Kampf gegen Neuropathie: Ursachen, Symptome und Wege zur Linderung

Neuropathische Schmerzen, auch Nervenschmerzen genannt, können das tägliche Leben stark beeinträchtigen. Sie entstehen, wenn Nervenfasern beschädigt sind, was zu einer Vielzahl von Symptomen führt, darunter Brennen, Stechen und das Gefühl von "Ameisenlaufen".

Was sind Nervenschmerzen?

Nervenschmerzen sind besonders, da sie direkt von den Nerven selbst ausgehen. Beschädigte Nerven können überempfindlich reagieren und beginnen, Schmerzsignale zu senden, ohne dass eine direkte Ursache vorhanden ist. Sie können eine Art Eigenleben entwickeln, bei dem sie spontan aktiv werden. Diese erhöhte Aktivität kann zu starken Schmerzempfindungen führen.

Ursachen und Symptome erkennen

Nervenschmerzen können durch verschiedene Bedingungen verursacht werden, darunter:

  • Diabetes
  • Gürtelrose
  • Bestimmte Infektionen
  • Verletzungen
  • Einige Krebsarten
  • Chemotherapie

Die Beschädigung von Nervenstrukturen kann zu einer Veränderung der Schmerzwahrnehmung führen, wobei alltägliche, harmlose Reize zu Auslösern von Schmerzempfindungen werden. Typische Symptome sind neben Brennen und Stechen auch Taubheitsgefühle oder Überempfindlichkeit gegenüber Berührungen, die normalerweise nicht schmerzhaft wären.

Ein Beispiel für neuropathische Schmerzen ist die diabetische Neuropathie, eine Erkrankung, die durch langanhaltend hohen Blutzucker zu Schäden an den Nervenfasern, vor allem in den Beinen und Füßen, führt. Die Betroffenen können ein Spektrum an Empfindungen erleben, von Kribbeln und Taubheit bis hin zu intensiven Schmerzen. Diese Schmerzen können durch Berührungen oder sogar durch das Tragen von Kleidung ausgelöst werden, die unter normalen Umständen nicht schmerzhaft wären. Was viele Diabetiker nicht wissen: Wenn die Füße brennen, kribbeln oder schmerzen, können Nervenschäden dahinterstecken. Die sogenannte Neuropathie muss frühzeitig behandelt werden. Es beginnt scheinbar harmlos: Die Füße kribbeln oder brennen, fühlen sich zuweilen auch taub an. Das sind erste Warnsignale, dass sich schwerwiegende Schäden an den Nervenfasern entwickeln können. Viele Diabetiker unterschätzen diese Erkrankung, Neuropathie genannt. "Hören Sie auf Ihre Füße?" ergeben: 70 Prozent der Teilnehmer, bei denen Anzeichen für eine Neuropathie nachgewiesen wurden, wussten zuvor nichts davon. Dabei ist laut aktuellem Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2019 jeder dritte Diabetes-Patient davon betroffen. Mediziner appellieren daher eindringlich, dass Diabetiker die Warnsignale der Füße ernstnehmen sollten. Die Entstehung einer Neuropathie bei Diabetes hat verschiedene Ursachen. Einerseits können die Nerven durch den erhöhten Blutzucker geschädigt werden. Gleichzeitig verursacht die Stoffwechselstörung häufig einen Mangel an Vitamin B1, weil das wichtige Nervenvitamin vermehrt über die Nieren ausgeschieden wird. Um die Nervenschädigung und die damit verbundenen Beschwerden zu behandeln, ist es neben einer guten Blutzuckereinstellung wichtig, wirksam gegen das Vitamin-B1-Defizit vorzugehen. Ein Mangel kann über eine Vitamin B1-Vorstufe, das Benfotiamin, ausgeglichen werden. Es ist etwa in milgamma protekt enthalten, das es rezeptfrei in der Apotheke gibt. Dieses Provitamin kann vom Körper fünfmal besser aufgenommen werden als Vitamin B1. Es kann bei längerfristiger Einnahme einen nervenschädigenden Vitamin-B1-Mangel ausgleichen und auch das Kribbeln und die Schmerzen in den Füßen lindern. Einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Nerven leisten zudem eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung. Damit die Neuropathie rechtzeitig erkannt und behandelt wird, ist es wichtig, dass Menschen mit Diabetes ihren Füße Beachtung schenken und sie diese regelmäßig von einem Arzt kontrollieren lassen. Viele Tipps dazu finden sich unter www.hoerensieaufihrefuesse.de. Die Füße sollten täglich gepflegt und nach einem Bad gut eingecremt werden. Bequeme Schuhe bieten Schutz vor Druckstellen. Außerdem ist es wichtig, Veränderungen wie auffällig trockene Haut an den Füßen zu beobachten und zeitig mit dem Arzt zu besprechen.

