Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die Muskelsteifheit, verlangsamte Bewegungen und unkontrolliertes Zittern verursacht. In Deutschland sind etwa 400.000 Menschen betroffen, wobei die Diagnose in der Regel zwischen dem 55. und 60. Lebensjahr gestellt wird. Trotz dieser Herausforderungen gibt es viele Menschen, die Wege gefunden haben, positiv mit der Krankheit zu leben. Dieser Artikel beleuchtet die Erfahrungen von Betroffenen, insbesondere im Kontext des Podcasts "Jetzt erst recht! - Positiv leben mit Parkinson" und anderer Initiativen.
Die Diagnose Parkinson: Ein Wendepunkt
Die Diagnose Parkinson kann ein Schock sein. Kathrin Wersing aus Münster erhielt ihre Diagnose mit 40 Jahren. Sie erinnert sich: „Es hat mich kalt erwischt. Mit Parkinson hatte ich nie gerechnet, wusste auch überhaupt nicht, was das nun für mich bedeuten würde.“ Viele Betroffene sind zunächst verzweifelt und verunsichert, da es oft an klaren Informationen direkt nach der Diagnose mangelt. Das Internet kann hier eine Flut von oft falschen Informationen bieten, die die Angst noch verstärken.
Symptome und Verlauf
Die Parkinson-Erkrankung äußert sich durch unterschiedliche Symptome. Der Tremor (Zittern) ist zwar häufig, muss aber nicht zwingend auftreten. Es gibt verschiedene Formen:
- Tremor-dominante Form: Hier steht das Zittern im Vordergrund, während Akinese (Unbeweglichkeit) und Rigor (Muskelsteifigkeit) minimal ausgeprägt sind.
- Akinetisch-rigider Typ: Dieser Typ hat keinen Tremor, sondern eher Bewegungsarmut und Steifigkeit.
- Mischform: Hier treten Tremor, Akinese und Rigor zusammen ähnlich stark auf.
Die Einteilung kann sich im Laufe der Zeit ändern. Kathrin Wersing selbst hat keinen typischen Tremor, was die Diagnose verzögerte. Ihre ersten Symptome waren Müdigkeit, Erschöpfung und Depressionen nach der Geburt ihres Sohnes. Später kamen Schwindel, Gangunsicherheit und Steifigkeit im rechten Arm hinzu.
"Jetzt erst recht!": Ein Podcast als Weg zur Krankheitsbewältigung
Kathrin Wersing ließ sich von ihrer Diagnose nicht unterkriegen und startete den Podcast "Jetzt erst recht! - Positiv leben mit Parkinson". Inspiriert von Life Coach Laura Malina Seiler, wollte sie Menschen finden, die ihr zeigen können, wie man mit der Krankheit gut leben kann.
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Der Podcast als Austauschplattform
Inzwischen sind über 70 Folgen erschienen, in denen Kathrin Wersing mit Betroffenen und Angehörigen spricht. Auch prominente Persönlichkeiten wie Frank Elstner waren zu Gast. Der Podcast dient als Plattform für den Austausch von Erfahrungen und positiven Geschichten. Kathrin Wersing betont, dass sie den Podcast in erster Linie für sich selbst macht, um Kraft und positive Ausrichtung zu finden.
Inspirierende Geschichten
Viele Erzählungen haben Kathrin Wersing nachhaltig beeindruckt:
- Ein schwer betroffener Mann sagte: „Ich möchte sehen, was passiert, wenn ich nicht aufgebe.“
- Ruth, die seit 40 Jahren Parkinson hat, unternahm eine Weltreise mit ihrem Mann: „Schlecht gehen kann es mir auch woanders, aber ich bin wenigstens unterwegs.“
- Jessica, die mit elf Jahren erste Symptome zeigte, sagt: „Ich entscheide mich jeden Tag wieder dafür, ein fröhlicher Mensch zu sein.“
Diese Geschichten geben Kathrin Wersing und ihren Zuhörern Kraft und zeigen, dass ein erfülltes Leben trotz Parkinson möglich ist.
Selbsthilfe und Gemeinschaft
Ein wichtiger Aspekt im Umgang mit Parkinson ist die Selbsthilfe. Kathrin Wersing arbeitet seit 20 Jahren in der Selbsthilfe und betreut Familien mit rheumakranken Kindern. Diese Erfahrung half ihr, auch mit ihrer eigenen Diagnose umzugehen. Sie erkannte, dass es immer einen Weg gibt und dass der Austausch mit anderen Betroffenen wertvoll ist.
