Die Arbeitswelt ist vielfältigen Belastungen ausgesetzt, die sich zunehmend auf die psychische Gesundheit der Arbeitnehmer auswirken. Die Zahl der Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen ist in den vergangenen 20 Jahren stark gestiegen. Ein Großteil dieser Fälle geht dabei auf eine Depression zurück. Im Jahr 2018 stellten sie laut BKK Gesundheitsmonitor bereits die zweithäufigste Diagnosegruppe für eine Arbeitsunfähigkeit dar. Dennoch scheuen sich viele Arbeitnehmer, eine Krankschreibung wegen Depression einzuholen. Zu groß ist die Angst vor möglichen negativen Auswirkungen auf das Arbeitsverhältnis. Dieser Artikel beleuchtet die Thematik der Krankschreibung bei psychischen Erkrankungen, insbesondere Depressionen, und geht der Frage nach, welche Rolle Neurologen dabei spielen können.
Depression: Eine ernstzunehmende Erkrankung
Eine Depression ist eine schwere seelische Erkrankung. Betroffene fühlen sich extrem niedergeschlagen und erschöpft, verlieren ihren Antrieb und oft jegliche Interessen. Ohne Behandlung tritt in der Regel keine Besserung ein. Eine Depression kann sogar lebensbedrohliche Formen annehmen: Etwa zehn bis 15 Prozent der Patienten mit Depression sterben durch Suizid.
Die Ursachen für eine Depression sind bis heute noch nicht genau geklärt. Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass die psychische Erkrankung auf ein Wechselspiel zwischen neurobiologischen und sozialen Faktoren zurückzuführen ist. Depressionen gehen zudem häufig mit körperlichen Symptomen einher, die keine erkennbaren organischen Ursachen haben. Die Depression äußert sich zum Beispiel durch unspezifische Schmerzen, Magen- und Darmbeschwerden oder Herz-Kreislauf-Störungen.
Die grundsätzlichen Symptome einer Depression sind zwar bekannt, allerdings können die Anzeichen recht unspezifisch ausfallen und sich von Person zu Person unterscheiden. Aus diesem Grund dauert es in vielen Fällen einige Zeit, bis überhaupt eine Krankschreibung wegen einer Depression ausgestellt wird. Von einer Depression sprechen Mediziner, wenn die niedergeschlagene Stimmung stark ausgeprägt ist, fast ununterbrochen anhält und mindestens zwei Wochen andauert.
Damit sich das psychische Befinden bessert, empfiehlt es sich, zeitnah nach psychologischer Unterstützung und einer entsprechenden Behandlung Ausschau zu halten. Diese erfolgt in der Regel durch eine ambulante oder stationäre Psychotherapie sowie durch geeignete Antidepressiva.
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Hauptsymptome und Zusatzsymptome einer Depression
Ein Arzt stellt die Diagnose Depression, wenn Menschen über einen Zeitraum von minimal zwei Wochen an mindestens fünf der zehn hier genannten Symptome leiden. Eines davon muss zwingend ein Hauptsymptom sein.
Hauptsymptome:
- Gedrückte, depressive Stimmung
- Interessen- oder Freudlosigkeit
Zusatzsymptome:
- Antriebslosigkeit und Erschöpfung
- Geringe Konzentrationsfähigkeit
- Ausgeprägte Selbstzweifel
- Ausweglosigkeit
- Suizidgedanken
- Schlafstörungen
- Appetitlosigkeit
- Innere Unruhe
Folgende weitere körperliche Symptome können bei einer Depression auftreten:
- Müdigkeit
- Gewichtsverlust oder -zunahme
- Verlust der Libido
- Erhöhte Empfindlichkeit für Schmerzen
Ursachen, Auslöser und Symptome einer Depression
In den meisten Fällen entsteht eine Depression nicht durch einen einzigen Auslöser. In der Regel spielen mehrere Faktoren zusammen, damit eine Depression entstehen kann. Laut Stiftung Deutsche Depressionshilfe spielen psychosoziale und neurobiologische Aspekte beim Entstehen einer Depression zusammen. Deshalb muss im Rahmen der Diagnose und der anschließenden Therapie stets sowohl auf der körperlichen (neurobiologischen) als auch auf der psychosozialen Seite nach möglichen Ursachen geforscht werden.
Psychosoziale Auslöser einer Depression können traumatische Erlebnisse (wie z.B. erlebter Missbrauch) sein, die Menschen verletzlicher machen. Überlastungen am Arbeitsplatz, in der Familie oder der Verlust geliebter Menschen können eine Depression auslösen. In diesen Fällen kann eine Psychotherapie (z. B. eine kognitive Verhaltenstherapie) helfen.
