknoten ist gemäß den aktuellen Leitlinien keine axilläre Lymphknoten-Dissektion erforderlich. Bei „klinisch negativer Axilla“ und gleichzeitiger Makrometastasierung (> 2 mm) im Sentinel-Lymphknoten wird in der Regel die Entfernung der Axilla-Lymphknoten durchgeführt.
Lesen Sie auch: Diagnose und Behandlung bei Halsschmerzen
Eine neue Studie liefert Evidenz, dass das Weglassen einer axillären Lymphknoten-Dissektion bei Frauen mit T1-, T2- und sogar T3-Mammakarzinom trotz 1-2 Sentinel-Lymphknoten-Makrometastasen der Dissektion gleichwertig ist, wenn leitlinienentsprechend eine adjuvante systemische Behandlung und Strahlentherapie erfolgen. Statt der operativen Ausräumung der Achsellymphknoten kann eine Bestrahlung der Axilla erfolgen. Die Bestrahlung wird meistens gut vertragen und die Schulter-Arm-Morbidität ist danach deutlich geringer als nach einer operativen Ausräumung der Axilla, denn es kann infolge der chirurgischen Intervention zu Lymphödem, Schmerzen, Sensibilitätsstörungen und Schulterbeschwerden kommen.
Strahlentherapie bei Oligometastasierung
Eine Metastasierung muss bei Krebs heute keinesfalls bedeuten, dass keine Heilung mehr möglich ist. So werden immer mehr Tumorarten mit sogenannter Oligometastasierung (bis zu fünf einzelne Metastasen) erfolgreich mit modernen Bestrahlungstechniken behandelt, wodurch sich die Metastasen zurückbilden oder zumindest zum Stillstand gebracht werden können. Mit Hochpräzisionstechniken werden dann sehr hohe Strahlendosen konzentriert auf die Metastasen appliziert, bei der stereotaktischen Strahlentherapie werden die Metastasen dreidimensional von allen Seiten bestrahlt, sodass sich die Strahlen zielgenau in der Metastase aufaddieren und das umliegende Gewebe geschont wird. Diese „messerscharfe“ Technik wird oft auch als Strahlenchirurgie bezeichnet.
Die Bestrahlungsergebnisse von Oligometastasen bei verschiedenen zugrunde liegenden Primärtumoren fallen durchaus unterschiedlich aus: So zeigte eine aktuelle randomisierte Phase-II-Studie bei Speiseröhrenkrebs (Ösophagus-Karzinom) signifikante Vorteile für das progressionsfreie Überleben bei lokaler Bestrahlung von Oligometastasen zusätzlich zur systemischen Behandlung. In der Studie ergab sich dagegen kein Vorteil der zusätzlichen Metastasenbestrahlung bei oligometastasiertem Mammakarzinom. Gute Ergebnisse gab es auch bei der Bestrahlung von Oligometastasen bei Prostatakrebs. Hier kann die Bestrahlung helfen, den Beginn der Hormontherapie, die nur über einen gewissen Zeitraum wirksam ist, hinauszuzögern.
Sarkome: Eine besondere Herausforderung
Sarkome sind seltene Tumoren, die von Knochen oder Weichteilgewebe ausgehen können. Weichteilsarkome machen etwa ein Prozent aller bösartigen Krebserkrankungen bei Erwachsenen aus. Die Behandlung von Sarkomen erfordert eine spezialisierte Expertise und sollte in einem Sarkomzentrum erfolgen.
- Diagnose: Vor einer Operation muss eine umfassende Diagnostik mit bildgebenden Verfahren und einer Gewebeprobe erfolgen.
- Therapie: Weichteilsarkome werden chirurgisch entfernt und betroffene Partien im Anschluss gegebenenfalls bestrahlt. Bei Knochensarkomen erfolgt meist zunächst eine Chemotherapie, gefolgt von einer Operation und gegebenenfalls einer Nachbestrahlung.
Schädelbasismetastasen
Schädelbasismetastasen stellen eine relativ seltene und potenziell schwerwiegende onkologische Komplikation dar. Bis zu 4 % aller Krebspatienten weisen eine ossäre Metastasierung in die Schädelbasis auf. Aufgrund der hohen Komplexität dieser anatomischen Region können schon kleine Metastasen schwer beeinträchtigende Symptome hervorrufen, besonders dann, wenn Hirnnerven beteiligt sind.
Lesen Sie auch: Tipps für ein schärferes Gehirn
Symptome und Diagnose
Häufige Symptome sind Kopfschmerzen und Hirnnervenausfälle, die verschiedene neurologische Defizite verursachen können. Zur radiologischen Diagnostik wird meist eine zerebrale Magnetresonanztomographie (MRT-)Untersuchung durchgeführt.
Therapie und Prognose
Bei 40 der 45 Patienten wurde eine Strahlentherapie durchgeführt, die übrigen 5 Patienten erhielten aufgrund reduzierten Allgemeinzustandes keine lokale Therapie. Das mediane Gesamtüberleben nach Beginn der Bestrahlung betrug 7,6 Monate. Eine lokal hochdosierte Bestrahlung war in der univariaten und multivariaten Analyse mit einem Überlebensvorteil assoziiert.
tags: #Ganglion #Metastasen #Brustkrebs