Meningitis, eine Entzündung der Hirnhäute, kann durch verschiedene Erreger ausgelöst werden und unterschiedliche Verläufe nehmen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Meningitis, von den Ursachen und Symptomen bis hin zu Diagnose, Behandlung und Prävention, um ein umfassendes Verständnis dieser potenziell lebensbedrohlichen Erkrankung zu ermöglichen.
Was ist Meningitis?
Bei einer Meningitis entzünden sich die Hirnhäute - die schützende Hülle um das Gehirn und das Rückenmark. Die Hirnhaut ist eine dünne Hülle aus mehreren Schichten, die das Gehirn und das Rückenmark umgibt. Dies kann durch verschiedene Erreger verursacht werden, darunter Bakterien, Viren und seltener Pilze oder Parasiten. Die Erreger können in den Körper eindringen und sich über die Blutbahn in das zentrale Nervensystem ausbreiten, wo sie eine Entzündungsreaktion hervorrufen. In der Fachsprache wird Meningitis als Hirnhautentzündung bezeichnet.
Ursachen der Meningitis
Bakterien, Viren und auch andere Erreger können eine Meningitis verursachen und haben unterschiedliche Auswirkungen auf den Verlauf bzw. die Schwere der Erkrankung. Von der jeweiligen Ursache hängt auch die geeignete Behandlung ab. Deshalb ist es besonders wichtig, dass das behandelnde medizinische Fachpersonal weiß, welche Erregergruppe die Erkrankung verursacht hat.
Virale Meningitis
In den meisten Fällen wird eine Meningitis in Deutschland durch Viren ausgelöst - wie etwa Arboviren oder Herpesviren. Sie verursacht grippeartige Symptome und heilt in der Regel nach zwei bis drei Wochen von selbst aus. Zu den Auslösern zählen unter anderem:
- Arboviren: Die Erreger werden durch Zecken oder Mücken übertragen, besonders häufig ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
- Varizella-Zoster-Virus: Erkrankungen wie Windpocken werden durch dieses Virus ausgelöst.
- Coxsackie-Viren: Dieser Virustyp verursacht beispielsweise die Hand-Fuß-Mund-Krankheit.
- SARS-CoV-2: Der Erreger von COVID-19 kann auch eine Hirnhautentzündung auslösen.
- Epstein-Barr-Virus: Dieses Virus kann z. B.
Bakterielle Meningitis
Bakterielle Hirnhautentzündungen - auch eitrige Hirnhautentzündungen genannt - sind in Deutschland seltener, aber deutlich gefährlicher als virale Hirnhautentzündungen. Der Krankheitsverlauf unterscheidet sich von der viralen Meningitis durch heftigere Symptome, die plötzlich auftreten. Komplikationen und schwere Verläufe sind bei der bakteriellen Hirnhautentzündung häufig. Deshalb ist eine bakterielle Meningitis immer ein medizinischer Notfall, der im Krankenhaus behandelt werden muss.
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- Durch einen Zeckenstich können sogenannte Borrelien übertragen werden. Diese Bakterien können wiederum das Nervensystem befallen und so nach mehreren Wochen oder Monaten eine Neuroborreliose auslösen, die sich oft in einer (leichten) Meningitis manifestiert.
- Eine Meningokokkeninfektion wird durch Neisseria-meningitidis-Bakterien ausgelöst und ist in Deutschland aufgrund der verfügbaren Impfung selten. Eine Infektion mit Meningokokken ist besonders gefährlich - in zwei Dritteln der Fälle führt sie zu einer Hirnhautentzündung, in einem Drittel der Fälle zu einer Sepsis. Die Behandlung erfolgt im Krankenhaus, da schwere Komplikationen und Folgeerkrankungen häufig vorkommen. Betroffene werden anfangs (bis 24 Stunden nach Beginn der Antibiose) isoliert behandelt, da die Infektion besonders ansteckend ist.
- Auch andere Bakterien und einige Pilze können zu einer Hirnhautentzündung führen. Menschen mit einem gesunden Immunsystem erkranken nur selten an einer Hirnhautentzündung durch Schimmelpilze oder Hefepilze.
Aseptische Meningitis
Die aseptische bzw. nicht infektiöse Meningitis wird nicht durch Infektionen verursacht. Zu den Ursachen gehören vielmehr:
- Autoimmunerkrankungen, z. B. rheumatoide Arthritis, Lupus,
- bestimmte Medikamente, z. B.
Symptome der Meningitis
Eine Meningitis äußert sich durch eine Reihe von Symptomen, die plötzlich auftreten können. Eine Meningitis äußert sich nicht bei jeder Patientin / jedem Patienten gleich. Prinzipiell siedeln sich die Erreger einer Hirnhautentzündung nicht von Anfang an im Rückenmark oder im Gehirn an. Der weitere Krankheitsverlauf unterscheidet sich je nach Erregertyp. Während die aseptische Meningitis meist schleichend verläuft und innerhalb von zwei bis drei Wochen von selbst ausheilt, ist die bakterielle Meningitis als medizinischer Notfall einzustufen. Die Symptome treten dann plötzlich auf und sind stark ausgeprägt, Komplikationen wie eine Sepsis sind häufig.