Neurobiologische Ursachen einer Depression sind etwa körperliche Veränderungen oder Veränderungen des Gehirns. Hierbei spielen die Stresshormone und ein Ungleichgewicht anderer Botenstoffe im Gehirn eine wichtige Rolle. In diesen Fällen kann eine medikamentöse Therapie mit Antidepressiva helfen.
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Krankschreibung bei Depression: Wer ist zuständig?
Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bei einer Depression erhalten Betroffene entweder von ihrem Hausarzt oder einem Facharzt. Auch Tele-Mediziner können Krankschreibungen ausstellen. Das kann für Patienten eine gute Alternative zum Arztbesuch sein, wenn zum Beispiel der Gang zum Arzt kaum zu bewältigen erscheint. Bei TeleClinic nehmen die Patienten via Online-Chat, Telefon oder Video-Call zunächst Kontakt zu einer medizinischen Assistenz auf. Die Online-Ärzte stellen aber nicht nur Krankenschreibungen aus.
Normalerweise ist der Hausarzt der primäre Ansprechpartner für eine erste Einschätzung der Situation. Auch weil hier in der Regel ein enges Vertrauensverhältnis zwischen Patient:in und Arzt besteht. Der Hausarzt wird dann - falls nötig - eine Überweisung zu einem Facharzt ausstellen. Eine Krankschreibung bei diagnostizierter Depression stellt der Hausarzt aus.
Auch Fachärzt:innen für Psychiatrie und Psychotherapie, Fachärzt:innen für Psychiatrie und Neurologie und Fachärzt:innen für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie stellen Krankschreibungen bei Depression aus. Alle genannten Arztgruppen behandeln auch an Depression erkrankte Menschen.
Die Rolle des Neurologen
Ärzte für Neurologie sind Spezialisten für die Erkennung und Behandlung von Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS), des peripheren Nervensystems (PNS) und der Muskulatur. Obwohl für die Behandlung psychischer Erkrankungen in erster Linie Psychiater zuständig sind, kümmern sich Neurologen auch um die seelischen Folgen neurologischer Erkrankungen. Viele Neurologen sind auch Ärzte für Psychiatrie.
Kann also ein Neurologe krankschreiben? Ja, Fachärzt:innen für Psychiatrie und Neurologie können Krankschreibungen bei Depressionen ausstellen.
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Abgrenzung zu Psychologen und Psychotherapeuten
Es ist wichtig zu beachten, dass Psychologen keine Ärzte sind und daher keine Krankschreibungen ausstellen dürfen. Sie können jedoch eine Empfehlung für eine Krankschreibung aussprechen, die dann dem Hausarzt vorgelegt werden kann. Psychotherapeuten dürfen ebenfalls keine Krankschreibungen ausstellen.
Dauer der Krankschreibung bei Depression
Die Dauer der Krankschreibung bei Depression ist individuell stark unterschiedlich und hängt vom persönlichen Krankheitsverlauf ab. Bei einer leichten Depression können Patienten eventuell wenige Wochen nach Therapiebeginn wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Im schlimmsten Fall allerdings kann eine Depression sogar zur Arbeitsunfähigkeit führen. Dann ist eine Frühverrentung denkbar. Mehr als 40 Prozent der gesundheitsbedingten Frühverrentungen 2021 waren psychisch bedingt.
Worauf sollten Arbeitnehmer bei einer Krankschreibung wegen Depression achten?
Wer aufgrund einer Depression krankgeschrieben wird, muss wie bei jeder anderen Krankschreibung auch unverzüglich den Arbeitgeber über den Arbeitsausfall informieren und die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorlegen. Arbeitnehmer sind allerdings nicht dazu verpflichtet, ihrem Chef den Grund für die Krankschreibung zu nennen. Der Arbeitgeber muss also nichts von der Diagnose Depression erfahren.
Stellt ein Psychologe oder Psychiater die AU aus, können Arbeitnehmer vom Hausarzt eine Krankschreibung für den gleichen Zeitraum einholen. Erfolgt die Behandlung der Depression in einer allgemeinen Klinik, können sich Arbeitnehmer eine neutrale AU geben lassen.
Sechs Wochen im Jahr dürfen Arbeitnehmer krank sein, ohne einen Jobverlust befürchten zu müssen. Im Anschluss übernimmt die Krankenkasse die Lohnfortzahlung und es droht auch nicht sofort die Kündigung. Wie es bei länger andauernder Depression am Arbeitsplatz weitergeht, hängt von der individuellen Prognose ab. Bei der Suche nach Lösungen kann auch der Betriebsarzt weiterhelfen.