Lesen Sie auch: Der Kulturkampf: Eine kritische Analyse

Häufige Folgeerkrankungen von Nervenschädigungen

  • Postherpetische Neuralgie: Anhaltende Schmerzen in einem Bereich, der von Herpes Zoster, auch bekannt als Gürtelrose, betroffen war, nachdem der Ausschlag abgeklungen ist.
  • Diabetische Neuropathie: Schädigung der Nerven als Folge von Diabetes, die zu Schmerzen, Taubheit und Kribbeln, hauptsächlich in den Füßen und Beinen, führt.
  • Trigeminusneuralgie: Eine Erkrankung, die durch starke Schmerzattacken im Bereich des Gesichts gekennzeichnet ist, insbesondere entlang des Trigeminusnervs.
  • Phantomschmerz: Schmerzen, die in einem Körperteil gefühlt werden, der amputiert wurde oder anderweitig nicht mehr vorhanden ist.
  • Polyneuropathie: Eine Erkrankung, die viele Nerven im Körper betrifft, oft verbunden mit Diabetes, Alkoholmissbrauch oder Infektionen.
  • Karpaltunnelsyndrom: Ein Engpasssyndrom des Handgelenks, das Nervenschmerzen, Taubheit und Kribbeln in der Hand verursacht.
  • Multiple Sklerose: Eine Krankheit des zentralen Nervensystems, die zu einer Vielzahl von Symptomen führen kann, einschließlich Nervenschmerzen.
  • Ischias: Schmerzen, die entlang des Ischiasnervs verlaufen, vom unteren Rücken über die Hüfte bis zu den Beinen.
  • HIV-assoziierte Neuropathie: Nervenschäden, die als Komplikation einer HIV-Infektion oder der Behandlung auftreten können.
  • Chemotherapie-induzierte periphere Neuropathie: Eine Nebenwirkung einiger chemotherapeutischer Medikamente, die Nervenschäden in den Extremitäten verursacht.

Wege zur Linderung

Nervenschmerzen stellen eine Herausforderung dar, sind aber nicht unbezwingbar. Mit der richtigen Behandlung und Anpassungen im Alltag lässt sich die Lebensqualität deutlich verbessern. Wichtig ist, aktiv zu bleiben und Hilfe zu suchen. Sie sind nicht allein auf diesem Weg. Zögern Sie daher nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ärzte können die passende Behandlung finden, sei es durch Medikamente, Physiotherapie oder alternative Methoden.

Medizinische Behandlung

Die Behandlung von Nervenschmerzen kann komplex sein und umfasst oft eine Kombination aus Medikamenten, wie Antidepressiva, Antikonvulsiva und speziellen Schmerzmitteln. Einige Betroffene profitieren eher von örtlichen Betäubungsmitteln. Medikamente können dabei helfen, die Nervenaktivität zu modulieren und Schmerzsignale zu blockieren. Die genaue Auswahl der Medikamente hängt jedoch von der individuellen Situation des Patienten ab. Als gut wirksam gelten zum Beispiel Wirkstoffe aus der Gruppe der Antiepileptika (wie Gabapentin, Pregabalin) oder trizyklischen Antidepressiva (wie Amitriptylin, Duloxetin). Damit diese Medikamente wirken, müssen sie täglich eingenommen werden. Ein erster Effekt stellt sich meist nach etwa zwei bis vier Wochen ein. Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen bleiben bei nervenbedingten Schmerzen wie bei einer Polyneuropathie hingegen normalerweise so gut wie wirkungslos.