Die Meningitis-Symptome können sich je nach Alter und Art des Erregers unterscheiden. Allgemeine Symptome können Kopfschmerzen, Fieber, steifer Nacken, Übelkeit, Lichtempfindlichkeit und geistige Verwirrung sein. Einige Formen der Meningitis können auch Hautveränderungen wie Ausschlag oder Flecken verursachen. Dieser Meningitis-Ausschlag ist charakteristisch rötlich oder lila und verblasst nicht beim Druck - ein Indikator, der das sogenannte „Glas-Test“ genannt wird. Es ist wichtig zu beachten, dass Meningitis in einigen Fällen auch ohne Fieber auftreten kann.
Insbesondere eine virale Hirnhautentzündung fühlt sich für die Betroffenen häufig wie ein grippaler Infekt an. Typische Symptome einer Meningitis sind unter anderem:
- heftige Kopfschmerzen
- (hohes) Fieber → Achtung: Bei Kleinkindern ist auch eine zu niedrige Körpertemperatur möglich.
- Abgeschlagenheit und Müdigkeit
- steifer Nacken: Entzündungsbedingte Schmerzen machen es Betroffenen oft unmöglich, den Kopf auf die Brust zu legen. Bei Neugeborenen ist die Nackensteifigkeit oft nicht erkennbar.
- bei Kleinkindern: Veränderungen des Verhaltens, der Befindlichkeit und des Ess- und Trinkverhaltens
- bei älteren Personen: Hier können Verwirrung und Bewusstseinsausfälle wichtige Anzeichen einer Hirnhautentzündung sein.
- bei einer Infektion mit Meningokokken: Es treten charakteristische Veränderungen des Hautbildes durch punktförmige Blutungen auf.
Wenn Sie eine starke Verschlechterung der Symptome in kurzer Zeit beobachten oder wenn Bewusstseinsstörungen und/oder Krampfanfälle auftreten, kontaktieren Sie sofort die Notärztin/den Notarzt.
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Diagnose der Meningitis
Da eine bakterielle Meningitis durch einen raschen und schweren Verlauf gekennzeichnet ist, ist eine schnelle Diagnostik besonders wichtig. Um die richtige Behandlung einleiten und geeignete Maßnahmen ergreifen zu können, ist neben der Differenzialdiagnose auch die Bestimmung der auslösenden Erreger notwendig.
Für eine Meningitis-Diagnostik stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Bei Verdacht auf Meningitis ist ein ausführliches Anamnesegespräch wichtig, um etwaige Ursachen der Erkrankung zu erkennen. Wie ist Ihr aktueller Impfstatus? Leben oder arbeiten Sie mit vielen Menschen zusammen? Eine davon ist die Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes. Zusätzlich kann eine Lumbalpunktion durchgeführt werden, bei der Rückenmarksflüssigkeit zur Untersuchung entnommen wird.
- Eine Ausnahme bildet die bakterielle Meningitis. Die Erreger einer Hirnhautentzündung gelangen über das Blut in die Hirnhäute, daher können entsprechende Erreger auch in einer Blutprobe nachgewiesen werden.
- Bei einer Lumbalpunktion entnimmt eine Ärztin / ein Arzt mit einer speziellen Nadel Flüssigkeit (Liquor) aus dem Rückenmarkskanal. Der Liquor wird anschließend im Labor auf Entzündungszeichen und Krankheitserreger untersucht. Wichtige Erreger können unter dem Mikroskop identifiziert werden.
- Insbesondere bei Bewusstseinsstörungen ist eine Untersuchung des Gehirns über MRT (Magnetresonanztomografie) oder CT (Computertomografie) erforderlich. Andernfalls kann keine Lumbalpunktion durchgeführt werden. Aber auch bei Betroffenen ohne Bewusstseinsstörungen werden bildgebende Verfahren zur Differentialdiagnose eingesetzt.
- Je nach Patient sowie Schweregrad und Ursache der Hirnhautentzündung können weitere Untersuchungen notwendig sein, um über die richtige Behandlungsstrategie zu entscheiden und Komplikationen zu vermeiden: Rachenabstrich, Elektroenzephalografie (EEG), verschiedene Laboruntersuchungen
Behandlung der Meningitis
Die Behandlung von Meningitis hängt von der Ursache der Erkrankung ab. Bei bakterieller Meningitis, die lebensbedrohlich sein kann, werden sofort hochdosierte Antibiotika verabreicht. Zusätzlich können Kortikosteroide zur Linderung der Schwellung des Gehirns und Analgetika zur Linderung der Symptome eingesetzt werden.
- Bei bakterieller Meningitis sind Antibiotika die Erstlinientherapie und sollten so schnell wie möglich verabreicht werden, um das Risiko von Komplikationen oder Tod zu minimieren. Die genaue Wahl des Antibiotikums hängt von dem vermuteten oder nachgewiesenen Erreger ab.