Schlechtes Gewissen wegen Krankschreibung bei Depression?
Wenn sich Beschäftigte nach der Diagnose Depression krankschreiben lassen, ist das völlig legitim - es handelt sich dann nicht um alltägliche Schwankungen des Befindens, die Menschen immer wieder erleben, sondern um eine Krankheit. Trotz der in den letzten Jahren verstärkten Aufklärungsarbeit rund um das Thema Depressionen sprechen viele betroffene Beschäftigte nach wie vor nur ungern über ihre Erkrankung. Wichtigster Grund dafür ist die Furcht vor einer Stigmatisierung am Arbeitsplatz durch Kolleg:innen und Vorgesetzte. Deshalb scheuen viele Erkrankte die Krankschreibung, weil sie Angst haben, ihren Job zu gefährden.
Um es deutlich zu sagen: Die Ursache einer Krankschreibung geht den Arbeitgeber nichts an. Egal, ob es sich um eine Covid-19-Infektion, einen grippalen Infekt oder eine Depression handelt. Wenn an einer Depression leidende Beschäftigte ihren Arbeitgeber lieber im Unklaren über die Diagnose lassen möchten, werden sie die Krankschreibung vom Hausarzt vornehmen lassen und lieber auf den Praxisstempel eines Facharztes für Psychotherapie verzichten. Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für den stationären Aufenthalt in einer Klinik kann grundsätzlich neutral sein.
Urlaub während der Krankschreibung
Menschen, die an einer Depression leiden, dürfen während ihrer Erkrankung und während der Therapie all das tun, was zu ihrer Genesung beiträgt. Dazu zählen auch körperliche Aktivitäten wie Sport, Konzert- oder Kinobesuche. Auch Urlaub während einer Krankschreibung ist in der Regel erlaubt, wenn dadurch die Genesung nicht behindert wird. Während einer Depression kann der Urlaub durchaus der Gesundheit dienen und eine „Luftveränderung“ in der schwierigen persönlichen Lage helfen.
Burnout und Krankschreibung
Gestresst und ausgebrannt: Ein Burnout wird immer häufiger bei Arbeitnehmern diagnostiziert. Diese Art der Depression tritt vor allem dann auf, wenn durch zu viel Belastung und Stress die Psyche der Arbeitnehmer nicht mehr mitmacht. Da sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit entscheidend für ein glückliches und erfolgreiches (Berufs-)Leben sind, müssen sich Arbeitnehmer, die an einem Burnout erkrankt sind, entsprechend auskurieren.
Diagnose Burnout: Der Weg ist lang
„Das“ Krankheitsbild bei Burnout-Patienten gibt es nicht. Wie sich die Burnout-Erkrankung äußert, hängt vom individuellen Fall ab. Hinreichend bekannt sind zum Beispiel Schlafprobleme, Depressionen, Ermüdungszustände oder Kopfschmerzen. Für sich genommen leicht zu erkennen, sind die Symptome in ihrem Zusammenspiel oft nicht so eindeutig zuzuordnen. Das kann für Arbeitnehmer also eine längere Zeit bedeuten, bis die letztendliche Diagnose Burnout gestellt werden kann.
Sind Arbeitnehmer noch nicht in Therapie und befinden sich noch am Beginn der Diagnosephase, so ist es oftmals der Hausarzt, der die Krankschreibung wegen oben genannter Symptome ausstellt. Tritt die Krankschreibung in wiederholtem Fall auf, kann es für Burnout-Patienten allerdings schwierig werden, dauerhaft vom Hausarzt krankgeschrieben zu werden. Eine begleitende Therapie ist in den meisten Fällen sinnvoll. Daher verweisen Hausärzte oft an Neurologen oder Psychiater. Wichtig: Fachärzte dürfen Ihnen auch eine Krankschreibung ausstellen, wohingegen Psychotherapeuten eine solche Bescheinigung nicht ausstellen dürfen.
Vorgehensweise bei Krankschreibung wegen Burnout
Mit einer Diagnose, die die seelische Gesundheit und somit auch Teile der Leistungsfähigkeit im Job betreffen, tun sich viele Arbeitnehmer schwer. Was muss der Arbeitgeber wissen? Wie offen muss ich sein? Grundsätzlich gilt: Warum Sie krank sind, geht niemanden etwas an. Wie lange Sie krank sind beziehungsweise wie lange Ihre Krankheit vermutlich dauert, hingegen schon. Denn Ihr Arbeitgeber muss Ihren Arbeitsausfall entsprechend abfangen und somit planen können. Je nachdem, welches Vertrauensverhältnis zwischen Ihnen und Ihrem Arbeitgeber herrscht, bietet es sich allerdings an, offen mit dem Arbeitgeber über die Erkrankung und ihre Folgen zu sprechen. Oftmals gibt es Möglichkeiten oder Hebel auf beiden Seiten, zukünftig für Verbesserungen zu sorgen, sodass zumindest das Arbeitsverhältnis das Krankheitsbild nicht noch verschlimmert.
