Demenz ist ein Syndrom, das durch den Abbau kognitiver Funktionen und Alltagskompetenzen gekennzeichnet ist. Sie ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Überbegriff für verschiedene Erkrankungen, die mit einem fortschreitenden Verlust geistiger Fähigkeiten einhergehen. Obwohl es derzeit keine Heilung für Demenz gibt, können Behandlungen helfen, die Symptome zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Einführung
Die Demenz ist ein fortschreitender Abbau erworbener intellektueller und kognitiver Fähigkeiten, der zu Beeinträchtigungen im Alltag führt und länger als 6 Monate anhält. Die Prävalenz der Demenz steigt mit dem Alter. Etwa 8 % der 65-Jährigen und mehr als 30 % der 90-Jährigen sind an Demenz erkrankt. Die Alzheimer-Demenz ist mit 50-70 % die häufigste Form, gefolgt von der vaskulären Demenz mit 15-25 %. Risikofaktoren für Demenz sind unter anderem Diabetes, Hypertonie, Adipositas, Rauchen und ein niedriges Bildungsniveau.
Motorische Symptome der Demenz
Eine Demenz geht weit über den Verlust der geistigen Fähigkeiten hinaus. Sie beeinträchtigt die Wahrnehmungen, das Verhalten und Erleben der Betroffenen - das gesamte Sein des Menschen. Im Laufe der Zeit können auch motorische Symptome auftreten, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.
Bewegungsdrang und Unruhe
Im mittleren Stadium der Demenz zeigen viele betroffene Menschen einen ausgeprägten Bewegungsdrang, gepaart mit starker Unruhe. Sie laufen beispielsweise unablässig die Gänge entlang oder erkunden verschiedene Zimmer und Orte. Mögliche Ursachen sind innere Anspannung oder Nervosität, die oftmals durch krankhafte Veränderungen im Gehirn hervorgerufen werden. Hinzu kommt, dass das Gehen für sie von besonderer Bedeutung ist. Es gehört zu den wenigen Tätigkeiten, die noch selbstständig ausgeführt werden können. Gehen stärkt ihr Selbstwert- und Körpergefühl, gibt ihnen eine gewisse Entscheidungsfreiheit und wirkt sich positiv auf ihre Stimmung aus. Schlafstörungen und die zunehmende Unfähigkeit, Tag und Nacht zu unterscheiden, führen häufig dazu, dass sich „Gehen“ und „Wandern“ auch auf die Nacht ausdehnen. Das ständige Hin-und-her-Laufen kann die Nerven der betreuenden Personen stark strapazieren. Wandern Menschen mit Demenz auch nachts umher, besteht die Gefahr, dass die Gesundheit und das Wohlbefinden der gesamten Familie leiden. Bewegungsmelder zeigen an, wenn die Person das Zimmer verlässt.
Gangunsicherheit und Stürze
Patient:innen mit fortgeschrittener Demenz entwickeln häufig Schwierigkeiten beim Gehen oder können bei Demenz plötzlich nicht mehr laufen. Der Gang ist unsicher und mitunter schwankend. Die Gangart ist eher kleinschrittig und instabil, was ein erhöhtes Sturzrisiko zur Folge hat. Das größte Problem aber ist, dass pausenloses Umherlaufen Stürze oder gar Frakturen zur Folge haben kann.
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Grobmotorische Einschränkungen und Koordinationsschwierigkeiten
Dazu kommen grobmotorische Einschränkungen und Schwierigkeiten bei der Koordination - beispielsweise greifen Betroffene häufig ins Leere oder haben Schwierigkeiten, mit beiden Händen zwei verschiedene Bewegungen gleichzeitig auszuführen.
Eingesunkene Körperhaltung
Die Körperhaltung bei Demenz im fortgeschrittenen Stadium ist eingesunken, weil Betroffene nicht mehr in der Lage sind, den Kopf aufrecht zu halten. Die schiefe Körperhaltung geht mit einem teilnahmslosen Gesichtsausdruck bei Demenz einher, die Gesichtszüge wirken wie eingefroren.
Verlust der Feinmotorik
Allmählich kommt es auch zum Verlust der Feinmotorik, das heißt: Solche Tätigkeiten, die etwas Geschick oder Präzision erfordern, sind ohne Unterstützung nicht mehr möglich. Dazu zählen beispielsweise das Essen mit Messer und Gabel, das An- und Ausziehen von Kleidung und das tägliche Waschen und Zähneputzen.