- Viren können nicht mit Antibiotika behandelt werden, daher ist die virale Meningitis in der Regel selbstlimitierend und erfordert nur unterstützende Pflege, einschließlich Schmerzmanagement und Hydratation. Trotzdem wird immer aufgrund der Gefährlichkeit und relativen Häufigkeit einer HSV- oder VZV-Meningitis mindestens bis zum Nachweis des Erregers mit Aciclovir, einem Virostatikum, intravenös behandelt.
- Manche Formen von Meningitis, insbesondere einige Arten der viralen Meningitis, können sich ohne spezifische Behandlung selbst heilen. Allerdings kann dies mehrere Wochen dauern und während dieser Zeit können ernste Komplikationen auftreten. Bakterielle Meningitis hingegen kann nicht von selbst heilen und erfordert sofortige medizinische Intervention.
Komplikationen und Langzeitfolgen
Leider kann Meningitis Spätfolgen haben und zu einer Reihe von Komplikationen führen, einschließlich einem Hirnödem, Sepsis, ARDS, Waterhouse-Friderichsen-Syndrom, Hörverlust, Gedächtnisproblemen, Lernschwierigkeiten, Epilepsie, Nierenversagen und sogar Tod. Einige dieser Komplikationen können dauerhaft sein, auch nach erfolgreicher Behandlung der Krankheit.
- Bei bakterieller Meningitis ist trotz Behandlung die Sterblichkeitsrate noch immer hoch, mit Schätzungen von 10-15%. Die Prognose für virale Meningitis ist im Allgemeinen besser, mit den meisten Patienten, die eine vollständige Genesung ohne spezifische Behandlung erfahren.
- Nach einer Meningokokken-Meningitis kann es zu Hirnnervenlähmungen, Krampfanfällen, Einschränkungen des Intellekts oder Lernschwierigkeiten sowie zu Taubheit kommen. Eine Sepsis kann zu Gewebeschädigungen bis hin zum Absterben einzelner Gliedmaßen führen. Bei einer Meningokokken-Meningitis liegt die Sterblichkeitsrate bei 1 %, bei einer Sepsis bei etwa 13 % und bei der schweren Form des septischen Schocks bei etwa 33 %.
Prävention von Meningitis
Impfstoffe sind gegen einige der häufigsten bakteriellen Ursachen von Meningitis verfügbar, einschließlich Streptococcus pneumoniae, Neisseria meningitidis und Haemophilus influenzae Typ b (Hib). Eine Studie hat 2013 die Wirkung der Meningitis Impfung in Tschad untersucht und stellte hierbei fest, dass die Impfung dazu beitrug, die Verbreitung der Krankheit erheblich zu reduzieren. In Situationen, in denen eine Person einem hohen Risiko ausgesetzt war, mit Meningitis infiziert zu werden, wie z.B. nach engem Kontakt mit einer Person, die an bakterieller Meningitis erkrankt ist, kann eine prophylaktische Antibiotikabehandlung verabreicht werden.
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- Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt: die Impfung gegen Meningokokken B für alle Kinder mit je einer Impfstoffdose im Alter von 2, 4 und 12 Monaten; fehlende Impfstoffdosen sollen so bald wie möglich und spätestens bis zum 5. Geburtstag nachgeholt werden; die Impfung gegen Meningokokken C für alle Kinder mit einer Impfstoffdose im Alter von 12 Monaten; wurde die Impfung versäumt, sollte sie baldmöglichst und spätestens bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden; für Risikogruppen die Impfung mit Meningokokken-ACWY-Kombinationsimpfstoff sowie MeningokokkenB-Impfstoff; dazu zählen Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung aufgrund einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche (zum Beispiel bei fehlender Milz) sowie gefährdetes Laborpersonal; für Reisende in Länder mit vielen Meningokokken-Erkrankungen, vor allem bei engem Kontakt zur Bevölkerung, sowie vor Pilgerreisen nach Mekka die Meningokokken-ACWY-Impfung; für Mitarbeitende im Katastrophendienst und je nach Gefährdung für Mitarbeitende in der Entwicklungshilfe und für medizinisches Personal zusätzlich zur Meningokokken-ACWY-Impfung auch die Impfung gegen Meningokokken B; vor Langzeitaufenthalten insbesondere für Kinder und Jugendliche sowie für Personen in Studium oder Ausbildung die Impfung gegen Meningokokken ACWY und/oder Meningokokken B entsprechend den Empfehlungen der Zielländer.
- Da Meningokokken-Infektionen gemeldet werden müssen, liegen dort Informationen zur aktuellen Situation und Erfahrung im Umgang mit der Krankheit vor. Weitere (Fach-) Informationen finden Sie auch im Internet auf den Seiten des Robert Koch-Institutes (www.rki.de/meningokokken). Bitte beachten Sie auch die Hinweise für Reisende (www.auswaertiges-amt.de).
- Gegen einige Meningitis-Erreger gibt es Impfungen, die einer Hirnhautentzündung vorbeugen. Dazu zählen Impfungen gegen Pneumokokken, Haemophilus influenzae, Meningokokken, Masern, Mumps und Windpocken.
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