Was Arbeitgeber tun können
Unternehmen, die Wert auf die langfristige Gesundheit ihrer Mitarbeitenden legen, nehmen das Thema Prävention ernst. Hierbei muss unterschieden werden zwischen „Wellbeing“-Maßnahmen, Maßnahmen gegen Burnout oder Stress und Maßnahmen zum Umgang mit psychischen Erkrankungen.
Fachleute gehen davon aus, dass all diese Programme zwar gut gemeint sind, im Alltag aber nur einen geringen Schutzeffekt haben. Dennoch kann eine offene und transparente Atmosphäre, eine sachliche Information der Belegschaft und vor allem kompetente Personalverantwortliche den betroffenen Mitarbeitenden der Weg zu einer effektiven Behandlung erleichtert werden.
Mit kluger Führung das Risiko für Depressionen am Arbeitsplatz senken
Die Krankheit Depression sollte im Unternehmen kein Tabu-Thema sein. Je schneller eine Depression erkannt und behandelt werden kann, desto besser für beide Seiten. Der Mitarbeitende erscheint nicht krank am Arbeitsplatz und quält sich nicht unnötig durch den Arbeitstag. Unternehmen vermeiden hohe Folgekosten durch Präsentismus und Absentismus.
Jedes Unternehmen kann durch eine nicht-stigmatisierende und offene Unternehmenskultur dazu beitragen, dass Rückfallrisiko zu minimieren.
Konkrete Tipps:
- HR muss grundsätzlich fachlich über das Thema Depression informiert sein
- HR sollte kompetente und verantwortliche Ansprechpartner:innen innerhalb der Personalabteilung benennen
- HR kann einen Handlungsleitfaden zum Umgang mit Depression am Arbeitsplatz entwickeln
- HR kann Schulungen ins Leben rufen
- HR kann initiativ werden und Mitarbeitende aktiv ansprechen, wenn Veränderungen bemerkt werden
- HR kann Betroffene motivieren und unterstützen, sich professionelle Hilfe zu holen
Krankschreibung wegen Stress
Ständige Erreichbarkeit, hoher Leistungsdruck, zu wenig Ausgleich im Job - diese und viele weitere Faktoren sind unter anderem dafür verantwortlich, dass immer mehr Menschen sich aufgrund von psychischen Erkrankungen krankschreiben lassen. Die Dauer einer Krankschreibung aufgrund psychischer Belastung beträgt im Schnitt 38,9 Tage, kann aber individuell stark variieren. Doch geht es auch früher, sich krankschreiben zu lassen - sprich: bei zu viel Stress?
Ist eine Krankschreibung wegen Stress "ok"?
Ok und sogar gut ist, was dazu beiträgt, Deine Gesundheit langfristig zu erhalten. Wenn also eine Krankmeldung dazu beiträgt, Deine Leistungsfähigkeit wieder herzustellen und die psychischen Auswirkungen von dauerhaftem Stresserleben zu reduzieren, gibt es keinen Grund, sich deshalb selbst ein schlechtes Gewissen einzureden. Das Gute ist: Den Grund für eine Arbeitsunfähigkeit musst Du Deinem Arbeitgeber nicht mitteilen. Ob Du wegen körperlicher oder psychischer Probleme arbeitsunfähig geschrieben wirst, macht also keinen Unterschied. Auch aus der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) selbst wird nicht ersichtlich, aus welchem Grund Du ausfällst. Lediglich die Ausfertigung für die Krankenkasse beinhaltet diese Information.
Psychische Erkrankungen sind auch heute noch gesellschaftlich nicht so akzeptiert wie physische. Deshalb geht für viele Arbeitnehmende die Vorstellung, sich wegen psychischer Belastung infolge von starkem Stress krankzumelden, mit einem Gefühl von Scham einher. Zumal nicht bei jedem Menschen die gleichen Stressoren zur gleichen Belastung führen:
Die individuelle psychische Widerstandskraft, auch Resilienz genannt, spielt hier eine große Rolle. Die Angst vor Stigmatisierung, Unverständnis von Kolleg:innen, die Angst vor einer Kündigung - aber auch ein Gefühl, der eigenen beruflichen Rolle und den Erwartungen von außen nicht gerecht zu werden: All das trägt oft dazu bei, dass wir so lange “ausharren”, bis es nicht mehr geht.