Schluckstörungen
Bei Demenzkranken im fortgeschrittenen Stadium ist oftmals die neurologische Steuerung jener Muskeln einschränkt, die am Schluckvorgang beteiligt sind. Schluckstörungen, sogenannte Dysphagien, treten daher im Zuge einer Demenz sehr oft auf. Die Folge: Betroffene verschlucken sich häufig, was das Risiko für eine Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) erhöht. Außerdem kann eine Dysphagie auch zur Nahrungsverweigerung und schlimmstenfalls zu Dehydrierung, Mangelernährung und damit einhergehend zu einer allgemeinen Verschlechterung des Gesundheitszustands führen.
Ursachen für motorische Symptome bei Demenz
Die Ursachen für motorische Symptome bei Demenz sind vielfältig und hängen von der jeweiligen Demenzform und dem Stadium der Erkrankung ab.
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Schädigung von Nervenzellen im Gehirn
Alle Demenzformen gehen mit einem Verlust bzw. Abbau von Nervenzellen und neuronalen Verbindungen einher und sind mit einem Untergang von Hirngewebe assoziiert. Die Schädigung bestimmter Hirnregionen, die für die Steuerung von Bewegung zuständig sind, kann zu motorischen Störungen führen.
Neurodegenerative Prozesse
Bei neurodegenerativen Demenzen wie der Alzheimer-Krankheit, der Lewy-Körper-Demenz und der frontotemporalen Demenz kommt es zu einem fortschreitenden Abbau von Nervenzellen im Gehirn. Dieser Abbau kann auch die motorischen Fähigkeiten beeinträchtigen.
Vaskuläre Schäden
Bei vaskulären Demenzen werden die Nervenzellen durch Durchblutungsstörungen im Gehirn geschädigt. Dies kann zu einer Vielzahl von neurologischen Ausfällen führen, einschließlich motorischer Störungen.
Medikamente
Manche Medikamente können als Nebenwirkung oder entgegen der erwarteten beruhigenden Wirkung zum Gegenteil führen und Bewegungsdrang auslösen.
Andere Faktoren
Weitere Faktoren, die zu motorischen Symptomen bei Demenz beitragen können, sind:
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- Schmerzen
- Unwohlsein
- Einsamkeit und Langeweile
- Verunsicherung
Umgang mit motorischen Symptomen bei Demenz
Der Umgang mit motorischen Symptomen bei Demenz erfordert ein hohes Maß an Geduld, Einfühlungsvermögen und Fachwissen. Es ist wichtig, die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Betroffenen zu berücksichtigen und die Maßnahmen entsprechend anzupassen.
Reduzierung von Gefahrenquellen
Um Stürze möglichst zu vermeiden, sollte man Stolperfallen wie lose Teppiche entfernen, Handläufe in der Wohnung anbringen, und ihnen auch im Haus feste Schuhe anziehen.
Förderung von Bewegung und Aktivität
Regelmäßige Bewegung und Aktivität können helfen, die motorischen Fähigkeiten zu erhalten und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Geeignete Aktivitäten sind beispielsweise Spaziergänge, Gymnastik, Tanzen oder Gartenarbeit.
Anpassung der Umgebung
Eine demenzgerechte Gestaltung der Umgebung kann dazu beitragen, die Orientierung und Sicherheit der Betroffenen zu verbessern. Dazu gehören beispielsweise eine gute Beleuchtung, eine klare Beschilderung und die Beseitigung von Hindernissen.
Medikamentöse Behandlung
In einigen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung der motorischen Symptome sinnvoll sein. Beispielsweise können Schmerzmittel bei Schmerzen helfen oder Medikamente zur Behandlung von Parkinson-Symptomen bei der Lewy-Körper-Demenz eingesetzt werden.
Nicht-medikamentöse Therapien
Neben der medikamentösen Behandlung gibt es eine Reihe von nicht-medikamentösen Therapien, die bei motorischen Symptomen bei Demenz hilfreich sein können. Dazu gehören beispielsweise:
- Physiotherapie
- Ergotherapie
- Logopädie
- Musiktherapie
- Kunsttherapie
Unterstützung und Entlastung für Angehörige
Die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz ist eine große Herausforderung für Angehörige. Es ist wichtig, dass sie sich Unterstützung und Entlastung suchen, um ihre eigenen Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen. Es gibt eine Vielzahl von Angeboten für Angehörige von Menschen mit Demenz, wie beispielsweise Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, Tagespflegeeinrichtungen und Kurzzeitpflegeeinrichtungen.
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