Physiotherapie

Physiotherapie kann bei der Behandlung von Nervenschmerzen eine maßgebliche Rolle spielen, insbesondere bei Schmerzen, die durch physische Verletzungen oder Zustände wie einen Bandscheibenvorfall verursacht werden. Durch gezielte Übungen kann die Mobilität verbessert und Schmerzen können gelindert werden. Physiotherapeutische und physikalische Maßnahmen sind als langfristige Behandlungen am effektivsten.

Alternative Methoden

Viele Betroffene finden auch durch alternative Behandlungsmethoden wie Akupunktur, Meditation und Entspannungstechniken Linderung. Diese Methoden können helfen, den Stresslevel zu senken, der oft mit chronischen Schmerzen einhergeht. Ausreichend Schlaf bietet Erholung in stressigen Lebensphasen und kann damit auch die Schmerzintensität und das Empfinden abmildern.

Lebensstil

Eine gesunde Ernährung, reich an B-Vitaminen, unterstützt die Nervengesundheit. Besonders Vitamin B12 ist wichtig. Regelmäßige, sanfte Bewegung hilft. Da Alkoholkonsum die Nerven schädigen und so eine bestehende Polyneuropathie verstärken kann, sollten alkoholische Getränke möglichst nur gelegentlich genossen werden. Ist Alkoholkonsum die Ursache der Polyneuropathie, sollte Betroffene im Rahmen ihrer Behandlung Alkohol am besten ganz meiden. Die effektivsten Maßnahmen gegen Polyneuropathie sind regelmäßige Bewegung oder Physiotherapie, eine ausgewogene Ernährung und gegebenenfalls die Substitution von Vitaminen.

Lesen Sie auch: Die Aktualität von Huntingtons Kulturkampf

Capsaicin

Capsaicin ist den meisten aus der Küche bekannt, wo es vielen Gerichten die nötige Schärfe verleiht. Immer mehr Studien attestierten dem Alkaloid eine sehr gute Wirksamkeit beim Kampf gegen Nervenschmerzen, die durch Verletzungen oder Erkrankungen von schmerzleitenden Fasern entstehen. Capsaicin bringt aber vielfach eine deutliche Erleichterung für die Betroffenen und belastet kaum mit Nebenwirkungen. Völlige Beschwerdefreiheit ist aber trotzdem oft kein realistisches Therapieziel. Die meisten aktuellen Studien haben die Wirksamkeit von Capsaicin-Pflaster mit hoher Wirkstoffkonzentration (8%) untersucht. Von dieser Studie kann man mitnehmen, dass Capsaicinpflaster bei vielen Arten von peripheren Nervenschmerzen helfen können und sich als Monotherapie oder in Kombinationen mit anderen Schmerzmitteln verwenden lassen. Capsaicinpflaster sind sogar oral verabreichtem Pregabalin überlegen - und zwar bei Patienten, die unter dynamischer mechanischer Allodynie aufgrund von peripheren neuropathischem Schmerz leiden.

Polyneuropathie: Welche Behandlung hilft?

Welche Therapie bei Polyneuropathie die richtige ist, hängt vor allem davon ab, ob die Ursache der Erkrankung festgestellt werden kann. Hauptziel der Behandlung ist es, die Symptome der Nervenerkrankung so gut wie möglich zu lindern und eine Verschlimmerung abzuwenden. Hat eine Polyneuropathie ihre Ursachen in einer anderen Erkrankung (wie Diabetes), gilt es, diese zu behandeln. Besteht ein nachweislicher Mangel an Nährstoffen wie Vitamin B12 oder Folsäure, sollte dieser ausgeglichen beziehungsweise die Ursache dafür behoben werden. Auch wenn sich Schmerzen und andere Symptome einer Polyneuropathie oft nicht vollständig beseitigen lassen, so ist es doch in vielen Fällen möglich, sie zu lindern.