Symptome von Stress
Es einfach “auszuhalten” ist natürlich nicht gerade sinnvoll. Du solltest nicht davor zurückschrecken, Dich wegen akuter Erschöpfung oder anderer psychischer Probleme krankschreiben zu lassen. Denn wissenschaftliche Studien zeigen, dass vor allem chronischer Stress mit einer Vielzahl körperlicher und psychischer Beschwerden im Zusammenhang steht:
- Erschöpfung
- Kopfschmerzen
- Kreislaufprobleme
- Verspannungen
- Rückenschmerzen
- Magenschmerzen
- Verdauungsbeschwerden oder
- Schlafstörungen
Langfristig kann der Stress Dich in ein Burnout führen, das in der Regel zu einer länger andauernden Arbeitsunfähigkeit mündet und auch im Privatleben deutliche Spuren hinterlässt. Daher sollte die eigene Gesundheit immer Priorität haben vor Anforderungen des Arbeitgebers oder auch den eigenen Ansprüchen an sich selbst.
Wenn die belastenden Faktoren kontinuierlich aufs Gemüt schlagen und sich sogar psychische und körperliche Erschöpfungssymptome zeigen, ist es an der Zeit, sich eine Verschnaufpause zu gönnen. Hier spielen vor allem Faktoren, wie die persönliche Resilienz, mit rein und ob Du Symptome schon länger ignorierst.
Besitzt Du wirksame Strategien, um mit Deiner psychischen Belastung umzugehen, kann eine Krankschreibung von einigen Tagen bereits hilfreich sein. Vorausgesetzt, Du nutzt die Zeit effektiv für Dich. Im Falle eines Burnouts kann eine Krankschreibung jedoch auch mehrere Monate andauern.
Wende Dich am besten vertrauensvoll an Deinen Arzt und schildere Deine Situation etwas genauer. Nur so kann er oder sie genau einschätzen, was zu tun ist.
Warum ist eine Krankschreibung wegen Stress sinnvoll, aber nicht die endgültige Lösung?
Jedoch ist eine Krankschreibung infolge von Stress meist keine endgültige Lösung. Oft haben wir auf die äußeren Bedingungen, die möglicherweise zu einer psychischen Belastung beitragen, keinen Einfluss. Umso wichtiger ist es, zu erkennen, was wir tatsächlich verändern und wie wir das konkret angehen können. Es kann helfen, sich langfristige, professionelle Hilfe zu suchen, die über ein Arztgespräch im Rahmen der Krankschreibung hinausgeht. Andernfalls verfällt man oft schnell in die immer gleichen Denk- und Handlungsmuster zurück. Wer ein Bewusstsein für ineffiziente Denkprozesse entwickelt und an diesen arbeitet, ist ebenfalls im Vorteil - denn so können wir deutlich gesünder mit Stress umgehen.
So oder so ist es gut, die entsprechenden Warnsignale rechtzeitig wahrzunehmen und entsprechend zu handeln - um den gesundheitlichen Folgen von chronischem Stress und einer möglicherweise langfristigeren psychischen Belastung entgegenzuwirken.
Was kann ich ansonsten noch tun? Und wann sollte ich aktiv werden?
Stress lässt sich nicht dauerhaft vermeiden - weder im Beruf noch im Leben. Und das muss er auch gar nicht. Dass wir auf Anforderungen mit Herzklopfen oder zum Beispiel Verdauungsproblemen reagieren, zwischendurch unkonzentriert oder gereizt sind, ist völlig normal und manches davon evolutionstheoretisch sogar sinnvoll.
Ein Leben ohne Stress ist weder möglich noch sinnvoll. Wichtig ist es jedoch, einen gesunden Umgang mit stressigen Situationen zu finden. Das kann von der Anwendung der Losgelösten Achtsamkeit bis hin zur grundlegenden Strukturierung des beruflichen Alltags reichen.
In jedem Fall solltest Du nicht erst dann tätig werden, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist und Du kurz vorm Burnout stehst. Eine gute Idee ist, vorbeugend und gezielt ausgleichende Aktivitäten in den Tagesablauf zu integrieren. Im Idealfall bevor sich erste psychische oder körperliche Auswirkungen zeigen. Aber gerade dann gilt: Schamgedanken ignorieren - denn sie sind weder hilfreich noch zielführend - eigene Denk- und Handlungsmuster hinterfragen und die eigene Gesundheit wieder zu priorisieren.
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