Selbsthilfegruppen und digitale Angebote
Frank Michler, ebenfalls Parkinson-Patient, ist in der Szene sehr bekannt. Er hat sich mit fokussiertem Ultraschall behandeln lassen und berichtet im Podcast "Jetzt erst Recht" von seinen positiven Erfahrungen. Zudem engagiert er sich in der Selbsthilfegruppe "Jung und Parkinson", die sich an jüngere Betroffene richtet. Für seine digitale Selbsthilfe über das Internet hat er bereits Preise erhalten.
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Ping Pong Parkinson: Sportliche Selbsthilfe
Kathrin Wersing hat Tischtennis für sich entdeckt und leitet die Regionalgruppe von Ping Pong Parkinson e.V. in Münster. Dieser Verein bietet eine sportliche Form der Selbsthilfe, bei der der Fokus nicht auf dem Reden über Probleme liegt, sondern auf der gemeinsamen Bewegung. Tischtennis trainiert Koordination, Reaktionsfähigkeit und Auge-Hand-Koordination, die durch Parkinson beeinträchtigt werden können.
Umgang mit der Diagnose im Alltag
Die Diagnose Parkinson verändert das Leben der Betroffenen und ihrer Familien. Kathrin Wersing erzählte ihren Söhnen offen von ihrer Erkrankung. Ihr älterer Sohn sagte daraufhin: „Ach Mama, das ist ja nicht so schlimm. Du hast ja drei starke Männer zuhause, wir helfen Dir.“ Dieser Satz gab ihr viel Kraft und zeigt, wie wichtig der Rückhalt der Familie ist.
Berufliche Herausforderungen
Auch im Berufsleben kann die Diagnose Parkinson Herausforderungen mit sich bringen. Kathrin Wersing hat Glück, dass ihre Arbeitgeber ihre Situation verstehen und unterstützen. Sie arbeitet weiterhin halbtags und fühlt sich gut unterstützt. Leider erleben andere Betroffene oft Diskriminierung und haben Angst, ihren Job zu verlieren. Hier sind mehr Unterstützungsangebote und Aufklärungsarbeit notwendig.
Strategien für ein positives Leben
Trotz der Herausforderungen gibt es viele Strategien, um positiv mit Parkinson zu leben:
- Bewegung: Regelmäßiger Sport, wie Tischtennis, hilft, der Muskelsteifigkeit und dem Fortschreiten der Erkrankung entgegenzuwirken.
- Austausch: Der Kontakt zu anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen oder über Podcasts bietet Unterstützung und Inspiration.
- Offenheit: Ein offener Umgang mit der Erkrankung im Freundeskreis und in der Familie hilft, Unterstützung zu erhalten.
- Positive Einstellung: Eine positive Lebenseinstellung und die Konzentration auf das Hier und Jetzt können helfen, die Lebensqualität zu verbessern.
- Meditation: Meditation kann helfen, zur Ruhe zu kommen und mit Zukunftsängsten umzugehen.
Forschung und Therapie
Die Parkinson-Forschung arbeitet an neuen Therapieansätzen, um die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. PD Dr. Kathrin Brockmann, eine Expertin in der Parkinson-Forschung, spricht über die vielversprechenden Möglichkeiten einer Parkinson-Impfung. Frank Michler hat positive Erfahrungen mit fokussiertem Ultraschall gemacht, einer neueren Behandlungsmethode.
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Die Rolle der Genetik
In einigen Fällen kann eine genetische Veranlagung eine Rolle bei der Entstehung von Parkinson spielen. Kathrin Wersing ließ eine Gendiagnostik durchführen, die jedoch keine genetische Disposition bestätigte. Die Ursache ihrer Erkrankung ist also bisher unbekannt.
Die Zukunft mit Parkinson
Kathrin Wersing wünscht sich, dass Parkinson in Zukunft besser behandelbar oder sogar heilbar wird. Sie möchte dazu beitragen, dass andere Menschen verstehen, dass sie ihrer Krankheit nicht hilflos ausgeliefert sind. Sie betont, wie wichtig es ist, selbst aktiv zu werden, Sport zu treiben, eine positive Einstellung zu bewahren und Gemeinschaft zu suchen.
Ein Buch zum Podcast
Kathrin Wersing hat ihre Erfahrungen und die Geschichten ihrer Podcastgäste in einem Buch zusammengefasst: "Jetzt erst recht - Positiv leben mit Parkinson. Das Buch zum Podcast mit 50 inspirierenden Lebensgeschichten". Das Buch soll Mut machen und zeigen, dass ein erfülltes Leben trotz Parkinson möglich ist.
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