Die Rolle von Vitalstoffen bei Polyneuropathie (PNP)

Die ausreichende Versorgung mit Vitalstoffen spielt auch bei der Polyneuropathie (PNP) eine entscheidende Rolle. Daher ist die gezielte Zusatztherapie mit Vitaminen und Vitalstoffen für eine verbesserte Nervenfunktion besonders wichtig. Durchblutungsförderung und die Versorgung mit Antioxidanzien, Aminosäuren, Elektrolyten und den entsprechenden Vitaminen sind wichtige funktionelle Aspekte von Muskeln und Nerven, die durch verschiedene NEM unterstützt werden können. Ginkgo Biloba zeichnet sich durch nachgewiesene protektive Faktoren und eine antioxidative und durchblutungsfördernde Wirkung aus. Ebenso habe die α-Liponsäure einen gewissen Stellenwert in der Behandlung der PNP erlangt. Wichtig sei die Kombination mit Vasoaktiva, aber auch anderen Therapien (z.B. physikalische Therapie) und einer in weiterer Folge längerfristigen oralen α-Liponsäure-Therapie. Schließlich spielen auch noch Magnesium und Zink eine wesentliche Rolle bei der Therapie der PNP. Isoliert verabreicht bleibt die Supplementation mit Zink oder Magnesium meist ohne Effekt, eine Kombination mit Antioxidanzien sei deutlich effektiver. Die Höhe der Dosis - speziell bei Magnesium - sei dabei abhängig von der Symptomausprägung. Viele Neuropathiepatienten kommen für eine Zweitmeinung zu mir und ich konnte feststellen, dass Vitamin-B12- und Vitamin-B6-Spiegel viel zu selten erhoben werden. Dabei ist eine Unterversorgung mit diesen beiden Vitaminen häufige Ursache der idiopathischen PNP. Ein Vitamin-B1-Mangel hingegen sei manchmal Ursache einer symmetrischen, distalen, sensomotorischen PNP. Die Ursachen für eine Unterversorgung mit Vitaminen - vor allem dem Vitamin-B-Komplex - können vielfältig sein: Alkohol, Nerven- und Magenschutzpräparate spielen ebenso eine Rolle wie die Auswirkung von Medikamenten, Magenverkleinerungen zur Gewichtsabnahme, chronische Magenerkrankungen, Dünndarmerkrankung oder das Kurzdarmsyndrom. Darüber hinaus zeigten nationale Verzehrstudien, dass 33 % der 14- bis 24-jährigen Frauen und 10-30 % der Senioren die empfohlene tägliche Vitamin-B12-Zufuhr nicht erreichen, 21 % der Männer und 32 % der Frauen eine Vitamin-B1-Unterversorgung aufweisen und 79 % der Männer und 86 % der Frauen zu geringe Mengen an Folsäure zu sich nehmen. Aber auch das Gegenteil hat Doz. Zifko schon gesehen: Ich hatte zwei Patientinnen, die aufgrund von Selbstmedikation mit Vitamin-B-Präparaten massiv überdosiert waren. Dies führte zu einer schmerzhaften sensiblen Polyneuropathie. Ein Jahr nach Absetzen der NEM besserten sich die Beschwerden. Ein Nerv regeneriere sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 1mm pro Tag - die Besserung von Nervenschädigungen dauere lange. Das müsse man auch dem Patienten verdeutlichen. Die Frage nach Zusatztherapien - spezifisch nach NEM - sollte Teil jedes Erstgesprächs sein. Ein kürzlich in Österreich zugelassenes Vitalstoffpräparat aus α-Liponsäure, Ginkgo Biloba, Magnesium, Zink, Vitamin B12, Folsäure, Vitamin E, B6, B1 konnte, unter ärztlicher Aufsicht verabreicht, positive Effekte erzielen. Unsere Erfahrung zeigte, dass eine sinnvolle und im Verlauf meist überraschend gut wirksame Kombination dieser Vitalstoffe zu sehr guten Therapieerfolgen führen kann. Unsere Auswertungen der Beobachtungsstudie zeigten eine sehr gute Verträglichkeit. In Bezug auf Missempfindungen, Überempfindlichkeit und Hautwahrnehmungen profitierten 81 % der PNP-Patienten von diesem NEM. Dabei muss man natürlich noch einen Placeboeffekt von 30 bis 35 % mitkalkulieren. Dieses NEM könne andere therapeutische Maßnahmen nicht ersetzen, erweitere aber therapeutische Optionen bei vielen Neuropathieformen, bei denen die therapeutischen Maßnahmen begrenzt sind. Wichtig beim Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln sind eine gute ärztliche Beratung und regelmäßige Nachverfolgung. Am Beispiel des Vitamins B6 sieht man, dass ein ärztliches Monitoring und die regelmäßige Erhebung der Laborwerte wichtig sind. Auch sollte immer die Interaktion pflanzlicher Substanzen mit Medikamenten beachtet und geprüft werden.

Diagnostik der Polyneuropathie

Daran schließt sich meist eine körperliche und neurologische Untersuchung an, bei der beispielsweise die Reflexe, die Muskelkraft sowie die Empfindsamkeit der Haut im Bereich der Beine und Arme überprüft werden. Bei einer Polyneuropathie treten Empfindungsstörungen meist symmetrisch, also an beiden Beinen gleichermaßen auf. Eine Blutuntersuchung kann unter anderem zeigen, ob zum Beispiel ein Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure besteht oder der Langzeitzuckerwert HbA1c zu hoch ist. Das kann auf mögliche Ursachen der Polyneuropathie hinweisen. Neurologische Untersuchungen wie die Elektroneurografie (etwa zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit) oder Elektromyografie können Aufschluss darüber geben, ob eine Nervenschädigung im Bereich der peripheren Nerven vorliegt. Je nach Situationen veranlasst der Arzt oder die Ärztin gegebenenfalls auch weitere Untersuchungen, etwa eine Gewebeprobe (Biopsie) von Nerven und Muskeln, eine Untersuchung des Hirnwassers (Liquorpunktion), eine Kernspintomografie, eine Ultraschalluntersuchung oder genetische Untersuchungen. Das periphere Nervensystem (PNS) umfasst aus anatomischer Sicht jenen Teil der Nerven, der nicht zum zentralen Nervensystem (ZNS) gehört - also nicht innerhalb des Schädels oder des Wirbelkanals liegt. Die Nerven des PNS sind allerdings funktionell mit dem zentralen Nervensystem verbunden. Sie leiten Impulse aus dem Gehirn und Rückenmark an die zu versorgenden Organe und Gewebe weiter und sorgen damit für eine physiologische Reaktion an den Zielorganen. Das periphere Nervensystem besteht aus zwei unterschiedlichen Anteilen: Das somatische (willkürliche) Nervensystem ist für die Ausführung willkürlicher Bewegungen und für Reflexe zuständig. Bei den meisten Polyneuropathien sind Nerven des willkürlichen Nervensystems betroffen. führen manchmal dazu, dass periphere Nerven geschädigt werden. Eine weitere wichtige Sonderform der Polyneuropathie ist eine Schädigung durch das eigene Immunsystem (autoimmune Ursache) z. B. bei langwierigen intensivmedizinischen Behandlungen (Critical-illness-Polyneuropathie). Insgesamt sind mehr als 200 Auslöser für Erkrankungen aus dem neuropathischen Formenkreis bekannt. Die erworbene Polyneuropathie ist mit Abstand die häufigere Form der Erkrankung - sie entwickelt sich als Folge einer anderen Erkrankung oder durch einen externen Auslöser. Diabetiker sind besonders gefährdet, an einer erworbenen Polyneuropathie zu erkranken. zu Schädigungen der kleinsten Gefäße kommt, die die peripheren Nerven versorgen. Diese sogenannte diabetische Polyneuropathie beginnt oft in den Zehen und Füßen und ist durch und ein herabgesetztes Schmerz- und Temperaturgefühl gekennzeichnet. Die zweite häufige Form der erworbenen Polyneuropathie ist die alkoholische Polyneuropathie oder alkoholbedingte Neuropathie. Dabei kommt es durch die neurotoxischen (nervenschädigenden) Wirkungen chronischen Alkoholkonsums zu funktionellen Beeinträchtigungen der peripheren Nerven. Eine dritte erworbene Polyneuropathie ist die Critical-illness-Polyneuropathie, wo der Körper als Fehlleitung des Immunsystems die Nerven des peripheren Nervensystems schädigt. Dies tritt z. B. im Rahmen langwieriger intensivmedizinischer Behandlungen auf und äußert sich vor allem in schwindender Kraft und Muskelmasse in der Extremitäten- und Rumpfmuskulatur. In schwerwiegenden Formen können weitgehende Bewegungsunfähigkeit und Schluckstörungen resultieren. Mit Beendigung der intensivmedizinischen Behandlung bessert sich der Befund meist wieder, was durch intensive therapeutische Behandlungen gefördert werden kann. Angeborene Polyneuropathien sind dagegen relativ selten. Ihnen liegen vererbbare Krankheiten wie Enzymdefekte, veränderte Proteine oder eine eingeschränkte Nervenleitgeschwindigkeit zugrunde. Sie unterscheiden sich aus diesem Grund meist auch in der Symptomatik von den erworbenen Polyneuropathien. Zu Beginn der Krankheit nehmen Patienten in Fingern, Händen, Zehen und Füßen ein Kribbeln oder Taubheitsgefühle wahr. Oft werden diese Symptome von Schmerzen oder Krämpfen begleitet. Im Verlauf der Erkrankung kommt es ohne Behandlung zur Verschlimmerung der Symptomatik, vor allem des Schmerzempfindens. Die Diagnostik der Krankheit erfordert einige Erfahrung. Der behandelnde Arzt wird Sie zunächst zu Ihrer medizinischen Vorgeschichte und der Intensität und Dauer der Beschwerden befragen, um Hinweise auf mögliche Ursachen zu finden. Gegebenenfalls wird der Neurologe auch untersuchen, ob eine schwere Nierenerkrankung vorliegt, die ebenfalls als Verursacher einer Polyneuropathie in Frage kommt. Gegen die Schmerzsymptomatik werden Pregabalin oder Gabapentin sowie alternativ Duloxetin oder Amitriptylin eingesetzt. Diese Medikamente modifizieren die Schmerzwahrnehmung auf unterschiedlichen Wegen und haben sich als effektiver gegenüber klassischen Schmerztabletten erwiesen. Hierzu bedarf es der Unterstützung eines erfahrenen Neurologen oder Schmerztherapeuten. Die Frage, ob eine Heilung der Polyneuropathie möglich ist, lässt sich leider nicht eindeutig beantworten. Sie hängt unter anderem vom Zeitpunkt der Diagnose, der zugrundeliegenden Erkrankung und dem Ausmaß der bereits bestehenden Nervenschädigung ab. Wenn bisherige Behandlungen nicht zur gewünschten Beschwerdefreiheit geführt haben, ist ein Reha-Aufenthalt eine sinnvolle therapeutische Ergänzung.

Lesen Sie auch: Neueste Erkenntnisse: Kampf gegen Parkinson

tags: #kampf #gegen #neuropathie #ursachen